Red Rising - Im Haus der Feinde (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
576 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-18198-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Red Rising - Im Haus der Feinde - Pierce Brown
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Band 2 der New-York-Times-Bestsellertrilogie
Immer war Darrow stolz darauf, als Minenarbeiter auf dem Mars den Planeten zu erschließen. Bis er herausfand, dass die Oberschicht, die Goldenen, längst in Saus und Braus leben und alle anderen ausbeuten. Unter Lebensgefahr schloss er sich dem Widerstand an und ließ sich selbst zum Goldenen verwandeln. Nun lebt er mitten unter seinen Feinden und versucht die ungerechte Gesellschaft aus ihrer Mitte heraus zum Umsturz zu bringen. Doch womit Darrow nicht gerechnet hat: auch unter den Goldenen findet er Freundschaft, Respekt und sogar Liebe. Zumindest so lange ihn niemand verrät. Und der Verrat lauert überall.

Nach dem Collegeabschluss hätte Pierce Brown eigentlich nichts dagegen gehabt, seine Studien in Hogwarts fortzusetzen. Da es ihm dafür leider an der nötigen magischen Gabe fehlte, versuchte er es mit verschiedenen Jobs in der Medienbranche. Seine Red-Rising-Trilogie wurde ein so sensationeller Erfolg, dass Pierce Brown sich jetzt ganz dem Schreiben widmen kann. Der Autor lebt in L.A.

1    Kriegsherren

Mein Schweigen dröhnt. Ich stehe auf der Brücke meines Raumschiffs, mit gebrochenem Arm, der in einem Gelverband steckt, und den Wunden der Ionenverbrennungen am Hals. Ich bin drecksverdammt müde. Mein Razor windet sich wie eine kalte Metallschlange um meinen gesunden rechten Arm. Vor mir öffnet sich das All unermesslich und furchtbar. Kleine Fragmente aus Licht spicken die Finsternis, und urtümliche Schatten schieben sich vor die Sterne an den Rändern meines Sichtfeldes. Asteroiden. Sie umschweben langsam mein Kriegsschiff, die Quietus, während ich in der Schwärze nach meiner Jagdbeute suche.

»Siege«, sagte mein Meister zu mir. »Siege, wie es meine Kinder nicht können, und du wirst dem Namen Augustus Ehre bringen. Siege an der Akademie, und du wirst dir eine Flotte verdienen.« Er mag dramatische Wiederholungen. So geht es den meisten Politikern.

Er will, dass ich für ihn siege, aber ich werde für das Mädchen der Roten siegen, dessen Traum größer war, als sie selbst jemals sein konnte. Ich werde siegen, damit er stirbt und sich ihre Botschaft durch die Zeitalter brennt. Eine Kleinigkeit …

Ich bin zwanzig. Groß und mit breiten Schultern. Meine Uniform ist schwarz und nun zerknittert. Mein Haar ist lang, und meine Augen sind golden und blutunterlaufen. Mustang sagte einmal, ich hätte ein spitzes Gesicht, die Wangen und Nase scheinbar aus scharfem Marmor geschnitzt. Ich selbst vermeide Spiegel. Ich vergesse lieber die Maske, die ich trage, die Maske mit der winkligen Narbe der Goldenen, die die Welten von Merkur bis Pluto beherrschen. Ich gehöre zu den Einzigartig Vernarbten. Den grausamsten und klügsten Vertretern der gesamten Menschheit. Aber mir fehlt die freundlichste unter ihnen. Jene, die mich bat zu bleiben, als ich mich vor fast einem Jahr auf ihrem Balkon von ihr und dem Mars verabschiedete. Mustang. Ich gab ihr einen mit einem Pferd verzierten Goldring als Abschiedsgeschenk, und sie gab mir einen Razor. Passend.

In meiner Erinnerung schmecken ihre Tränen abgestanden. Ich habe nichts mehr von ihr gehört, seit ich den Mars verlassen habe. Viel schlimmer ist, dass ich nichts mehr von den Söhnen des Ares gehört habe, seit ich vor über zwei Jahren am Institut des Mars siegte. Dancer sagte, er würde mich nach meinem Abschluss kontaktieren, aber ich wurde in einem Meer aus goldenen Gesichtern fortgetrieben.

Das alles ist so weit von der Zukunft entfernt, die ich mir als Junge vorgestellt habe. So weit von der Zukunft, die ich mir für mein Volk erhoffte, als ich mich von den Söhnen verwandeln ließ. Ich dachte, ich würde die Welten verändern. Welcher junge Narr denkt so etwas nicht? Stattdessen wurde ich von der Maschine dieses riesigen Imperiums geschluckt, die unaufhaltsam weiterrumpelt.

Am Institut wurden wir im Überleben und Erobern ausgebildet. Hier an der Akademie unterrichtet man uns im Krieg. Jetzt testen sie unser Können. Ich führe eine Flotte aus Kriegsschiffen gegen andere Goldene. Wir kämpfen mit Übungsmunition und schicken Enterkommandos von Schiff zu Schiff, nach Art des Sternenkampfes der Goldenen. Kein Grund, ein Schiff zu beschädigen, das so viel kostet wie das Bruttojahresprodukt von zwanzig Städten, wenn man Leechcraft voller Obsidianer, Goldener und Grauer auf den Weg bringen kann, um die lebenswichtigen Organe und damit das ganze Schiff zu kapern.

Neben den Lektionen im Sternenkampf trichterten unsere Lehrer uns die Maximen ihres Volkes ein. Nur die Starken überleben. Nur die Genialen herrschen. Dann ließen sie uns allein, damit wir uns selbst durchschlagen, von Asteroid zu Asteroid springen, auf der Suche nach Vorräten und Stützpunkten, auf der Jagd nach unseren Schulkameraden, bis nur noch zwei Flotten übrig sind.

Es ist immer noch ein Spiel. Wenn auch das bislang tödlichste.

»Es ist eine Falle«, sagt Roque neben mir. Sein Haar ist lang wie meins, und sein Gesicht sanft wie das einer Frau und gelassen wie das eines Philosophen. Im Weltraum ist das Töten anders als an Land. Roque ist auf diesem Gebiet ein Wunderkind. Es hat Poesie, sagt er. Die Poesie der Bewegungen der Sphären und der Schiffe, die dazwischen treiben. Sein Gesicht passt zu den Blauen, die die Besatzung dieser Schiffe stellen – zierliche Männer und Frauen, die wie launische Geister durch die Metallkorridore schweben und die nur Logik und strenge Regeln kennen.

»Aber die Falle ist nicht so elegant, wie Karnus vielleicht denkt«, fährt er fort. »Er weiß, dass wir darauf brennen, das Spiel zu beenden, also wird er auf der anderen Seite warten. Um uns in einen Engpass zu locken, wo er seine Raketen losschicken wird. Seit Anbeginn der Zeiten erprobt und bewährt.«

Roque deutet vorsichtig auf den leeren Raum zwischen zwei riesigen Asteroiden, einen schmalen Korridor, den wir durchfliegen müssen, wenn wir Karnus’ angeschlagenem Schiff weiter folgen wollen.

»Alles ist eine verdammte Falle.« Der langgliedrige und sorglose Tactus au Valii-Rath gähnt. Er lehnt seine gefährliche Gestalt gegen das Sichtfenster und jagt sich aus dem Ring an seinem Finger ein Stim in die Nase. Dann wirft er die leere Kartusche auf den Boden. »Karnus weiß, dass er verloren ist. Er will uns nur quälen. Uns zu einem fröhlichen kleinen Wettrennen verleiten, damit wir nicht schlafen können. Dieses egoistische Arschloch.«

»Du bist einfach nur ein Pixie, der ständig kläfft und winselt«, höhnt Victra au Julii von ihrem Platz am Sichtfenster. Ihr zerzaustes Haar hängt ihr knapp bis über die mit Jade gepiercten Ohren. Sie ist impulsiv und grausam, aber nicht übermäßig, und verachtet Make-up zugunsten der Narben, die sie sich während ihrer siebenundzwanzig Jahre verdient hat. Und es sind viele.

Ihre Augen sind schwer und liegen tief in den Höhlen. Ihr sinnlicher Mund ist breit, und die Lippen sind dazu geformt, Beleidigungen zu schnurren. Sie sieht ihrer berühmten Mutter viel ähnlicher als ihre junge Schwester Antonia. Doch in der Fähigkeit, Chaos zu stiften, übertrifft sie beide bei Weitem.

»Fallen sind ohne Bedeutung«, erklärt sie. »Seine Flotte wurde zerschlagen. Ihm ist nur noch ein Schiff geblieben. Wir haben sieben. Wie wäre es, wenn wir ihm einfach das Maul stopfen?«

»Darrow hat sieben«, ruft Roque ihr in Erinnerung.

»Wie bitte?«, fragt sie verärgert über die Korrektur.

»Von Darrows Schiffen sind noch sieben übrig. Du hast von unseren Schiffen gesprochen. Aber das sind sie nicht. Er ist der Primus.«

»Der pedantische Poet hat wieder zugeschlagen. Letztlich läuft es auf dasselbe hinaus, mein Bester

»Dass wir unüberlegt statt besonnen sein sollen?«, fragt Roque.

»Dass es sieben gegen eins steht. Es wäre peinlich, diese Angelegenheit noch weiter in die Länge zu ziehen. Also lasst uns den Bellona-Strolch wie eine Kakerlake unter unserem großen Stiefel zermatschen. Dann fliegen wir zurück zum Stützpunkt, holen uns vom alten Augustus die verdiente Belohnung ab und gehen spielen.« Sie dreht mit Nachdruck die Ferse auf dem Boden.

»Hört, hört!«, stimmt Tactus zu. »Mein Königreich für ein Gramm Dämonenstaub.«

»Ist das heute schon deine fünfte Stimdosis, Tactus?«, fragt Roque.

»Ja! Danke, dass es dir aufgefallen ist, liebste Mami! Doch ich werde dieses militärischen Speeds überdrüssig. Ich denke, ich begehre Pearl-Clubs und reichliche Mengen an respektablen Drogen.«

»Du wirst ausbrennen.«

Tactus schlägt sich auf den Oberschenkel. »Lebe schnell und stirb jung. Wenn du eine langweilige alte Rosine geworden bist, werde ich eine glorreiche Erinnerung an bessere Zeiten und prächtigere Tage sein.«

Roque schüttelt den Kopf. »Eines Tages, mein missratener Freund, wirst du jemanden finden, den du liebst und mit dem du über den Dummkopf lachen wirst, der du einst warst. Du wirst Kinder haben. Du wirst ein Anwesen haben. Und irgendwie wirst du gelernt haben, dass es wichtigere Dinge als Drogen und Pinke gibt.«

»Beim Jupiter!« Tactus starrt ihn voller Entsetzen an. »Das klingt entschieden erbärmlich.«

Ich blicke auf die taktische Anzeige und beachte das Geplänkel nicht weiter.

Unsere Jagdbeute ist Karnus au Bellona, der ältere Bruder meines früheren Freundes Cassius au Bellona und des Jungen, den ich in der Passage tötete, Julian au Bellona. In dieser lockenköpfigen Familie ist Cassius der Lieblingssohn. Julian war der freundlichste. Und Karnus? Mein gebrochener Arm bezeugt, dass er das Monster ist, das sie aus dem Keller freigelassen haben, damit es tötet.

Seit dem Institut hat meine Berühmtheit zugenommen. Als sich in den Tratschkreisen der Violetten die Nachricht verbreitete, dass der Erzgouverneur mich schließlich losschickte, um mein Studium fortzusetzen, wurden Karnus au Bellona und ein paar handverlesene Cousins von Cassius’ Mutter entsandt, um ebenfalls zu »studieren«. Die Familie möchte mein Herz auf einem Tablett serviert bekommen. Was man sogar wörtlich nehmen kann. Nur Augustus’ Position hält sie zurück. Ein Angriff auf mich bedeutet einen Angriff auf ihn.

Letzlich kann ich auf ihre Vendetta oder die Blutfehde meines Meisters mit ihrem Haus pissen. Ich will die Flotte, damit ich sie für die Söhne des Ares einsetzen kann. Was ich damit anrichten könnte! Ich habe alles gründlich studiert, die Versorgungswege, die Sensorstationen, die Kampfeinheiten, die Datenknoten – all die neuralgischen Punkte, an denen sich die Weltengesellschaft ins Schwanken bringen ließe.

»Darrow …« Roque kommt näher. »Vorsicht...

Erscheint lt. Verlag 13.6.2016
Reihe/Serie Red-Rising-Reihe
Red-Rising-Reihe
Übersetzer Bernhard Kempen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Red Rising - Golden Prince Book 2
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Die Tribute von Panem • Dystopie • eBooks • Fantasy • Mars • New York Times Bestseller • Verfilmung • Weltraum
ISBN-10 3-641-18198-4 / 3641181984
ISBN-13 978-3-641-18198-7 / 9783641181987
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