Der Elektrische Mönch (eBook)

Dirk Gently's Holistische Detektei Roman
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
288 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-18483-4 (ISBN)

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Der Elektrische Mönch -  Douglas Adams
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In Dirk Gently's Holistischer Detektei geht es drunter und drüber
Ein elektrischer Mönch, eine lebende Leiche, ein bettlägriger Odin oder ein Cola-Automat mit Eigenleben sind nur einige der Zutaten dieses «Geister-Horror-Zeitmaschinen-Romanzen-Komödien-Musical-Epos» vom bekannten Autor der 'Per Anhalter durch die Galaxis'-Reihe.

Douglas Adams schuf die verschiedensten Manifestationen von 'Per Anhalter durch die Galaxis': die Radiosendungen, Romane, eine TV-Serie, Computerspiele, Theaterstücke, Comicbücher und Badetücher. Dazu schrieb er die Dirk-Gently-Romane und diverse Sachbücher. Weltweit hielt er Vorträge und war aktives Mitglied des Dian Fossey Gorilla Fund und von Save the Rhino International. Douglas Adams wurde in Cambridge geboren, mit seiner Frau und Tochter lebte er in Islington bei London, bevor er ins kalifornische Santa Barbara, übersiedelte, wo er 2001 überraschend starb. Nach Douglas Adams' Tod kam 2005 endlich die Kinoversion von 'Per Anhalter durch die Galaxis' auf die große Leinwand.

4. Kapitel


Es war ein kalter Novemberabend von der eher altmodischen Sorte.

Der Mond sah bleich und fahl aus, als sollte er in so einer Nacht eigentlich nicht auf sein. Er stieg unwillig auf und hing herum wie ein krankes Gespenst. Matt und verschwommen durch die Feuchtigkeit, die aus den ungesunden Mooren aufstieg, hoben sich als Silhouetten die verschiedenen Türme und Zinnen des St. Cedd’s Colleges, Cambridge, dagegen ab, eines geisterhaften, über Jahrhunderte hindurch errichteten Gewimmels von Gebäuden, mittelalterlichen neben viktorianischen, Odeon neben Tudor. Nur in der Art, wie sie durch den Nebel in den Himmel ragten, schienen sie entfernt zueinander zu gehören.

Zwischen ihnen huschten zitternd Gestalten von einem matten Lichtfleck zum nächsten, die Gespenster aus Atemluft zurückließen, die sich hinter ihnen mit der kalten Nacht vermengten.

Es war sieben Uhr. Viele der Gestalten waren zu dem Speisesaal des Colleges unterwegs, der den Ersten Hof vom Zweiten Hof trennte und widerstrebend warmes Licht verströmte. Zwei Gestalten vor allem schienen besonders schlecht zusammenzupassen. Der eine, ein junger Mann, war groß, dünn und knochig; obwohl er in einen schweren, dunklen Mantel gemummelt war, lief er ein bißchen wie ein beleidigter Reiher.

Der andere war klein und rundlich und bewegte sich mit einer linkischen Hast wie eine Reihe älterer Eichhörnchen, die aus einem Sack zu entkommen versuchen. Sein Alter rangierte auf der älteren Seite von absolut unbestimmt. Wenn man auf eine beliebige Zahl tippte, war er wahrscheinlich etwas älter, aber – wie gesagt, man konnte es unmöglich feststellen. Gewiß war sein Gesicht tief gefurcht, und das bißchen Haar, das unter seiner roten, wollenen Schimütze hervorkam, war dünn und weiß und hatte weitgehend ganz eigene Vorstellungen davon, wie es sich zu verteilen gedachte. Auch er war in einen dicken Mantel gehüllt, aber darüber trug er einen sich bauschenden Talar mit völlig ausgeblichenen dunkelroten Paspeln, Kennzeichen seines einzigartigen und eigenartigen akademischen Amtes.

Beim Gehen führte der Ältere ganz allein die Unterhaltung. Er wies auf interessante Punkte am Weg hin, ungeachtet der Tatsache, daß es viel zu dunkel war, um irgend etwas davon zu sehen. Der Jüngere sagte: »Ach ja« und »Wirklich? Wie interessant …« und »So, so, so« und »Du meine Güte.« Sein Kopf nickte feierlich.

Sie betraten den Saal nicht durch den Haupteingang, sondern durch eine kleine Pforte an der Ostseite des Hofes. Sie führte zum Gemeinschaftsraum der Senior Fellows und einem dunkel getäfelten Vorraum, in dem sich die Dozenten versammelten, um in die Hände zu schlagen und »Brrrr«-Geräusche von sich zu geben, ehe sie sich durch ihren eigenen Eingang an den High Table, den Honoratioren- und Professorentisch, begaben.

Sie hatten sich verspätet und legten ihre Mäntel eilig ab. Für den Älteren war das recht kompliziert, weil er erst seinen Professorentalar ausziehen und dann wieder anziehen mußte, nachdem er aus dem Mantel geschlüpft war, dann seine Mütze in die Manteltasche stopfen und dann darüber nachdenken mußte, wo er seinen Schal gelassen hatte, bis ihm zu Bewußtsein kam, daß er ihn gar nicht mitgebracht hatte, während er in seiner Manteltasche nach seinem Taschentuch, dann in seiner anderen Manteltasche nach seiner Brille angelte, die er daraufhin ganz unerwartet in seinen Schal gewickelt fand, den er, wie sich herausstellte, also doch mitgebracht, aber nicht getragen hatte, und das trotz des feuchten und eiskalten Windes, der wie Hexenatem über die Moore geweht kam.

Er schob den jungen Mann vor sich her in den Saal, wo sie die letzten beiden Plätze am High Table einnahmen und den nervös gerunzelten Stirnen und hochgezogenen Augenbrauen wegen der Störung des lateinischen Tischgebets, die sie verursachten, mutig begegneten.

Der Saal war an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt. In den kälteren Monaten stand er bei den Studenten stets höher im Kurs. Was ungewöhnlicher war: der Saal war mit Kerzen erleuchtet, wie das jetzt nur noch zu wenigen besonderen Anlässen geschah. Zwei lange, vollbesetzte Tische dehnten sich in die schimmernde Dunkelheit. Bei Kerzenlicht waren die Gesichter der Leute lebendiger, der gedämpfte Klang ihrer Stimmen, das Klirren von Besteck und Gläsern wirkten anregender, und in den dunklen Tiefen der riesigen Halle schienen all die Jahrhunderte, die es dies Gemäuer bereits gab, zugleich versammelt. Der High Table selbst bildete einen Querarm an der Stirnseite und stand ungefähr einen Fuß höher als der Rest. Da es sich um einen Abend mit Gästen handelte, war der Tisch an beiden Seiten besetzt, um den zusätzlich Geladenen Platz zu bieten, und viele der Gäste saßen deshalb mit dem Rücken zum Saal.

»Also, MacDuff junior«, sagte der Professor, als er sich gesetzt hatte und seine Serviette mit einer wedelnden Bewegung öffnete, »erfreut, Sie wiederzusehen, mein Lieber. Froh, daß Sie kommen konnten. Keine Ahnung, wofür das alles hier passiert«, setzte er hinzu und blickte sich verwirrt im Saal um. »All die Kerzen und das Silber und so weiter. Normalerweise heißt das, es gibt ein Festdiner zu Ehren von irgend jemandem oder irgend etwas, woran sich niemand erinnern kann, außer daß es für einen Abend besseres Essen bedeutet.«

Er verstummte, dachte einen Moment lang nach und sagte dann: »Es scheint doch merkwürdig, meinen Sie nicht auch, daß die Qualität des Essens sich reziprok zur Helligkeit der Beleuchtung verändert. Läßt einen überlegen, welche kulinarischen Höhen das Küchenpersonal erklimmen könnte, wenn man es zu lebenslänglicher Finsternis verdonnerte. Könnte einen Versuch wert sein, meine ich. Gibt ein paar Kellergewölbe im College, die dazu benutzt werden könnten. Ich glaube, ich habe Sie mal drin rumgeführt, hmmm? Hübsches Mauerwerk.«

All das geschah zu einer gewissen Erleichterung des Gastes. Es war das erste Zeichen seines Gastgebers, daß dieser überhaupt die leiseste Ahnung hatte, wer er sei. Professor Urban Chronotis, Regius oder Königlicher Professor der Chronologie oder »Reg«, wie er am liebsten genannt wurde, hatte ein Gedächtnis, das er selbst einmal mit der Königin Alexandra Birdwing Butterfly verglichen hatte: lebhaft, anmutig hin und her hüpfend und mittlerweile leider fast gänzlich erloschen.

Als »Reg« ihn vor ein paar Tagen wegen der Einladung angerufen hatte, war es ihm vorgekommen, als sei er außerordentlich begierig, seinen früheren Schüler wiederzusehen, aber als Richard heute abend zu ihm gekommen war, zugegebenermaßen ein bißchen verspätet, da hatte der Professor anscheinend verärgert die Tür aufgerissen, war beim Anblick von Richard erstaunt zusammengezuckt, hatte wissen wollen, ob er irgenwelche Gefühlsprobleme habe, hatte belästigt reagiert, als er sanft daran erinnert wurde, daß es inzwischen zehn Jahre her sei, seit er Richards College Tutor war, und hatte schließlich eingeräumt, daß Richard sicher zum Abendessen gekommen sei, worauf er, der Professor, begonnen hatte, rasch und weitschweifig über die Geschichte der Collegearchitektur zu reden, ein sicheres Zeichen, daß er mit den Gedanken ganz woanders war.

Reg hatte Richard nie wirklich unterrichtet, er war nur sein College Tutor gewesen, was kurz hieß, daß er für sein allgemeines Wohlergehen verantwortlich war, ihm sagte, wann die Examen stattfanden, daß er keine Drogen nehmen solle und so weiter. Tatsächlich war nicht ganz klar, falls Reg jemals jemanden in etwas unterrichtet hatte, was das dann, wenn überhaupt, gewesen wäre. Seine Professur war, gelinde gesagt, eine völlig obskure Angelegenheit, und da er sich seiner Vorlesungspflichten durch die einfache und altehrwürdige Methode entledigte, daß er seinen potentiellen Studenten eine erschöpfende Liste von Büchern vorlegte, von denen er mit Sicherheit wußte, daß sie seit dreißig Jahren vergriffen waren, um dann einen Wutanfall zu kriegen, wenn sie sie nicht auftreiben konnten, hatte niemand je den genauen Gegenstand seiner akademischen Disziplin herausbekommen. Er hatte natürlich vor langen Zeiten als Vorsichtsmaßnahme die einzigen vorhandenen Exemplare der Bücher auf seiner Leseliste aus der Universitätsbibliothek und den Collegebüchereien entfernt, so daß er nun viel Zeit hatte, um, tja, um zu tun, was immer das auch war, was er tat.

Weil Richard es stets gelungen war, mit dem alten Kauz einigermaßen gut auszukommen, hatte er eines Tages den Mut gefaßt, ihn zu fragen, was genau der Königliche Lehrstuhl der Chronologie eigentlich sei. Es war einer jener hellen sommerlichen Tage gewesen, an denen die Welt jeden Moment vor Freude zu platzen scheint, schlicht weil sie sie selbst ist, und Reg war in einer für ihn untypischen, sehr mitteilsamen Stimmung gewesen, als sie über die Brücke über den Cam gegangen waren, der die älteren Teile des Colleges von den neueren trennt.

»Eine Sinekure, mein Lieber, eine absolute Sinekure«, hatte er gestrahlt. »Eine kleine Summe Geld für eine sehr kleine, oder vielleicht sollten wir sagen nicht existente Menge Arbeit. Das verschafft mir ständig einen winzigen Vorsprung bei der Scherzfrage, an welchem behaglichen, wenn auch sparsamen Ort man am liebsten sein Leben verbringen möchte.« Er beugte sich über die Brückenbrüstung und machte Richard auf einen ganz bestimmten Backstein aufmerksam, den er interessant fand.

»Aber um welche Art Forschung geht es denn dabei?« hatte Richard weiter gefragt. »Um Geschichte? Physik? Philosophie? Oder was?«

»Nun«, sagte Reg langsam, »da es Sie so interessiert: der Lehrstuhl wurde einst von König Georg III. gegründet, der, wie Sie wissen, eine Reihe amüsanter Grillen pflegte, darunter die...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2015
Reihe/Serie Die Dirk-Gently-Serie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Detektei • DirkGently • eBooks • Fantasy • Humor • Komödie • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kult • lustig • lustige • Privatdetektiv • Reihe • Roman • Sciencefiction • Serie
ISBN-10 3-641-18483-5 / 3641184835
ISBN-13 978-3-641-18483-4 / 9783641184834
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