Maddrax 401 (eBook)

Neuland

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
64 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-1159-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Maddrax 401 -  Jo Zybell
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Das Überleben in Toxx ist schwer genug - aber es wäre sinnlos, würden Matthew und Aruula jede Erinnerung an ihr früheres Leben verlieren. Um das zu verhindern, müssen sie unbedingt ihre Schutzanzüge zurück erlangen. Doch die befinden sich im Haus der Rebellengruppe, das garantiert von den Friedenswahrern überwacht wird. Können sie riskieren, es zu betreten? Sie müssen, denn anders kommen sie niemals zu dem 'Babel-Turm', der im Zentrum von Toxx aufragt und ein Geheimnis birgt, das Matt entschlüsseln will ...

Jede Nervenfaser in Barrs langem Körper schrie es ihm ins Gehirn: Sie sind hier! Das Quartier ist aufgeflogen, das Rebellenkommando erledigt! Die Arbeit vieler Umläufe war vergeblich gewesen.

Nein, das stimmte nicht. Jene Neuankömmlinge, denen sie die geheime Markierung abgenommen hatten, waren für die Friedenswahrer immer noch unauffindbar. Wenigstens das.

Dann blitzte es oben, wie zur Bestätigung seiner düsteren Einschätzung. Es zischte, Füße scharrten und trampelten. Dulli schrie wie aufgespießt und stürzte die Stufen herunter.

Barr wartete nicht, bis der Dicke unten ankam – blitzschnell sprang er unter die Stiege, drückte sich in eine der Höhlungen dort und lauschte. Geschrei und Getrampel auf der oberen Ebene rissen nicht ab; ein grelles Licht strahlte so grell die Stiege herunter, dass Barr seinen Schatten auf der Krummwand neben der Höhlung zittern sehen konnte. Der Schein erfasste Dulli, die bewusstlos am Boden lag – oder hatte er sich bei dem Sturz gar das Genick gebrochen?

Wie immer kamen die Greifer der Friedenswahrer von oben, aus dem meist wolkenlosen Himmel über Terminus. Man sah nichts von ihnen außer einem Schatten, und den auch nur aus nächster Nähe. Wie sie aussahen, wusste niemand – weil ihnen bislang niemand entkommen war, der es hätte berichten können. Wenn sie lediglich eine Person abholten, dauerte das Intermezzo nur wenige Ticks. Jetzt aber griffen sie sich seine ganze Truppe und waren dementsprechend länger präsent.

Es würde nicht lange dauern, bis sie sich auch in der unteren Etage des zweistöckigen Gebäudes umsehen würden. Und dann war auch er geliefert!

Barr riss sich zusammen, atmete tief ein und aus, konzentrierte sich auf den Durchgang in den nächsten Raum. Die Gier nach Freiheit und der Wille, eben diesen Willen zu behalten, halfen ihm, seine Angst zu überwinden: Er stieß sich aus der Höhlung ab, huschte tief geduckt über die Schwelle zum nächsten Wölbraum, riss den hohen Materialcontainer dort um und öffnete die ovale Luke dahinter.

Hinein in die Finsternis des Fluchttunnels!

Er musste seinen dürren und langen Körper schier zusammenfalten, um in der Enge des Schachts die Luke wieder zu schließen und zu verriegeln. Er tat es ohne Gewissensbisse: Keiner der Gefährten außer ihm und Dulli war dem ersten Zugriff der Friedenswahrer entkommen, und der fette Dulli – sofern er überhaupt noch lebte – passte nicht durch den Tunnel.

Nachdem er die Luke geschlossen hatte, hangelte er eine Kletterstange hinunter zu einer tieferen Ebene und einer zweiten Luke, die aus fingerdickem Stahl bestand. Er schlüpfte hindurch, schloss die Tür und rammte sämtliche Verschlüsse in die Bügel. Selbst wenn die Friedenswahrer den Fluchttunnel entdeckten – hier war für sie Endstation.

Mit ausgestreckten Armen und Klauen tastete sich Barr durch die Dunkelheit des Tunnels. Es roch erdig und muffig, die Luft war abgestanden, doch sein schmaler Brustkorb weitete sich vor Erleichterung, als er tief durchatmete. Noch mal davongekommen!

Gleichzeitig kam aber auch der Zorn wieder in ihm hoch. Den Neuzugängen war es zu verdanken, dass die Friedenswahrer ihr Versteck gefunden hatten, diesem Maddrax und seiner Freundin Aruula. Blauäugig hatten sie einen Kerl ins Haus geholt, dessen Persönlichkeit gelöscht worden war, nicht ahnend, dass sie die Herren damit hierher geführt hatten. Sie konnte man nur so dumm sein?

Barr verfluchte die beiden, denen es darüber hinaus als Einzigen neben ihm gelungen war, den Greifern zu entkommen, indem sie diesen Kellanato Phyrst wieder hinaus in die Stadt geschafft hatten. Oder waren die Friedenswahrer schneller gewesen und hatten auch sie geschnappt?

Egal. Jetzt musste er sich darum sorgen, möglichst schnell und möglichst tief unterzutauchen. Dieses Versteck war verloren. Nicht, dass es ihm ebenso erging …

Von violettem Gras umgeben, kauerten sie sich dicht an die grob strukturierte Fassade, zogen die Mäntel um ihre Schultern zusammen und beobachteten gemeinsam das Haus der Untergrundbewegung. Matt spürte, dass seine Nackenhärchen immer noch aufgerichtet waren vor Anspannung.

„Hast du den Schatten auf dem Dach gesehen?“, flüsterte Aruula. Sie trug eine Art Kapuzenanzug, hellgrau und aus weichem, wollartigen Stoff. Darüber eine rotbraune Weste und eine Art Schärpe als Gürtel. Er selbst war nicht weniger exotisch gekleidet. Doch immer noch besser, als nackt durch diese Stadt Toxx schleichen zu müssen. Die Schutzanzüge, mit denen sie hier angekommen waren, hatte Barrs Rebellentruppe ihnen abgenommen, um sie zu verhökern. Zur Deckung der Unkosten.

Matt nickte. „Gesehen ist übertrieben – irgendwas sauste zum Himmel empor. Ich frage mich, ob es eine Art Raumschiff war oder ob die Friedenswahrer die Teleportation beherrschen.“

„Die was?“

Er vergaß immer wieder, dass Aruula das Kind einer barbarischen Welt war und mit seinen Science-Fiction-Begriffen nichts anfangen konnte. „Eine Methode“, versuchte er es zu umschreiben, „in der man von einer Sekunde zur anderen an einen anderen Ort versetzt wird.“

Sie nickte. „Meinst du, sie haben die anderen mitgenommen?“

„Ich bin mir fast sicher, dass man sie dieser Persönlichkeitslöschung unterziehen wird, die Barr erwähnte. Natürlich nicht, ohne sie vorher über uns ausgefragt zu haben.“

„Und wir sind daran schuld.“ Aruula schlug die Augen nieder. „Kein guter Einstand in dieser fremde Welt.“

Matt Drax biss die Zähne zusammen. Diese sogenannten Friedenswahrer hatten Kellanato Phyrst als Lockvogel benutzt, um ihn und Aruula zu animieren, ihn ins Versteck der Untergrundgruppe zu schleppen. Bei der Ankunft auf diesem Mond waren sie von Phryst grundlos angegriffen worden und ihm später auf dem Markt wiederbegegnet, als er lammfromm und friedlich die Straße gesäubert hatte. Kein Zweifel, dass die Friedenswahrer ihn einkassiert und „resettet“ hatten.

„Bei den Rebellen hätten wir uns eh nicht mehr blicken lassen können“, sagte Aruula fatalistisch.

Matt Drax spähte wieder zu dem Gebäude hinüber, einem rechteckigen, zweistöckigen Kasten mit Flachdach. Passanten gingen, hoppelten, schlurften, sprangen oder schlichen an dem Haus vorbei. Keiner sah aus wie ein Mensch, dafür schienen etliche diversen Gruselfilmen entsprungen zu sein. Wie viele verschiedene Spezies mag es in einer Zehn-Millionen-Stadt wohl geben?, ging es ihm durch den Kopf.

„Wir müssen da rein“, sagte er. „Wir brauchen unsere Schutzanzüge.“

„Vor allem du.“ Aruula musterte ihn von der Seite und mit sorgenvoller Miene. „Ich kann mir das Vergessen mit meinem Lauschsinn ja halbwegs vom Leib halten, aber für dich sieht es nicht gut aus.“

Matt nickte grimmig. Vorhin hatte er sogar vergessen, wer Professor Dr. Jacob Smythe war, sein Erzfeind – und einer von zwei Erdbewohnern, die noch vor ihnen durch das Wurmloch auf diesen Mond gelangt sein mussten. Der oder vielmehr die andere war Xaana, die Tochter seiner alten Freundin Xij. Sie vor allem wollten sie finden.

Solange wenigstens Aruula sich an ihr gemeinsames früheres Leben erinnerte, war nicht alles verloren; so konnte sie auch seine Erinnerung auffrischen. Sie hatten herausgefunden, dass die Schutzanzüge die „Vergessens-Strahlung“, die über Toxx lag und gleichzeitig die Kommunikation unter allen Spezies ermöglichte, absorbieren konnten. Sie mussten sie wiederbekommen. Falls die Friedenswahrer sie nicht mitgenommen hatten. Aber das wollte er sich lieber nicht ausmalen.

Zwei eigenartige Figuren blieben drüben vor dem Rebellenversteck stehen; sie sahen aus wie aufrecht gehende und schwanzlose Salamander, die man in Hosen und Jacken gesteckt hatten. Auffällig unauffällig blickten sie sich um und tuschelten miteinander.

„Sieht so aus, als hätten sie vor, in das Gebäude einzudringen“, sagte Aruula.

Im nächsten Moment geschah es auch schon: Die beiden Aliens öffneten die Tür des Hauses.

Ein grelles Licht blitzte auf – und wie aus dem Nichts hüllte plötzlich eine schillernde, durchsichtige Blase die beiden ein. Matt hielt den Atem an. Was geschah da drüben?

Einem grell leuchtenden Balken gleich lief jetzt eine Art Stroboskoplicht von oben nach unten durch die Blase. Und schon im nächsten Moment löste das durchsichtige Gebilde sich wieder auf und gab die Salamanderartigen frei. Die schienen mächtig geschockt, denn sie hasteten in kopfloser Flucht davon, jeder in eine andere Richtung.

„Hast du das gesehen?“ Aruula packte den Stock, den sie von Barr bekommen hatte – Waffen wie Schwerter oder Pistolen waren in Toxx verboten – mit beiden Fäusten. Ihre Stimme zitterte.

„Ich bin ja nicht blind.“ Auch Matt war der Schreck in die Knochen gefahren. Er versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, atmete den Schock weg, analysierte seine Wahrnehmung. „Diese Blase war mit Sicherheit kein Naturphänomen.“

„Eine Falle der Friedenswahrer, meinst du?“

„Eine Falle sogar, die sie einzig und allein für uns ausgelegt haben.“ Matt wurde es abwechselnd heiß und kalt. „Dieser Balken, der durch die Blase lief – damit wurden die beiden gescannt. Wenn wir darin gewesen wären, hätte sie sich bestimmt nicht aufgelöst, sondern uns bis zur Ankunft der Friedenswahrer festgehalten.“

„Dann sollten wir von hier verschwinden, Maddrax.“ Aruula hob ihren Stock, bog die hohen Halme mit den breiten Blättern zur Seite und...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2015
Reihe/Serie Maddrax
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte All Age Fantasy • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Game of Thrones • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Low Fantasy • Tolkien • Troll • Zeitreisen
ISBN-10 3-7325-1159-6 / 3732511596
ISBN-13 978-3-7325-1159-4 / 9783732511594
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