Das Nadelöhr (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-17600-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Nadelöhr -  Hal Clement
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Wie weit würdest du gehen, um einen Freund zu retten?
Seit über sieben Jahren lebt ein Alien-Jäger in Symbiose mit seinem menschlichen Wirt Bob. Er bewahrte ihn vor Infektionskrankheiten und heilte seine Verletzungen. Doch Bobs Körper wird immer schwächer, und der Jäger weiß nur noch einen Ausweg: Spezialisten seiner Welt müssen Bob helfen. Die beiden machen sich auf die Suche nach den Raumschiffen, mit denen der Jäger und der Verbrecher, dem er auf der Spur war, einst im Pazifik abstürzten. Ihre Suche ist begleitet von einer Reihe seltsamer Unfälle, und langsam muss sich das ungewöhnliche Team die Frage stellen, ob der Gejagte am Ende doch noch am Leben sein könnte ...

Hal Clement, eigentlich Harry Clement Stubbs, wurde 1922 in Somerville, Massachusetts geboren und studierte Chemie und Astronomie an den Universitäten Boston und Harvard. Seit den 1940er Jahren schrieb er Science Fiction unter dem Pseudonym Hal Clement. Seine Romane 'Die Nadelsuche' und 'Schwerkraft' gehören zu den Klassikern des Genres. Hal Clement starb 2003.

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Details


 

Trotz des Zwischenfalls auf dem Floß erreichte der Jeep wenige Minuten nach den beiden Radfahrerinnen das Haus. Die kurze Erholung während der Fahrt hatte Bobs Kräfte so weit aufgefrischt, dass er ohne Hilfe ins Haus gehen konnte. Sein Gepäck musste jedoch fürs Erste im Wagen zurückbleiben.

Der Handkoffer, den Daphne getragen hatte, war natürlich im Haus; ihre Mutter hatte nachgegeben und ihn auf ihrem Fahrrad transportiert. Daphne schleppte ihn sofort zu der Couch, auf die sich ihr Bruder hatte fallen lassen.

Sie bestand natürlich darauf, dass er sofort geöffnet würde, und die daraus resultierenden Tätigkeiten füllten die Zeit bis zum Dinner. Bob war dankbar für jede Minute Ruhe, die er haben konnte, und glücklicherweise war Daphne einverstanden, dass er auf der Couch liegen blieb, während er die Geschenke – eine ganze Reihe, stellte sie zufrieden fest – verteilte, die den größten Teil des Kofferinhalts ausmachten.

Der Jäger wartete mit ständig wachsender Ungeduld darauf, dass sie zu Bett geschickt würde. Inzwischen hatte auch Mrs. Kinnaird gespürt, dass irgendetwas nicht stimmte, und auch sie wollte erfahren, was mit Bob los war. Endlich wurde die protestierende Daphne in ihr Zimmer geschickt, das früher einmal Bobs Zimmer gewesen war. Zum Glück für Bob, der es bestimmt nicht geschafft hätte, heute noch einmal Treppen hinaufzusteigen, und in einem Anbau schlafen sollte, den sein Vater im vergangenen Jahr auf der Rückseite des Hauses errichtet hatte – ohne zu wissen, wie notwendig er sein würde, da er ja von den Schwierigkeiten seines Sohnes nichts ahnen konnte.

Schließlich, als das Kind ruhig geworden war und man annehmen konnte, dass es schlief, konnten sie zur Sache kommen. Bob hatte sich seine Worte lange vorher zurechtgelegt. Der Jäger wusste, dass es für ihn keine Freude sein würde, sie zu hören, da sie ihn nicht gerade in ein gutes Licht rückten, doch war er erwachsen genug, um den Tatsachen ins Auge blicken zu können.

Es war Bobs Mutter, die das Gespräch eröffnete, nachdem sie nach oben gegangen war, um sich zu versichern, dass das Kind wirklich schlief.

»Du bist nicht nur müde, Bob, nicht wahr? Es ist etwas Ernsteres.«

»Ich fürchte ja, Mom«, antwortete er. »Ich weiß nicht, wie ernst es ist – es könnte sich eine ganze Weile hinziehen, aber es wäre wohl nicht sehr klug, sich darauf zu verlassen. Die Sache hat begonnen, als ich vor zwei Jahren das letzte Mal zu Hause war. Es war damals nicht sehr schlimm, und ich hielt es nicht für nötig, euch oder Doc Seever damit zu belasten, aber es ist ständig schlimmer geworden, und jetzt muss etwas dagegen getan werden.«

»Kann der Jäger eine zuverlässige Diagnose stellen?«, unterbrach Bobs Vater. »Ich meine, hat er so etwas schon einmal erlebt?«

»Nicht selbst, sagt er. Er hat von Fällen gehört, die in lange zurückliegenden Zeiten auftraten, wenn seine Spezies mit einem neuen Typus von Gastgebern eine Symbiose einging. Es wäre jetzt nicht geschehen, wenn er Arzt wäre, und kein Detektiv. Aber ich will euch die Geschichte von Anfang an erzählen.« Seine Eltern nickten.

»Ihr wisst beide, wie der Jäger und andere seiner Spezies beschaffen sind: vier Pfund einer Substanz, die sich vage mit menschlichem Protoplasma vergleichen lässt, jedoch aus molekülgroßen Einheiten besteht, im Gegensatz zu den relativ riesigen Zellen unseres Gewebes. Seine Leute können unabhängig existieren, zumindest auf ihrem eigenen Planeten, doch normalerweise leben sie im Körper eines größeren Wesens und in Symbiose mit ihm. Der Jäger lebt seit Jahren so in mir, ernährt sich von dem, was ich esse, sieht durch meine Augen, hört mit meinen Ohren und zahlt für seinen Unterhalt, indem er eindringende Krankheitskeime vernichtet, bei Verletzungen die Blutung stillt und so weiter. Außerdem ist er ein persönlicher Freund, wenn unsere Freundschaft auch nicht so eng ist, wie sie es auf seinem Heimatplaneten wäre; hier fehlen verschiedene Einrichtungen, die es ihm erlauben würden, ein normales Leben zu führen, und wir haben keinerlei gemeinsame Interessen. Er ist Detektiv, und sein Partner zu Hause war ein Polizeibeamter; er hat auf dem College gemeinsam mit mir alle Vorlesungen und Seminare mitgemacht, sie jedoch längst nicht so interessant gefunden wie ich. Auf seinem Planeten verbinden sich Partner erst, nachdem sie sich eine ganze Weile kennen. Hier blieb ihm keine Wahl.

Seit seine Leute die Raumfahrt entwickelt haben, bestehen Kontakte zu anderen, mehr oder weniger menschenartigen Lebewesen, mit denen sie auf der Basis der Lebensteilung koexistieren. Das ist jedoch nicht überall möglich. Nach ihren Erfahrungen produzieren keine zwei Planeten Lebensformen mit der gleichen chemischen Zusammensetzung, und gründliche Forschungsarbeiten sind nötig, bis es zu einer komplikationslosen Symbiose kommen kann.

Natürlich fällt meine Partnerschaft mit dem Jäger in die weniger gut organisierte Kategorie. Er ist nie ganz sicher gewesen, ob er mir nicht auf irgendeine Weise schadet. Wir haben genügend Ähnlichkeit mit anderen Humanoiden, die er kennt, um meine normalen Immunitätsreaktionen auf die ihm vertraute Weise bekämpfen zu können, und da er in mir war, brauchte ich sie auch nicht; er wird mit allen Infektionen fertig. Trotzdem versichert er sich alle paar Tage, dass die Neutralisierung meiner Immunitäts-Reaktionen gegen ihn sich nicht generell auswirkt. Wenn ich mir zum Beispiel einen Splitter einreiße, wartet er, bis mein Körper normal reagiert, bevor er die eindringenden Bakterien vernichtet.

Vor zwei Jahren ging ein solcher Test negativ aus. Ein kleiner Kratzer führte zu einer schweren Infektion, und der Jäger stellte fest, dass meine Immunitäts-Chemie überhaupt nicht mehr funktionierte. Er bereinigte den Infekt natürlich; solange er in mir ist, besteht keinerlei Gefahr. Wenn jedoch ihm etwas passieren sollte …« Bob sprach den Satz nicht zu Ende, doch seine Eltern nickten.

Sie erinnerten sich an die Umstände, unter denen sie von der Existenz des Jägers erfahren hatten: Seever, der Arzt der Insel, war der Einzige, den Bob ins Vertrauen gezogen hatte, bevor die Polizeiaktion des Jägers beendet worden war. Bob hatte den kriminellen Alien durch einen Bluff dazu veranlasst, den Körper seines Vaters zu verlassen, und ihn dann durch Feuer vernichtet. Doch die Austreibung war zu rasch erfolgt. Kurz darauf war Arthur Kinnaird schwer erkrankt. Die Symptome waren eine Mischung von Lungenentzündung und Meningitis, und Dr. Seever hatte vor einem Rätsel gestanden. Schließlich hatten er und Bob den widerstrebenden Jäger dazu überredet, sich in Arthur Kinnairds Körper zu begeben und dort Umschau zu halten.

Das Problem erwies sich als recht einfach: Virusartige Zellen, die von dem Alien bei seinem hastigen Auszug zurückgelassen worden waren, wurden nicht mehr von dessen Intellekt beherrscht und koordiniert und lebten nun ohne Rücksicht auf das Wohlergehen ihres Gastgebers; das Gleiche, doch auf einem erheblich niederen Niveau, hatte der Organismus, von dem sie stammten, auch getan und war dadurch nach den Gesetzen seiner Spezies zum Verbrecher geworden.

Der Jäger konnte die Partikel ohne jede Schwierigkeit seiner eigenen Substanz hinzufügen. Seever hatte es für notwendig erachtet, Bobs Mutter die ganze Geschichte zu erzählen, da sie zu intelligent war, um sich mit Halbwahrheiten zufriedenzugeben; und später, als ihr Mann wieder bei Bewusstsein war, wurde auch er über alles unterrichtet. Unter diesen Umständen blieb ihnen keine andere Wahl, als Seevers Darstellungen zu glauben, und sie hatten sich schließlich an das Vorhandensein des Jägers gewöhnt; sie unterhielten sich sogar gelegentlich mit ihm, obwohl ihr Sohn natürlich seine Antworten übermitteln musste.

»In gewisser Weise«, fuhr Bob fort, »stehe ich jetzt in völliger Abhängigkeit von meinem Symbionten. Und inzwischen ist es nicht nur diese Immunitäts-Sache, sondern auch andere Teile meiner Biochemie spielen verrückt. In einigen Fällen kann der Jäger die Ursachen dafür finden und etwas unternehmen, manchmal muss er seine eigenen Methoden in einer Weise anwenden, die nichts mit denen zu tun haben, die mein Organismus selbst in der gleichen Situation gebrauchen würde; zum Beispiel bekämpft er Infektionen, indem er die Erreger in sich aufnimmt, anstatt sie auf chemischem Weg zu neutralisieren.

Er hat seine Rolle als einen Jongleur-Akt beschrieben. Je weiter die Zeit fortschreitet, desto mehr Mühe kostet es ihn, meine Maschinerie in Funktion zu halten. Recht häufig beeinträchtigt eine Maßnahme, die er trifft, eine oder mehrere andere, die er bereits eingeleitet hat, oder etwas, was meine Biochemie normalerweise tut. Wenn es uns nicht gelingen sollte, die Ursache für das alles zu entdecken, und sie so simpel ist, dass man sie beseitigen kann … nun ja, er gibt zu, dass der Jongleur früher oder später einen der Teller fallen lassen wird.«

»Ich nehme an, er kann sich nicht einfach zurückziehen und deine Heilung der Natur überlassen«, sagte Mrs. Kinnaird.

»Die Natur ist nicht so stark an mir interessiert«, antwortete ihr Sohn. »Der Jongleur-Akt ist nicht mehr als das, was jeder Mensch durchmacht, und bei jedem fällt irgendwann ein Teller zu Boden – früher oder später. Wenn man den Dingen ihren Lauf lässt und Augen und Ohren verschließt, mag das natürliche Resultate bringen, doch es ist alles andere als sicher, dass das eigene Überleben unter die Rubrik ›natürlich‹ fällt. Man braucht Wissen, wenn man erreichen will, dass sich die Dinge nach seinen Wünschen entwickeln.«

»Aber der Jäger verfügt doch über Wissen! Du hast uns selbst gesagt,...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2015
Übersetzer Hans Maeter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Through the Eye of a Needle
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Aliens • eBooks • Erstkontakt • Hal Clement • Science Fiction Krimi • Space Opera
ISBN-10 3-641-17600-X / 364117600X
ISBN-13 978-3-641-17600-6 / 9783641176006
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