Necroversum (eBook)

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2015 | 1. Auflage
256 Seiten
beBEYOND (Verlag)
978-3-7325-1869-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Necroversum -  Uwe Voehl
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In Köln bringen vermummte Gestalten die Pest.

In Paris verschwindet für einige Minuten der Eiffelturm. Irgendwo in China suchen grauenvolle Bestien Nacht für Nacht ein Dorf heim.

Nur Gerüchte? Oder die Vorzeichen der Apokalypse? Der Biologe Mark Bennett ist auf der Fahrt zu einem Kongress, als es am helllichten Tag plötzlich stockfinster wird. Der Himmel reißt auf und öffnet das NECROVERSUM!

Unverzichtbar für Fans von Nervenkitzel und Hochspannung!

13
Syriah
11. Februar, 12:34 Uhr


»Denn in der größten Not angerufen, wird der Herr selbst zu den Menschen sprechen, und seiner Stimme silberheller Klang wird zwischen seine Feinde fahren wie eherne Blitze. Daher merket Euch gut, was ich Euch gesagt habe, auf dass Ihr wisst, was zu tun ist!«

Ich dankte ihm, dass er mich an seinem Wissen hatte teilhaben lassen. Dann fuhr er gen Himmel auf, von wo er gekommen war.

So ist es wahr, denn so habe ich es mit eigenen Augen gesehen.

- Aus den Prophezeiungen des Nicodemus von Brügge, 1444

»Der Papst ist was?« Syriah konnte nicht glauben, was Beppo ihr soeben als brandheiße Neuigkeit verkauft hatte.

Er lachte bitter auf. »Mailand liegt nun mal näher an Rom als euer Köln, Angelina. Schalte einen Nachrichtensender ein, wenn du mir nicht glaubst.«

»Ich glaub dir ja. Zumindest würde es erklären, dass …« In knappen Worten berichtete sie ihm, was ihr widerfahren war.

»Unser Widersacher zögert keinen Moment. Er hat bereits seine Boten geschickt.«

»Beppo?« Seine Stimme hatte sich plötzlich verzerrt angehört, als wäre die Leitung gestört. Oder als würde jemand sie abhören.

Unmöglich.

»Beppo? Wir müssen uns sehen, unbedingt.«

»Ich kann dich kaum verstehen. Hör zu, ich glaube, ich muss Schluss machen, da kommen ein paar Typen …«

»Beppo!« Sie schrie seinen Namen.

»Ich kann nicht … pass auf dich auf … läute die Glocken.« Als sie schon glaubte, er habe die Verbindung unterbrochen, sagte er: »Dieser Priester … trau ihm nicht.«

Seine letzten Worte verwehten im Äther. Das Rauschen in der Leitung wurde von einem Pfeifen und Krächzen begleitet, das Syriah eine Gänsehaut verursachte. Beinahe hätte sie das Handy fallen gelassen.

Dieser Priester … trau ihm nicht.

Als sie noch Partner gewesen waren, hatte Beppo sich vor allem in einem als unschlagbar erwiesen: in seiner Intuition, seiner Fähigkeit, das Haar auf dem tiefsten Grund einer Suppe zu finden. Oder einen falschen Braten zehn Meilen gegen den Wind zu riechen.

Aus den Augenwinkeln suchte sie nach dem Priester, konnte ihn aber nirgends entdecken. Er musste hinter ihr stehen. In ihrem Rücken. Sie hatte während des Gesprächs nicht auf ihn geachtet.

Das rächte sich jetzt bitter.

Sie ahnte den Schlag, bevor er ausgeführt wurde, und warf sich zur Seite. Ihre Schulter prallte hart gegen eine der Kirchenbänke.

Hinter ihr schrie Pater Josephus wütend auf. Sein Hieb ging ins Leere. Die Wucht riss ihn nach vorn und ließ ihn taumeln. Der kupferne Weihwasserkelch flog ihm aus der Hand und rollte scheppernd über den Steinboden.

Beinahe musste Syriah grinsen. Glaubte er wirklich, sie damit außer Gefecht setzen zu können?

Sie rappelte sich auf und ging auf ihn zu. Jetzt erst sah sie das schwarze Licht in seinen Augen. Es war die gleiche Schwärze, die hinter dem Riss im Fenster gelauert hatte. Einen Moment lang war sie irritiert.

Pater Josephus nutzte ihr Zögern. Sein Gesicht war vor Hass verzerrt, als er erneut ausholte und zuschlug.

Syriah lief direkt in seine linke Faust.

Ihr Nasenbein brach, schwarzes Blut spritzte. Doch der Schmerz traf wie immer nur ihre Seele. Bevor ihr Gegner ein zweites Mal zuschlagen konnte, rammte sie ihm ebenfalls die Faust ins Gesicht. Er schrie nicht einmal auf, als sein Kiefer brach. Das, was sich in seinem Körper eingenistet hatte, spürte keinen Schmerz.

»Du billige Hure! Dafür wirst du sterben!« Es war Pater Josephus’ Stimme, aber es waren nicht seine Worte. Und es fiel ihm schwer, mit dem gebrochenen Kiefer zu sprechen. Sein Gesicht wirkte krumm und schief, wie die Karikatur eines Gesichts. Die untere Hälfte schwoll zusehends an.

Syriah brachte einen zweiten Schlag ins Ziel. Genau auf die Stelle, wo sie den ersten Treffer gelandet hatte. Diesmal gab der Kiefer nach wie Pudding. Es gab nichts mehr, was dort gebrochen werden konnte.

Eigentlich hätte Josephus vor Schmerzen längst in die Knie gehen müssen, aber den Gefallen tat er ihr nicht. Mit einem Grunzen sprang er sie an. Sein Sprung hatte nichts Geübtes an sich. Er bewegte sich nicht wie ein Panther, eher wie ein betrunkener Bär. Doch er wog etliche Kilo mehr als sie, und allein die Wucht des Aufpralls warf sie erneut auf den Boden.

Diesmal war sie viel zu überrascht, um sofort zu reagieren. Keuchend und schnaufend lag er mit seinem ganzen Gewicht auf ihr. Sie roch seinen stinkenden Raubtieratem.

»Bevor ich dich töte, werde ich dich ficken«, stieß er hervor.

Sie zog ihr Knie hoch und versetzte ihm einen Tritt in den Unterleib. Er stöhnte nicht einmal auf. Stattdessen schob er mit groben Händen ihr Kleid hoch. Panik erfasste Syriah. Zum ersten Mal seit langer Zeit war jemand ihr gewachsen. Ihr wurde immer deutlicher bewusst, dass es nicht Pater Josephus war, der über diese Kraft verfügte. Es war die Kreatur, geboren aus Schwärze und Chaos, die in seinem Innern hauste. Doch sie musste zuerst den Pater besiegen, um an den wahren Gegner heranzukommen. Vielleicht musste sie ihn sogar töten.

Er zerriss ihren Slip und drückte ihre Beine auseinander. Verzweifelt schaute Syriah um sich. Hilfe war nicht zu erwarten. Die wenigen Kirchengänger saßen wie erstarrt in den Bänken. Keiner von ihnen schien den Kampf überhaupt zu bemerken.

Syriahs Blicke irrten umher. Der Weihwasserkelch! Sie verrenkte sich beinahe den Arm, um ihn mit der Rechten zu ergreifen. Ihre Finger krampften sich um das kalte Kupfer.

In dem Moment, als Josephus in sie eindringen wollte, schlug sie zu. Seine Schädeldecke knirschte. Für einen winzigen Moment schien er irritiert. Er betastete seinen Kopf, als hätte sich ein lästiges Insekt in seinen Haaren eingenistet. Dann grinste er verzerrt und konzentrierte sich erneut auf sein Opfer.

Abermals ließ Syriah den Kelch niedersausen. Diesmal brach die Schädeldecke. Als sie die Schlagwaffe zurückzog, war sie voller Blut und Hirnmasse.

»Gezücht!«, zischte Josephus zwischen seinen zersplitterten Zähnen hervor und spuckte blutigen Schleim. Erneut zwängte er mit brutaler Kraft ihre Oberschenkel auseinander.

Syriah holte ein drittes Mal aus. Der Kelch versank tief in seinem Schädel, und diesmal zeigte der Schlag Wirkung. Sie spürte, wie er über ihr zusammensackte. Er war nicht tot, aber die Kreatur, die seinen Körper beseelte, hatte für ein paar Sekunden keine Macht über seine Gliedmaßen.

Syriah zögerte keinen Moment. Sie wälzte sich unter ihrem Angreifer hervor und stieß den erschlafften Leib von sich.

Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass sich nichts geändert hatte. Noch immer war das Portal geschlossen. Die drei Todesboten lauerten vor dem Dom. Der Ausgang war ihr versperrt.

Dennoch fragte sie sich, ob die Todesboten nicht harmloser waren als das, was sie hier drinnen bedrohte.

Sie schaute zum Richter-Fenster. Der Riss war nicht breiter geworden, doch die wispernde Schwärze dahinter kam bereits hereingekrochen. Wie eine finstere Nebelwolke, wie schwarzer, bösartiger Rauch. Noch hatte er sich nicht sehr weit vorgewagt …

Pater Josephus stöhnte auf. Syriah zuckte herum, bereit, ein weiteres Mal zuzuschlagen. Mit ruckartigen, roboterhaften Bewegungen setzte Josephus sich auf. Ein bösartiges Lächeln lag auf seinen rissigen, blutigen Lippen. Die Schwärze in seinen Augen verhieß nichts Gutes.

… läute die Glocken …

Ihr war, als würde Beppo neben ihr stehen. Sein verzweifelter Ratschlag ging ihr ganz plötzlich durch den Kopf. Hatte er wirklich gewusst, was er da sagte? Hatte er es wirklich ernst gemeint?

Wie auch immer, es war ihre einzige Chance.

Doch zuerst musste sie sich Pater Josephus’ entledigen.

Diesmal griff sie zu einem Kandelaber und schlug zu, wieder und wieder. Stumm ertrug er die Schläge, von denen jeder einzelne einen normalen Menschen getötet hätte.

Aber Josephus war kein Mensch mehr. Er war es von dem Augenblick an nicht mehr gewesen, als der Riss entstand und die Schwärze in den Dom gekrochen war.

Erst als sein Kopf sich als eine formlose blutige Masse verwandelt hatte, zog die Kreatur sich aus dem Körper zurück.

Von einer Sekunde zur anderen erlosch die Schwärze, die sich in Josephus’ Augen eingenistet hatte.

Schwer atmend ließ Syriah den Kandelaber zu Boden fallen. Das Scheppern und Klirren hallte im riesigen Innern des Doms wieder.

Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie still es war. Nach wie vor drang kein Laut von draußen herein. Oder war auch dort inzwischen alles erstarrt? Lag Prinz Karneval ebenso in seinem Blut wie Pater Josephus?

Noch während ihre Gedanken sich rasend schnell im Kreis drehten, durchlief ein Zucken den Körper des toten Priesters. Gleichzeitig kam Leben in die bislang lethargischen Kirchgänger. Aus allen Ecken und Winkeln krochen sie hervor. Auch weitere Priester erschienen.

Hatte sie wirklich geglaubt, Josephus wäre der Einzige gewesen?

Der Dom kam ihr mit einem Mal berstend voll vor, wirkte trotz seiner Größe winzig klein.

Eine junge Frau kam wie eine Furie auf sie zugesprungen, die spitzen Fingernägel wie Krallen ausgestreckt.

Syriah zögerte keine Sekunde mehr.

… läute die Glocken …

Aber wie bediente man hier das Glockengeläut? Früher waren fünfzig Männer nötig gewesen, um sämtliche Glocken des Kölner Doms zum Schwingen zu bringen. In späteren Zeiten hatte man sich mechanischer Hilfsmittel bedient. Heute lief alles elektronisch, von Computern gesteuert.

Natürlich war sie schon mehrmals im Dom gewesen. Unerkannt....

Erscheint lt. Verlag 23.10.2015
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • All Age Fantasy • Deutschland • Dunkel • Dunkelheit • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasyliteratur • Fantasy Roman • Game of Thrones • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Horror • Horrorliteratur • Italien • Lombardei • Low Fantasy • Mailand • Mystery • Nordrhein-Westfalen • Paranormal • Paranormale Phänomene • Tolkien • Troll • Zeitreisen
ISBN-10 3-7325-1869-8 / 3732518698
ISBN-13 978-3-7325-1869-2 / 9783732518692
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