Der Zeitsprung (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
432 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-16515-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Zeitsprung -  Robert A. Heinlein
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Zeitreise wider Willen
Während eines Atomangriffs flüchtet Hugh Farnham mit seiner Familie in einen eigens für solche Zwecke konstruierten Atombunker. Als die Farnhams sich jedoch nach einiger Zeit wieder nach draußen wagen, finden sie sich nicht - wie erwartet - inmitten rauchender Trümmer wieder, sondern in einem subtropischen Paradies: Der Atomschlag hat sie zweitausend Jahre in die Zukunft katapultiert. Doch das scheinbare Idyll trügt, denn die Zukunft hält einige unangenehme Überraschungen für die Farnhams bereit ...

Robert A. Heinlein wurde 1907 in Missouri geboren. Er studierte Mathematik und Physik und verlegte sich schon bald auf das Schreiben von Science-Fiction-Romanen. Neben Isaac Asimov und Arthur C. Clarke gilt Heinlein als einer der drei Gründerväter des Genres im 20. Jahrhundert. Sein umfangreiches Werk hat sich millionenfach verkauft, und seine Ideen und Figuren haben Eingang in die Weltliteratur gefunden. Die Romane Fremder in einer fremden Welt und Mondspuren gelten als seine absoluten Meisterwerke. Heinlein starb 1988.

1

Das ist kein Hörgerät«, erklärte Hubert Farnham, »sondern ein Radio, das auf die Warnfrequenz eingestellt ist.«

Barbara Wells ließ die Gabel sinken. »Mr. Farnham! Sie glauben doch nicht im Ernst an einen Angriff?«

Ihr Gastgeber zuckte die Achseln. »Leider teilen mir die Leute im Kreml ihre Geheimpläne nicht mit.«

»Hör doch auf, die Damen zu beunruhigen, Dad«, mischte sich sein Sohn ein. »Mrs. Wells …«

»Nennen Sie mich Barbara. Ich will ohnehin beim Gericht beantragen, die ›Mrs.‹ streichen zu dürfen.«

»Dazu brauchen Sie keine Sondergenehmigung.«

»Pass gut auf, Barb«, meinte seine Schwester Karen. »Ein kostenloser Rat kommt am teuersten.«

»Ach, sei still. Barbara, bei allem Respekt meinem teuren Vater gegenüber, glaube ich doch, dass er Gespenster sieht. Es wird keinen Krieg geben.«

»Hoffentlich behalten Sie recht«, meinte Barbara Wells nüchtern. »Und was verleiht Ihnen Ihre feste Überzeugung?«

»Die Kommunisten sind doch Realisten. Sie werden nie einen Krieg anzetteln, der ihnen schadet, auch wenn sie gewinnen. Wobei ziemlich fraglich ist, ob sie gewinnen.«

»Dann sollen sie doch endlich einmal diese entsetzlichen Krisen verhindern«, empörte sich seine Mutter. »Kuba und dieses Getue um Berlin – als ob das jemanden interessierte! Und nun das! Es macht einen einfach nervös. Joseph!«

»Ja, Ma’am?«

»Bringen Sie mir einen Kaffee. Mit Schuss.«

»Jawohl, Ma’am.« Der Hausdiener, ein junger Farbiger, nahm ihr Gedeck mit.

»Dad«, meinte der junge Farnham, »siehst du nicht, dass du Mutter mit deiner Ängstlichkeit ansteckst? Hör doch auf mit dem Unsinn.«

»Nein.«

»Du musst aber! Mutter hat kaum einen Bissen heruntergebracht – und das alles wegen dieses komischen Knopfes in deinem Ohr. Du kannst doch nicht …«

»Nun mal langsam, Duke.«

»Vater?«

»Als du in deine eigene Wohnung gezogen bist, haben wir vereinbart, gute Freunde zu bleiben. Die Meinung eines Freundes ist mir jederzeit willkommen. Aber misch dich nicht in Angelegenheiten, die nur deine Mutter und mich etwas angehen.«

»Aber Hubert«, beschwichtigte seine Frau.

»Verzeihung, Grace.«

»Du bist zu hart zu dem Jungen. Es macht mich nervös.«

»Duke ist kein Kind mehr. Und ich habe nichts getan, das dich nervös machen könnte, tut mir leid.«

»Mir tut es auch leid, Mutter. Nun, wenn Dad es als Einmischung auffasst …« Duke rang sich ein Grinsen ab. »Ich glaube, ich muss mir selbst eine Frau suchen, die ich ärgern kann. Barbara, wollen Sie mich heiraten?«

»Nein, Duke.«

»Ich sagte dir doch, dass sie klug ist, Duke«, meinte seine Schwester lachend.

»Karen, du bist still. Und warum nicht, Barbara? Ich bin jung und gesund und bringe es vielleicht eines Tages sogar zu Klienten. In der Zwischenzeit können Sie ja arbeiten, um unser Haushaltsgeld aufzubessern.«

»Nein, danke. Übrigens muss ich Ihrem Vater recht geben.«

»Wieso?«

»Besser gesagt, mein Vater würde Ihrem Vater recht geben. Wissen Sie, dass jedes unserer Autos eine Notausrüstung besitzt? Und wenn Daddy auch kein solches Ding im Ohr hat, so sitzt er doch bestimmt jede freie Minute vor dem Fernseher.«

»Im Ernst?«

»In meinem Wagen draußen, der, mit dem Karen und ich von der Uni hergekommen sind, liegt im Kofferraum eine Notausrüstung, die mein Vater zusammengestellt hat, bevor ich wieder aufs College ging. Mein Vater nimmt diese Angelegenheit ernst, und ich halte es genauso.«

Duke Farnham wollte etwas sagen, doch sein Vater kam ihm zuvor. »Barbara, woraus besteht Ihre Notration?«

»Vierzig Liter Wasser. Nahrungsmittel. Ein Reservekanister Benzin. Medikamente. Ein Schlafsack. Eine Pistole …«

»Können Sie schießen?«

»Mein Vater hat es mir beigebracht. Eine Schaufel. Eine Axt. Kleider. Ach ja, ein Radio. Mein Vater meint, dass die Ausrüstung im Wagen am sichersten bei der Hand ist. Er hat mir geraten, im Ernstfall sofort in die Berge zu fahren.«

»Das müssen Sie nicht.«

»Wie bitte?«

»Dad meint, dass du herzlich eingeladen bist, unsere Panikhöhle zu teilen«, erklärte Karen lachend.

Barbara sah sie fragend an. »Wir haben einen Bunker«, erklärte Farnham. »Mein Sohn hat ihn ›Farnhams Tick‹ getauft. Ich glaube, Sie wären hier sicherer untergebracht als in den Bergen – obwohl sich keine fünfzehn Kilometer von hier eine MAMMA-Basis befindet. Im Falle eines Alarms brauchen wir nur in den Bunker zu gehen. Nicht wahr, Joseph?«

»Jawohl, Sir. So bleibe ich auch weiterhin in Ihren Diensten.«

»Blödsinn! In dem Augenblick, in dem die Sirenen losheulen, bist du fristlos entlassen. Ich werde Miete von dir verlangen.«

»Muss ich auch Miete zahlen?«, erkundigte sich Barbara.

»Sie spülen ab. Jeder muss mal spülen. Sogar Duke.«

»Mich kannst du raushalten.« Duke sah ihn finster an.

»Na? So viel Geschirr haben wir doch gar nicht.«

»Im Ernst, Dad. Chruschtschow hat versprochen, uns zu beerdigen, und du sorgst dafür, dass er recht behält. Ich habe keine Lust, mich lebend in einer Höhle unter der Erde zu verkriechen.«

»Wie Sie wünschen, mein Herr.«

»Liebling!« Seine Mutter stellte die Tasse hin. »Wenn wir angegriffen werden, kommst du selbstverständlich mit in den Bunker.« Sie hatte Tränen in den Augen. »Versprich es mir.«

Der junge Farnham runzelte die Stirn und seufzte. »Schon gut – wenn wir angegriffen werden. Das heißt, wenn die Sirenen losheulen, denn wir werden nicht angegriffen werden. Aber denk daran, Dad, ich mache das nur, um Mutters Nerven zu schonen.«

»Du bist trotzdem herzlich willkommen.«

»Schon gut. Gehen wir ins Wohnzimmer und spielen wir ein wenig Karten – vorausgesetzt, dass wir dieses Thema fallen lassen. Einverstanden?«

»Einverstanden!« Sein Vater stand auf und bot Grace den Arm. »Kommst du, Liebling?«

Grace Farnham wollte nicht Karten spielen. »Nein, Liebling, ich bin zu aufgeregt. Spiel mit den jungen Leuten und … Joseph! Joseph, bring mir bitte noch ein Tässchen Kaffee. Mit Schuss. Ach, sieh mich nicht so an, Hubert, du weißt, dass es hilft.«

»Möchtest du ein Beruhigungsmittel, Liebling?«

»Ich brauche keine Medizin. Nur ein Schlückchen Kaffee.«

Sie hoben ab und ermittelten die Partner. Duke schüttelte traurig den Kopf. »Arme Barbara! Sie werden mit Dad Ihr blaues Wunder erleben. Hast du sie nicht gewarnt, Schwesterherz?«

»Behalt deine Weisheiten für dich, Duke«, sagte sein Vater.

»Aber sie muss doch Bescheid wissen, Dad. Barbara, dieser jugendliche Heißsporn, der Ihnen gegenübersitzt, ist beim Kontrakt so optimistisch, wie er … nun ja, wie er in anderen Dingen pessimistisch ist. Achten Sie auf Bluffs. Wenn er ein besonders schwaches Blatt hat …«

»Hör auf, Duke. Barbara, welches Bietsystem bevorzugen Sie? Italienisch?«

Sie riss die Augen weit auf. »Das einzige Italienische, das ich kenne, ist Wermut, Mr. Farnham. Ich spiele Goren. Nichts Kompliziertes. Ich versuche einfach nur, mich an die Regeln zu halten.«

»An die Regeln halten«, stimmte Hubert Farnham zu.

»An die Regeln halten«, wiederholte sein Sohn. »Aber welche Regeln? Dad greift gern auf Bauernregeln zurück. Besonders, wenn Sie ein schwaches Blatt haben und kontriert und rekontriert sind. Dann wird er Ihnen nach dem Spiel beweisen, wie Sie gewonnen hätten, wenn Sie statt Karo …«

»Herr Rechtsanwalt«, unterbrach ihn sein Vater, »wollen Sie endlich Ihre Karten aufnehmen, oder muss ich sie in Ihren losen Mund stopfen?«

»Nur ruhig Blut. Welcher Einsatz? Ein Cent pro Punkt?«

»Viel zu hoch«, widersprach Barbara.

»Ihr Mädchen müsst selbstverständlich nicht zahlen«, meinte Duke. »Nur Dad und ich. Endlich eine Gelegenheit, das Geld für die nächste Monatsmiete ehrlich zu verdienen.«

»Duke will sagen«, verbesserte ihn sein Vater, »dass er seine Schulden bei seinem alten Vater wieder einmal vermehrt. Er steht schon seit der Highschool bei mir in der Kreide.«

Barbara schwieg und spielte konzentriert. Der Einsatz machte sie nervös, auch wenn es nicht ihr Geld war. Verstärkt wurde ihre Unsicherheit noch durch den Verdacht, dass ihr Partner ein erfahrener Spieler war.

Nach einer Weile, als sie den Eindruck gewann, dass Mr. Farnham mit ihren Geboten zufrieden war, entspannte sie sich ein wenig, ohne in...

Erscheint lt. Verlag 14.12.2015
Übersetzer Birgit Reß-Bohusch, Marcel Bieger, Jürgen Langowski
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Farnham's Freehold
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte diezukunft.de • eBooks • Robert A. Heinlein • Zeitreise
ISBN-10 3-641-16515-6 / 3641165156
ISBN-13 978-3-641-16515-4 / 9783641165154
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