Gespräche mit Ramana Maharshi (eBook)

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2014 | 1. Auflage
668 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7386-6227-6 (ISBN)

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Gespräche mit Ramana Maharshi -  Ramana Maharshi
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Ramana Maharshi wurde am 30. Dezember 1879 in Tiruchuli in der Nähe von Madurai (Tamil Nadu, Südindien) geboren. Nach einem Erleuchtungserlebnis im Alter von sechzehn änderte sich sein Leben schlagartig. Bald darauf ging er von Zuhause fort und ließ sich am heiligen Berg Arunachala in Tiruvannamalai nieder. Schließlich entstand der Ramanashram am Fuße des Berges, wohin viele Verehrer des Maharshi und Besucher für einen kurzen oder längeren Aufenthalt kamen. Er blieb dort bis zu seinem Tod am 14. April 1950. Die Gespräche mit Ramana Maharshi umfassen den Zeitraum 1935-1939 und wurden von Munagala S. Venkataramiah, einem seiner langjährigen Schüler aufgezeichnet. Während dieser vier Jahre hatte der Ramanashram seinen Höhepunkt erreicht. Der Maharshi war bei guter Gesundheit, und die Halle, in der er Tag und Nacht anzutreffen war, stand für alle offen. Die Besucher strömten aus allen Weltteilen herbei. Es gab kaum ein Land, das zur einen oder anderen Zeit nicht vertreten gewesen wäre. Viele dieser Gespräche führte der Maharshi mit westlichen Besuchern. Er lehrte vorwiegend Selbstergründung (atma vichara), erläuterte aber auch alle anderen spirituellen Wege und philosophischen Richtungen, wie es für den jeweiligen Frager am hilfreichsten war. Munagala S. Venkataramiah übergab seine Mitschriften dem Ashram, und sie wurden als Talks with Ramana Maharshi veröffentlicht. Die Gespräche sind eines der Hauptwerke über Ramana Maharshis Lehre und ein Klassiker der Ramana-Literatur. Dies ist die erste vollständige Übersetzung aller Gespräche mit einigen erläuternden Fußnoten der Übersetzerin Gabriele Ebert.

Band II


23. August 1936, Talk 240


F.: »Die Welt ist materialistisch. Was kann man dagegen tun?«

M.: »Ob sie materialistisch oder spirituell ist, hängt von deinem Standpunkt ab. Es heißt: ›Lass deinen Standpunkt zu dem der Weisheit werden, dann wirst du erkennen, dass die Welt Gott ist.‹ (Dristim jnanamayim kritva, pasyet Brahmamayam jagat.) Nimm den richtigen Standpunkt ein. Der Schöpfer weiß, wie er sich um Seine Schöpfung kümmern muss.«

F.: »Wie kann man am besten für die Zukunft vorsorgen?«

M.: »Kümmere dich um die Gegenwart. Die Zukunft wird sich um sich selbst kümmern.«

F.: »Die Zukunft resultiert aus der Gegenwart. Was soll ich für eine gute Zukunft tun? Oder soll ich einfach gar nichts tun?«

M.: »Wer hat diesen Zweifel? Wer möchte eine Richtschnur für sein Handeln? Finde den Zweifler. Wenn du diesen Zweifler festhältst, werden die Zweifel verschwinden. Da du den Halt am Selbst verloren hast, quälen dich diese Gedanken. Du siehst die Welt, Zweifel tauchen auf und Angst vor der Zukunft. Halte das Selbst fest, und das alles wird verschwinden.«

F.: »Wie macht man das?«

M.: »Diese Frage betrifft die Angelegenheiten des Nicht-Selbst, aber nicht das Selbst. Zweifelst du an der Existenz deines eigenen Seins?«

F.: »Nein, aber ich möchte dennoch wissen, wie man das Selbst verwirklichen kann. Gibt es dafür eine Methode?«

M.: »Streng dich an! Wie man Wasser bekommt, indem man einen Brunnen bohrt, so verwirklichst du das Selbst durch Ergründung.«

F.: »Ja. Manchen fällt es leicht, Wasser zu finden, andere haben dabei Schwierigkeiten.«

M.: »Aber du siehst bereits die Feuchtigkeit an der Oberfläche. Ebenso bist du dir des Selbst vage gewahr. Ergründe es! Wenn das Bemühen ein Ende hat, erstrahlt das Selbst.«

F.: »Wie bringt man den Geist dazu, nach innen zu schauen?«

M.: »Durch Übung. Der Geist ist Intelligenz, die zu ihrer eigenen Auflösung führt, damit sich das Selbst manifestieren kann.«

F.: »Wie vernichtet man den Geist?«

M.: »Wasser kann man nur durch Bohren finden. Suche das Selbst, und der Geist wird vernichtet.«

29. August 1936, Talk 241


F.: »Wie vermeidet man Leid?«

M.: »Hat Leid eine Gestalt? Leid besteht lediglich aus unliebsamen Gedanken. Der Geist ist nicht stark genug, um ihnen zu widerstehen.«

F.: »Wie erlangt man die nötige Geisteskraft?«

M.: »Durch die Verehrung Gottes.«

F.: »Es ist schwierig, über den uns innewohnenden Gott zu meditieren.«

M.: »Dann lass Gott beiseite, und halte dich an dein Selbst.«

F.: »Wie übt man japa, die Wiederholung eines Mantras

M.: »Man unterscheidet die rein mechanische Wiederholung von der bewussten Wiederholung. Letztere ist Meditation über das Mantra. Sie stärkt den Geist.«

F.: »Aber der Geist wird nicht beständig, um zu meditieren.«

M.: »Weil er nicht stark genug ist.«

F.: »Andachten vollzieht man normalerweise mechanisch, wie auch andere religiöse Übungen. Ist das sinnvoll? Ist es nicht besser, japa und anderes zu üben, dessen Bedeutung man kennt?«

M.: »Hm! Hm!«

Talk 242


Ein Herr aus dem Gujarat fragte Sri Bhagavan: »Es heißt, wir hätten nach dem Tod die Wahl, ob wir erst die Früchte unserer guten Taten ernten und danach unsere Sünden abbüßen wollen oder umgekehrt. Stimmt das?«

M.: »Warum fragst du, was nach dem Tod geschieht? Wozu fragst du: ›Bin ich geboren? Muss ich die Früchte meines vergangenen karmas ernten?‹ und so weiter? Einige Zeit später, wenn du eingeschlafen bist, wirst du diese Fragen nicht mehr stellen. Warum? Bist du jetzt ein anderer als im Schlaf? Das bist du nicht. Warum tauchen diese Fragen jetzt auf und nicht im Tiefschlaf? Finde das heraus.«

Talk 243


Ein schwächlicher Mann in mittleren Jahren hatte einen Spazierstock mitgebracht. Er legte ihn vor Bhagavan nieder, verbeugte sich tief vor ihm und setzte sich in seine Nähe. Dann stand er wieder auf, übergab Bhagavan demütig den Spazierstock und sagte, er sei aus Sandelholz. Sri Bhagavan erwiderte, er möge ihn selbst behalten, denn nichts, was er besitze, könne geschützt werden. Es sei allgemeiner Besitz. Ein Besucher könnte ihn haben wollen und mitnehmen, mit oder ohne sein Einverständnis. Dann wäre der Geber verärgert.

Aber der Mann bestand demütig darauf. Sri Bhagavan konnte seinem Flehen nicht widerstehen und meinte: »Behalte ihn als prasad von Bhagavan.«

Der Mann bat darum, dass Sri Bhagavan ihn in die Hand nehmen und ihm dann mit seinem Segen zurückgeben möge. Sri Bhagavan nahm ihn entgegen, roch an ihm, meinte, es sei ein guter Stock, nickte und gab ihn dem Mann mit den Worten zurück: »Behalte ihn. Er wird dich immer an mich erinnern.«

Talk 244


Eine Maharani sprach sanft und leise, aber klar verständlich: »Maharajji, ich betrachte es als großes Glück, dich besuchen zu dürfen. Ich darf dich sehen und hören. Ich habe alles, was ein Mensch sich nur wünschen kann.« Ihre Stimme brach. Mit großer Anstrengung sammelte sie sich und sprach langsam weiter: »Ich habe alles, was ich will, was ein Mensch wollen kann, aber … aber … ich … ich … habe keinen Frieden. … Irgendetwas verhindert ihn, wahrscheinlich mein Schicksal …«

Für einige Minuten herrschte Schweigen. Dann sagte der Maharshi in seiner üblichen netten Art: »Gut, du hast gesagt, was gesagt werden musste. Aber was ist das Schicksal? Es gibt kein Schicksal. Gib dich hin, und alles ist gut. Überlasse Gott alle Verantwortung. Trage die Last nicht selber. Was kann dir dann das Schicksal anhaben?«

F.: »Ich kann mich nicht hingeben.«

M.: »Ja, völlige Hingabe ist am Anfang nicht möglich, aber teilweise Hingabe ist bestimmt allen möglich. Im Laufe der Zeit führt das zur völligen Hingabe. Wenn Hingabe nicht möglich ist, was kann man dann tun? Es gibt keinen Geistesfrieden. Du kannst ihn nicht bewirken. Er kann nur durch Hingabe erreicht werden.«

F.: »Kann teilweise Hingabe das Schicksal aufheben?«

M.: »Ja, bestimmt!«

F.: »Hängt das Schicksal nicht vom vergangenen karma ab?«

M.: »Wenn man sich Gott überlässt, dann wird Gott sich darum kümmern.«

F.: »Wenn das Schicksal Gottes Fügung ist, wie kann Er es dann aufheben?«

M.: »Alle sind nur in Ihm.«

F.: »Wie kann man Gott sehen?«

M.: »Im Innern. Wenn sich der Geist nach innen wendet, manifestiert sich Gott als inneres Bewusstsein.«

F.: »Gott ist in allem – in allen Dingen, die wir um uns herum wahrnehmen. Es heißt, man solle Gott in allem wahrnehmen.«

M.: »Gott ist in allem und im Seher. Wo anders könnte man Gott erschauen? Man kann Ihn nicht außen finden. Man sollte Ihn im Innern spüren. Um Objekte zu sehen, ist der Geist nötig. Gott in ihnen zu sehen, ist ein geistiger Prozess. Aber das entspricht nicht der Wahrheit. Das Bewusstsein im Innern, frei vom Geist, wird als Gott empfunden.«

F.: »Es gibt wundervolle Farben, und sie zu betrachten ist eine wahre Freude. Wir können Gott in ihnen sehen.«

M.: »Das sind alles nur Vorstellungen.«

F.: »Es gibt nicht nur Farben. Ich habe sie lediglich als Beispiel erwähnt.«

M.: »Das ist auch nur mental.«

F.: »Es gibt auch den Körper, die Sinne und den Geist. Die Seele benutzt all dieses, um die Dinge zu erkennen.«

M.: »Die Dinge, Gefühle oder Gedanken sind allesamt Vorstellungen. Der Geist erhebt sich, nachdem sich der Ich-Gedanke oder das Ego erhoben hat. Woher kommt das Ego? Aus dem abstrakten Bewusstsein oder der reinen Intelligenz.«

F.: »Ist das die Seele?«

M.: »Seele, Geist und Ego sind bloße Worte. Es gibt keine Wesenheiten dieser Art. Bewusstsein ist die einzige Wahrheit.«

F.: »Dann kann dieses Bewusstsein keine Freude bereiten.«

M.: »Sein Wesen ist Seligkeit. Es gibt nur Seligkeit. Es gibt niemanden, der die Seligkeit genießt. Der Genießende und der Genuss – beides geht im Bewusstsein auf.«

F.: »Im gewöhnlichen Leben gibt es Freude und Leid. Sollten wir nicht nur Freude empfinden?«

M.: »Freude besteht darin, den Geist nach innen zu wenden und ihn dort festzuhalten, Leid besteht darin, ihn nach außen zu richten. Es gibt nur Freude. Das Fehlen von Freude nennt man Leid. Unser Wesen ist Freude – Seligkeit (ananda).«

F.: »Ist das die Seele?«

M.: »Seele und Gott sind nur...

Erscheint lt. Verlag 30.10.2014
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geisteswissenschaften Philosophie Östliche Philosophie
Schlagworte Advaita • Arunachala • Gottesliebe • Hingabe • Ramana Maharshi
ISBN-10 3-7386-6227-8 / 3738662278
ISBN-13 978-3-7386-6227-6 / 9783738662276
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