Der Tag nach dem jüngsten Gericht (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-17616-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tag nach dem jüngsten Gericht -  James Blish
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Die Geister, die ich rief ...
Nachdem alle Dämonen der Hölle auf die Erde losgelassen wurden, versucht die Menschheit mit allen Mitteln, sich ihre Welt wieder zurückzuerobern. Doch weder Bomben noch die Marines können etwas gegen Dis, die Höllenstadt, ausrichten. Auch die Schwarzen und Weißen Magier werden die Geister, die sie riefen, nun nicht mehr los. Sollte dies das Ende der Menschheit sein? Hat Satan Merkatig die letzte Schlacht wirklich gewonnen?

James Blish (geboren 1921) studierte zunächst Mikrobiologie und arbeitete für ein Pharmaunternehmen, bevor er sich hauptberuflich dem Schreiben widmete. Er gehörte dem berühmten Club 'The Futurians' an, in dem unter anderem auch Isaac Asimov, Frederik Pohl, Damon Knight und Cyril M. Kornbluth Mitglieder waren. In den 1950ern feierte Blish herausragende Erfolge mit seinen Romanen um die 'Fliegenden Städte', die als Prototypen der Space Opera gelten. Für 'Der Gewissenfall' erhielt Blish 1959 den Hugo Gernsback Award. Blish starb im Juli 1975.

2


 

Rom und Mailand gab es nicht mehr, ebensowenig wie London, Paris, Berlin, Bonn, Tel Aviv, Kairo, Riad, Stockholm und eine Reihe weiterer Städte. Aber nicht ihre Zerstörung war das Wesentliche. Wie die Satellitenbilder zeigten, führten von den Zentren der Bombeneinschläge langgestreckte, sich überlagernde Fallout-Kegel nach Osten – die Richtung, in welcher sich aufgrund der Erdrotation unweigerlich die Wetterfronten bewegten. Und wenn sie auch bedauerlicherweise das Territorium einstiger Freunde und Verbündeter überstrichen, so endeten sie im Feindesland. Es war überall das Gleiche. Die zahlreichen Abwürfe über Russland verseuchten Sibirien und China; die über China forderten ihre Opfer in Japan, Korea und Taiwan; und der Untergang von Tokio trug den Tod ein Stück in den Pazifik hinaus. (Das hatte weiter keine Folgen; nur wegen der Fische musste man später vielleicht etwas unternehmen.) Honolulu war irgendwie verschont geblieben, sodass wenigstens die Westküste der Vereinigten Staaten nicht unter harter Strahlung litt.

Das war ein Glück, denn Los Angeles, San Francisco, Portland, Seattle und Spokane lagen in Schutt und Asche. Das gleiche Schicksal hatten Denver, St. Louis, Minneapolis, Chicago, New Orleans, Cleveland, Detroit und Dallas erlitten. Unter diesen Umständen spielte es kaum eine Rolle, dass Pittsburgh, Philadelphia, New York, Syracuse, Boston, Toronto, Baltimore und Washington ebenfalls vernichtet waren. Das östliche Drittel des nordamerikanischen Kontinents konnte man während der nächsten fünfzehn Jahre ohnehin nicht bewohnen. Im Moment wüteten auf der gesamten Fläche riesige Wald- und Steppenbrände; die Schlacketrichter der zerbombten Städte wirkten auf den Satellitenbildern nur als helleres Glühen inmitten des Feuerscheins. Im Nordwesten sah es ähnlich aus, wenn auch an der Westküste weniger Treffer zu verzeichnen waren. Die Wälder Europas und Nordasiens brannten ebenfalls. Schwarze Rauchwolken hüllten den Planeten ein, und aus dieser Hülle sank der Tod, leise, unsichtbar, ohne Erbarmen.

All diese Daten erhielten sie natürlich durch die Computeranalyse. In den Satelliten waren zwar Kameras installiert, aber selbst an einem klaren Tag hätte man aus dieser Höhe keine Einzelheiten erkennen können. Die Sicht über Afrika, Südamerika, Australien und dem amerikanischen Südwesten war etwas besser, aber diese Gebiete hatten keinerlei strategischen oder logistischen Wert.

Die wenigen noch funktionsfähigen Fernsehkameras auf der Erdoberfläche befanden sich vor allem in Gebieten, die von dem Unheil nicht unmittelbar betroffen schienen. Allerdings wirkten die Straßen und Plätze trostlos leer. Nur hin und wieder huschten ein paar Menschen gespenstergleich vorüber. Die Ansichten der zerbombten Regionen waren bruchstückhaft, verzerrt, von Streifen und flimmernden Punkten durchzogen – ein Aneinanderreihen zusammenhangloser Szenen, wie Bilder eines surrealistischen Films.

Hier ragte ein einsamer Telefonmast auf, vollkommen verkohlt; dort lag eine ganze Reihe am Boden, wie durch eine Riesenhand gefällt, noch im Tod durch starke Kabel miteinander verbunden. Hier war ein Trümmerfeld aus eingestürzten Mauern, und dicht daneben stand ein Schornstein, unversehrt bis auf die rußgeschwärzte Außenwand. Hier neigten sich alle Häuser in eine Richtung, als wehrten sie mit letzter Kraft einen ungeheuren Orkan ab; dort war von einer ausgedehnten Fabrikanlage nichts außer ein paar verbogenen Stahlstützen übriggeblieben. Hier schlugen Flammen aus den Autowracks eines Parkplatzes, dort war ein explodierter Gaskessel ausgeglüht.

Hier sah man eine Betonmauer, fensterlos, von Rissen durchzogen, an der Stelle, wo die Druckwelle sie getroffen hatte, leicht nach innen gewölbt. Früher einmal war sie grau gewesen, aber die Hitze hatte die Farbe abgebrannt – nur da nicht, wo ein Passant die Strahlen aufgefangen hatte. Man konnte seine Umrisse deutlich erkennen – ein Schatten ohne Mensch.

Er hatte Glück gehabt, dass er sofort den Tod fand. Sie sahen einen anderen, der sich in einer kühleren Zone aufgehalten hatte: Seine Augen waren leere Höhlen, er streckte die Arme steif von sich wie ein Pinguin, und die Haut hing ihm in Fetzen vom Leib.

Hier rannte eine Schar zerlumpter, dreckverkrusteter Menschen durch das Chaos, die Gesichter vor Entsetzen verzerrt, angeführt von einer Frau mit abgesengtem Haar, die schreiend einen brennenden Kinderwagen vor sich herschob. Dort versuchte ein Mann mit einem Schneeräumer einen Ziegelberg abzutragen. Sein Oberkörper war von Schnittwunden übersät …

Es gab noch mehr Bilder dieser Art …

Šatvje zischte hasserfüllt ein paar Worte in seiner Muttersprache. Buelg wandte sich achselzuckend vom Videoschirm ab.

»Grauenhaft«, seufzte er. »Aber im Großen und Ganzen weniger schlimm, als ich erwartet hatte. Die Auseinandersetzung scheint Stufe vierunddreißig tatsächlich nicht überschritten zu haben. Auf der anderen Seite passen die Szenen in keine der festgesetzten Normen. Mag sein, dass ein strategischer Sinn dahintersteckt, aber ich durchschaue ihn nicht. Sie, General?«

»Nein«, entgegnete McKnight. »Keine der Parteien wurde entscheidend besiegt. Und doch scheint die Aktion beendet zu sein.«

»Den Eindruck hatte ich auch«, pflichtete Buelg ihm bei. »Irgendein Faktor muss uns entgangen sein, eine Anomalität, auf die wir vielleicht den Computer ansetzen können. Aber das wird eine Weile dauern, da wir keinerlei Anhaltspunkte besitzen.«

»Wie lange?«, wollte McKnight wissen. Er lockerte seinen Uniformkragen. »Wenn die Schlitzaugen erneut angreifen …«

»Etwa eine Stunde, bis die Frage formuliert ist und eine weitere, bis Hay sie in FORTRAN umgesetzt hat. Aber die Chinesen können Sie ruhig aus dem Spiel lassen. Soviel wir wissen, war die erste Bombe auf Taiwan die größte, die sie überhaupt je abfeuerten; wir dürfen voraussetzen, dass sie kein besseres Material besitzen. Und was die anderen Nationen betrifft – nun, Sie haben selbst festgestellt, dass alles ruhig erscheint. Wir müssen den Grund herausfinden.«

»Also gut. An die Arbeit.«

Die zwei Stunden reichten nicht aus; erst nach der doppelten Zeit konnte Hay das Programm einspeisen. Und dann lief der Computer neunzig Minuten lang, ohne irgendein Ergebnis auszudrucken. Der Chefprogrammierer hatte die Maschine in weiser Voraussicht angewiesen, nicht mit DATEN UNGENÜGEND zu antworten, da ständig neue Informationen hereinströmten; das hatte zur Folge, dass der Computer das Problem alle drei bis vier Sekunden neu verarbeitete.

McKnight nützte die Wartezeit, um die notwendigsten Reparaturen anzuordnen, Bestandsaufnahmen zu machen und seine Untergebenen zu beruhigen. Dann begann er nach Vorgesetzten zu forschen, die die Katastrophe überlebt haben mochten. (Auch dazu benutzte er den Computer, allerdings nur zwei Prozent der Gesamtkapazität.) Buelg hegte den Verdacht, dass der General sich erleichtert zeigen würde, falls seine Suche tatsächlich Erfolg hätte. Er besaß das Zeug zu einem tüchtigen Offizier, aber als Präsident – selbst bei einer drastisch vereinfachten Amtsführung, ohne Wirtschaft, ohne Außenpolitik und fast ohne Bevölkerung – fühlte er sich vermutlich nicht wohl in seiner Haut. Wenn er seinem Adjutanten den Auftrag erteilte, irgendwelche beschädigten Beleuchtungskörper auswechseln zu lassen, dann wusste er genau, dass sein Befehl in der richtigen Rangfolge nach unten weitergegeben und schließlich ausgeführt wurde, wie es sich gehörte. Organisation, das lag ihm. Aber für einen Schießbefehl oder die Einführung des Kriegsrechts war ihm eine Entscheidung von oben lieber.

Buelg dagegen hoffte, dass die Bemühungen des Generals vergeblich blieben. Ein Regime McKnight würde sich zwar nicht durch Ideenreichtum und Flexibilität auszeichnen, doch es bestand kaum die Gefahr, dass es in eine Diktatur ausartete. Außerdem hing der General in hohem Maße von seinen Zivilberatern ab und ließ sich daher leicht steuern. Wenn es Buelg gelang, Šatvje auszuschalten …

In diesem Moment schnarrte der Computer und begann seine Analyse auszudrucken. Buelg las sie mit gespannter Aufmerksamkeit – und mit wachsender Verwirrung. Als das Klappern verstummte, riss er den Streifen ab, warf ihn auf seinen Schreibtisch und winkte Chefprogrammierer Hay zu sich.

»Geben Sie das Problem noch einmal ein!«

Hay beugte sich über die Tastatur. Da es sich um eine Spezialfrage handelte, hatte man sie nicht auf Magnetband gespeichert, und so dauerte es zehn Minuten, bis der Operator sie noch einmal getippt hatte. Zweieinhalb Sekunden, nachdem er fertig war, schnarrte die Maschine erneut. Die langen, dünnen Metallhebel begannen gegen das Papier zu hämmern. Unwillkürlich musste Buelg an ein elektrisches Klavier denken, das umgekehrt funktionierte und Töne in Noten beziehungsweise Schriftzeichen umwandelte. Aber er erkannte sofort, dass die Analyse Wort für Wort gleich geblieben war.

Šatvje stand hinter ihm und starrte den Streifen an.

»Höchste Zeit«, meinte der Tscheche.

»Noch sieht man überhaupt nichts.«

»Was meinen Sie damit – man sieht überhaupt nichts? Die Analyse ist fertig ausgedruckt, oder? Und ein Exemplar davon haben Sie bereits auf dem Schreibtisch liegen. Man muss dem General unverzüglich Bescheid geben.«

Er nahm den langen, an den Rändern gelochten und wie eine Ziehharmonika gefalteten Streifen in die Hand und begann zu lesen. Buelg konnte es ihm nicht verwehren.

»Die Maschine druckt Blödsinn aus, das meine ich, und ich habe keine Lust, den General damit zu belästigen. Wahrscheinlich ist durch die Erschütterung doch der eine oder andere Speicher in Unordnung geraten.«

Hay...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2015
Übersetzer Birgit Reß-Bohusch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Day After Judgement
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte After-such-Knowledge-Reihe • Dämonen • Dritter Weltkrieg • eBooks • Okkultismus • Schwarze Magie
ISBN-10 3-641-17616-6 / 3641176166
ISBN-13 978-3-641-17616-7 / 9783641176167
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