Der lange Atem der Vergangenheit (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
480 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43567-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der lange Atem der Vergangenheit -  Val McDermid
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Der dritte Kriminal-Roman mit Detective Chief Inspector Karen Pirie von Val McDermid, Englands »Queen of Thrill« - Ein vielschichtiger Krimi über Schuld, Sühne und späte Rache Verborgen in der Turmspitze eines viktorianischen Gemäuers in Edinburgh wird eine skelettierte Leiche mit einem Einschussloch im Schädel gefunden. Um wessen sterbliche Überreste handelt es sich?  Detective Chief Inspector Karen Pirie soll den rätselhaften Fall aufklären. Ihre Nachforschungen führen sie zurück in die Balkan-Kriege der neunziger Jahre. In einem Labyrinth aus falschen Identitäten, politischen Konflikten und sorgsam gehüteten Geheimnissen scheint sich die Spur zu verflüchtigen. Doch manchmal ist die Vergangenheit erbarmungslos ... »Neue grandiose Krimi-Unterhaltung von der Großmeisterin der Spannungsliteratur.« Literaturmarkt »Die Schottin Val McDermid zeigt millionenfach erfolgreich, dass sich in Krimis ein akkurater Blick auf die Gesellschaft werfen lässt.« Salzburger Nachrichten Und hier die Kriminal-Romane rund um Cold-Case-Expertin Karen Pirie in der richtigen Reihenfolge: - »Echo einer Winternacht« - »Nacht unter Tag« - »Der lange Atem der Vergangenheit« - »Der Sinn des Todes«

Val McDermid ist eine internationale Nr. 1-Bestsellerautorin, deren Bücher in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden. Ihre mehrfach preisgekrönten Thrillerserien und Einzelromane wurden für Fernsehen und Rundfunk adaptiert - etwa die Serie Hautnah - Die Methode Hill mit dem Profiler Dr. Tony Hill und DCI Carol Jordan. Die TV-Serie um die schottische Cold Case-Ermittlerin Karen Pirie ist international mit großem Erfolg gestartet. Val McDermid war 2017 Vorsitzende des Wellcome Book Prize und Jurorin für den Women's Prize for Fiction und den Man Booker Prize 2018. Sie ist Trägerin von sechs Ehrendoktorwürden, außerdem Honorary Fellow des St Hilda's College in Oxford. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören der CWA Diamond Dagger für ihr Lebenswerk und der Theakstons Old Peculier Award für 'Outstanding Contribution to Crime Writing'. Val ist außerdem eine erfahrene Rundfunksprecherin und gefragte Kolumnistin und Kommentatorin in Printmedien. Mehr über die Autorin unter www.val-mcdermid.de

Val McDermid ist eine internationale Nr. 1-Bestsellerautorin, deren Bücher in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden. Ihre mehrfach preisgekrönten Thrillerserien und Einzelromane wurden für Fernsehen und Rundfunk adaptiert - etwa die Serie Hautnah - Die Methode Hill mit dem Profiler Dr. Tony Hill und DCI Carol Jordan. Die TV-Serie um die schottische Cold Case-Ermittlerin Karen Pirie ist international mit großem Erfolg gestartet. Val McDermid war 2017 Vorsitzende des Wellcome Book Prize und Jurorin für den Women's Prize for Fiction und den Man Booker Prize 2018. Sie ist Trägerin von sechs Ehrendoktorwürden, außerdem Honorary Fellow des St Hilda's College in Oxford. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören der CWA Diamond Dagger für ihr Lebenswerk und der Theakstons Old Peculier Award für "Outstanding Contribution to Crime Writing". Val ist außerdem eine erfahrene Rundfunksprecherin und gefragte Kolumnistin und Kommentatorin in Printmedien. Mehr über die Autorin unter www.val-mcdermid.de

2


Das soll wohl ’n Witz sein?« Detective Chief Inspector Karen Pirie legte den Kopf in den Nacken und starrte hinauf zu dem Ecktürmchen hoch oben. »Man erwartet doch wohl nicht im Ernst, dass ich auf dem Dach eines Gebäudes herumkrieche, das eigentlich schon auf der Abrissliste steht? Alles wegen eines Skeletts?«

Detective Constable Jason »Minzdrops« Murray blickte zweifelnd auf die Dachverkleidung, dann wieder zurück zu seiner Chefin. Sie sah, wie sich in seinem Kopf die Rädchen drehten: Zu dick, zu steif, ein zu hohes Risiko. Aber obwohl er zweifellos etwas unterbelichtet war, hatte der Minzdrops unter Karens Fittichen gelernt, sich vernünftig zu verhalten. Es wäre ihm zwar schwergefallen, die entsprechenden Wörter richtig zu schreiben, aber im Lauf der Jahre hatte er sich Rudimente von Diskretion angeeignet. »Ich versteh sowieso nicht, wieso das ein Fall für uns sein soll«, sagte er. »Ich meine, wie kann es ein alter ungelöster Fall sein, wenn er erst heute früh gefunden wurde?«

»Nur um das festzuhalten: Wir wissen nicht sicher, dass es ein Er ist. So lange nicht, bis jemand, der sich mit Knochen auskennt, die Sache angeschaut hat. Und außerdem … Jason, für wen arbeiten Sie?«

Der Minzdrops sah verwirrt aus. Das war sein standardmäßiger Gesichtsausdruck. »Die Polizei von Schottland«, sagte er im Tonfall einer Person, die das Selbstverständliche ausspricht, aber weiß, dass sie trotzdem einen Anschiss abbekommen wird.

»Genauer, Jason.« Karen bereitete sich genüsslich auf die Rüge vor.

»Ich arbeite für Sie, Boss.« Einen Augenblick schien er mit sich zufrieden.

»Und was ist meine Arbeit?«

Darauf gab es viele mögliche Antworten, aber dem Minzdrops kamen sie alle unpassend vor. »Sie sind der Boss, Boss.«

»Und wovon bin ich der Boss?«

»Von den ungelösten Fällen.« Jetzt war er zuversichtlich.

Karen seufzte. »Aber was ist der richtige Name unserer Abteilung?«

Jetzt fiel der Groschen. »HCU. Historic Cases Unit.«

»Und deshalb gehört der Fall uns. Wenn die Leiche so lange da oben gelegen hat, dass sie jetzt ein Skelett ist, dann haben wir die Arschkarte.« Da Karen jetzt die Lehre erteilt hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mann in Helm und Warnweste zu, der neben ihr stand. »Ich nehme an, es handelt sich da oben um einen engen Raum?«

Fraser Jardines Kopf hob und senkte sich wie der eines nickenden Esels im Schnellvorlauf. »Absolut. Man hätte Mühe, zwei von Ihnen da rein zu kriegen.«

»Und der Zugang? Ist der auch ziemlich eingeschränkt?«

Fraser zog die Stirn in Falten. »Was? Sie meinen schmal?«

Karen nickte. »Ja, schon. Aber auch - also, wie viele Zugänge gibt es? Gibt es nur einen sichtbaren Weg nach drinnen und wieder heraus?«

»Na ja, es ist an einer Ecke, ich nehme also an, dass man theoretisch auch von beiden Seiten kommen könnte. Wenn man durch die Dachluke auf das Dach klettert und dann nach links geht, wäre es das zweite Türmchen. Ich war zuerst nach rechts gegangen, deshalb war es dann der dritte Turm.«

»Und diese Eingänge, ich vermute, dass sie offen und dem Wetter ausgesetzt sind, Wind und Regen?«

»Es ist ein Dach. Da gehört das dazu.« Er seufzte kurz. »Tut mir leid, ich will hier nicht den Besserwisser geben, bin nur ’n bisschen mitgenommen. Und mein Boss, der fragt jetzt: ›Hält dich die Sache von deinen Gutachten ab?‹ Ich hab also Zeitdruck, verstehn Sie?«

Karen klopfte ihm leicht auf den Arm. Selbst durch seinen Arbeitsanzug hindurch spürte sie die strammen Muskeln. Ein Mann wie Fraser, der würde kein Problem haben, eine Leiche in ein Dachtürmchen hoch zu schaffen. Aber bei einem solchen Fundort ließ sich der Kreis der Verdächtigen schon ziemlich eingrenzen. Wenn das Opfer irgendwo anders gestorben war.

»Dafür habe ich schon Verständnis. Wie ist das Gebäude innen? Haben Sie Anzeichen gesehen, dass schon jemand anders vor Ihnen da war?«

Fraser schüttelte den Kopf. »Ich hab nichts bemerkt. Aber ich weiß nicht, ob es leicht zu erkennen wäre. Da drin herrscht ein ziemliches Durcheinander. Das Gebäude ist schon lange versiegelt, und es hat reingeregnet. Es ist also feucht und schimmelig, und aus den Wänden wachsen Pflanzen. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis eine Leiche zum Skelett wird, aber ich nehme an, ein paar Jahre?«

»Das kommt hin«, sagte sie selbstsicherer, als ihr zumute war.

»Wenn also vor Jahren ein ganzes Team da durchgegangen wäre, wüsste man nichts davon. Die Natur übernimmt das Ruder und löscht die Spuren, die wir hinterlassen. Manchmal dauert das nur ein paar Monate, da merkt man kaum noch, dass es mal ein Ort war, an dem Menschen gelebt oder gearbeitet haben.« Er zuckte mit den Achseln. »Deshalb ist es nicht überraschend, dass ich keine Fußspuren oder Blutflecken oder so was gesehen habe.«

»Aber Sie haben doch ein Loch in dem Schädel gesehen?« Man musste sie aufscheuchen, damit sie sich mit der Geschichte nicht allzu wohl fühlten. Karen konnte das gut, ihrem Gegenüber bei Befragungen den sicheren, festen Boden entziehen.

Fraser schluckte heftig und bewegte wieder ruckartig den Kopf, sein flüchtiges Selbstvertrauen war verflogen. »Ungefähr hier«, sagte er und deutete über der rechten Augenbraue auf seine Stirn. »Kein großes Loch, eigentlich nicht viel größer als ein Hemdknopf.«

Karen nickte ermutigend. »Nicht besonders drastisch, ich weiß. Aber es genügt. Und Kleider? Haben Sie an der Leiche oder auf dem Boden Kleider bemerkt?«

Fraser schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, hab ich gar nichts anderes angeschaut, nur den Schädel.« Er fröstelte. »Davon werd ich Scheißalpträume bekommen.« Er schaute sie schuldbewusst an. »Tut mir leid, entschuldigen Sie, dass ich mich so ausdrücke.«

Karen lächelte. »Da hab ich schon Schlimmeres gehört.« Sie glaubte, dass Fraser Jardine nichts weiter Brauchbares wegen seiner aufregenden Entdeckung hinzuzufügen hatte. Es gab jetzt für sie andere, wichtigere Gespräche zu führen. Sie wandte sich wieder an den Minzdrops. Bei einem Zeugen, dessen Beitrag zur Ermittlung so begrenzt war, konnte er nicht viel Schaden anrichten. »Jason, setzen Sie sich mit Mr. Jardine in den Wagen und protokollieren Sie die vollständige Aussage.«

Sobald der Minzdrops Fraser außer Hörweite geführt hatte, rief Karen den diensthabenden Kollegen an, der die Tatortarbeit leitete. Karen hatte schon oft mit Gerry McKinlay zusammengearbeitet und wusste, dass sie nicht jede Einzelheit, die einbezogen werden sollte, ausdrücklich erwähnen musste. Heutzutage kam es einem vor, als ob vor allem der Papierkram korrekt erledigt werden musste, die Verfolgung von Kriminellen schien weniger wichtig zu sein. Manche Ermittlungsleiter verlangten für jeden Teil der Untersuchung Anforderungsscheine in dreifacher Ausführung. Karen verstand die Überlegungen dahinter, aber der Zeitverlust für die Ermittlungen machte sie immer wütend. »Welches Problem haben Sie damit?«, hatte ein Ermittlungsleiter mal herausfordernd entgegnet. »Die Leichen, mit denen Sie zu tun haben, sind ja schon so lange tot. Ein paar Tage mehr oder weniger machen da keinen Unterschied.«

»Sagen Sie das mal den trauernden Angehörigen und Freunden«, war Karens schnippische Antwort gewesen. »Für sie ist jeder Tag eine Ewigkeit. Jetzt bewegen Sie Ihren Hintern und machen Sie Ihre Arbeit so, als würde Ihnen was dran liegen.« Ihre Mutter wäre über ihre Ausdrucksweise entsetzt gewesen. Aber Karen hatte auf die harte Tour gelernt, dass einem bei der Polizeiarbeit an vorderster Front niemand Beachtung schenkte, wenn man zimperlich war.

»Gehört das Skelett Ihnen, Karen?«, fragte Gerry mit dem näselnden Tonfall Nordirlands, der auch schon in der Verkürzung ihres Namens auf eine Silbe zu hören war.

»Genau, Gerry. Laut dem Zeugen ist es in einem ganz engen Raum, der schwierig zu begehen ist. Zum Ein- und Ausgang kommt man über ein Dach, das jahrelang Wind und Wetter ausgesetzt war. Ich denke deshalb, dass wir einen Tatortermittler mit Erfahrung in Mordfällen brauchen, der die Bilder machen und die Suche nach Fingerabdrücken im Inneren des Tatorts durchführen kann. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie möchten, dass die gleiche Person sich das Dach anschaut, oder ob Sie meinen, dass man noch einen weiteren Mann braucht. Für meinen Teil, ich würde einfach den armen Kerl nehmen, der sowieso da raufklettern muss. Ich lasse einen Uniformierten den Zutritt zur Dachluke überwachen, die zu dem Dach hoch führt, es ist also nicht so, als gäbe es auch noch Publikumsverkehr, mit dem man fertig werden müsste.«

»Wie steht’s mit dem Weg zur Dachluke?«

Karen blies die Backen auf und ließ einen Luftstoß entweichen. »Ich weiß nicht, wie viel Wert man den Beweisen beimessen kann, die es eventuell gibt. Das Gebäude steht seit zwanzig Jahren oder so leer. Es ist nicht mutwillig beschädigt oder mal besetzt worden, aber das Innere ist laut unserem Zeugen ziemlich verfallen. Hört sich an wie die Fotos von Detroit, die man immer wieder sieht. Ich gehe gleich rein, um mir selbst ein Bild zu machen. Schicken Sie doch jemand rüber. Wenn er dann findet, es würde sich lohnen, mehr zu machen, als mal kurz drüberzuschauen, dann sprechen wir uns wieder.«

»Okay. Können Sie alles verpacken und beschriften lassen, während wir noch da sind? Damit wir sehen können, ob sich darunter etwas verbirgt?«

»Ich tue mein Bestes, Gerry. Aber Sie wissen ja, wie es an einem Samstag in der Fußballsaison ist. Erstaunlich, wie viele Telefone gestört sind.«

Gerry lachte. »Viel Erfolg. Bis später, Karen.«

Ein weiterer Anruf war zu erledigen. Sie rief eine Nummer von ihrer...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2015
Reihe/Serie Karen Pirie
Karen Pirie
Übersetzer Doris Styron
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Balkankrieg • Band 3 • britische Krimis • Cold Case Krimi • Cold Cases Unit • Dubrovnik • Edinburgh • englische Krimis • Geheimdienst • Jugoslawien • Jugoslawien-Krieg • Karen Pirie • Karen Pirie, Band 3 • Kriegsverbrechen • Kriegsverbrecher • Krimi • Krimi Großbritannien • Krimi Kommissarin • Kriminalroman • Kriminalromane Serien • krimi reihen • Krimis aus England • Krimi Schottland • Krimis mit Kommissarin • Krimis von Frauen • Kroatien • Maggie Blake • Massaker • Mitja • Mitja Petrovic • NATO • Polizei Krimis/Thriller • Rache • Skelett • Spannung • Tessa Minogue • Theo Proctor • Turmspitze • Val McDermid • Val McDermid deutsch • Val McDermid Karen Pirie • Val McDermid Karen Pirie deutsch • Wilson Cagney
ISBN-10 3-426-43567-5 / 3426435675
ISBN-13 978-3-426-43567-0 / 9783426435670
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