Der Feuerzyklus (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-17602-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Feuerzyklus -  Hal Clement
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Allein unter Aliens
Nils Kruger und seine Kameraden erkunden einen fremdartigen Planeten, als Nils plötzlich im Morast versinkt. Das Forscherteam gibt die Hoffnung, ihn lebend zu bergen, schnell auf und verlässt die skurrile Welt wieder. Doch Nils hat überlebt und kann sich aus dem Schlamm befreien. Er schlägt sich irgendwie durch und versucht, mit den harten, wechselhaften klimatischen Bedingungen fertig zu werden, die durch die komplizierte Umlaufbahn dieser Welt um ihre Sonne entstehen. Dann trifft er auf Dar Lang Ahn, einen Eingeborenen, der mit seinem Segelflugzeug abgestürzt ist. Aus der Not heraus entsteht eine Freundschaft, und Nils lernt nach und nach die ihm fremd erscheinende Lebensweise der Aliens kennen ...

Hal Clement, eigentlich Harry Clement Stubbs, wurde 1922 in Somerville, Massachusetts geboren und studierte Chemie und Astronomie an den Universitäten Boston und Harvard. Seit den 1940er Jahren schrieb er Science Fiction unter dem Pseudonym Hal Clement. Seine Romane 'Die Nadelsuche' und 'Schwerkraft' gehören zu den Klassikern des Genres. Hal Clement starb 2003.

1


 

Wenn man sich das Lavafeld ansah, musste man sich wundern, dass das Segelflugzeug sich noch in so gutem Zustand befand. Sein Leitwerk war intakt, der Rumpf wies nur ein paar Risse unten in der Verspannung auf, und selbst die schmalen Flügel schienen unbeschädigt. Wenn es im Umkreis von dreitausend Meilen ein Katapult gegeben hätte, wäre man versucht gewesen, mit der Maschine den Start zu wagen. Selbst Dar Lang Ahn würde sich vielleicht haben täuschen lassen, wenn er sich nur auf seine Augen verlassen hätte.

Aber er hatte nicht nur Augen, sondern auch ein Gehirn, das imstande war, Schlüsse zu ziehen. Er war der Unglückliche, der die Maschine geflogen hatte, und er hatte selbst den Aufprall verspürt, als der elastische Rahmen sein Bestes getan hatte, um den Sturz zu mildern. Und er hatte auch gehört, wie die beiden Flügelsparren splitterten. So dachte er gar nicht erst darüber nach, ob ein neuer Start möglich war, sondern nur an die Bücher.

Natürlich waren es nicht viele, denn Ree Pell Uns Vorsicht ließ es nicht zu, mehr als nur einen geringen Teil des Wissens der Stadt einer einzigen Flugmaschine anzuvertrauen. Aber immerhin war es seine Pflicht, sie unversehrt zu den Eiswällen zu bringen, und achthundert Jahre ist Zeit genug, um einen Sinn für Pflichterfüllung zu entwickeln. Und achthundert Jahre hatte Dar Lang Ahn gelebt.

Zum Glück waren die Bücher nicht schwer. Er machte sich entschlossen daran, ein Bündel zu schnüren, das gerade noch leicht genug war, um ihn nicht beim Gehen oder beim Gebrauch seiner Waffen zu behindern. Als er sich aufrichtete, trug er etwa die Hälfte seines eigenen Gewichts an Büchern, etwa ein Zehntel an Nahrungsmitteln, sowie die Armbrust und die Bolzen, die seit seiner Jugend seine unzertrennlichen Gefährten waren.

Der größte Teil seiner Lebensmittel blieb zurück, jedoch keins der wertvollen Bücher.

Er hatte sich während des Packens überlegt, welche Richtung er einschlagen sollte. Wenn er sein Ziel auf einem Großkreis erreichen wollte, so lagen gute zweitausend Meilen vor ihm, wovon knapp die Hälfte Ozean war. Seine Flugroute war viel länger gewesen, und zwar wegen der Inseln, die es ihm ermöglichten, in Abständen, die nie mehr als fünfzig Meilen betrugen, den Ozean zu überqueren. Er beschloss, an dieser Route festzuhalten, weil er sie bereits einige Male abgeflogen hatte und daher den Weg kannte. Natürlich würden die einzelnen Landmarken vom Boden aus anders aussehen, aber das sollte seinem fotografischen Gedächtnis keine zu großen Schwierigkeiten bereiten.

Allerdings marschierte er nicht sofort in dieser Richtung los, denn der Weg hätte ihn direkt über den Berg geführt, an dessen Flanke sein Flugzeug gescheitert war. Dar war zwar ein besserer Alpinist, als ein Erdenmensch je werden konnte, aber über dem Gipfel dieses Bergs hing ständig ein dünner gelber Rauchfaden, und die Lava unter seinen Füßen war wärmer, als sie es durch die Strahlung der Sonne allein hätte sein können. Während also sein eigentliches Ziel an der Meeresküste im Nordosten lag, marschierte er gegen Nordwesten, so dass die rote Sonne, die er Theer nannte, links von ihm und die kleinere blaue Arren direkt hinter ihm lag.

Es ist nicht leicht, ein Lavafeld zu Fuß zu überqueren, selbst wenn man keine schwere Traglast zu befördern hat. Bepackt wie Dar Lang Ahn es war, ist es eine Tortur. Seine Füße waren zäh genug, um den scharfen Felsspitzen Widerstand zu leisten, denen er nicht ausweichen konnte, aber einen glatten, ebenen Weg gab es überhaupt nicht. Immer wieder musste er die Schätzung revidieren, die die Dauer seiner Reise betraf, aber auf den Gedanken, er könne sie vielleicht überhaupt nicht bewältigen, kam er nie.

Zweimal machte er eine kurze Pause, nahm ein paar Bissen zu sich und krönte sein bescheidenes Mahl mit einem Schluck aus der Flasche. Zwischen dem Ort seines Absturzes und dem Rand des Lavafelds lagen nicht ganz fünfzig Meilen, aber wenn er unterwegs einschlafen sollte, würde er zweifellos verdursten. Auf dem Lavafeld gab es kein Wasser, und da es Sommer wurde, brauchte er Wasser ebenso dringend wie ein Mensch in der gleichen Situation.

Sein erstes Mahl nahm er an einer Stelle ein, die weit genug vom Berg entfernt war, um nach Norden abzubiegen, so dass die Sonne Theer unmittelbar hinter ihm lag. Arren hatte begonnen, die rote Sonne einzuholen, aber die Schatten waren immer noch zu kurz. Seine Augen waren zwar an die Beleuchtung durch zwei verschiedenfarbige Lichtquellen gewöhnt, aber die dicht beieinander liegenden Positionen beider Sonnen machten es etwas schwieriger, das Terrain auf mehr als ein paar Dutzend Meter richtig einzuschätzen, und so verpasste er häufig Möglichkeiten, den Weg abzukürzen.

Dennoch machte er Fortschritte. Als er sein zweites Mahl beendete, war der Vulkan hinter ihm am Horizont verschwunden, und ein paar Stunden später war er davon überzeugt, am anderen Horizont einen grünen Streifen gesehen zu haben. Natürlich konnte es sich dabei um eine Fata Morgana gehandelt haben, wenn Dar Lang Ahn auch solche Phänomene nicht kannte. Ebensogut konnte es sich um einen dichteren Bestand der stacheligen fleischigen fassförmigen Pflanzen handeln, die auch hie und da auf der Lava wuchsen, aber Dar Lang Ahn war überzeugt, dass es sich um richtigen Wald handelte – und das war für ihn gleichbedeutend mit dem Vorhandensein von Wasser. Und Wasser brauchte er dringend. Sein Gesicht verzog sich zu so etwas wie einem Grinsen, und dann genehmigte er sich den letzten langen Schluck aus seiner Flasche, rückte sich den Packen mit den Büchern auf den Schultern zurecht und ging auf den grünen Streifen am Horizont zu. Als er das nächste Mal durstig zu werden begann, sah er ein, dass er einen Fehler gemacht hatte.

Hätte er auf einem Weg, der auch nur entfernt einer Geraden ähnelte, gehen können, so wäre die Distanz bis zu dem Wald leicht zu Fuß zu bewältigen gewesen. Selbst bei den Umwegen, die er gezwungenermaßen auf dem Lavafeld machen musste, hätte er es schaffen können, ohne zu sehr unter Durst zu leiden. Aber er hatte nicht mit außergewöhnlichen Umwegen gerechnet, da er sich nicht daran erinnerte, aus der Luft irgendetwas gesehen zu haben, das von den üblichen Sprüngen und Kämmen auf dem Lavafeld abwich. Sein Gedächtnis trog ihn auch nicht, wie sich erweisen sollte, nur das Terrain.

Die Sonne Theer hatte ihren Weg gen Westen nahezu vollendet und stieg jetzt merklich, um sich auf ihre jährliche Annäherung an Arren vorzubereiten, als Dar Lang Ahn an die Bodenspalte kam. Es war eine Kluft, die sich gebildet haben musste, als die Lavamasse als Ganzes sich schon völlig verhärtet hatte, denn sie war viel zu tief und zu breit, als dass sie nur durch das Aufbrechen der dünnen Kruste hätte verursacht werden können.

Von oben hatte er die Kluft nie bemerkt, einfach weil sie nicht gerade verlief; sie schlängelte sich zwischen anderen auffälligeren Unregelmäßigkeiten der Gegend dahin, so dass er bereits mehr als eine Stunde an der Bodenspalte entlangmarschierte, ehe ihm klar wurde, worum es sich wirklich handelte.

Und das war, als die Kluft sich langsam wieder auf den Vulkan, der nun bereits weit hinter ihm lag, zuzubewegen begann.

Als er erkannte, was geschah, blieb Dar Lang Ahn sofort stehen und suchte den Schatten eines hochragenden Felsblocks auf, ehe er nachzudenken begann. Er verschwendete keine Zeit damit, sich Vorwürfe ob seiner Dummheit zu machen, obwohl er sich darüber im Klaren war, sondern konzentrierte sich auf das Problem, das vor ihm lag.

Die Wände der Schlucht waren nicht besteigbar. Normalerweise verhärtet sich Lava an einer Oberfläche, die rau genug ist, um es ihm und seinesgleichen zu ermöglichen, sich mit den Klauen an einer nahezu senkrecht aufragenden Felswand festzuhalten, aber hier handelte es sich um eine Spalte, die durch die ganze Schicht verlief. Zwar war der Felsen voll von Gasblasen, von denen viele beim Aufreißen geplatzt und groß genug waren, um ihm Halt zu bieten, aber solche aufgerissenen Blasen gab es nur in der Nähe der Oberfläche. Die gegenüberliegende Schluchtwand zeigte, dass in nur ein paar Meter Tiefe diese Blasen auf die Größe von Nadelspitzen zusammenschrumpften und dann praktisch verschwanden. Klettern kam also nicht in Frage.

Die Spalte war auch zu breit, als dass er sie hätte überspringen können – an einigen wenigen Stellen hätte er es möglicherweise ohne seine Traglast geschafft, doch daran, seine Bücher aufzugeben, dachte Dar Lang Ahn keinen Augenblick lang.

Er hatte kein Seil bei sich und trug auch nicht genug Schnüre an seinem Panzer, um daraus provisorisch eins zu knüpfen, das auch nur so lang gewesen wäre wie die Strecke, die er ohnehin springen konnte. Und auf dem Lavafeld wuchs nichts, aus dem man hätte ein Seil oder eine Brücke herstellen können. Die Pflanzen waren innen weich und zeigten keinerlei holziges Gewebe, und ihre Haut war nicht einmal zäh genug, um seinen Klauen Widerstand zu leisten.

Was ihn bei der Suche nach einer Lösung seines Dilemmas am meisten Zeit kostete, war natürlich sein fester Entschluss, sich nicht von seinen Büchern zu trennen. Er brauchte unglaublich lange dazu, auf die Idee zu kommen, dass er sich ja nicht auf ewige Zeiten von ihnen zu trennen brauchte; schließlich konnte er die Bücher über die Schlucht werfen und dann hinterherspringen.

Und damit waren beinahe alle Schwierigkeiten gelöst. Er erinnerte sich an einige Stellen, an denen die Schlucht bestimmt schmal genug war, um sie zu überspringen. Er brauchte nur eine Stelle zu finden, wo auf der anderen Seite einigermaßen flaches Terrain vorhanden war.

Schließlich fand er eine solche Stelle. Für den Augenblick dachte er gar nicht an die...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2015
Übersetzer Heinz Nagel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Cycle of Fire
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Aliens • eBooks • Ferne Zukunft • Forschungsexpedition • Hal Clement • Umwelt
ISBN-10 3-641-17602-6 / 3641176026
ISBN-13 978-3-641-17602-0 / 9783641176020
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