Die Schneelöwin (eBook)

Kriminalroman
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2016 | 1. Auflage
448 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1244-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Schneelöwin -  Camilla Läckberg
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Ein junges Mädchen läuft schwerverletzt auf die Landstraße. Sie wird von einem Auto erfasst und stirbt wenig später im Krankenhaus. Ihr Körper zeigt Zeichen schwerster Misshandlungen. Weitere Mädchen werden vermisst. Auf der Suche nach dem Täter bittet Kommissar Patrik Hedström seine Frau, Schriftstellerin Erica Falck, um Hilfe. Für ihr nächstes Buch interviewt sie im Gefängnis regelmäßig eine Frau, die 1975 ihren Mann tötete, einen ehemaligen Löwenbändiger, der mit einem Zirkus nach Fjällbacka gekommen war. Ihr Mordmotiv: Er hatte die gemeinsame, ungewöhnlich wilde Tochter im Keller angekettet, weil er ihrer nicht Herr wurde. Patrik erhofft sich Hinweise auf die Psyche von Menschen, die in der Lage sind, Kindern so etwas anzutun. Doch je länger Erica mit der Verurteilten spricht, um so deutlicher wird, dass die Dinge damals anders gewesen sein müssen. Erica verfolgt der Gedanke, bei ihr irgendetwas übersehen zu haben.

Camilla Läckberg, Jahrgang 1974, stammt aus Fjällbacka - der kleine Ort und seine Umgebung sind Schauplatz ihrer Kriminalromane. Weltweit hat Läckberg inzwischen achtundzwanzig Millionen Bücher verkauft, sie ist Schwedens erfolgreichste Autorin. Heute lebt Camilla Läckberg mit ihren Kindern in einer großen Patchworkfamilie in Stockholm. 'Die Schneelöwin' ist ihr neunter Kriminalroman.

Camilla Läckberg, Jahrgang 1974, stammt aus Fjällbacka – der kleine Ort und seine Umgebung sind Schauplatz ihrer Kriminalromane. Weltweit hat Läckberg inzwischen zwölf Millionen Bücher verkauft, sie ist Schwedens erfolgreichste Autorin. Heute lebt Camilla Läckberg mit ihren Kindern in einer großen Patchworkfamilie in Stockholm. "Die Schneelöwin" ist ihr neunter Kriminalroman.

Noch bevor das Mädchen aus dem Wald gekommen war, roch der Hengst die Angst. Die Reiterin drückte ihm die Fersen in die Flanken, um ihn anzutreiben, aber das wäre gar nicht nötig gewesen. Das Tier begriff auch so, dass die Reiterin es eilig hatte. Die beiden waren perfekt aufeinander eingespielt.

Umgeben von einer Wolke aus pudrigem Schnee, schlugen die Hufe dumpf in der Stille auf und hinterließen eine markante Spur. In der Nacht hatte es geschneit.

Das Mädchen rannte nicht, sondern taumelte unsicher und ruckartig vorwärts. Die Arme hatte sie fest um den Körper geschlungen.

Die Reiterin rief etwas. Ein Schrei. Irgendetwas stimmte nicht. Anstatt zu antworten, wankte das Mädchen weiter.

Sie kamen ihr immer näher. Der Hengst lief noch schneller. Der intensive und strenge Geruch der Angst vermischte sich mit etwas Undefinierbarem, aber so Furchteinflößendem, dass er die Ohren anlegte. Er wollte kehrtmachen und zurück in seine vertraute Box galoppieren. Dies war kein sicherer Ort.

Zwischen ihnen lag die Straße. Vollkommen leer. Nur der Neuschnee stob in sanften Schwaden über den Asphalt.

Das Mädchen kam noch immer auf sie zu. Ihre Füße waren nackt, und ihre roten Arme und Beine hoben sich scharf von dem vielen Weiß ab. Die schneebedeckten Tannen im Hintergrund wirkten wie eine Kulisse. Nur die Fahrbahn trennte sie. Das Pferd hörte die Reiterin etwas rufen. Ihre Stimme kannte es gut, doch klang sie irgendwie fremd.

Plötzlich blieb das Mädchen stehen. Mitten auf der Straße hielt sie inne, so dass ihr der Schnee um die Füße wehte. Etwas war merkwürdig an ihren Augen. In dem weißen Gesicht sahen sie aus wie schwarze Löcher.

Das Auto schien aus dem Nichts zu kommen. Wie eine scharfe Klinge zerriss das Quietschen der Reifen die Stille, dann schlug der Körper auf dem Boden auf. Die Reiterin zog die Zügel fest an und presste dem Pferd die Trensenringe in die Maulwinkel. Gehorsam blieb es stehen. Ihr Wille war seiner. Es war eins mit ihr, hatte es so gelernt.

Das Mädchen rührte sich nicht. Die merkwürdigen Augen waren gen Himmel gerichtet.

Erica Falck blieb vor der Haftanstalt stehen und sah sie sich zum ersten Mal genauer an. Bei ihren vorherigen Besuchen war sie so gespannt auf die Person gewesen, die sie treffen würde, dass sie dem Gebäude und der Umgebung keine Beachtung geschenkt hatte. Doch für ein Buch über Laila Kowalska, die vor vielen Jahren so brutal ihren Ehemann Vladek ermordet hatte, brauchte sie alle Eindrücke.

Sie überlegte, wie sie ihren Lesern die Stimmung vermitteln könnte, die der bunkerartige Bau ausstrahlte. Wie könnte sie die beklemmende Hoffnungslosigkeit wiedergeben? Mit dem Auto brauchte man eine gute halbe Stunde von Fjällbacka bis zu dem Gefängnis, das zwar nicht von den bemannten Wachtürmen umgeben war, die man aus amerikanischen Filmen kannte, aber einsam und isoliert hinter Zäunen und Stacheldraht lag. Das Gebäude war ausschließlich nach funktionalen Gesichtspunkten errichtet worden und diente keinem anderen Zweck, als Menschen hinter Schloss und Riegel zu bringen.

Von außen wirkte die Haftanstalt verlassen, aber Erica Falck wusste, dass das Gegenteil der Fall war. Sparwut und knappe Kassen führten dazu, dass so viele wie möglich hineingezwängt wurden. Kein Kommunalpolitiker hatte ein gesteigertes Interesse daran, Geld in eine neue Haftanstalt zu stecken und sich auf diese Weise um Wählerstimmen zu bringen. Man begnügte sich mit dem Vorhandenen.

Als ihr die Kälte unter die Jacke kroch, ging Erica langsam auf den Eingang zu. Ohne den Kopf zu heben, warf der Wachmann an der Pforte einen müden Blick auf ihren Ausweis und stand auf. Während sie ihm durch den Korridor folgte, dachte sie an das häusliche Theater, das ihr heute Morgen alles abverlangt hatte. Mittlerweile schien es morgens immer so zuzugehen. Zu behaupten, ihre süßen Zwillinge befänden sich in der Trotzphase, war schamlos untertrieben. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Maja im Alter von zwei Jahren derart anstrengend gewesen wäre. Oder jemals. Noel war am schlimmsten. Er war immer der Lebhaftere von beiden gewesen, und Anton machte ihm alles nach. Wenn Noel brüllte, brüllte er auch. In Anbetracht des Lärmpegels bei ihnen zu Hause war es ein Wunder, dass Patriks und Ericas Trommelfelle noch intakt waren.

Und diese Plackerei mit den Wintersachen. Diskret schnüffelte sie unter ihrer Achsel. Sie roch jetzt schon nach Schweiß. Wenn es ihnen endlich gelungen war, die Zwillinge in Strumpfhosen und Schneeanzüge zu packen, so dass alle drei Sprösslinge bereit für den Kindergarten waren, hätten sie sich eigentlich selbst noch einmal umziehen müssen, aber dafür blieb natürlich keine Zeit. Doch was sollte es, sie war schließlich nicht auf eine Party eingeladen.

Das Schlüsselbund des Wächters rasselte, als er ihr die Tür öffnete und sie ins Besucherzimmer führte. Es kam ihr seltsam altmodisch vor, dass hier immer noch mit Schlössern und Schlüsseln hantiert wurde, aber natürlich war es einfacher, einen Code zu knacken, als einen Schlüssel zu stehlen. Vielleicht war es doch nicht so verwunderlich, wenn sich herkömmliche Methoden manchmal bewährten.

Laila saß am einzigen Tisch im Raum und hatte das Gesicht zum Fenster gewandt, so dass die hereinscheinende Wintersonne ihr blondes Haar mit einem Lichtkranz umgab. Die Gitter vor den Scheiben überzogen den Fußboden mit einem Muster aus hellen Vierecken, und die tanzenden Staubkörnchen verrieten, dass hier nicht mit der nötigen Gründlichkeit geputzt wurde.

»Hallo.« Erica setzte sich.

Im Grunde war sie erstaunt, dass Laila in ein weiteres Gespräch eingewilligt hatte. Sie sahen sich heute zum dritten Mal, aber Erica hatte noch nichts erreicht. Anfangs hatte Laila sich geweigert, Erica zu treffen. Erica hatte sich die Finger wund geschrieben und unzählige Male angerufen, es hatte alles nichts genützt. Vor einigen Monaten dann hatte Laila plötzlich ja gesagt. Vermutlich bildeten die Besuche eine willkommene Abwechslung im eintönigen Gefängnisalltag, und solange Laila sie empfing, würde Erica kommen. Sie hatte schon lange nicht mehr so darauf gebrannt, eine Geschichte zu erzählen, und das konnte sie nur mit Lailas Hilfe.

»Hallo, Erica.« Laila durchbohrte sie mit ihrem merkwürdigen Blick. Bei ihrer ersten Begegnung hatten Erica die hellblauen Augen an Schlittenhunde erinnert. Zu Hause hatte sie nachgeschlagen, wie die Rasse hieß. Husky. Laila hatte die Augen eines Siberian Husky.

»Warum treffen Sie sich mit mir, wenn Sie nicht über den Fall sprechen wollen?« Erica kam sofort zur Sache, ärgerte sich jedoch über ihre formelle Ausdrucksweise. Für Laila war das, was passiert war, schließlich kein Fall. Es war eine Tragödie, die ihr noch immer keine Ruhe ließ.

Achselzuckend bestätigte Laila Ericas Vermutung.

»Ich bekomme sonst keinen Besuch.«

Erica zog die Mappe mit den Zeitungsartikeln, Fotos und Notizen aus der Tasche.

»Noch habe ich nicht aufgegeben.« Sie tippte auf den Hefter.

»Das ist anscheinend der Preis, den ich für ein wenig Gesellschaft zahlen muss.« Laila hatte schon einige Male Humor erahnen lassen. Das angedeutete Lächeln veränderte ihr ganzes Gesicht. Erica hatte ältere Bilder von ihr gesehen. Aus der Zeit, bevor alles passierte. Laila war keine Schönheit gewesen, aber auf eine eigentümliche und faszinierende Weise hübsch. Die blonden Haare waren damals lang, meist offen und glattgebürstet. Nun waren sie extrem kurz. Der Schnitt war im Grunde gar keine Frisur, sondern demonstrierte nur, dass Laila sich schon lange nicht mehr mit ihrem Äußeren beschäftigte. Wozu auch? Draußen in der wirklichen Welt hatte sie sich seit Jahren nicht bewegt. Für wen sollte sie sich hier drinnen schön machen? Für Besucher, die nie kamen? Die anderen Häftlinge? Die Wächter?

»Sie sehen müde aus.« Laila musterte Erica. »Hatten Sie Stress heute Morgen?«

»Stress? Heute Morgen, gestern Abend … und heute Nachmittag wird es wahrscheinlich auch wieder anstrengend, aber so ist das wohl, wenn man kleine Kinder hat.« Erica gab einen tiefen Seufzer von sich und versuchte, etwas lockerer zu werden. Sie merkte selbst, wie angespannt sie nach den hektischen Morgenstunden war.

»Peter war immer so lieb.« Ein Schleier überzog Lailas hellblaue Augen. »Ich kann mich an keinen einzigen Trotzanfall erinnern.«

»Letztes Mal haben Sie gesagt, er sei recht schweigsam gewesen.«

»Ja. Zu Beginn dachten wir, mit ihm sei etwas nicht in Ordnung. Bevor er drei war, sagte er kein Wort. Ich wollte mit ihm zu einem Spezialisten, aber Vladek war dagegen.« Sie rümpfte die Nase und ballte, offenbar ohne es zu merken, die Hände, die bisher ruhig auf der Tischplatte gelegen hatten, zu Fäusten.

»Was ist passiert, als er drei war?«

»Eines Tages fing er einfach an zu sprechen. In ganzen Sätzen. Er hatte einen enormen Wortschatz. Abgesehen von einem leichten Lispeln schien es, als hätte er schon immer geredet. Das jahrelange Schweigen war wie ausgelöscht.«

»Gab es eine Erklärung dafür?«

»Nein, woher? Vladek wollte ja niemanden um Hilfe bitten. Er sagte immer, Außenstehende sollten sich nicht in die Familie einmischen.«

»Wieso blieb Peter Ihrer Ansicht nach so lange stumm?«

Laila blickte zum Fenster, und wieder umgab das Licht ihren kurzen Schopf mit einer Art Heiligenschein. Unbarmherzig brachte es auch die Falten in ihrem Gesicht zutage. All das Leid, das sie erdulden musste, hatte tiefe Spuren in ihr Gesicht gegraben.

»Wahrscheinlich war ihm...

Erscheint lt. Verlag 2.1.2016
Reihe/Serie Ein Falck-Hedström-Krimi
Übersetzer Katrin Frey
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anne B. Ragde • Bestseller • Buch 2016 • Detektivin • Engelmacherin • Erica Falck • Erik Axl Sund • Ermittler • Falck • Fall • Familie • Familienchaos • Hedström • Kajsa Ingemarsson • Kinder • Krähenmädchen • Krimi • Krimi für Frauen • Kriminalroman • Leuchtturmwärter • Löwen • Meerjungfrau • Morgengrauen • Narbenkind • Nele Neuhaus • Neu 2016 • Neuerscheinung 2016 • Neuerscheinungen 2016 • Patchworkfamilie • Patrik Hedström • Polizei • Polizeiroman • Schattenschrei • Schweden • Schwedenkrimi • Skandinavien • Skandinavien Krimi • spannend • Tana French • Viveca Sten • weibliche Ermittlerin • Zirkus
ISBN-10 3-8437-1244-1 / 3843712441
ISBN-13 978-3-8437-1244-6 / 9783843712446
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