Die dunklen Wüsten des Titan (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-17328-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunklen Wüsten des Titan -  Ben Bova
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Leise summen die Maschinen auf Titan
Als die ersten Menschen den Saturnmond Titan erreichen, erwartet sie eine Überraschung: Sie finden einen uralten Maschinenkomplex, der seit undenklichen Zeiten arbeitet. Welchem Zweck die Maschinerie dient, können die Forscher nicht herausfinden. Sind es Überreste eines fremden Volkes, die seit Jahrhunderten sinnlos Dienst tun? Ist es eine Sendeanlage, die jede Veränderung im Sonnensystem an die Unbekannten meldet? Getrieben von der Angst vor Aliens überwindet die Menschheit ihre politischen Gegensätze und macht sich zu weiteren Forschungsexpeditionen auf, um das Geheimnis zu enträtseln ...

Ben Bova, 1932 in Philadelphia geboren, ist einer der bekanntesten Science-Fiction-Autoren unserer Zeit. Nach dem Tod von John W. Campbell jr. wurde er 1972 Herausgeber des bekannten SF-Magazins Analog Science Fact & Fiction und gewann insgesamt sechs Hugo Awards als Bester Herausgeber. Daneben legte Bova auch zahlreiche Romane vor, insbesondere mit der sogenannten Sonnensystem-Reihe, zu der unter anderem 'Mars', 'Venus', 'Jupiter', 'Saturn' sowie 'Asteroidenkrieg', 'Asteroidenfeuer' und 'Asteroidensturm' gehören, ist er außerordentlich erfolgreich. Bova lebt mit seiner Familie in Florida.

3

 

ERDE

 

Im Trainingszentrum

 

Es sah aus wie auf einem Universitätsgelände. Große Plastikglasgebäude mit weit geschwungenen Dächern und eleganten Rampenwegen, die sie in der Höhe der zehnten Etage verbanden. Bäume, die noch neu und etwas dünn wirkten, ließen dünne Zweige in den brennenden texanischen Himmel wachsen. Das Gras wurde durch unterirdische Bewässerung grün gehalten, damit die vierzigtausend Männer und Frauen des Trainingszentrums an frischen Rasenflächen vorbeischlendern oder sich darauf niederlassen konnten.

Vierzigtausend Menschen. Nur achtzig von ihnen würden zu den Sternen fliegen.

Marlene nahm den Lift bis zur achtundzwanzigsten Etage und fröstelte leicht, da die Klimaanlage ihren Zweck zu gut erfüllte. Die Kabine hielt mit einem sanften Ruck, und die Türen glitten lautlos auf. Zu dieser vormittäglichen Zeit war der zu den Schlafräumen führende Korridor menschenleer. Die Wände waren nackt und in einem antiseptischen Weiß gehalten. Wie in einem Krankenhaus.

Sie schlug eine Richtung ein, zögerte, kehrte wieder um, las die Namen auf jeder der vollkommen gleich aussehenden Kunststofftüren, bis sie fand, was sie suchte: LEE, S., PhD.

Einen Augenblick lang stand sie unsicher vor der Tür. Dann berührte sie den Summer.

Keine Reaktion.

Sie fragte sich, ob sie noch einmal drücken oder die ganze Sache vergessen sollte. Doch plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, und vor ihr stand Sidney Lee.

»Marlene!« Er blickte sie überrascht an.

»Hallo, Sid.«

Er war hagerer geworden, sein Gesicht schien nur aus Haut und Knochen zu bestehen, seine Augen ängstigten sie. Seine Haare waren noch immer dunkel, nur leicht angegraut.

»Äh … komm herein.« Er machte eine einladende Geste. »Was machst denn du hier oben?«

Sie trat in sein Zimmer. »Du hast meine Briefe nie beantwortet, daher beschloss ich, selbst zu kommen und nachzusehen, was dich so beschäftigt.« Sie bemühte sich, es leicht und unbeschwert klingen zu lassen.

Der Raum war klein, funktional, steril. Die Morgensonne schien durch das einzige Fenster. Eine Couch, Tisch, eingebaute Wandfächer, zwei einfache Stühle. Türen, hinter denen sich Toilette, Bad und Küche befinden mussten. Nichts Dekoratives, nichts Persönliches, keine Wärme.

Lee stand neben ihr und deutete auf den grauen Kasten auf dem Tisch, ein Computer-Terminal. »Das ist es, was mich zu einem Einsiedler gemacht hat. Ich bin wieder ein Schuljunge geworden.«

Sie lächelte ihn an.

»Ich muss eine Menge lernen«, erklärte er, »um mich für eine der Sternenexpeditionen zu qualifizieren. Das bedeutet studieren und nochmal studieren.«

»Das hält uns alle beschäftigt«, sagte sie leise.

Sie standen sich inmitten des niedrigen, unpersönlichen Raums gegenüber; in dem Raum, in dem er wohnte, dem Raum, den sie ihm gegeben hatten.

»Ich weiß«, gab er zu. »Ich hätte auf deine Briefe antworten sollen …«

»Es ist schon gut, Sid. Ich wollte nur wissen, ob du … ob es dir gut geht. Wenn du zu tun hast, gehe ich wieder.«

»Nein, geh nicht … Hier, setz dich, ich koche uns Kaffee.«

Also setzte sie sich in einen der Stühle und spielte mit dem goldenen Medaillon, das Bob ihr geschenkt hatte, während Lee geräuschvoll in der Küche hantierte. Er kam kopfschüttelnd und mit zwei dampfenden Tassen zurück.

»Ich kann nur hoffen, dass in meinem Qualifizierungsexamen nicht auch mechanische Geschicklichkeit bewertet wird«, sagte er, während er ihr eine Tasse reichte. »Ich habe täglich einen Kampf mit dieser verdammten Kaffeemaschine auszufechten.«

Er zog den anderen Stuhl näher heran und setzte sich.

»Wie ist es dir ergangen?«, fragte sie. »Wir haben uns um dich gesorgt.«

»Sie haben mir im Spital bestätigt, vollkommen gesund zu sein.«

Sie nippte an dem Kaffee. Er war zu stark und so heiß, dass ihr die Zähne zu schmerzen begannen.

»Du siehst gut aus, Marlene. Was hast du gemacht, seit sie mich vom Titan geholt haben?«

Er sagte es ganz ausdruckslos, ohne zu lächeln oder das Gesicht zu verziehen, aber es kam ihr so vor, als sähe sie Zuneigung in seinen Augen.

»Ich war die ganze Zeit dort oben. Das heißt, bis vor ein paar Monaten. Als sie das Sternenflugprogramm starteten, habe ich mich freiwillig gemeldet, und sie haben mich nach hier gesandt.«

Er nickte.

»Ich habe vom Titan aus versucht, eine Verbindung mit dir zu bekommen«, sagte sie. »Aber das Hospital hat es nicht erlaubt.«

»Ich wusste nicht …«

»Glaubst du, dass man uns für die gleiche Expedition einteilen wird?«

Er zuckte die Achseln. Sie saßen da und sahen sich schweigend einen schmerzhaft langen Augenblick lang an.

Marlene sagte schließlich: »Es gibt ein Gerücht im Zentrum, dass dir angeboten wurde, Chef der archäologischen Abteilung auf dem Mars zu werden, das du aber abgelehnt hast.«

»Das stimmt. Was ich will, ist ein Sternenflug, nicht der Mars.«

»Aber – Leiter der Abteilung …«

»Auf dem Mars gibt es für mich nichts mehr zu tun«, sagte er mit Nachdruck. »Sie haben mir das nur angetragen wegen dieser Sache mit der marsianischen Schrift. Das ist alles längst Geschichte. Der Mann, der die Schrift entziffert hat. Das ist die Schublade, in die sie mich stecken wollen. Eine schöne und sichere Position.«

»Aber es ist eine Ehre, Sid. Sie mussten schließlich nicht …«

»Sieh mal«, unterbrach er sie schroff. »Ich habe alle sechsundneunzig Zeilen des Manuskriptes entziffert. Wollen Sie, dass ich mich dort oben in eine Kuppel setze und darauf warte, bis jemand noch mehr findet? Noch ein paar Fetzen, die aus dem Sand gebuddelt werden? Die soll jemand anders lesen.«

Warum ist er so wütend?, fragte sie sich.

»Wenn du diese Maschinen einmal gesehen hast«, fuhr er mit grimmigem Ausdruck fort, »wenn du einmal gefühlt hast, wie sie Tag und Nacht laufen, jede Minute, Jahr um Jahr … dann bedeutet alles andere nichts mehr. Du weißt es.«

»Wirklich alles?«, fragte sie.

Er sah sie an. »Alles! Was glaubst du, warum ich seit zwei Wochen in diesem Raum lebe wie ein Eremit und versuche, mir den Kopf mit all den Dingen vollzupfropfen, die ich brauche, um mich für eine Sternenexpedition zu qualifizieren?«

»Aber du musst doch nicht …«

»Doch!« Seine Stimme war rau. »Ich muss bei den Tests besser abschneiden als jeder andere hier im Zentrum. Ich muss so gut sein, dass sie nicht den geringsten Vorwand haben, mich abzuweisen. Ich muss mich qualifizieren! Ich muss bei dem Sternenflug dabei sein! Alles andere spielt keine Rolle.«

»Aber du wirst es schaffen, Sid. Sie könnten dich unmöglich abweisen.«

Seine Augen sprühten jetzt Feuer. »Das könnten sie nicht? Der Projektleiter hat mir schon zugeredet, den Job auf dem Mars anzunehmen und das Trainingszentrum zu verlassen.«

»Das hat er wirklich?«

»Nicht ausdrücklich, aber ich weiß genau, was er will. Er hat Angst, mich in ein Sternenschiff zu stecken. Ich bin ihm zu labil. Er fürchtet, dass ich wieder zusammenbrechen könnte, Lichtjahre da draußen, wo sie gar nichts machen könnten. Sie befürchten, dass ich die Expedition zum Scheitern und alle umbringen könnte.«

»Das ist doch verr…« Sie bemerkte ihren Fehler zu spät.

Er winkte ab und sagte: »Siehst du, was ich meine? Wenn man dieses Etikett einmal dran hat, dann geht es nicht mehr ab. Sie haben wirklich Angst vor mir. Sie würden es am liebsten sehen, wenn ich das Sternenprogramm verlasse. Oder beim Test alles verpatze.«

»Und das hat dir der Projektleiter gesagt?«

Er nickte. »Und weißt du, was ich ihm geantwortet habe? Ich habe ihm gesagt, dass unter den Bewerbern nur acht Archäologen sind. Er wird zumindest vier für die Expeditionen brauchen. Ich habe ihm gesagt, wenn er mich hinauswirft, dann werde ich alle acht dazu bringen, aus Protest ihre Bewerbung zurückzuziehen.«

»Das hast du nicht getan! Was hat er gesagt?«

»Was konnte er schon sagen? Er wechselte das Thema.«

»Das würdest du wirklich tun, Sid? Du würdest sie bitten, ihre Bewerbung zurückzuziehen?«

»Das ist verdammt richtig. Und sie würden es für mich tun. Ich weiß, dass sie es tun würden. Ich würde sie dazu bringen, es für mich zu tun!«

Dann hörte Marlene selbst ein wenig überrascht sich plötzlich fragen: »Und deine Frau? Was hält sie von einem Sternenflug?«

Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. »Wir wurden geschieden. Sowie ich aus dem Hospital kam …«

»Oh …« Sie hatte es schon lange vermutet und hasste sich selbst dafür, das Thema angeschnitten zu haben. »Tut mir leid, Sid. Ich wollte nicht neugierig sein.«

Sein Gesicht war ihr zugewandt, aber seine Augen sahen etwas anderes, etwas, das schmerzte. »Es war schon lange zu Ende«, sagte er. »Bevor ich auf den Titan ging, nehme ich an. Es ist nur … nun, es hat nicht gerade würdevoll geendet. Am Schluss wurde viel gekämpft. War wohl weitgehend meine Schuld.«

»Du brauchst dir nicht selbst die Schuld zu geben …«

»Wem sonst?« Er stand auf und nahm ihr die halbleere Tasse aus der Hand. »Warte, ich bring dir frischen Kaffee.«

»Nein, lass mich ihn selber holen.« Marlene erhob sich aus dem stoffbezogenen Klappstuhl. Es war nicht einfach, das in einer einzigen graziösen Bewegung zu bewerkstelligen.

Er hatte die Kochnische schon fast erreicht. »Ich hole es schon«, rief er über die Schulter.

Sie stand unsicher da, hasste den Teil ihrer selbst, der froh war, dass er nicht mehr...

Erscheint lt. Verlag 30.6.2015
Übersetzer Bernd Kling
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel As on a Darkling Plain
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Artefakte • Aufbruch ins All • Ben Bova • eBooks • Saturn • Titan
ISBN-10 3-641-17328-0 / 3641173280
ISBN-13 978-3-641-17328-9 / 9783641173289
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