Das letzte Raumschiff (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-17344-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das letzte Raumschiff -  Michael Coney
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Das Ende ist nahe!
Am 28. März 3256 wird unsere Sonne zur Nova, das besagen jedenfalls die Hochrechnungen. Bis dahin sind es zwar noch tausend Jahre, aber eine Menge vorausdenkender und wohlhabender Leute wollen Raumfahrtprogramme durchsetzen, damit ihre Nachkommen im Kälteschlaf zu den Sternen evakuiert werden können. Nur Wenige können sich das leisten - damit die gesamte Menschheit dafür schuftet, dass diese kleine Gruppe Auserwählter gerettet werden kann, wird sie von den Mächtigen konstant belogen. Matt ist der Pilot des letzten Shuttles, das von der Erde zu einem im Orbit wartenden Sternenschiff aufbricht, doch niemand weiß, dass es wirklich das letzte Schiff ist. Er verfügt über mentale Kräfte, mit denen er Kontakt zu seinem Ich in der Zukunft aufnehmen kann. Er lebt dann in einer ganz anderen Welt - haben die Menschen die Evakuierung zu den Sternen also überstanden?

Michael Coney wurde 1932 in Birmingham geboren und besuchte die King Edward's School. Er wurde zunächst Buchhalter, übte dann eine Reihe unterschiedlicher Berufe aus: Unter anderem betrieb er ein Pub in Devon, später leitete er ein Hotel auf der Karibikinsel Antigua. Anfang der Siebzigerjahre siedelte er mit seiner Familie nach Kanada über und wurde Feuerwächter der Columbia Forestry Commission. Seit 1966 schrieb er Science Fiction, mit seinen grandiosen Schilderungen außerirdischer Welten wurde er schnell zu einem der zentralen Autoren der Siebziger und Achtziger. Die beiden 'Pallahaxi'-Romane gelten als seine bedeutendsten Werke. Michael Coney starb 2005 an Krebs.

1. Kapitel


 

Als ich die Station verließ, stand die Sonne dicht über dem Horizont, also nahm ich die Küstenstraße nach Hause. Etwa zwei Meilen entfernt, wo die Straße einen Bogen um den Klippenrand macht, stand ein Mensch mit erhobenem Arm. Der Ozean war jetzt in Sichtweite, die Sonne stand dunkelrot und tief über dem Wasser und schoss ihre Lichtspeere auf mich ab, so dass der Anhalter als rätselhafte Silhouette erschien. Es war unmöglich zu erkennen, ob er ein Mann war oder eine Frau, ob alt oder jung, ob es ein Typ war, der die Polster verdrecken oder mich in eine endlose, sinnlose Konversation verstricken würde. Ohne meine Motive zu analysieren, hielt ich ein ganzes Stück hinter ihm, so dass er oder sie ein paar Schritte auf mich zulaufen musste, mit der Sonne im Gesicht, so dass ich rasch weiterfahren konnte, wenn es notwendig sein sollte.

Es war ein Mann. Er wirkte sauber. Ich beugte mich zur Seite und öffnete die Tür.

»Ich kann Sie bis zum Templeton Hotel mitnehmen.« Das lag ungefähr sieben Kilometer entfernt.

Er grunzte etwas, stieg ein und schloss die Tür, ohne ein Wort zu sagen.

Die Straße von der Station zum Templeton Hotel ist sehr schön, und mir genügte es, die Landschaft zu genießen. Während der letzten zwei Wochen oder so war es zu einer verstärkten Sonnenaktivität gekommen, und heute war die Sonne von fünf oder sechs Flecken umgeben, die zu dieser Tageszeit klar als winzige rote Sterne zu erkennen waren, als losgetrennte Flammen. Sie glitzerten am Horizont und verdunkelten die Venus. Ich warf meinem Begleiter einen raschen Blick zu; auch er sah aufs Meer hinaus, sein Gesicht wirkte angespannt und war von den Strahlen der untergehenden Sonne gerötet. Ich schätzte ihn auf etwa vierzig; seine Kleidung war sauber, aber abgetragen, wie die eines erfolglosen Vertreters.

»Wagen liegengeblieben?«, fragte ich ihn.

Er blickte mich an, sah dann wieder fort. Er murmelte etwas über einen Stabilisator, und ich erkannte plötzlich, dass er wütend war, so rasend wütend, dass er mit niemand sprechen wollte, nicht einmal mit einem Kerl, der ihm einen Gefallen getan hatte. Wahrscheinlich zuallerletzt mit einem Kerl, der ihm einen Gefallen getan hatte. Ich fühlte mich beunruhigt in der Gegenwart von so viel Wut – die Knöchel seiner auf den Knien verschränkten Hände waren weiß –, fast bis zu dem Punkt, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, weil mein Fahrzeug sich in erstklassigem Zustand befand.

Ohne mir dessen bewusst zu werden, sagte ich etwas, das ihn das Leben kosten sollte.

Ich sagte: »Hören Sie, ich halte nur auf einen Drink beim Templeton. Dann fahre ich weiter nach Walthurst. Sie könnten vom Hotel aus eine Garage anrufen und dann mit mir nach Walthurst weiterfahren, falls Ihnen das etwas nützt.«

Er besiegelte sein Schicksal, indem er »danke« sagte.

Sonst wurde nichts mehr gesprochen, und schließlich bog ich auf den Parkplatz des Hotels ein und schaltete das Triebwerk ab. Der Hovercar sank zu Boden, und der Mann stieg aus und lief sofort auf die nächste Visiphon-Zelle zu. Ich zuckte die Achseln und ging zur Bar. Wenn der Knabe wollte, dass ich ihn für einen ignoranten Bastard hielt, so war das seine Sache. Vielleicht würde er diesen Eindruck korrigieren, indem er mich zu einem Drink einlud; doch bis dahin hatte ich Besseres zu tun, als ihm zuzusehen, wie er auf die Wählknöpfe einstach. Ich trat in die Bar.

Sie war gedrängt voll. Ich erkannte ein paar Leute von der Station: Phil Ernst war da, und Jaqsinthe Sak. Und noch weitere saßen herum, die ich nicht persönlich kannte: Techniker, Büropersonal. Und auch eine Anzahl von Ätherikern in ihrer losen, verblichenen Kleidung und Sandalen. Ich ging allen aus dem Weg und setzte mich in eine ruhige Ecke, da ich keine Lust hatte, zu fachsimpeln oder über Politik zu diskutieren. Das Erste war langweilig, das Zweite gefährlich…

Ich bestellte mir einen Wodka-Martini und begann mich zu entspannen, sobald ich das Glas in meiner Hand spürte. Ich glaube, dass mein Reisegefährte für meine innere Unruhe verantwortlich war; etwas von seiner Anspannung war während der letzten Kilometer auf mich abgefärbt. Der Kerl begann mir leid zu tun. Er hatte den Tag damit verbracht, Hotels und Motels und vielleicht auch die Station für irgendwelche industriellen Reinigungsmittel zu interessieren, hatte gerade genug Bestellungen eingesammelt, um sich, seine Frau und seine Kinder wieder einen Tag lang ernähren zu können, und jetzt war sein gottverdammter Hovercar auf irgendeiner gottverlassenen Seitenstraße zusammengebrochen, und er brauchte ihn morgen wieder, um mehr Reinigungsmittel verkaufen zu können. Wirklich Pech.

»Hören Sie, werden Sie lange bleiben?« Er stand neben mir.

»Nicht lange«, antwortete ich, während mein Mitgefühl verdampfte.

»Dann werde ich im Wagen warten«, sagte er, wandte sich um und drängte sich durch eine Gruppe von Ätherikern.

Ich starrte ihm nach, mein ruhiger Entspannungs-Drink war mir verdorben. Der Bastard hatte mich unter einen Zwang gestellt.

Ich beschloss, mir noch einen Drink zu genehmigen, wie ich es gewohnt war, und ihn mit der gewohnten Ruhe zu trinken, als ob kein ungeduldiger Fremder in meinem Wagen wartete. Das tat ich, und etwa zwanzig Minuten später schlenderte ich auf den Parkplatz hinaus und zog die kühle Abendluft in die Nase. Die Tür meines Hovercar stand offen; zunächst nahm ich an, dass mein Passagier rücksichtsvollerweise seinen Aphrohale-Rauch hinausließe, doch dann sah ich die reglose, dunkle Gestalt ausgestreckt auf dem schwarzen Bitumen liegen.

Ich bin nicht an den Tod gewöhnt. Als ich nach einer zögernden, ängstlichen Untersuchung erkannt hatte, dass der Mann tot war, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Mein Körper übernahm die Herrschaft über meinen Verstand, und ich übergab mich heftig, doch das löste nichts.

 

Samantha begrüßte mich an der Tür. »Du kommst spät, Matt.« Während ich hineintrat, beobachtete sie mich noch immer. »Was ist passiert? Du siehst schrecklich aus.«

»Da war ein toter Mann auf dem Parkplatz des Templeton Hotels.«

Sie gab einen konventionellen Laut des Erschreckens von sich. »Haben sie nicht rechtzeitig einen Medimann holen können?«

»Er … er ist getötet worden.« Ich schluckte, als ich wieder das entsetzliche Gesicht vor mir sah. »Man hat ihn totgeschlagen, Samantha. Ich hatte ihn ein Stück mitgenommen. Es waren eine Menge Ätheriker da.«

Sie nahm meinen Arm und führte mich ins Wohnzimmer. »Hol dir einen Drink und erzähl uns alles darüber!«, sagte sie. »Dann wirst du dich besser fühlen.«

Mom und Dad saßen beim Fenster, und Ma saß vor der gegenüberliegenden Wand, wie Gegner. Ich hatte nicht die geringste Lust, die Ereignisse unseren Eltern zu erzählen, und ich war sicher, dass ich mich danach nicht besser fühlen würde, doch jetzt blieb mir keine andere Wahl mehr. »Was ist da mit einem Toten?«, rief Dad. Trotz aller Fortschritte in der Medizin war die Vorstellung des Todes noch immer ganz vorn im Bewusstsein alter Menschen.

Ich erklärte: der Anhalter, der Visiphon-Anruf, die beiden Drinks, die Entdeckung.

»Diese verdammten Ätheriker«, sagte Mom giftig.

»Ich hoffe, dass wir in Waltham nicht auch Ärger bekommen«, sagte Dad. »Es breitet sich vom Osten her aus, müsst ihr wissen. Heute haben sie im 3-V wieder Unruhen gezeigt. Wir sollten uns dieser Gefahr nicht aussetzen, Matt. Vielleicht müssen wir von hier fortziehen.«

Ma erwachte zum Leben. »Ich muss mit deinem Vater darüber sprechen, sobald er nach Hause kommt«, sagte sie ernst zu Samantha.

Samantha sagte zu mir: »Hat er irgendetwas getan, das die Ätheriker provoziert haben könnte? Ich meine, die Sache kommt einem so sinnlos vor, Matt.«

Sie blickten mich an, warteten auf eine Antwort. Schließlich sagte ich: »Er saß im Wagen, und der Wagen hat das Emblem der Station an den Seiten. Sie dachten, er sei ein Materialist … Ich glaube, sie dachten, er sei ich.«

»Wir müssen geschützt werden«, sagte Ma entschieden. »Ich werde deinen Vater bitten, einen Kordon um das Haus zu ziehen.«

Wenn immer Ma von ihrem Mann, Admiral Franklin S. Laker, sprach, wandte sie sich ausschließlich an Samantha, als ob mein Gehörsinn nicht gut genug entwickelt wäre, um seinen Namen zu erfassen.

Samantha, Gott segne sie, sagte: »Ich bin sicher, dass Matt uns eine Wache organisieren kann.«

»Dein Vater ist noch in seinem Büro.« Damit wies Ma tadelnd auf die Tatsache hin, dass ich die Gewohnheit hatte, früh Schluss zu machen. »Ich werde ihn sofort anrufen.« Sie segelte durch das Zimmer auf das Visiphon zu, und Sekunden später erschien das eindrucksvolle Gesicht von Admiral Franklin S. Laker auf dem Bildschirm. Er hörte ernst zu, als seine Frau ihm den Hergang der Tragödie schilderte. Ich wurde nicht aufgefordert, meine Ansichten zu äußern.

Schließlich sagte er: »Das ist sehr ernst. Wir befürchten seit einiger Zeit, dass Aktivisten nach Westen vordringen, seit es in der City für sie zu heiß geworden ist. Wenn die Situation sich verschlimmert, müssen wir vielleicht alles Personal und dessen Familien in den Stations-Bezirk verlegen. Zu dieser Maßnahme ist man bereits bei zwei Stationen der nördlichen Region gezwungen worden. Das bedeutet, im wahrsten Sinne des Worts in einem Belagerungszustand leben zu müssen. Aber …« Er seufzte, raschelte mit einigen Papieren auf seinem Schreibtisch, bellte jemandem einen Befehl zu, der sich außerhalb des Bildes befand, und war verschwunden.

Irgendwie erschien der Raum langweilig und fade ohne seine Gegenwart. Wir blickten einander bedrückt an, obwohl ich dabei Zeit fand, für...

Erscheint lt. Verlag 30.6.2015
Übersetzer Hans Maeter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Ultimate Jungle
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Apokalypse • Aufbruch ins All • Dystopie • eBooks • Fremde Welten • Michael Coney • Weltuntergang
ISBN-10 3-641-17344-2 / 3641173442
ISBN-13 978-3-641-17344-9 / 9783641173449
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