Die Nacht der Krähe - Funkenflug (eBook)

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2015 | 1. Auflage
584 Seiten
Midnight (Verlag)
978-3-95819-041-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die  Nacht der Krähe - Funkenflug -  Patrick Hamann
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Aufgrund niederträchtiger Vorwürfe soll der junge Lennox am Galgen sterben, aber er kann entkommen. Gemeinsam mit der Tänzerin Nea, selber Opfer von Ungerechtigkeit, flieht er mit einer gestohlenen Kutsche aus der Stadt Ragtoras. Doch sie wissen nicht, welch Unheil sie damit entfesseln, und ihre Welt, wie sie sie kennen, stürzt ins Chaos. Lennox und Nea lernen auf ihrer Reise alte Länder und neue Magie kennen und müssen sich gegen Dämonen und Gestaltenwandler, Vampire und dunkle Mächte wehren. Können die beiden das Gleichgewicht einer fantastischen und wahnsinnig gewordenen Welt wieder herstellen? Von Patrick Hamann sind bei Midnight in der 'Die Nacht der Krähe'-Reihe erschienen: Funkenflug (Band 1) Feuersturm (Band 2)

Ich wurde im März des Jahres 1996 geboren. Nicht viel Zeit musste verstreichen, bis ich schließlich meine Liebe zum Lesen entdeckte. Bereits damals waren es die fantastischen Geschichten, die mich in ihren Bann zogen. Die bald darauf folgenden ersten eigenen Schreibversuche waren nicht unbedingt von Erfolg gekrönt - und so verlor ich diese Leidenschaft für die Dauer der Grundschul- und Realschulzeit beinahe völlig aus den Augen. Erst danach, als ich aus beruflichen Gründen gezwungen war, etliche Stunden im Zug zu verbringen, kehrte der Schreibhunger zurück. Seitdem bringe ich in jeder freien Minute Zeile um Zeile zu Papier, um düstere und vor allem fantastische Erzählungen in den Köpfen der Leser zum Leben zu erwecken.

Ich wurde im März des Jahres 1996 geboren. Nicht viel Zeit musste verstreichen, bis ich schließlich meine Liebe zum Lesen entdeckte. Bereits damals waren es die fantastischen Geschichten, die mich in ihren Bann zogen. Die bald darauf folgenden ersten eigenen Schreibversuche waren nicht unbedingt von Erfolg gekrönt - und so verlor ich diese Leidenschaft für die Dauer der Grundschul- und Realschulzeit beinahe völlig aus den Augen. Erst danach, als ich aus beruflichen Gründen gezwungen war, etliche Stunden im Zug zu verbringen, kehrte der Schreibhunger zurück. Seitdem bringe ich in jeder freien Minute Zeile um Zeile zu Papier, um düstere und vor allem fantastische Erzählungen in den Köpfen der Leser zum Leben zu erwecken.

Tanz mit dem Tod


Sanft flüsterte der Wind seine Worte. Er sang eine leise Melodie, die von Leid und Trauer sprach. Die Wipfel der höchsten Bäume schwankten im Takt dazu. Das Licht der langsam sinkenden Sonne flutete die Dächer der Häuser wie der Ausläufer eines feurig roten Meeres. Die strahlenden Fluten fielen über das Land herein, spülten die Finsternis hinfort. Doch schon bald würde der gewaltige Feuerball hinter dem Horizont versinken und alle Helligkeit mit sich in die Tiefe reißen. Die letzten Minuten des Abends brachen an, bevor die Nacht alles Leben in sich verschlang.

Die längsten Tage waren bereits vorüber. Es war der Spätsommer, der seinen feurigen Atem über das Land hauchte. Von der sengenden Hitze der vergangenen Tage und Wochen war nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil. Die kühle Brise, die über das Land fegte, deutete im Ansatz den kommenden Herbst an.

Zappelnd hing eine Gestalt am straffen Strick. Mit den Füßen trat sie vergeblich ins Leere, bevor die Bewegungen erlahmten. Im roten Licht der schräg einfallenden Sonne war es nicht mehr als eine Silhouette, die dort einen wilden Tanz aufzuführen schien. Doch schließlich hauchte sie ihr Leben aus und hing still. Der Galgen hatte ein weiteres Menschenleben gefordert.

Ein Mann marschierte mit großen Schritten auf die hölzerne Plattform, die sich wie eine große Bühne vom Marktplatz abhob. Behäbig ließ er seinen Blick über die Köpfe der zahlreichen Menschen schweifen, die am Fuße dieser Plattform standen und nach Blut lechzten. Öffentliche Hinrichtungen trafen den Geschmack der Bevölkerung. Man wollte die Verurteilten am Galgen hängen sehen. Sie sollten büßen für ihre Verbrechen und im Wind schaukeln, bis alles Leben aus ihnen gewichen war.

Der Mann rückte seinen Umhang zurecht, wobei sehr deutlich wurde, dass er dreckige, fette Arme hatte. Dann hob er eine Pergamentrolle vor seine Nase und holte tief Luft. »Vergewaltigung wirft man diesem Mann vor«, rief er mit gesenkter Stimme über den Platz. »Das schlimmste Verbrechen, für das es nur eine gerechte Strafe gibt.« Abwartend ließ er seinen Blick erneut über den Platz schweifen. Nach dieser kleinen Kunstpause fuhr er fort: »Für diese Tat erwartet ihn nichts Geringeres als der Galgen!«

Jubelschreie brandeten in der Menge auf. Sie rissen ihre geballten Fäuste in die Höhe, schrien ihre Wut heraus.

Der Angeklagte wurde auf die Tribüne geführt. Sein Oberkörper war nackt. Die Hände hatte man ihm hinter dem Rücken zusammengebunden, sodass er nicht in der Lage war, Widerstand zu leisten. Blankes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Getrocknete Tränen waren auf seinen Wangen zu erkennen. Doch die Männer, die ihn links und rechts flankierten, umklammerten seine Arme mit eisernem Griff. Er konnte nicht mehr fliehen. Sein Schicksal war besiegelt. Der Richter verlas den Namen des Mannes, schilderte noch einmal den Grund für diese Bestrafung. Außerdem stellte er die obligatorische Frage an das Volk, ob man es für nötig befand, Gnade walten zu lassen. Doch niemand rettete dem Mann das Leben. Wie eine Schar blutgieriger Wildkatzen starrten sie hinauf auf die Tribüne und warteten darauf, dass das grausame Schicksal seinen Lauf nahm.

Widerstandslos ließ sich der Mann bis zu dem hölzernen Schemel führen, über dem ein langer Strick baumelte. Die schwarz gekleideten Männer, die ihn auch zur Tribüne geführt hatten, halfen ihm hinauf. Schließlich stand er aufrecht. Die unbändige Angst spiegelte sich in seinem Gesicht wider.

Der Henker befand sich hinter ihm. Er marschierte auf einer Plattform entlang, die etwas höher als der hölzerne Schemel lag. Bequem konnte die vermummte Gestalt von dort den Strick um den Hals des Mannes legen. Doch der Henker ließ sich Zeit, ließ die Schlaufe vor den Augen des Verurteilten tanzen.

»Sieh deinem Tod in die Augen«, schien er damit sagen zu wollen. Und das Entsetzen im Antlitz des Verurteilten kippte in unglaubliche Angst. Er riss seine Augen weit auf. Der Henker nickte zufrieden. Sein Gesicht war unter der schwarzen Kapuze nicht zu sehen, doch Lennox konnte sich gut vorstellen, dass er in diesem Moment böse grinste.

Die Schlaufe legte sich um den Hals des Verurteilten. Mit einem Ruck zog der Henker den Strick fest, sodass es kein Entkommen mehr gab. Dann trat er zurück und betrachtete sein Werk zufrieden. Pfiffe erklangen aus der Menschenmenge. Es wurde ein Stein geworfen, der gegen den Brustkorb des Verurteilten prallte. Keuchend blieb er standhaft, doch in seinen Augen konnte Lennox wütenden Glanz erkennen. Jener Glanz, welcher in höchster Verzweiflung aufblitzte, wenn ein Mann keinen Ausweg mehr sah.

Der Henker brachte die wenigen Stufen hinter sich und schlenderte bedächtigen Schrittes bis zum Schemel, auf dem der Mann stand. Die Lippen des Mannes bewegten sich. Anscheinend sagte er etwas, flehte um Gnade. Doch der Henker lachte lauthals. Er rieb sich seine behandschuhten Hände. Dann trat er noch einen Schritt näher, holte aus. Sein Fuß trat dem Verurteilten den Hocker unter den Beinen weg. Ruckartig zog sich der Strick fest. Augenblicklich hing der Mann mit zappelnden Beinen in der Luft. Seine Augen weiteten sich panisch und seinen Mund riss er zu einem lautlosen Schrei auf.

Die Menge tobte. Sie bekamen, was sie verlangt hatten. Der Mann starb nicht sofort. Er strampelte vergeblich mit den Beinen. Sein Körper zuckte von links nach rechts, wie ein sich windender Fisch, der am Haken einer Angel hing. Sein Todeskampf dauerte an. Langsam verfärbte sich die Haut am Hals, um den die Schlaufe lag, dunkelblau. Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde er qualvoll ersticken.

Lennox schloss die Augen. Er konnte das Bild nicht mehr ertragen. Der Anblick des leidenden Menschen erschütterte ihn zutiefst. Doch in seinem Kopf blieb die Szene. Flehend starrten ihn die Augen des Fremden an.

»Hilf mir!« Tonlos formten seine Lippen diese Worte. Doch Lennox konnte ihm nicht helfen. Er war nur eine reglose Schachfigur in diesem Spiel.

Als er die Augen wieder öffnete, hing der Verurteilte reglos neben den anderen Männern. Eine gerade Reihe bildeten sie, und ihre toten Augen starrten ins Leere. Synchron zueinander schwangen sie sanft in einer aufkommenden Brise. Der Anblick war beinahe ästhetisch.

Schaudernd musterte Lennox den letzten Strick, der nun noch unbesetzt am Galgen hing. Ein Menschenopfer würde dieser Abend noch fordern. Die Menschenmenge sollte in ihrem Verlangen nach Grausamkeit befriedigt werden.

Zwei kräftige Männer näherten sich Lennox. Von hinten versetzte man ihm einen unsanften Stoß in den Rücken. Ungeschickt stolperte er vorwärts. Glücklicherweise verlor er nicht das Gleichgewicht, denn einen Fall hätte er nicht abfangen können. Noch waren die Hände hinter seinem Rücken gefesselt. Doch schon seit einer geraumen Weile schob und zerrte er an den Fesseln. Die Handgelenke waren bereits wund gerieben. Heiß spürte er das Blut auf seiner Haut. Doch er wusste, dass es Hoffnung gab. Wenn er nur noch einige Herzschläge Zeit bekam, in denen er zerren und reißen konnte. In diesem Augenblick allerdings waren alle Augen auf ihn gerichtet. Er durfte es nicht riskieren, sich zu auffällig zu verhalten.

Widerstrebend ließ er sich von den kräftigen Männern in Empfang nehmen. Mit starken Händen umklammerten sie plötzlich seine Arme und stießen ihn vor sich her. Während er langsam die Treppe erklomm, die zur Tribüne hinaufführte, rüttelte er wieder an seinen Fesseln.

»Des Diebstahls bezichtigt man ihn«, hallte die laute Stimme über den Platz. »Und auch dafür kennt unser Rechtssystem keine Gnade!«

Lennox wollte lauthals lachen, doch er brachte nur ein ersticktes Keuchen zustande. Der Galgen als Bestrafung für einen einfachen Diebstahl war absurd. Vergewaltiger konnten gehängt werden, Mörder und Verräter. Aber ein Dieb?

Doch er konnte sich nicht mehr gegen sein Schicksal auflehnen. Lange genug war er der Oberschicht ein Dorn im Auge gewesen, als dass man ihn nun verschonte. Die Straftat, die man ihm vorwarf, hatte er tatsächlich begangen. Es war ihm keine andere Möglichkeit geblieben. Sein blinder Bruder litt zu Hause Hunger. Das Geld, das Lennox für seine Tätigkeit in der städtischen Armee ausgezahlt bekam, reichte nicht für zwei Personen. Und es gab sonst niemanden, der sich um seinen Bruder kümmern konnte.

»Gerade 22 Winter hat er erlebt, doch schon hat er den Zorn der Bevölkerung auf sich gezogen«, fuhr der rundliche Mann mit ausgebreiteten Armen fort. Wild gestikulierte er über den Köpfen der zahlreichen Menschen, die gebannt zu ihm hinaufstarrten. »Soll er in der Hölle schmoren, bevor sich ihm die Gelegenheit zu schlimmeren Taten bietet!«

Der Richter verstand sich darin, das Volk aufzuhetzen. Wüste Beschimpfungen wurden über den Platz gerufen. Sie wünschten ihm Leid und einen qualvollen Tod. Für die Gerechtigkeit. Verbittert ließ Lennox seinen Kopf sinken. Sein Weg führte ihn vorbei an den Verbrechern, die bereits gestorben waren. Mit hängenden Köpfen und aus leeren Augen starrten sie zu ihm hinab, als wären sie furchteinflößende Vogelscheuchen. Dann erreichte Lennox den hölzernen Schemel. Mit harschen Worten befahl man ihm, hinaufzuklettern. Er folgte dem Befehl, ohne Widerstand zu leisten. Zögernd ließ er seinen Blick über die Menschenmenge schweifen, während er sich aufrichtete. Zornige Männer starrten hinauf zu ihm, ebenso wie Frauen mit eisernen Mienen und Kinder, die nichts anderes als gute Unterhaltung von ihm erwarteten. Je länger er zappelte und schrie, desto fröhlicher konnten sie sich zur Ruhe betten.

...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2015
Reihe/Serie "Die Nacht der Krähe"
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abendsonne • Abenteuer • acht • Alte • Alter • Angetan • Begriffe • Bekannte • bestimmt • Buch • Dämonen • Engel • erregt • erste • Euphorisch • Fantasy • Fasziniert • Filme • Fluch • Gebannt • Geist • geschehen • Geschmack • Gesellschaft • Halt • High Fantasy • Hokuspokus • Inhalt • Jahre • Kampf • Kleider • Krieg • Kultur • Kutsche • Lennox • Lesen • Liebe • Magie • Magier • magisch • Maske • Menschen • Midnight • Mitgerissen • Mittel • Morgentau • Natur • Personen • Praktisch • Rasse • Rolle • Roman • Romantik • Schade • Schloss • Schreiben • Schrift • Spannung • Spiel • Sprache • Stadt • stellt • Teil • Titel • Ullstein • Untersagt • Vampire • Welt • Welten • Werk • Wissen • Zauber
ISBN-10 3-95819-041-3 / 3958190413
ISBN-13 978-3-95819-041-2 / 9783958190412
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