Erde (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-17532-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Erde -  David Brin
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Es geht um die Zukunft unserer Welt
Wir schreiben das Jahr 2038: Um die Erde steht es nicht zum Besten. Der fortgeschrittene Treibhauseffekt und der Raubbau des Menschen an der Natur haben gravierende Auswirkungen auf unsere Umwelt. Ein mikroskopisch kleines Schwarzes Loch, von Menschen erzeugt, ist in den glutflüssigen Erdkern eingedrungen und droht nun, unseren Planeten - und damit auch uns - in den nächsten zwei Jahren zu zerstören. Die Wissenschaftler sind in zwei Lager gespalten: Während die einen fieberhaft versuchen, die drohende Katastrophe im letzten Moment abzuwenden, argumentiert die andere Seite, dass dem Universum am besten geholfen wäre, wenn die Menschheit verschwinden würde, damit die Evolution eine zweite, bessere Chance bekäme ...

David Brin, 1950 im amerikanischen Glendale geboren, studierte Astronomie und Physik und arbeitete lange als Wissenschaftler und Dozent, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mittlerweile gehört er zu den bedeutendsten amerikanischen Science-Fiction-Autoren der Gegenwart und erobert regelmäßig die Bestsellerlisten. Besonders mit seinem Roman 'Existenz' ist ihm eine der eindrucksvollsten Zukunftsvisionen der Science Fiction gelungen. David Brin lebt in Südkalifornien.

KERN

 

Eine grollende Gottheit blickte funkelnd auf Alex. Schräge Sonnenstrahlen warfen Schatten über die eingekerbten Wangen und die ausgestreckte Zunge des großen Tu, des Kriegsgottes der Maori.

Ein mürrisches Idol, dachte Alex beim Betrachten der geschnitzten Figur. Ich würde mich genau so fühlen, wenn ich da angebracht wäre, um die Wand vom Büro eines Milliardärs zu schmücken.

Alex kam es so vor, als ob die hölzerne Nase des Großen Tu dem Gnomon einer Sonnenuhr ähnelte. Sein Schatten gab die Zeit an und kroch zu dem gemäßigten Ticken einer großväterlichen Uhr des zwanzigsten Jahrhunderts in der Ecke voran. Die Silhouette streckte sich allmählich liebevoll einem Geoden aus funkelndem Amethyst entgegen – einem der vielen geologischen Schätze von George Hutton. Alex wettete mit sich selbst, daß der Schatten sein Ziel nicht erreichen würde, ehe die sinkende Sonne durch die Berge im Westen abgedeckt wäre.

Und das träfe wohl auch auf George Hutton zu. Wo, zum Teufel, ist der Mann? Warum hat er dieser Zusammenkunft zugestimmt, wenn er blöderweise nicht aufkreuzen wollte?

Alex blickte wieder auf seine Uhr, obwohl er wußte, wie spät es war. Er ertappte sich dabei, daß er mit einem Schuh nervös gegen das Tischbein in der Nähe klopfte, und hörte damit auf.

Was haben Jen und Stan dir immer gesagt? »Alex, lerne Geduld!«

Die gehörte nicht zu seinen herausragenden Tugenden. Aber in den letzten paar Monaten hatte er eine Menge gelernt. Es war bemerkenswert, wie es den Geist auf ein Ziel konzentrierte, wenn man ein Geheimnis hütete, welches den Weltuntergang bedeuten könnte.

Er blickte auf Stan Goldman, seinen Freund und früheren Mentor, der diesen Termin mit dem Vorsitzenden von Tangoparu Ltd. ausgemacht hatte. Anscheinend unberührt durch die Verspätung seines Chefs, war der hagere ältliche Theoretiker in die letzte Ausgabe der Physical Review vertieft.

Keine Hoffnung auf Zerstreuung hier. Alex seufzte und ließ den Blick noch einmal durch George Huttons Büro schweifen in der Hoffnung, von dem Mann eine Vorstellung zu bekommen.

Natürlich war der Konferenztisch mit den besten und neuesten elektronischen Tafeln ausgerüstet, um an das Weltdatennetz heranzukommen. Eine ganze Wand wurde von einem Bildschirm für aktive Ereignisse ausgefüllt, einer Montage von Echtzeitbildern aus verschiedensten Stellen der Erde – Zeppelinfahrten über Wuhan … Sonnenaufgang in einem nordafrikanischen Dorf … den Lichtern irgendeiner Stadt der Welt.

Echte holographische Skulpturen mythischer Tiere schimmerten am Eingang der Suite; aber dem Pult am nächsten waren Huttons teuerste Schätze – Mineralien und Erze, gesammelt während eines Menschenlebens durch Schürfen in der Kruste des Planeten, einschließlich eines riesigen Blutzirkons, der auf einem Sockel genau unter der Maori-Maske glitzerte. Alex war betroffen, weil beide Objekte Produkte feuriger Tiegel waren – der eine mineralisch und der andere sozial. Jeder bezeichnete erfolgreichen Widerstand unter Druck. Vielleicht sagte das auch etwas über die Persönlichkeit von George Hutton aus.

Aber vielleicht hatte es auch gar nichts zu bedeuten. Alex hatte nie besondere kritische Menschenkenntnis gehabt. Das bezeugten die Ereignisse des letzten Jahres.

Mit einem plötzlichen Klicken und Summen öffneten sich die Türen der Eingangshalle, und es erschien ein großer brauner Mann, der schwer atmete und von Schweiß bedeckt war.

»Ah! Sie haben es sich bequem gemacht. Gut! Tut mir leid, Sie haben warten zu lassen, Stan. Dr. Lustig. Entschuldigen Sie mich, bitte! Es wird nur einen Moment dauern.« Er zog sich eine verschwitzte Strickjacke von den Schultern und ging an einem Fenster vorbei, das einen Blick auf die Segelschiffe des Hafens von Auckland bot.

George Hutton nehme ich an, dachte Alex, als er seine ausgestreckte Hand senkte und sich wieder hinsetzte. Nicht sehr für Formalitäten. Ich denke, das macht auch nichts.

Von der offenen Tür zum Bad rief Hutton: »Unser Spiel hatte immer wieder Verzögerungen durch Verletzungen erlitten! Zum Glück geringfügiges Zeug. Aber ich bin sicher, Sie verstehen, daß ich das Tangoparu-Team nicht hängen lassen wollte, wenn ich gebraucht wurde. Nicht während der Endspiele gegen Nippon Electric!«

Normalerweise konnte es seltsam scheinen, daß ein Geschäftsmann in den Fünfzigern Termine wegen eines Rugbyspiels vernachlässigte. Aber der dunkle Riese, der sich da bei der Begrüßung abtrocknete, schien völlig unbekümmert vor Siegesfreude zu strahlen. Alex blickte auf seinen früheren Lehrer, der jetzt hier in Neuseeland für Hutton arbeitete. Stan zuckte nur die Achseln, als ob er sagen wollte, Milliardäre machen ihre eigenen Regeln.

Hutton tauchte wieder auf in einem Morgenrock und trocknete sich das Haar mit einem Frottiertuch. »Dr. Lustig, kann ich Ihnen etwas anbieten? Wie ist es mit Ihnen, Stan?«

»Nichts, danke!«, sagte Alex. Stan nahm weniger schweigsam ein Glas Glenfiddich mit Quellwasser. Dann ließ Hutton sich in einem Plüschdrehsessel nieder und streckte seine langen Beine neben dem Tisch aus Kauriholz aus.

Alex wußte: Was immer geschieht – dies ist meine letzte Hoffnung.

Der Maori-Ingenieur und Geschäftsmann betrachtete ihn mit stechenden braunen Augen. »Man hat mir gesagt, Sie möchten über den Iquitos-Vorfall diskutieren, Dr. Lustig. Und über das schwarze Mini-Loch, das Ihnen dort aus den Händen geschlüpft ist. Offen gestanden, müßte Ihnen inzwischen wegen dieses Vorfalls ganz schlecht sein vor Verlegenheit. Wie haben einige Schreiberlinge der Presse ihn damals genannt? Ein mögliches China-Syndrom?«

Stan mischte sich ein: »Einige Sensationswütige haben eine Fünfminutenpanik im Weltnetz ausgelöst, bis die wissenschaftliche Öffentlichkeit jedermann bewies, daß winzige Irregularitäten wie die von Alex sich harmlos auflösen. Sie sind zu klein, um von sich aus lange zu dauern.«

Hutton hob eine dunkle Augenbraue: »Stimmt das, Dr. Lustig?«

Alex war mit dieser Frage seit Iquitos schon oft konfrontiert worden. Inzwischen hatte er zahllose Antworten parat – von Fünf-Sekunden-Ton-Spots für die Videokameras bis hin zu zehnminütigen Schlummerliedern für Untersucher des Senats … und zu Stunden abstruser Mathematik zur Besänftigung seiner Physikerkollegen. Er sollte sich inzwischen wirklich daran gewöhnt haben. Aber die Frage war immer noch brennend wie beim ersten Male.

»Sprechen Sie zu mir!«, hatte der Reporter Pedro Manella an jenem grauen Nachmittag in Peru gefragt, als sie zusahen, wie randalierende Studenten die Arbeitsstätte von Alex anzündeten. »Sagen Sie mir, ob das Ding, das Sie gemacht haben, sich nicht bis nach China hin durchfressen wird!«

Seit damals war Lügen ein so gewöhnlicher Reflex geworden, daß es einige Mühe kostete, heute diese Gewohnheit zu durchbrechen. »Hm, was hat Stan Ihnen gesagt?«, fragte er George Hutton, dessen breites Gesicht immer noch unter einem Hauch von Schweiß schimmerte.

»Nur, daß Sie behaupten, ein Geheimnis zu besitzen. Etwas, das Sie vor Reportern und Tribunalen zurückgehalten haben … sogar vor den Sicherheitsagenten eines Dutzend Nationen. Heutzutage und in diesem Zeitalter ist das alleine schon eindrucksvoll.«

Hutton fuhr fort: »Aber wir Maori auf Neuseeland haben ein Sprichwort. Danach muß ein Mensch, der Häuptlinge und sogar Götter täuschen kann, immer noch den Ungeheuern entgegentreten, die er selbst geschaffen hat.

Dr. Lustig, haben Sie ein Monstrum geschaffen?«

Das war eine direkte Frage. Alex erkannte, weshalb Hutton ihn an Pedro Manella an jenem feuchten Abend in Peru erinnerte, als Tränengas jene von Trümmern übersäten Straßen und Kanäle hinabströmte. Die beiden großen Männer hatten Stimmen wie Gottheiten von Hollywood gehabt. Beide waren es gewohnt, Antworten zu bekommen.

Manella war Alex bis zu dem klapprigen Hotelbalkon gefolgt, um einen guten Blick auf das brennende Kraftwerk zu bekommen. Der Reporter schwenkte seine Kamera, als das Hauptgebäude unter Wolken von Zementstaub zusammenstürzte. Jubelnde Studenten boten Manella eine lebendige Szene für Life-Eingabe in das Netz.

Während der Aufnahmen fragte der hartnäckige Journalist: »Als der Mob die Stromkabel kappte, Lustig, wurde Ihr Schwarzes Loch aus seinem magnetischen Käfig freigesetzt. Es ist dann in die Erde gefallen oder nicht? Was geschieht jetzt? Wird es wieder auftauchen und irgendeinen unglücklichen Ort halb um die Welt herum in Feuer und Asche legen?

Lustig, was haben Sie hier gemacht? Eine Bestie, die uns alle verschlingen wird?«

Schon damals erkannte Alex die zwischen den Worten verborgene Botschaft. Der angesehene Frager hatte nicht die Wahrheit gesucht. Er verlangte Bestätigung.

»Nein, natürlich habe ich nicht …«, erinnerte sich Alex, Manella an jenem Tage gesagt zu haben, und jedem anderen danach. Jetzt verzichtete er erleichtert auf diese Lüge.

»Jawohl, Mr. Hutton, ich glaube, den leibhaftigen Teufel hergestellt zu haben.«

Stan Huttons Kopf zuckte hoch. Alex hatte bis zu diesem Augenblick nicht einmal seinem alten Mentor vertraut. Tut mir leid, Stan, dachte er.

Das Schweigen zog sich hin, während Hutton ihn anstarrte. »Sie sagen … die Singularität hat sich nicht zerstreut, wie die Experten erklärt haben? Daß sie immer noch da unten sein kann und Materie aus dem Erdkern absorbiert?«

Alex verstand die Ungläubigkeit des Mannes. Der menschliche Verstand war...

Erscheint lt. Verlag 30.7.2015
Übersetzer Winfried Petri
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Earth
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte David Brin • eBooks • Klimawandel • Schwarzes Loch • Treibhauseffekt • Umwelt • Umweltzerstörung • Zukunft
ISBN-10 3-641-17532-1 / 3641175321
ISBN-13 978-3-641-17532-0 / 9783641175320
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