Die Kirche

Louis-Ferdinand Celine, geboren 1894 in Courbevoie, gestorben 1961 in Meudon.
Nach seiner Entlassung aus der Armee war er 1916/1917 als Verwalter auf einer Plantage in Schwarzafrika tätitg. Wieder zurück in Frankreich studierte er Medizin und arbeitete als Arzt für den Völkerbund. 1927 verließ er den Völkerbund und ließ sich als Armenarzt in Clichy bei Paris nieder. 1932 erschien sein berühmter erster Roman "Reise ans Ende der Nacht". Ab 1937 entzweite sich das intellektuelle Paris mit ihm, weil er neben seinen Romanen antisemitische Pamphlete verfasste.

Aus dem 1. Akt:
CLAPOT: Wie wollen Sie das wissen? Sie haben keine Untersuchungen angestellt. Er kam aus den englischen Kolonien. Vor fünf Tagen war er aufgebrochen; es ist völlig klar: er ist an Gelbfieber gestorben. Bei den Engländern haben sie immer Gelbfieber. Hier haben wir keine Lungenpest. Lungenpest? Mein Lieber, das ist ja zum Lachen! In der Mandschurei gibt es Lungenpest! Aber nicht auf dem 2. Breitengrad über dem Äquator. Nein wirklich, ich muß schon bitten, verbreiten Sie nicht das Gerücht, wir hätten die Lungenpest in Bragamanza! Unsere Kolonien befinden sich in vollem wirtschaftlichen Aufschwung. Sie wollen doch nicht, daß wir in dem Moment unter Quarantäne gestellt werden, wo wir trotz der Krise im Laufe des nächsten Monats 200 Tonnen Erdnüsse exportieren können ... Und der kleien Stabsarzt, der ist an Pocken gestorben, völlig normal; das alles wird schnellstens vertuscht, und das Land wird wieder das sein, was es war: ein ganz und gar gesundes Land!