Die Nadelsuche (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-17601-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Nadelsuche -  Hal Clement
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Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Die Verfolgungsjagd zweier Aliens endet auf der Erde: Beide Schiffe stürzen in den Pazifik. Die beiden Piloten, Formwandler, die auf ihrer Heimatwelt als Symbionten anderer Wesen leben, können sich retten. Der Verfolgte hat das oberste Gebot seiner Spezies übertreten und seinem Wirt Schaden zugefügt, deswegen muss er sterben. Sein Verfolger geht eine Symbiose mit einem Teenager namens Bob ein und gibt sich ihm zu erkennen. Nachdem Bob seinen Schock überwunden hat, will er seinem neuen Freund helfen - doch wie spürt man einen Gegner auf, der beinahe jede Form annehmen kann?

Hal Clement, eigentlich Harry Clement Stubbs, wurde 1922 in Somerville, Massachusetts geboren und studierte Chemie und Astronomie an den Universitäten Boston und Harvard. Seit den 1940er Jahren schrieb er Science Fiction unter dem Pseudonym Hal Clement. Seine Romane 'Die Nadelsuche' und 'Schwerkraft' gehören zu den Klassikern des Genres. Hal Clement starb 2003.

1
Der Schiffbrüchige


 

Selbst auf dem Planeten Erde sind Schatten gute Plätze, um sich darin zu verstecken. Sie heben sich natürlich von einer hell erleuchteten Umgebung ab, doch wenn nicht zu viel Licht von der Seite einfällt, ist man im Schatten bemerkenswert schwer auszumachen.

Außerhalb der Erde, wo es keine Luft gibt, die das Licht streut, müsste es noch besser sein. Der Schatten des Planeten selbst, zum Beispiel, ist ein der Sonne abgewandter dunkler Kegel von einer Million Meilen Länge, jedoch völlig unsichtbar in der ihn umgebenden Dunkelheit und mit dem Samen einer noch perfekteren Unsichtbarkeit in sich – die einzige Illumination, die in diesen Schattenkegel einfällt, sind Sternenlicht und schwache Strahlen vom Randlicht der Sonne, die, von der dünnen Luftschicht der Erde gebrochen, in den Schattenkegel fallen.

Der Jäger wusste, dass er sich im Schattenkegel eines Planeten befand, obwohl er noch nie von der Erde gehört hatte; es war ihm bereits in dem Augenblick bewusst geworden, als er die Region der Überlichtgeschwindigkeit verlassen und voraus eine dunkle, von einem Lichtkranz umgebene Scheibe auftauchen gesehen hatte; und deshalb hatte er es als selbstverständlich angesehen, dass das Schiff des Flüchtenden nur mit Instrumenten zu orten sein würde. Als er plötzlich erkannte, dass es mit dem bloßen Auge zu sehen war, schoss der alarmierende Gedanke, der bis dahin am Rand seines Bewusstseins genagt hatte, in den Vordergrund.

Er hatte nicht verstanden, warum der Flüchtende plötzlich auf Unterlichtgeschwindigkeit gefallen war, falls er nicht die vage Hoffnung gehabt haben sollte, seinen Verfolger so weit an ihm vorbeischießen zu lassen, dass er außer Sensorenreichweite gelangte; und als ihm das nicht gelang, erwartete der Jäger, dass er sofort wieder auf Überlichtgeschwindigkeit gehen würde. Doch stattdessen wurde er ständig langsamer. Das flüchtende Schiff hielt sich zwischen dem seinen und der rasch größer werdenden Scheibe des Planeten, sodass ein zu schnelles Überholen gefährlich war; und der Jäger kam zu dem Schluss, dass der andere sehr bald wenden und zurückfliegen würde, als ein roter Lichtpunkt, der mit dem bloßen Auge sichtbar war, ihm zeigte, dass das andere Schiff in die Atmosphäre des fremden Planeten eingedrungen war. Der Planet war kleiner und näher, als der Jäger angenommen hatte.

Der Anblick des Glühens reichte dem Verfolger. Er schaltete jeden ERG, den seine Generatoren hergaben, auf Bremsschub, um dem Gravitationsfeld des Planeten zu entkommen, und ließ gleichzeitig den Rest seiner Körpersubstanz in den Kontrollraum fließen, wo sie ein gelatineähnliches Polster bildete, um den Perit vor den harten Bremskräften zu schützen; doch er erkannte sofort, dass es nicht ausreichen würde. Ihm blieb gerade noch Zeit, sich zu fragen, warum der andere Schiff und Gastgeber in einem unvermeidlich erscheinenden Absturz riskierte, bevor die obersten Schichten der Atmosphäre durch ihren Reibungswiderstand seinen Sturzflug noch weiter abbremsten und die Reibungshitze die Metallplatten des Schiffsrumpfes zum Glühen brachte.

Da beide Schiffe durch den Schattenkegel des Planeten stürzten, würden sie natürlich auf seiner Nachtseite aufschlagen; und sowie das Schiff des Flüchtenden abgekühlt war, würde es wieder unsichtbar sein. Der Jäger starrte deshalb ununterbrochen auf die Anzeigen seiner Instrumente, um den anderen möglichst lange im Blickfeld zu behalten; und das war gut so, denn der glühende Metallzylinder verschwand plötzlich in einer riesigen Wolke von Wasserdampf, welche vor der dunklen Oberfläche des Planeten lag. Sekundenbruchteile später schoss auch das Schiff des Jägers in diese Masse, wurde zur gleichen Zeit hart durchgeschüttelt, und die in gerader Fallrichtung erfolgende Geschwindigkeitsabnahme verwandelte sich in ein unkontrolliertes Wirbeln. Der Jäger wusste, dass eine der Antriebsplatten losgebrochen war, wahrscheinlich durch einseitige Hitzeeinwirkung gerissen, doch er hatte keine Zeit, irgendetwas dagegen zu unternehmen. Das andere Schiff, bemerkte er, stoppte so plötzlich, als ob es gegen eine Betonmauer gerast wäre; jetzt sank es wieder, jedoch erheblich langsamer, und er erkannte, dass er selbst nur Sekundenbruchteile von dem Hindernis entfernt sein konnte, gegen das der andere gerast war und das anscheinend horizontal verlief.

Er hatte Recht. Sein Schiff, das noch immer wild herumwirbelte, obwohl er die verbliebenen Antriebsplatten im letzten Augenblick abgeschaltet hatte, schlug flach auf Wasser auf und wurde durch den harten Aufprall der Länge nach aufgerissen, wie eine Eierschale, auf die ein Riese tritt. Fast seine gesamte kinetische Energie wurde durch den Aufschlag absorbiert, doch setzte es seine Abwärtsbewegung fort, sehr viel langsamer jetzt, wie ein zu Boden schwebendes Blatt, und der Jäger fühlte, dass der zerborstene Rumpf seines Schiffes wenige Sekunden später sanft aufsetzte – auf dem Boden eines Sees oder Meeres, wie er annahm.

Zumindest, überlegte er sich, als sein Verstand sich zu klären begann, befand sich der andere ebenfalls in dieser Lage. Das abrupte Stoppen und das nachfolgende langsame Sinken seines Schiffes hatte damit seine Erklärung gefunden – und selbst wenn er senkrecht auf das Wasser geprallt sein sollte und nicht horizontal wie er, würden die Folgen des Aufschlags angesichts der hohen Geschwindigkeit kaum weniger gravierend sein. Das Schiff war auf jeden Fall ebenfalls zerstört, wenn vielleicht auch nicht so total wie das des Jägers.

Diese Überlegung führte ihn zu seiner eigenen Lage zurück. Er tastete vorsichtig umher und stellte fest, dass er sich nicht nur im Kontrollraum befand – der war nicht mehr groß genug, um seine ganze Substanz aufnehmen zu können. Was ehemals ein zylindrischer Raum von etwa zwanzig Zoll Durchmesser und zwei Fuß Länge gewesen war, hatte sich durch die Wucht des Aufpralls zu einem bizarren Hohlraum zwischen tief eingedellten Metallplatten verformt. Die Nähte waren aufgerissen, oder, richtiger gesagt, Risse waren entstanden und ihre Ränder auseinandergepresst worden, denn der Schiffsrumpf bestand aus einem einzigen, nahtlos gezogenen Metallrohr. Bug und Heckpartien, die durch diese Risse voneinander getrennt worden waren, hatte die Wucht des Aufpralls flachgeschlagen, und der Raum zwischen den Wandungen war nur noch einen bis zwei Zoll hoch. Die Metallwände, die das röhrenförmige Schiff vorne und hinten verschlossen hatten, waren zusammengedrückt und zerrissen – selbst die harte Speziallegierung war der plötzlichen Belastung nicht gewachsen gewesen. Der Perit war tot. Er war nicht nur von den zusammengepressten Rumpfwandungen erdrückt worden, sondern der semi-liquide Körper des Jägers hatte den Schock des Aufschlages auf seine einzelnen Zellen übertragen, und die Wirkung war dem Einschlag einer Gewehrkugel in eine wassergefüllte Dose vergleichbar; die meisten der inneren Organe des Perit waren gerissen. Als der Jäger das erkannte, zog er sich langsam aus dem Körper und aus der Umgebung der kleinen Kreatur zurück. Er machte nicht den Versuch, den zerschlagenen Körper aus dem Schiff zu drücken; vielleicht würde es auch später notwendig werden, ihn als Nahrung zu gebrauchen, obwohl ihm diese Vorstellung widerstand. Die Einstellung des Jägers zu dem Tier ähnelte der eines Menschen zu seinem Lieblingshund, obwohl der Perit mit seinen feingliedrigen Händen, die er geschickt zu gebrauchen erlernt hatte, um die Befehle des Jägers auszuführen, klüger und nützlicher war als jeder Hund.

Der Jäger erweiterte seinen Tastbereich, indem er aus seiner gallertartigen Substanz ein fadendünnes Pseudopod formte, das er durch einen der Risse im Schiffsrumpf streckte. Er wusste bereits, dass das Schiff im Salzwasser lag, hatte jedoch keine Vorstellung von seiner Tiefe außer der Tatsache, dass sie nicht erheblich sein konnte. Auf seinem Heimatplaneten hätte er das anhand des Wasserdrucks ziemlich genau abschätzen können, doch der Druck hängt auch von dem Gewicht einer bestimmten Wassermenge ab, und nicht allein von der Tiefe, und er war vor dem Absturz nicht dazu gekommen, die Gravitation dieses Planeten zu messen.

Es war dunkel außerhalb des Schiffsrumpfes. Als er an der Spitze des Pseudopod aus der eigenen Substanz ein Auge formte – die Augen des Perit waren zerrissen worden – gab es nichts zu sehen. Plötzlich spürte er jedoch, dass der Wasserdruck nicht konstant war; er stieg und sank ziemlich stark und in fast regelmäßigen Intervallen, und das Wasser übertrug auf seine empfindliche Substanz Hochfrequenz-Druckwellen, die er als Geräusche interpretierte. Nachdem er eine Weile aufmerksam gelauscht hatte, entschied er, dass er sich ziemlich nahe der Oberfläche eines Gewässers befinden musste, das groß genug war, um Wellen von vielen Fuß Höhe bilden zu können, und dass dort oben zur Zeit ein starker Sturm tobte. Während seines katastrophalen Absturzes hatte er keine atmosphärischen Störungen wahrgenommen, doch das hatte keinerlei Bedeutung – er hatte zu kurze Zeit in der Atmosphäre zugebracht, und die Fallgeschwindigkeit war zu groß gewesen, um vom Wind beeinflusst werden zu können.

Als er mit anderen Pseudopoden im Schlamm umhertastete, stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass es Leben auf diesem Planeten gab – doch dessen war er schon vorher ziemlich sicher gewesen. Im Wasser befand sich ausreichend gelöster Sauerstoff, um seinen Bedarf zu decken, sofern er größere Anstrengungen unterließ, und das ließ darauf schließen, dass sich auch in der Atmosphäre freier Sauerstoff befand. Es war jedoch beruhigend, zu wissen, dass es hier Leben gab, anstatt es nur zu vermuten,...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2015
Übersetzer Hans Maeter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Needle
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Aliens • eBooks • Erstkontakt • Hal Clement • Science Fiction Krimi • Space Opera
ISBN-10 3-641-17601-8 / 3641176018
ISBN-13 978-3-641-17601-3 / 9783641176013
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