Böse Leute (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 2. Auflage
368 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42822-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Böse Leute -  Dora Heldt
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Band 1 der Inselkrimireihe von Bestsellerautorin Dora Heldt  Nordsee-Cosy-Crime mit Spannung, Witz und dem skurrilsten Detektivquartett seit der Gründung von Westerland Der erste Fall für Ex-Hauptkommisar Karl Sönnigsen und sein gewitztes Ermittlerteam! Für Leser von Krischan Koch, Gisa Pauly und Rita Falk. Sylt wird von einer mysteriösen Einbruchserie erschüttert: Nicht die millionenschweren Luxusvillen werden überfallen, sondern die Häuser älterer, alleinstehender Frauen. Die Polizei ist ratlos. Ex-Hauptkommissar Karl Sönnigsen will den ehemaligen Kollegen unter die Arme greifen - und zwar auf seine ganz eigene Art: Mit Freund Onno, Strohwitwe Charlotte und seiner langjährigen Bekannten Inge stellt Karl ein mit allen Wassern gewaschenes Ermittlerteam auf die Beine. »Dora Heldt kann auch Krimi.« Beate Rottgardt in den Ruhr Nachrichten »Eine charmante Geschichte mit gewohnt liebenswerten Charakteren.« Hörzu

Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a. >Urlaub mit Papa<, >Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt< oder >Drei Frauen am See<, >Drei Frauen, vier Leben<) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.
Spiegel-Bestseller

Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a. ›Urlaub mit Papa‹, ›Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt‹ oder ›Drei Frauen am See‹, ›Drei Frauen, vier Leben‹) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.

Samstagmorgen in Münster,
unter hellem Frühlingshimmel

Der Seehund aus Plüsch hatte nur noch drei Barthaare. Maren überlegte, bei welchen Gelegenheiten er seine anderen wohl verloren hatte. Sie konnte sich nicht erinnern. Behutsam legte sie ihn auf die in Seidenpapier eingeschlagenen Weingläser und verschloss den Umzugskarton. Hier war der Seehund sicher. Der Edding quietschte, als sie das Wort »Küche« auf die Pappe schrieb, dann legte sie den Stift zur Seite und schob den Karton aufatmend an die Wand. Geschafft. Bis auf wenige Kleidungsstücke, die Kaffeemaschine und ein bisschen Frühstücksgeschirr, das sie gleich noch für die Umzugsleute brauchte, hatte sie ihren gesamten Hausstand in Kartons verpackt. Zweiundvierzig Kartons, in denen ihr ganzes Leben steckte. Es sah gar nicht so viel aus.

Maren stopfte den Rest des Verpackungsmaterials in eine Tüte und warf einen Blick auf die Uhr. In fünfzehn Minuten würde der Umzugswagen ankommen, sie hatte mal wieder ein perfektes Timing hingelegt. Zufrieden ging sie durch die leere Wohnung, um noch einmal alles zu kontrollieren, dann griff sie zum Telefon und wählte die Nummer von Rike. »Musst du die Brötchen selbst backen, oder warum dauert es so lange?«

Rikes Antwort klang ein bisschen atemlos. »Beim Bäcker war es voll, lauter unentschlossene Leute, und dann bin ich aus Versehen an deiner Straße vorbeigelaufen. Aber ich sehe schon die Haustür, bin gleich da.«

Rike war Marens älteste Freundin. Sie kannten sich seit ihrer Einschulung, hatten die ganze Schulzeit hindurch nebeneinander gesessen, von der Konfirmation über die Tanzschule bis zum Abitur alles gemeinsam erledigt und ihre Zweisamkeit erst aufgeben müssen, als Maren nach Hamburg zur Polizeischule ging. Fast zwanzig Jahre lang hatten sie dann an unterschiedlichen Orten gewohnt, und sie hatten es trotzdem geschafft, eng befreundet zu bleiben. Jetzt gab es schon wieder einen Ortswechsel, Maren ging zurück auf die Insel, auf der Rike immer noch lebte. Richtig fassen konnte Maren es allerdings immer noch nicht.

Den Karton mit den Brötchen vor sich balancierend, stieg Rike langsam die Treppen hinauf, Maren wartete schon an der offenen Tür. »Der Umzugswagen muss jeden Moment kommen, wenn du dich beeilst, kannst du noch einen Kaffee im Stehen und in Ruhe trinken. Die Stühle sind schon übereinandergestellt.«

»Super«, ohne den Blick vom Brötchenkarton zu heben, lächelte Rike verkniffen. »Morgens, halb acht in Münster. Um diese Zeit fange ich gerade in der Praxis an. Und hier bin ich schon seit Stunden unterwegs. Hast du den letzten Karton zugeklebt?«

»Und beschriftet«, Maren ließ sie vorbeigehen und schloss hinter ihr die Tür. »Die Packer können kommen, wir sind fertig.« Sie hatte den Satz kaum beendet, als es klingelte. »Da sind sie.« Sie legte den Finger auf den Türöffner und sah Rike über die Schulter an. »Jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher. Sag mir bitte, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.«

Mit festem Blick sah ihre Freundin sie an. »Hast du. Und eigentlich gab es keine Alternative. Oder?«

»Hm«, Maren öffnete die Tür und drückte den Summer. »Ich hoffe es.«

 

Drei Stunden später saßen sie in Marens Auto und fuhren in Richtung Norden. Der Umzugswagen war vor ihnen losgefahren, Maren und Rike hatten die Wohnung abschließend geputzt, mit den Vermietern die Abnahme gemacht und den Wohnungsschlüssel abgegeben, sich unter weitschweifigen guten Wünschen verabschiedet, eine Träne unterdrückt und sich anschließend erleichtert ins Auto fallen lassen. »Lass mich fahren«, hatte Rike gesagt. »Du bist im Moment abschiedsschwer, und ich will nicht zwischen Münster und Osnabrück an der Leitplanke kleben.«

Maren hatte ihr den Schlüssel überlassen und sich erleichtert auf den Beifahrersitz gesetzt. Es war besser so, sie musste erst einmal ihre Gedanken sortieren.

 

Polizeiobermeisterin Maren Thiele zog nach zwanzig Jahren zurück zu Papa. Zurück auf die Insel Sylt, zurück ins Elternhaus, zurück zu ihrer alten Freundin Rike, zurück in den Ort, an dem sie Kind gewesen war. Und das mit achtunddreißig. Ohne Mann, ohne Kind, ohne Haustier, dafür mit einem anständigen Beruf, ordentlich angelegten, wenn auch kleinen Ersparnissen, sehr guten Vorsätzen und jeder Menge Bauchweh. Hätte ihr das jemand vor einem Jahr erzählt, sie hätte sich mit dem Finger an die Stirn getippt und gesagt, dass das nie im Leben möglich sei, aber dann hatten sich ihre bislang klaren Pläne und Vorstellungen innerhalb weniger Wochen verabschiedet. Zunächst in Form von Henry, ihrem Lebensgefährten und Kollegen, der mit Kollegin Sonja nicht nur Streife fuhr. Dabei waren sie auch noch dämlich genug, sich erwischen zu lassen, es gab nicht nur jede Menge Tratsch in der Dienststelle, sondern auch eine lautstarke und äußerst unfreundliche Trennung. Henry zog gleich am nächsten Tag aus, vermutlich zu Sonja, das hatte Maren aber gar nicht so genau wissen wollen. Seitdem hasste sie die Dienste, die sie mit einem oder gar beiden machen musste, diese Abneigung hatte sich in den letzten Monaten auch nicht gelegt. Und dann hatte sie ihren Weihnachtsurlaub bei ihrem Vater Onno auf Sylt verbracht. Seit dem Tod ihrer Mutter vor drei Jahren war sie nicht mehr für längere Zeit in ihrem Elternhaus gewesen. Und wenn, dann nur für ein paar Tage und meistens zusammen mit Henry. Ihr Vater war früher auf dem Rettungskreuzer tätig gewesen, jetzt war er in Rente und wirkte eigentlich ganz zufrieden. Zumindest erzählte er das Maren, wenn sie telefonierten, was sehr selten passierte, Onno sprach nicht gern ins Telefon, er hörte angeblich nicht gut. Aber in diesen Weihnachtsferien hatte Maren begonnen, sich Sorgen um ihren Vater zu machen. Er hatte zwar einen großen Freundeskreis, aber er lebte jetzt allein und stammte aus der Generation, die damit Probleme hatte. Er konnte wohl ein bisschen kochen und sich leidlich selbst versorgen, aber Maren sah sehr wohl die abgerissenen Hemdknöpfe, das nicht sehr gründlich geputzte Bad, den verwilderten Garten und sein unrasiertes Gesicht. Sie hatte ein paar Mal versucht, mit ihm zu reden, doch Onno hatte nur abgewinkt und gesagt, dass sie sich bloß keine Gedanken um ihren alten Vater machen solle, er käme wunderbar zurecht, er hätte seinen Chor, der sich einmal in der Woche traf, würde den Sommer auf seinem Boot und den Winter beim Doppelkopfspielen verbringen. Und wenn sie das Bad nicht sauber genug fände, dann könne sie das gern ändern, im Haushaltsraum wären genug Putzmittel, um die ganze Insel einzuseifen. Der Eimer stünde oben links. Danach war er in sein Auto gestiegen und zum Hafen gefahren. Allen weiteren Gesprächen war er genauso ausgewichen, irgendwann hatte Maren die Geduld verloren und war zu Karl gegangen. Karl Sönnigsen war Onnos engster Freund. Er war jahrelang der Revierleiter der Westerländer Polizei gewesen und hatte viel Anteil daran, dass Maren immer schon Polizistin werden wollte. Außerdem war er ihr Patenonkel und musste mit ihr über ihren Vater reden. Ob er wollte oder nicht. Er fand zwar ihre Sorgen um Onno übertrieben, räumte aber ein, dass sein alter Freund manchmal tatsächlich ein bisschen schrullig wirke, was vielleicht doch am Alleinsein läge.

»Ich will ja nichts sagen«, hatte er mit einer abwehrenden Handbewegung gesagt, »aber in letzter Zeit vergisst er ab und zu was. Und behauptet, ich hätte ihm das nie erzählt. Na ja, und dann zieht er sich, wie soll ich das sagen … nicht immer so modebewusst an. Aber das ist ganz normal bei Männern, die jahrelang Uniformen tragen mussten. Die haben das ja nie richtig gelernt. Und beim Segeln ist das ja auch egal, Hauptsache man wird nicht nass und kein Wind kommt durch.«

Als Maren zurückkam, saß Onno in einer braun karierten Anzughose und einem gelben Hemd in der Küche und las die Zeitung. »Ach Greta«, sagte er und lächelte. Greta war der Name ihrer Mutter.

Noch heute, über drei Jahre nach ihrem Tod, löste der Name in Maren eine schmerzhafte Sehnsucht aus. Greta war in ihrem ganzen Leben nie krank gewesen, Maren konnte sich an keine Erkältung, keine Kopfschmerzen, noch nicht einmal an ein Unwohlsein erinnern. Die große, blonde, fröhliche Greta war so lebendig, strahlte eine solche Ruhe aus und war immer schon der Inbegriff der guten Laune gewesen. Und dann war ein Rosendorn in ihrem Finger schuld, dass das Leben innerhalb von drei Wochen aus den Angeln gehoben wurde. Greta hatte das Pochen in ihrer Hand zu lange ignoriert, an Blutvergiftung hatte sie nicht gedacht, und sie hasste es, zum Arzt zu gehen. Das alles wäre nicht passiert, wenn Maren oder Onno es mitbekommen hätten, aber Maren war in Münster, und Onno segelte mit seinen alten Kollegen vor Dänemark. Als der Anruf der Nachbarin kam, die Greta bewusstlos im Garten gefunden hatte, war Maren sofort losgefahren. Doch zu dem Zeitpunkt war die Vergiftung schon so weit fortgeschritten, dass die Ärzte im Krankenhaus nur noch hoffen konnten. Greta hatte es nicht geschafft. An die Wochen danach konnte Maren sich kaum erinnern. Sie wusste nicht mal mehr genau, wie lange sie noch bei ihrem Vater geblieben war, es war alles in einem Nebel aus Schmerz und Tränen versunken. Am Tag nach der Beerdigung hatte Onno alle Rosen aus dem Garten gerissen und sie in der hintersten Ecke des Gartens verbrannt. »Ich will nicht darüber reden«, hatte er zu Maren gesagt, die Asche zusammengekehrt und war aufs Boot gegangen. Erst seit einem Jahr konnte er wieder über seine Frau sprechen.

Und nun saß er also in der Küche und sagte »Greta« zu ihr. Auch wenn Onno anschließend gemeint hatte, er hätte sich nur versprochen, in diesem Moment hatte...

Erscheint lt. Verlag 19.2.2016
Reihe/Serie Karl Sönnigsen ermittelt
Karl Sönnigsen ermittelt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1. Fall • Bestseller • Bestseller-Autorin • Cosy Crime • Cosy Mystery • Detektivquartett • Deutschland • Einbruchserie • Erster Fall • Ferienlektüre • Humor • Inselkrimi • Inselroman • Karl Sönnigsen • Kriminalroman • Krimis Deutschland • Mystery Roman • Norddeutschland • Nordseekrimi • Onno • Onno Thiele • Regionalkrimi • Rentnerquartett • Schleswig-Holstein • Spannender Kriminalroman • Spannung • Strandlektüre • Sylt • Sylt-Krimi • Urlaubslektüre • Westerland
ISBN-10 3-423-42822-8 / 3423428228
ISBN-13 978-3-423-42822-4 / 9783423428224
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