Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele (eBook)

Dirk Gently's Holistische Detektei
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
288 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-18484-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele -  Douglas Adams
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Schräger Humor und beissende Ironie - Douglas Adams in Hochform: Privatdetektiv Dirk Gently ist in Band 2 der Mini-Serie auf der Suche nach einem Flughafenattentäter - alle Spuren führen zu Gott. Doch warum sollte Gott einen Abfertigungsschalter am Londoner Flughafen Heathrow in die Luft jagen?

Douglas Adams schuf die verschiedensten Manifestationen von 'Per Anhalter durch die Galaxis': die Radiosendungen, Romane, eine TV-Serie, Computerspiele, Theaterstücke, Comicbücher und Badetücher. Dazu schrieb er die Dirk-Gently-Romane und diverse Sachbücher. Weltweit hielt er Vorträge und war aktives Mitglied des Dian Fossey Gorilla Fund und von Save the Rhino International. Douglas Adams wurde in Cambridge geboren, mit seiner Frau und Tochter lebte er in Islington bei London, bevor er ins kalifornische Santa Barbara, übersiedelte, wo er 2001 überraschend starb. Nach Douglas Adams' Tod kam 2005 endlich die Kinoversion von 'Per Anhalter durch die Galaxis' auf die große Leinwand.

1. Kapitel


Es kann kaum ein Zufall sein, daß es in keiner Sprache der Welt die Wendung »schön wie ein Flughafen« gibt.

Flughäfen sind häßlich. Manche sind sehr häßlich. Manche erreichen ein Ausmaß an Häßlichkeit, das nur das Resultat besonderer Kraftanstrengungen sein kann. Diese Häßlichkeit kommt zustande, weil Flughäfen mit Menschen angefüllt sind, die müde und verdrossen sind und gerade festgestellt haben, daß ihr Gepäck in Murmansk gelandet ist (Murmansk ist die einzige bekannte Ausnahme dieser ansonsten unerschütterlichen Regel), und weil die Architekten alles in allem versucht haben, diesem Umstand in ihren Entwürfen Rechnung zu tragen.

Sie waren bestrebt, das Müdigkeits- und Verdrossenheitsmotiv durch brutale Formen und nervenzerfetzende Farben zu akzentuieren, das Anliegen, die Reisenden für immer von ihren Koffern oder liebsten Angehörigen zu trennen, spielerisch in die Tat umzusetzen, den Reisenden mit Pfeilen zu verwirren, die auf Fenster, ferne Schlipsregale oder die gegenwärtige Position von Ursa Minor am Nachthimmel zu deuten scheinen, und wo immer möglich alle Rohrleitungen sichtbar zu machen, und zwar aus dem Grund, weil sie funktionell sind, und die Position der Flugsteige zu verstecken, wahrscheinlich aus dem Grund, weil sie’s nicht sind.

Inmitten eines Meeres verschwommener Lichter und eines Meeres verschwommener Geräusche stand Kate Schechter und hatte ihre Zweifel.

Den ganzen Weg von London nach Heathrow hatten sie Zweifel geplagt. Sie war weder abergläubisch noch etwa gar religiös, sie war einfach eine Frau, die sich absolut nicht sicher war, ob sie nach Norwegen fliegen sollte. Aber es wurde ihr zunehmend leichter zu glauben, daß Gott, wenn es einen Gott gab und auch nur entfernt die Möglichkeit bestand, daß irgendein gottähnliches Wesen, das bei der Erschaffung des Universums die Anordnung winzigster Teilchen hatte festlegen können, ebenfalls an der Lenkung des Verkehrs auf der M4 interessiert wäre, auch nicht wollte, daß sie nach Norwegen flöge. Der ganze Ärger mit den Tickets und die Schwierigkeit, eine Nachbarin zu finden, die sich um die Katze kümmern konnte, dann die Katze zu finden, damit sich um sie durch die Nachbarin gekümmert werden konnte, das plötzliche Loch im Dach, die verschwundene Brieftasche, das Wetter, der plötzliche Tod der Nachbarin, die Trächtigkeit der Katze –, alles hatte den Anschein einer mit Absicht angezettelten Behinderungskampagne, die allmählich begann, göttliche Ausmaße anzunehmen.

Sogar der Taxifahrer – als sie endlich ein Taxi gefunden hatte – hatte gesagt: »Norwegen? Warum wollen Sie denn dahin?« Und als sie nicht sofort geantwortet hatte: »Das Nordlicht!« oder »Die Fjorde!«, sondern einen Augenblick ein zweifelndes Gesicht gemacht und an ihrer Lippe genagt hatte, da hatte er gesagt: »Ich weiß, ich wette, es ist irgend so ’n Kerl, der Sie da raufschleppt. Ich sag Ihnen was. Sagen Sie ihm, er soll Sie mal. Fliegen Sie nach Teneriffa.«

Das war eine Idee.

Teneriffa.

Oder auch, wagte sie einen flüchtigen Moment lang zu denken, nach Hause.

Sie hatte aus dem Taxifenster stumm auf das wilde Verkehrsgewirr gestarrt und gedacht, wie kalt und erbärmlich das Wetter hier auch sei, es sei nichts im Vergleich dazu, wie es in Norwegen sein werde.

Oder aber zu Hause. Zu Hause wäre es im Augenblick ungefähr genauso eisig wie in Norwegen. Eisig und mit kleinen Dampfgeysiren durchsetzt, die aus dem Boden hervorbrachen, in der Frostluft hängen blieben und sich zwischen den Gletscherklippen-Fassaden der Sixth Avenue verteilten.

Ein rascher Blick auf den Weg, den Kate im Lauf ihrer dreißig Jahre zurückgelegt hatte, würde sie fraglos als New Yorkerin zu erkennen geben. Denn obwohl sie nur sehr kurze Zeit in dieser Stadt gelebt hatte, hatte sich der größte Teil ihres Lebens in einem konstanten Abstand dazu abgespielt. Los Angeles, San Francisco, Europa und eine Zeit zielloser Streifzüge durch Südamerika vor fünf Jahren, nachdem sie ihren frisch angetrauten Gatten Luke beim Versuch, sich in New York ein Taxi zu winken, durch einen Unfall verloren hatte.

Sie fand Gefallen an dem Gedanken, daß New York ihr Zuhause sei und daß sie es vermisse, aber eigentlich war das einzige, was sie wirklich vermißte, Pizza. Und zwar nicht bloß irgend so eine Pizza, sondern die Art Pizza, die an die Wohnungstür gebracht wird, wenn man anruft und darum bittet. Das war die einzige echte Pizza. Eine Pizza, für die man aus dem Haus gehen und an einem Tisch sitzen und auf rote Papierservietten starren mußte, war keine echte Pizza, ganz egal, wie viele Extrapeperoni und -anchovis sie drauflegten.

London war die Stadt, in der sie am liebsten wohnte, abgesehen natürlich von dem Pizzaproblem, das sie verrückt machte. Warum wollte niemand Pizza nach Hause liefern? Warum begriff niemand, daß es für das ganze Wesen einer Pizza von grundlegender Bedeutung ist, daß sie in einer heißen Pappschachtel an der Wohnungstür eintrifft? Daß man sie aus dem Pergamentpapier gleiten läßt und in zusammengefalteten Stücken vor dem Fernseher verzehrt? Welchen grundlegenden Defekt hatten die dämlichen, hochnäsigen, faulen Briten, daß sie diese simple Wahrheit nicht begriffen? Aus irgendeinem seltsamen Grund war das die einzige Enttäuschung, mit der einfach zu leben und die zu akzeptieren sie niemals lernen konnte, und ungefähr einmal im Monat wurde sie dann regelmäßig sehr deprimiert, rief bei einer Pizzeria an, bestellte die größte, luxuriöseste Pizza, die ihr in den Sinn kam – eine Pizza, im Grund mit einer Extrapizza drauf –, und bat dann freundlich darum, sie ihr zu liefern.

»Was bitte?«

»Liefern. Ich sage Ihnen meine Adresse –«

»Ich verstehe nicht. Wollen Sie nicht herkommen und sie sich abholen?«

»Nein. Sie werden Sie mir doch liefern? Meine Adresse –«

»Äh, wir machen das nicht, Miss.«

»Machen was nicht?«

»Äh, liefern …«

»Sie liefern nicht? Verstehe ich Sie richtig …?«

Der Dialog artete jedesmal rasch zu einer häßlichen gegenseitigen Beschimpfung aus, worauf sie sich erschöpft und elend fühlte, aber am nächsten Morgen viel, viel besser. In jeder anderen Hinsicht war sie einer der reizendsten Menschen, denen zu begegnen man hoffen konnte.

Aber der heutige Tag forderte sie bis zum letzten.

Es hatte auf der Autobahn schreckliche Staus gegeben, und als dem fernen Blinken blauer Lichter deutlich zu entnehmen war, daß die Ursache ein Unfall irgendwo vor ihnen sei, war Kate noch nervöser geworden und hatte starr aus dem anderen Fenster gesehen, als sie schließlich langsam dran vorbeigefahren waren.

Der Taxifahrer war schlechtgelaunt gewesen, als er sie endlich abgesetzt hatte, weil sie kein passendes Geld hatte, und es hatte eine Menge ärgerliches Gesuche in engen Hosentaschen gegeben, ehe er schließlich in der Lage war, Wechselgeld für sie zu finden. Die Atmosphäre war dumpf und gewittrig, und als sie nun mitten in der Hauptabfertigungshalle des Terminals Zwei im Flughafen Heathrow stand, konnte sie den Abfertigungsschalter für ihren Flug nach Oslo nicht finden.

Sie stand einen Moment sehr still da, atmete ruhig und tief und versuchte, nicht an Jean-Philippe zu denken.

Jean-Philippe war, wie der Taxifahrer richtig geraten hatte, der Grund, weshalb sie nach Norwegen flog, er war aber auch der Grund, weshalb sie überzeugt war, daß Norwegen als Reiseziel für sie absolut nicht empfehlenswert sei. Sobald sie an ihn dachte, fing ihr Kopf an zu vibrieren, und da schien es doch das beste, gar nicht erst an ihn zu denken, sondern einfach nach Norwegen zu fliegen, als wolle sie zufällig sowieso dorthin. Sie wäre dann schrecklich überrascht, wenn sie ihn unerwartet in egal welchem Hotel anträfe, das er auf die Karte geschrieben hatte, die im Seitenfach ihrer Handtasche klemmte.

Tatsächlich würde sie auf jeden Fall überrascht sein, wenn sie ihn dort vorfände. Was sie mit größerer Wahrscheinlichkeit vorfände, wäre eine Nachricht von ihm, die besagen würde, daß er unerwartet nach Guatemala, Seoul oder Teneriffa gerufen worden sei und daß er sie von dort anrufen werde. Jean-Philippe war der mit der größten Beständigkeit abwesende Mensch, dem sie je begegnet war. Darin war er der Gipfelpunkt einer ganzen Reihe von Menschen. Seit sie Luke an den großen gelben Chevrolet verloren hatte, war sie sonderbar abhängig gewesen von den recht nichtssagenden Gefühlsregungen, die eine Reihe egozentrischer Männer in ihr ausgelöst hatten.

Sie versuchte, all das aus ihren Gedanken zu streichen und auch die Augen für eine Sekunde zu schließen. Sie wünschte sich, wenn sie sie wieder öffnete, befände sich ein Schild vor ihr mit der Aufschrift: »Nach Norwegen dort entlang«, dem sie einfach folgen könnte, ohne über es oder andere Dinge noch jemals nachdenken zu müssen. So, überlegte sie in Fortführung ihres früheren Gedankengangs, entstünden vermutlich Religionen, und das müsse der Grund dafür sein, daß so viele Sekten auf Flughäfen herumlungerten und nach Konvertiten Ausschau hielten. Sie wissen, daß die Leute dort so verletzlich und durcheinander sind wie sonst nie und bereit, jede Art von Führung anzunehmen.

Kate machte die Augen wieder auf und war, natürlich, enttäuscht. Aber dann riß eine oder zwei Sekunden später eine lange wogende Menge verdrossener Deutscher in unsäglich gelben Polohemden vorübergehend auf und gab ihr kurz den Blick auf den Abfertigungsschalter nach Oslo frei. Sie hievte sich ihren Kleidersack wieder auf die Schulter und steuerte darauf zu.

An dem Schalter stand nur ein einziger Mensch, und der, so stellte sich heraus, hatte Schwierigkeiten...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2015
Reihe/Serie Die Dirk-Gently-Serie
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Attentäter • Detektei • DirkGently • eBooks • Fantasy • Flughafen • Gott • Heathrow • Humor • Komödie • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kult • lustig • lustige • Privatdetektiv • Reihe • Roman • Sciencefiction • Serie
ISBN-10 3-641-18484-3 / 3641184843
ISBN-13 978-3-641-18484-1 / 9783641184841
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