Die steinerne Schlange (eBook)
640 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42460-5 (ISBN)
Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenehepaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath, das seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich historische Romane schreibt und regelmäßig die vorderen Plätze auf den Bestsellerlisten belegt. Ihre 'Wanderhure' und fünf weitere ihrer Romane wurden verfilmt und drei als Theaterstücke umgesetzt. Viele ihrer Romane wurden zudem in andere Sprachen übersetzt. Das Autorenpaar wurde unter anderen mit dem 'German Audio Book Award Gold' für 'Die Wanderhure', den Goldenen Homer für unsere Verdienste für den Historischen Roman und den Wandernden Heilkräuterpreis der Stadt Königsee für 'Die Wanderapothekerin' ausgezeichnet. Besuchen sie die beiden auf ihrer Homepage, auf Facebook und Instagram: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane www.instagram.com/iny.lorentz/
Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenehepaares Iny Klocke und Elmar Wohlrath, das seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich historische Romane schreibt und regelmäßig die vorderen Plätze auf den Bestsellerlisten belegt. Ihre 'Wanderhure' und fünf weitere ihrer Romane wurden verfilmt und drei als Theaterstücke umgesetzt. Viele ihrer Romane wurden zudem in andere Sprachen übersetzt. Das Autorenpaar wurde unter anderen mit dem "German Audio Book Award Gold" für "Die Wanderhure", den Goldenen Homer für unsere Verdienste für den Historischen Roman und den Wandernden Heilkräuterpreis der Stadt Königsee für "Die Wanderapothekerin" ausgezeichnet. Besuchen sie die beiden auf ihrer Homepage, auf Facebook und Instagram: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane www.instagram.com/iny.lorentz/
2.
Für Gerhild war es, als tauche sie in einen tiefen, grünen See ein. Das Moos auf dem Boden und die ausladenden Blätterkronen der Bäume färbten das Licht der Sonne, und sogar die knorrigen Stämme waren grün angehaucht.
Gerhild liebte den dichten Wald, der sich in weitem Kreis um ihr Dorf und die Weiden und Felder erstreckte, doch noch nie hatte sie den Zauber und die Kraft, die ihm innewohnten, so intensiv gespürt wie an diesem Morgen. An die riesigen Eichen und Buchen hatte kein Mann je die Axt gelegt. Viele jener, die wie sie auf der Suche nach den Früchten des Waldes waren, wagten nicht einmal, die Stämme zu berühren. Einige Augenblicke blieb Gerhild stehen, um den Zauber, der sie umfangen hielt, zu genießen. Dann mahnte sie sich selbst, wachsam zu sein, denn es war nicht klug, unter diesem Blätterdach verträumt umherzulaufen.
Sie dachte jedoch weniger an die Gefahren, die hier lauerten, als an die praktischen Dinge, die ihr Stamm dem Wald zu verdanken hatte. Er schenkte ihnen Wild für die Jäger, Eicheln und Bucheckern für das Vieh, Pilze und Beeren für die Sammlerinnen und etliche Pflanzen, die gegen Krankheiten schützten und bei der Wundpflege von Nutzen waren.
Diesmal suchte Gerhild nach Brombeeren. Sie vernahm die Stimmen und Schritte ihrer Freundinnen, die gleich ihr den Wald durchstreiften. Jede von ihnen wollte die meisten Beeren nach Hause bringen, doch Gerhild war sicher, dass ihr Korb am höchsten gefüllt sein würde. Immerhin kannte sie den Wald besser als die anderen und wagte sich tiefer hinein. Auch wusste sie, an welchen Stellen die üppigsten Brombeerbüsche zu finden waren.
Leise, damit die anderen sie nicht hören und ihr folgen konnten, ging sie weiter. Nicht weit von ihr floh ein Reh, das ihr Kommen aufgescheucht hatte, und sie bedauerte, ihren Bogen nicht mitgenommen zu haben. Zu gerne wäre sie außer mit vielen Beeren auch noch mit einem erlegten Stück Wild auf dem Rücken ins Dorf zurückgekehrt. Doch lange hing sie diesem Gedanken nicht nach, denn dafür war der Tag zu schön.
Kurz darauf hatte sie eine kleine Lichtung erreicht, an deren Rand Brombeersträucher dicht an dicht wuchsen. Gerhild lächelte zufrieden, als sie sah, wie sich die Zweige unter der Last der Früchte bogen. Da Beeren im Übermaß vorhanden waren, wanderten etliche nicht in ihren Korb, sondern gleich in ihren Mund.
»Ich dachte doch, dass ich dich hier finde!«, klang eine fröhliche Stimme hinter ihr auf.
Gerhild drehte sich um und sah ihre Freundin Odila herankommen. Deren Korb war im Gegensatz zu dem ihren noch leer. Doch als sie zu pflücken begann, füllte er sich rasch, denn Odila aß kaum eine Beere.
»Eigentlich müsste ich dir böse sein«, sagte Odila.
»Weshalb?«, fragte Gerhild.
»Weil du dich heimlich in die Büsche geschlagen hast. Dabei gibt es hier so viele Beeren, dass du sie alleine niemals ernten kannst.«
Odila klang gekränkt, denn sie hielt sich für Gerhilds beste Freundin. Das brachte Vorteile mit sich, denn diese war die Schwester des Stammesfürsten und galt, da Raganhar noch unverheiratet war, trotz ihrer Jugend als Anführerin der Frauen im Dorf.
»Du kennst diese Stelle genauso gut wie ich«, antwortete Gerhild lachend. »Warum also hätte ich dich an der Hand nehmen und hierherführen sollen?«
Das stimmte, dennoch zog Odila eine Schnute. Es war manchmal nicht leicht, mit Gerhild auszukommen, nicht nur wegen ihres hohen Ranges, sondern weil die Freundin einen ganz eigenen Kopf hatte. Dazu galt sie auch noch als das hübscheste Mädchen des Stammes. Unwillkürlich ließ Odila ihre Hände ruhen und betrachtete Gerhild mit einem Anflug von Neid. Ihre Freundin hatte ein ebenmäßiges Gesicht, große, blaue Augen und bis zu den Hüften fallendes, blondes Haar. Da konnte sie selbst nicht mithalten. Mit ihrer krausen, braunen Mähne und einer Haut, die selbst im Winter so aussah, als wäre sie von der Sonne gebräunt, galt sie nicht einmal als hübsch. Ihre Mutter war noch dunkler als sie, während die Großmutter helle Haut und helles Haar besaß, das jedoch nicht mehr blond war, sondern schlohweiß. Ihren Großvater hatte Odila nie kennengelernt. Es hieß, es wäre ein römischer Legionär gewesen, der aus einem fernen Land namens Afrika stammte.
Gerhild bemerkte verblüfft, dass ihre Freundin auf einmal tief in Gedanken versunken vor den Büschen stand. Zuerst nützte sie dies aus, um ihren Korb zu füllen. Dann aber überwog ihre Sorge, und sie legte Odila den Arm um die Schulter. »Was ist denn mit dir, Liebes?«
»Ach, nichts!« Odilas Gesicht färbte sich noch dunkler, und sie schämte sich ihres Neides. Immerhin hatte Gerhild sie als Freundin angenommen, und das trotz der Sticheleien, mit denen andere Mädchen sie wegen ihrer Hautfarbe bedachten.
»Dein Korb ist fast voll!«, sagte sie, weil ihr nichts anderes einfiel.
»Der deine aber auch, obwohl du später gekommen bist!« Gerhilds Worte klangen wie ein Lob, und das tat Odila gut.
»Ich habe nur deshalb so viele Brombeeren, weil du mir diesen Ort gezeigt hast. Die anderen haben gewiss nicht so viel geerntet wie wir!« Odila konnte schon wieder lächeln und sah nun allerliebst aus.
»Wir sollten die Körbe ganz füllen, noch ein paar Beeren essen und nach Hause zurückkehren«, schlug Gerhild vor.
Odila lächelte und machte sich wieder ans Pflücken. Auch Gerhild sammelte eifrig, doch ihre Freundin war flinker als sie.
»Fertig!«, rief Odila, sah dann, dass in Gerhilds Korb noch etwa ein Fingerbreit Platz war, und half ihr.
»Du solltest auch welche essen«, meinte Gerhild und schob ihrer Freundin lächelnd eine Brombeere zwischen die Lippen.
»Das mache ich, wenn dein Korb voll ist!« Odila legte eine Handvoll Früchte nach der anderen in Gerhilds Korb. Erst als darin mehr Beeren lagen als bei ihr, war sie zufrieden.
»So, jetzt können wir Brombeeren essen!«
»Dann sollten wir das auch tun!« Gerhild ging zu einem Busch, der noch voller Früchte hing, blieb dann aber stehen, denn dahinter hatte sie einen riesigen Ameisenhaufen entdeckt. Neugierig beugte sie sich hinunter und beobachtete, wie die unzähligen, gut fingernagellangen Tiere scheinbar wirr umherliefen, anhielten, einander mit ihren Fühlern betasteten und weitereilten.
»Seltsame Tiere!«, entfuhr es Gerhild.
»Was meinst du?«, fragte Odila und gesellte sich zu ihr.
»Die Ameisen hier! Siehst du, wie sie beschäftigt sind? Dabei glaube ich nicht, dass eine von ihnen weiß, was sie tun soll.«
»Ach, Ameisen! Die interessieren mich nicht«, sagte Odila und kehrte zu dem Busch zurück, bei dem ihr Korb stand.
Anders als ihre Freundin starrte Gerhild fasziniert auf den Haufen und merkte rasch, dass die Tiere bei weitem nicht so kopflos umherirrten, wie sie zunächst angenommen hatte. Die Ameisen wählten stattdessen Wege, auf denen sie sich am wenigsten ins Gehege kamen. Einige übernahmen sogar Rindenstücke von anderen und trugen sie weiter. An einer Stelle griff eine Gruppe Ameisen eine Hornisse an, die dem Bau zu nahe gekommen war. Obwohl das Tier weitaus größer war, wurde es von den braunroten Ameisen förmlich überschwemmt. Einige Augenblicke wehrte es sich noch, dann erschlaffte es unter den Bissen seiner Gegner. Sofort packten mehrere Dutzend Ameisen die tote Hornisse und schleppten sie zu ihrem Bau.
Gerhild sah interessiert zu, wie die anderen Ameisen dieser Gruppe Platz machten und sie mit ihrer Beute in dem halb mannshohen Hügel verschwanden.
»Es sind bewundernswerte Geschöpfe«, sagte sie zu Odila. »Wenn unser Stamm und unsere Nachbarn sich an den Ameisen ein Beispiel nähmen, würden wir die Räuber, die immer wieder einzelne Dörfer überfallen, rasch zur Strecke bringen.«
»Was du schon wieder denkst! Unser Stamm ist zu mächtig, als dass jemand es wagen würde, eines unserer Dörfer anzugreifen«, erwiderte ihre Freundin lachend. »Das wagen sie nur bei schwachen Stämmen. Außerdem mag ich keine Ameisen! Es brennt, wenn sie einen beißen.«
Wie recht Odila damit hatte, erfuhr Gerhild nun am eigenen Leib. Mehrere Ameisen sahen sie als Bedrohung ihres Baus an, kletterten an ihren Beinen hoch und bissen zu.
»Ihr elenden Biester!«, entfuhr es ihr.
Sie wich zurück, schüttelte sich und versuchte, die lästigen Angreifer hastig abzustreifen.
Es sah so komisch aus, dass Odila lachen musste. »Tut es weh?«, fragte sie scheinheilig.
Gerhild drohte ihr mit der Faust, schüttelte dann aber den Kopf. »Nicht besonders! Und jetzt komm! Wir müssen zurück ins Dorf.«
»Ich bin längst so weit!« Odila grinste noch immer über den seltsamen Tanz, den ihre Freundin wegen der Ameisen aufgeführt hatte.
»Dann lass uns zurückkehren!« Gerhild ergriff ihren Korb und ging voraus.
Mit einem Mal blieb sie stehen und winkte ihrer Freundin, ruhig zu sein. »Ich höre etwas.«
Odila kniff die Augen zusammen und lauschte ebenfalls. »Das sind Pferdehufe! Jetzt prustet auch noch ein Gaul. Hoffentlich sind es keine Feinde.«
Nach kurzem Nachdenken schüttelte Gerhild den Kopf. »Feinde würden sich nicht so offen nähern. Auch reiten sie zu langsam für einen Angriff – und sie kommen aus dem Süden.«
»Vielleicht sogar aus dem Land hinter der Steinernen Schlange? Dann könnten es römische Händler sein. Komm rasch, ich muss nach Hause, um zu sehen, was ich als Tauschware anbieten kann!« Odila wollte loslaufen, doch Gerhild hielt sie zurück.
»Das sind keine Händler! Dafür klirrt zu viel Eisen. Wahrscheinlich sind es römische Krieger.«
»Könnte es Hariwin sein?«
»Das wissen wir erst, wenn wir die Römer sehen.«
Ihren zweifelnden Worten zum Trotz hoffte Gerhild, dass tatsächlich ihr...
Erscheint lt. Verlag | 25.9.2015 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | 3. Jahrhundert • Abenteuerroman • Baldarich • Blamage • Die Wanderhure • Feldzug • Frauenrolle im Mittelalter • Frauenschicksal • Gerhild • Germanen Roman • Germanen Romane/Erzählungen • Germanien • Germanin • gote • Große Gefühle • Historienroman • historische Abenteuerromane • Historische Romane • Historische Romane Deutschland • historische Romane Germanen • historische romane iny lorentz • historischer Roman 3. Jahrhundert • Intrige • Iny Lorentz • Iny Lorentz Bücher • Iny Lorentz Romane • Kaiser Caracalla • Kriegerin • Limes • Quintus Severus Silvanus • Rache • Raganhar • Römer • römischer Statthalter • Römisches Reich • Römscihes reich • Schildjungfrau • Schildmaid • Schwert • Semnonen • Sklaverei • Starke Frau • Starke Frauen • Süddeutschland • Sueben • Versklavung • weibliche Heldin • Wettkampf • Wuotan |
ISBN-10 | 3-426-42460-6 / 3426424606 |
ISBN-13 | 978-3-426-42460-5 / 9783426424605 |
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