Der Weg zum Mars - Aufbruch in eine neue Welt (eBook)

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2015 | 1. Auflage
304 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-17306-7 (ISBN)

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Der Weg zum Mars - Aufbruch in eine neue Welt -
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Aufbruch zum roten Planeten
Wir erleben zurzeit eine neue Raumfahrtbegeisterung: Millionen Deutsche haben im vergangenen Herbst die ISS-Mission von Alexander Gerst mitverfolgt, und die Landung der ESA-Sonde Philae auf einem Kometen war ein Großereignis. Spätestens seit dem Welterfolg von Andy Weirs Bestseller Der Marsianer stellen sich viele Menschen nun die Frage: Wann fliegen wir zum Mars? Und vor allem: Wie kommen wir da hin? Diesen Fragen geht Der Weg zum Mars nach und trägt alles Wissenswerte, konkrete Planungen und die Visionen der Science-Fiction über die bemannte Marsmission zusammen: Wie weit sind wir wirklich auf dem Weg zum Mars?

Einleitung: Die Sirenen des Mars

Jahrhunderte lang war der Mars ein fantastischer Ort. Und er ist es immer noch.

Das ist durchaus bemerkenswert, denn die Kulturgeschichte des Mars – die Geschichte, die begann, als zum ersten Mal ein Vertreter der Gattung Homo sapiens seinen Blick auf einen trüben orangeroten Fleck am Nachthimmel richtete und sich fragte, was es wohl damit auf sich haben könnte – ist eine Geschichte voller Ernüchterungen. Je mehr Homo sapiens darüber herausgefunden hat, was der Mars ist, desto mehr hat er auch darüber herausgefunden, was der Mars nicht ist: kein Ort, an dem Prinzessinnen und Ungeheuer leben; kein Ort, an dem heimtückische Kreaturen eine Invasion der Erde planen; kein Ort, an dem exotische Pflanzen sprießen. Spätestens als die Raumsonde Mariner 4 am 15. Juli 1965 Nahaufnahmen des roten Planeten zur Erde funkte, zerschlugen sich diese und viele andere Fantasien, ob nun Hoffnungen oder Befürchtungen, der Erdbewohner. Auf den Bildern von Mariner 4 sah man eine öde, kraterübersäte Staubwüste, still und leer wie der Mond. Einen Tag später titelte die New York Times: »Der Mars ist mit größter Wahrscheinlichkeit ein toter Planet.«

Fünfzig Jahre nach Mariner 4 ist diese Wahrscheinlichkeit immer noch hinreichend groß. Alles, was wir inzwischen über den Mars herausgefunden haben – dass etwa die Durchschnittstemperatur dort bei minus fünfzig Grad Celsius liegt, dass der Luftdruck am Boden weniger als ein Prozent des irdischen beträgt, dass es kein Magnetfeld und nicht genug Ozon gibt, um vor Strahlung zu schützen –, hat bestätigt, dass der vierte Planet in unserem Sonnensystem ein kalter, lebensfeindlicher Ort ist. Ein Ort, an dem sich Menschen, wenn überhaupt, nur mit Schutzanzügen und in abgeschirmten Habitaten aufhalten könnten. Und dennoch ist der Mars, wie Clayton C. Anderson in seinem Vorwort schreibt, immer noch der Ort, an dem Träume beginnen.

Ein Grund dafür ist natürlich, dass alles, was wir im Universum beobachten, untrennbar mit unseren Träumen und Fantasien verbunden ist. Von Plutarchs wundersamen Mondbewohnern zu Beginn unserer Zeitrechnung bis zu aktuellen Spekulationen über extrasolare Planeten – wir können das Bild, das wir uns vom Kosmos und unserem Platz darin machen, noch so sehr verwissenschaftlichen, es wird immer mythisch aufgeladen sein (oder haben Sie sich vielleicht nicht vor Kurzem beim Anblick einer Sternschnuppe etwas gewünscht?). Und wir können den gigantischen Raum um uns herum noch so heldenhaft erkunden oder gar erobern wollen, seine Unermesslichkeit und Undurchdringlichkeit wird uns immer in Ehrfurcht versetzen (selbst ein Berufsatheist wie Nikita Chruschtschow fragte einst Juri Gagarin nach dessen Rückkehr aus dem Erdorbit: »Und, Genosse, hast du dort oben Gott gesehen?«).

Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum wir vom Mars träumen – und er hat mit dem Mars selbst zu tun. Denn dieser orangerote Fleck am Nachthimmel ist nicht nur ein Planet wie Jupiter oder Saturn oder Kepler-186f, er ist eine Welt wie die Erde. Der Mars ist eine Welt, mit der Homo sapiens etwas anfangen kann.

Die detaillierten Marskarten des Italieners Giovanni Schiaparelli, gezeichnet zwischen 1877 und 1886, wurden weltweit zum astronomischen Standard – und lösten eine Marshysterie aus

So mag der Mars vielleicht lebensfeindlich sein, aber er ist nicht so lebensfeindlich, dass Menschen dort gar nicht leben könnten; immerhin gibt es einen festen Grund, auf dem man stehen, und Rohstoffe, die man nutzen kann. Man muss auch nicht Hunderte von Jahren in einem künstlichen Schlaf verbringen oder auf magische Weise die Gesetze der Relativitätstheorie brechen, um dorthin zu gelangen; eine Reise zum Mars und wieder zurück ist, wie die Reise zum Mond, in unserer Lebenszeit und mit den wissenschaftlichen Kenntnissen und technischen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, möglich. Doch das Wichtigste ist: Im Gegensatz zum Mond, diesem erkaltetem Stück Erdkruste, hat der Mars eine Geschichte, die der unseres Heimatplaneten auf frappierende Weise ähnelt. Alle geochemischen und morphologischen Befunde deuten darauf hin, dass der rote ebenso wie der blaue Planet etliche einschneidende Klimaänderungen durchlaufen hat, dass einst Wasser durch die weitverzweigten Stromtäler floss und die Atmosphäre früher weitaus dichter war; alle Befunde deuten darauf hin, dass es auf dem Mars einmal ganz anders gewesen sein muss als heute. Und wenn es dort früher einmal anders war, dann könnte es ja irgendwann einmal auch wieder anders sein – dann könnte man den Mars nicht nur studieren, sondern man könnte etwas aus ihm machen, wer weiß, vielleicht sogar eine neue Heimat für den Menschen …

Wir wissen noch längst nicht alles über den Mars, aber alles, was wir wissen, sagt uns, dass der rote Planet nicht nur irgendein Punkt am Nachthimmel ist. Der Mars ist einer jener Punkte am Horizont, auf die Homo sapiens während seiner jahrtausendelangen Wanderung durch Raum und Zeit immer wieder geblickt hat: die er gerade noch erkennen und die er sich gerade noch vorstellen konnte – und deshalb ließ er nichts unversucht, um diese Punkte zu erreichen. Der Mars bietet unseren Träumen und Fantasien also die perfekte Bühne.

Und diese Fantasien wurden umso fantastischer, je konkreter und realer unser Bild vom Mars wurde. Der Kriegsgott, den er in der Antike seiner blutroten Färbung wegen repräsentierte, war noch eine aus dem Mythos geborene menschliche Projektion, aber als Galileo Galilei zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts mit seinem Fernrohr die Oberfläche des geheimnisvollen Wandelsterns in den Blick nahm, machte er sich, obwohl er noch keinerlei Einzelheiten erkennen konnte, bereits Gedanken darüber, ob auf diesem »von der Sonne illuminierten sphärischen Objekt« wohl nicht-menschliche Wesen leben. Und als zur selben Zeit Johannes Kepler die Umlaufbahn des Mars um die Sonne exakt berechnete und damit endgültig Kopernikus bestätigte, notierte er: »Bauen wir Schiffe und Segel, die dem himmlischen Äther angepasst sind, und es wird mehr als genug Leute geben, die keine Furcht haben vor den leeren Wüsten.« Tatsächlich öffnete jede neue wissenschaftliche Entdeckung und Beobachtung den Raum für neue atemberaubende Spekulationen über Natur und Geschichte des roten Planeten, Spekulationen, die wiederum den Raum für weitere Entdeckungen und Beobachtungen öffneten. Was hatte es mit der dunklen, nach Norden zugespitzten Zone auf sich, die Christiaan Huygens 1659 auf eine der allerersten Marskarten zeichnete? Welche Schlüsse waren aus William Herschels Feststellung von 1784 zu ziehen, dass es auf dem Mars Jahreszeiten wie auf der Erde gibt? Und was bedeuteten die mysteriösen, wie mit dem Lineal gezogenen Striche, die Giovanni Schiaparelli 1877 beobachtete, als der Mars der Erde gerade besonders nahe kam? Hieß all das, dass der rote Planet eine bewohnbare oder gar bewohnte Welt war, eine zweite Erde im Sonnensystem? Dass dort fremdartige, aber zweifellos intelligente Lebewesen Wälder bewirtschafteten und über Meere fuhren und ausgedehnte Kanalsysteme bauten?

Ein zufälliges Produkt der Erosion? Oder das Gesicht eines Marshominiden? Auch die Bilder der Viking-Sonden in den 1970er-Jahren führten zu abenteuerlichsten Spekulationen

Inzwischen wissen wir, dass es nicht so ist, und amüsieren uns über die bizarren Vorstellungen und Ideen früherer Tage – dabei ist es noch nicht allzu lange her, dass man auf dem Mars das steinerne Gesicht eines Außerirdischen zu erkennen meinte, und auch heute ziehen manche Bilder der Marsrover noch wildeste Interpretationen nach sich (geben Sie nur einmal »Mars-Krabbe« in Ihre Internet-Suchmaschine ein). Was nicht sonderlich überraschend ist, denn Fantasien waren schon immer ein fester Bestandteil des menschlichen Erkenntnisprozesses. Unser Wissen entsteht nicht nur durch die Messung empirischer Daten, sondern auch durch das Durchspielen von Variablen, und man findet wohl kaum ein besseres Beispiel für dieses zwischen »Wahrheit« und »Möglichkeit« oszillierende intellektuelle Vorantasten als die Erforschung des Mars. Als beispielsweise H. G. Wells in seinem Roman Krieg der Welten 1898 aus Schiaparellis Beobachtungen eine der Erde feindlich gesinnte Marszivilisation imaginierte, war das nicht der berühmten fehlerhaften Übersetzung geschuldet (aus den italienischen »canali«, die auch natürliche Wasserläufe bezeichnen können, hatte man englische »canals«, also eindeutig künstliche Bauwerke, gemacht und damit eine wahre Hysterie ausgelöst). Sondern er verschmolz die damaligen Kenntnisse, die man über den Mars hatte, mit den Neurosen einer Kolonialmacht und rückte den roten Planeten so ein Stück näher an die Erde heran: Wenn die Marsbewohner Krieg gegen uns führen, so Wells, dann geht es in ihrer Welt nach denselben Prinzipien zu wie in unserer – und dann ist ihr ausgezehrter Heimatplanet womöglich das, was einmal aus der Erde werden könnte.

Dieses Einholen von bisher unerschlossenen Welten und Räumen in die menschliche Verständnis- und...

Erscheint lt. Verlag 12.10.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Der Marsianer • Der rote Planet • eBooks • Mars • Marsmission • Raumfahrt • Sascha Mamczak • Sebastian Pirling • Wissenschaft und Technik • Zukunft
ISBN-10 3-641-17306-X / 364117306X
ISBN-13 978-3-641-17306-7 / 9783641173067
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