Maddrax 406 (eBook)

Der dunkle Fluss

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
64 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-1719-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Maddrax 406 -  Mia Zorn
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Ihre Schuld, die sie mit dem ungewollten Verrat des Rebellenverstecks auf sich geladen haben, holt Matt und Aruula ein: Einer der Rebellen taucht als 'Reset', als leere Hülle wieder auf, und dessen Bruder fordert Wiedergutmachung. Dafür sollen sie sich auf einen unterirdischen Fluss wagen, in dessen Verlauf kostbare Kristalle wachsen.

Ausgerechnet jetzt tritt ein, was sie kaum noch zu hoffen wagten: Sie begegnen Arth Wab Habi, dem Händler, den Xaana für Monate begleitet hat. Endlich können sie mehr über ihre verschollene Freundin erfahren - sofern sie den dunklen Fluss überleben...

Einige Tage zuvor im Brückenviertel

Vom Dach der Residenz Hochwürdens erhob sich ein Schwirrer in die Lüfte. Der unterarmlange, schmale Körper schimmerte zart grün im Mittagslicht. Wild mit seinen vier Flügeln flatternd gewann das insektenartige Wesen an Höhe, dann wich das Flattern einem gleichmäßigen Flügelschlag und der Schwirrer klapperte zufrieden mit seinen Beißzangen. Er liebte die Ruhe hier oben und die leichte Brise, die kühl um seine Kopffühler strich.

Unter ihm lag ein weißes Meer aus Häusern, Hütten und Bauten, kaum eines höher als zwei Stockwerke und in ihrer Form so unterschiedlich wie die Millionen und Abermillionen Wesen, die sie beherbergten. Das Häusermeer reichte von Horizont zu Horizont und wurde von den Einwohnern Toxx genannt – die einzige Stadt des Mondes Terminus.

Und keine Spezies kannte sich in Toxx so gut aus wie die Schwirrer – die fliegenden Boten von Toxx. Zusammengerollte Nachrichten, auf Papier geschrieben, trugen sie in Röhren an vier ihrer sechs haarigen Beine, dazu einen Tornister auf dem Rücken für den Transport größerer Gegenstände wie Datenkristalle.

Gerufen wurden sie mittels einer Pfeife. Die Töne mit hoher Frequenz konnten nur die Schwirrer vernehmen, und so verständigten sie sich auch untereinander. Es war ein Idiom, welches das Translatorfeld, das über Toxx lag, nicht in andere Sprachen umwandeln konnte – aber natürlich waren die Schwirrer nicht stumm. Auch hörten und verstanden sie die anderen Spezies problemlos; anderenfalls hätten sie die Aufträge, einen Zielort oder eine Zielperson anzufliegen, ja nicht annehmen können.

So hatte auch dieser Schwirrer einen Namen, den er seinen Kunden gegenüber aber nie aussprechen konnte: Rubinoc. Nicht mehr der Jüngste, war er als Boteninsekt viel herumgekommen in Toxx. Er kannte das Glockenviertel, in dem das spektakuläre Glockengeläut der Manutii stattfand, und das Händlerviertel mit seinen fünf großen Märkten. Das Brückenviertel, benannt nach den Brücken, die dort an vielen Stellen einen von insgesamt drei Flüssen querten, die ansonsten größtenteils unterirdisch durch die Stadt flossen. Das Grubenviertel, in dem die Bergbaugilde residierte und wo die Häuser aus Abraumgestein erbaut waren, während sonst die typischen Gipstuch-Bauten in Toxx vorherrschten.

Sein Lieblingsviertel war das Escherisch. Dort lebten primär die Pflanzenartigen, die Rubinoc für die außergewöhnlichsten Baumeister von ganz Toxx hielt. Aus biegsamen Hölzern, mit Gipstüchern verstärkt, bildeten deren Behausungen eine festungsartige Siedlung, wie ein Labyrinth verschachtelt und verbunden mit Stegen, Treppen und schmalen Durchgängen.

Nicht sattsehen konnte sich Rubinoc an dem Gebilde. Schöner noch als der Mathara-Brunnen im Osten der Stadt; ein großer, wasserführender Brunnen, umsäumt von riesenhaften Gebilden aus Holzstangen und Glasröhren, in denen Leuchtfische schwammen. Der Schwirrer stand nicht auf Fisch. Fette Käfer oder kleine Vögel waren eher sein Fall.

Ein weiterer sehenswerter – und nicht zu übersehender – Bau war der Turm im Zentrum von Toxx. Wie eine verschlungene Treppe zu den Sternen schien er über die Stadt zu wachen. Tatsächlich war er der Sitz der Friedenswahrer, wie die Herren der Stadt genannt wurden. So besonders das Bauwerk auch sein mochte, Rubinoc flog stets einen großen Bogen um den Turm. Unheimlich war er. So unheimlich wie seine unnahbaren Bewohner.

Bei dem Gedanken daran schüttelte der Schwirrer seinen dreieckigen Schädel. Dabei entdeckte er in der Ferne die Silhouette eines Levtyrna. Mit ausgebreiteten Lederschwingen zog der Riesenvogel einsame Kreise über dem Nebelfeld an der Stadtgrenze, gleich neben dem Az’kAhl-Bergwerk. Auch diesen unwirtlichen Ort mied Rubinoc. Er hatte gehört, dass mit dem Nebel grausame Geistwesen aus der Erde krochen, um ungebetene Wanderer in die Unterwelt zu entführen.

Ob das wohl stimmte? Rubinoc glaubte nicht so recht daran. Die Geschichte, dass in den Tiefen des Az’kAhl eine Kaverne mit uralten Büchern existierte, stimmte jedoch. Vor einigen Rotationen hatte er für einen zwielichtigen Kunden einige lose, uralte Seiten in die Residenz Hochwürdens geliefert. Entgegengenommen hatte die kostbare Fracht ein bulliger Kracharonomid, dessen schwarze Facettenaugen glitzerten, während er das Buch aus Rubinocs Transporttornister holte.

Inzwischen wusste er, dass es sich bei diesem Kracharonomiden um den Sekretär handelte, den Verbindungsmann Hochwürdens. Er hatte den Schwirrer so großzügig entlohnt, dass Rubinoc beschlossen hatte, einige Zeit im Brückenviertel zu verweilen. Seither hatten ihn etliche Aufträge von Hochwürdens Residenz in die verschiedensten Winkel der umliegenden Viertel geführt. Einen kannte er inzwischen in- und auswendig: das „Uferparadies“.

Wobei die Bezeichnung irreführend war. Denn das Uferparadies lag immerhin eine ganze Zirko vom Ufer des Flusses Merkudion entfernt. Mit seinen kleinen Märkten, unzähligen Tavernen und dem Gipslager im Zentrum war es Treffpunkt für trinkfreudige Knechte, die im Lager arbeiteten, und derbe Fuhrleute, die aus allen Ecken des Viertels Säcke mit Baumaterial abholten.

Dorthin war Rubinoc auch nun wieder unterwegs. Denn seit zwei Rotationen herrschte ein reger Briefkontakt zwischen dem Zentrum des Uferparadieses und Hochwürdens Residenz. Genauer gesagt, zwischen dem Sekretär und einem Bor’ga-Weib namens S’Zumar – eine von vielen Spionen Hochwürdens.

Normalerweise mochte Rubinoc die Bor’gaa; freundliche Wesen mit rüsselartig geformter Schnauze und flinker Zunge, die meist einen guten Spruch zum Besten gaben. Nicht besonders groß gewachsen, waren ihre Arm- und Beinglieder unverhältnismäßig lang zum Rest des zotteligen Körpers, wodurch sie manchmal ein wenig unbeholfen wirkten. Mit ihren spitzen Schädeln und Ohren und den weit hinten liegenden Schlitzaugen vermittelten die Bor’gaa den Eindruck, als könnte ihnen nichts, was in ihrer Umgebung geschah, entgehen. Und tatsächlich – wollte man den neuesten Klatsch eines Viertels erfahren, wusste ein Bor’ga fast so gut Bescheid wie ein Schwirrer. Doch die Boteninsekten fragte man ja nicht, denn wie schon erwähnt: Sie waren von den anderen nicht zu verstehen.

S’Zumar hingegen schlug aus der Art. Jedenfalls empfand Rubinoc es so. Verschlossen wie eine Morganmuschel aus dem Fluss, hielt sie kaum Kontakt mit ihrem Umfeld. Spärliche Worte kamen undeutlich und zischend aus dem Rüsselmaul, und ihre Bewegungen wirkten fahrig und nervös. Obendrein war sie noch unfreundlich und geizig mit der Entlohnung.

Rubinoc konnte diese S’Zumar nicht ausstehen und wünschte sich deren Vorgänger M’Nemar zurück – doch dieser war unter mysteriösen Umständen gestorben. Es hieß, er habe sich selbst umgebracht. Wie auch immer, Rubinoc hasste die Botenflüge zu S’Zumar. Nur heute nicht. Heute freute er sich fast ein wenig darauf.

Grund dafür war der Zornausbruch des Sekretärs, als Rubinoc ihm am Morgen eine Botschaft von S’Zumar überbracht hatte. Sämtliche Fühler am Schädel des Kracharonomiden hatten gezittert, während er die Nachricht las. Danach tobte er fluchend durch seine Gemächer. „Diese hirnlose Rüsselzottel! Der Mazzick soll sie holen!“

Rubinoc hatte vorsorglich die Flucht ergriffen. So außer sich hatte er Hochwürdens Verbindungsmann noch nie erlebt. Doch gegen Mittag dann, als die Pfeife erklang, beeilte sich der Schwirrer, um vor seinen Artgenossen beim Sekretär zu sein. Dieser wirkte nun zwar ganz ruhig, doch aus der Art und Weise, wie er mit spitzen Krallen die Papiernachricht in Rubinocs Beinrolle steckte und danach aus einem Kästchen einen fetten Käfer fischte, erkannte das Boteninsekt, dass sein Zorn noch nicht verraucht war.

„Du wenigstens hast dir die Belohnung verdient, Schwirrer. Extrem verdient.“ Mit schimmernden Facettenaugen beobachtete der Kracharonomid, wie Rubinoc mit den vorderen Greifarmen zupackte und dem zappelnden Käfer den Kopf abbiss. „Mmh“, brummte der Sekretär. „So ist es recht. Und nun bring S’Zumar meine Nachricht.“

Als Rubinoc jetzt daran dachte, tauchte vor seinem inneren Auge unvermittelt das Bild einer kopflosen Bor’ga auf. Vergnügt klapperte er mit seinen Beißwerkzeugen.

Inzwischen hatte der Schwirrer den Fluss erreicht. Unter ihm brandeten die hellgrünen Fluten des Merkudion gegen das Schleusenhaus, hinter dem der Fluss unterirdisch weiter strömte.

Rubinoc flog in Ufernähe weiter flussaufwärts. Violettes Gras, durchsetzt mit gelben Kalikoblüten, säumte den Merkudion. Landeinwärts bedeckten bunte Gemüsefelder das Land. Nach einer halben Zirko kam die Gallbrücke in Sicht. Dort angekommen, querte der Schwirrer den Fluss, flatterte tief über die Ruine des Brückenhauses und sah endlich die Hausdächer des Uferparadieses.

Während Rubinoc sich nun zügig seinem Ziel näherte, freute er sich diebisch auf den Moment, wenn die unfreundliche Bor’ga die Zeilen des Sekretärs lesen würde.

Uferparadies

S’Zumar hockte auf der Ladefläche ihres Karrens. Sie schwitzte unter dem dunklen Umhang und dem schwarzen Tuch, das sie um ihr Kopffell gewickelt hatte. Doch ablegen wollte sie beides nicht. Die Kleidung gehörte zu ihrer Tarnung, wie auch der Karren mit den Körben voller Waren, die sie auf verschiedenen Märkten der Stadt günstig erworben hatte: Schuhwerk, Handschuhe und Gürtel aus Pflanzenfasern und Leder.

Die Spionin hatte ihr Gefährt am Ende der Reihen von Ständen und Buden platziert, die rechts und links die breite Zufahrt zum Gipslager...

Erscheint lt. Verlag 11.8.2015
Reihe/Serie Maddrax
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte All Age Fantasy • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Game of Thrones • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Low Fantasy • Tolkien • Troll • Zeitreisen
ISBN-10 3-7325-1719-5 / 3732517195
ISBN-13 978-3-7325-1719-0 / 9783732517190
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