Götter der Rache (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
608 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-16381-5 (ISBN)

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Götter der Rache -  Giles Kristian
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Norwegen, A. D. 785: Der Wikingerclan unter Führung von Jarl Harald steht vor einem neuen Sturm der Schwerter. Die harten Kämpfer ziehen für ihren König Gorm in die Schlacht: Drachenboot gegen Drachenboot. Doch der verräterische König lockt Harald und seine Mannen in eine tödliche Falle. Ihr Dorf wird vernichtet, Frauen und Kinder niedergemetzelt oder in die Sklaverei gegeben. Nur wenige entkommen, darunter Sigurd, der jüngste Sohn Haralds. Fortan widmet Sigurd sein Leben der Vergeltung. Von den Häschern des Königs gejagt, schart er eine Bruderschaft wilder Krieger um sich: Gnade jedem, der ihnen auf ihrem Pfad der Rache im Wege steht ...
  • Die neue Wikinger-Saga - in England bereits eine Sensation!
  • »Gnadenlose Härte, bombastische Schlachten und mächtige Figuren. Ein Meisterwerk!« (Conn Iggulden)
  • "Ein großes Rache-Epos ... Die Wikinger-Saga von Giles Kristian hinterlässt verbrannte Erde!" (Daily Mail)


Seine norwegische Herkunft und die Werke von Bernard Cornwell inspirierten Giles Kristian dazu, historische Romane zu schreiben. Um seine ersten Bücher finanzieren zu können, arbeitete er unter anderem als Werbetexter, Sänger und Schauspieler. Doch Kristians Herz schlägt für die Welt der Wikinger, die er in Götter der Rache zum Leben erweckt. Mittlerweile ist Giles Kristian Bestseller-Autor und kann sich ganz dem Schreiben widmen.

1

Anno Domini 785, Skudeneshavn, Norwegen

Der Jarl fuhr mit den Fingern durch die Fleischreste und die weißen Knochen auf dem Teller vor sich. Dann griff er mit der fetttriefenden Hand nach den Reifen aus gehämmertem Silber, die unter dem Bizeps seines linken Arms saßen, und schmierte das Fett zwischen Metall und Haut. Er grinste, als einer der Ringe sich so weit lockerte, dass er seinen dicken Daumen zwischen die Schädel der drohenden Bestien schieben konnte, die den Ring mehr als ein Jahr lang geschlossen gehalten hatten.

»Der gehört dem Mann, der Olaf auf den Arsch setzt!«, brüllte er. Lautes Hämmern von Fäusten auf die hölzernen Tische antwortete ihm, als er den Armreif herunterzog und ihn hochhielt. Das Licht der Öllampen ließ das Silber dunkel schimmern, bevor der Jarl den Reif neben sein Schneidebrett knallte. »Wir müssen Hagal ein paar neue Geschichten liefern, was? Er singt uns seit Jahren dasselbe Lied und glaubt, er könnte uns zum Narren halten, wenn er einfach nur die Namen ändert!«

Darüber lachten alle, außer Hagal »Krähenlied«, der unter seinem fein säuberlich gestutzten blonden Bart errötete und irgendeine halbherzige Entschuldigung murmelte.

»Er glaubt, wir merken nicht, dass er uns immer und immer wieder denselben Mist erzählt!«, schrie Harald. Die große silberne Brosche, die seinen Umhang auf der rechten Schulter hielt, glänzte im Licht der Flammen. »Aber er weiß nicht, dass wir einschlafen, während er aus seinem Mund furzt!« Die Männer johlten und hämmerten auf die roh gezimmerten Tische. Der Skalde fuhr abwehrend mit der Hand durch die Luft, während er beleidigt sein Trinkhorn an den Mund setzte.

»Aber brich niemandem das Genick, Olaf!«, warnte ihn Harald, hob drohend den fettigen Finger und zog die dichten Brauen zusammen.

Olaf machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen und zu sehen, ob es Herausforderer gab, denn es gab immer welche. Er zuckte mit den breiten Schultern und erhob sich von der Bank, während er sich Krümel von der Tunika strich, die über seiner breiten Brust spannte. Er setzte das Trinkhorn an die vollen Lippen und leerte es mit einem Zug, begleitet von lautem Jubel und Hämmern auf die Tische, das die Dachbalken von Eik-Hjálmr, der Halle des Jarl, erschütterte.

»Lass dir Zeit, Olaf! Du wirst viele Jahre mit der Demütigung leben müssen, die dir jetzt blüht«, rief Sørlie und grinste seine Freunde an, die ihre Methörner hoben, um Sørlies Prahlerei zu feiern. Männer und Frauen vergnügten sich derweil in den dunkleren Ecken der Halle, und Hunde rauften sich knurrend um Essensreste.

»Ha!«, rief Olaf und setzte sich das Methorn umgedreht auf den Kopf, um zu zeigen, dass es leer war. Dann warf er es einem dunkelhaarigen Thrall zu, der es geschickt auffing.

»Du wirst dich schon sehr bald mit Mäusen und Hunden anfreunden müssen, alter Mann«, sagte Sørlie trunken und trat mit einem Fuß das frische Stroh auf dem Boden hoch, wobei er fast das Gleichgewicht verloren hätte. »Jetzt kriegst du was zum Erzählen, Krähenlied!«, schrie er dem Skalden zu. Der verzog nur missmutig die Lippen.

Sigurd hob sein eigenes Trinkhorn an den Mund und murmelte einen Fluch. Sein Freund Svein neben ihm schüttelte den Kopf, und die dicken Zöpfe seines roten Haars schwangen durch die Luft, wie Taue an einem Segel. »Dein Bruder hat sich das Hirn weggesoffen!«, meinte er und grinste. »Aber wenigstens kriegen wir was zu lachen, hej!«

Sigurd nickte wenig überzeugt. Er war nicht in der Stimmung zu lachen, was jedem klar war, der auch nur in seine Nähe kam. Trotzdem würde er bleiben und zusehen, wie sein älterer Bruder versuchte, mit Prahlereien für Stimmung zu sorgen, wie man sie in Eik-Hjálmr häufig hörte.

»Du solltest lieber wegsehen, Junge!«, fuhr Sørlie Harek an, der in der Menge grauhaariger Männer wegen seines bartlosen Gesichtes auffiel, vor allem jedoch wegen seines Haars, das so weiß war wie Bierschaum und glatt wie das eines Mädchens. »Ich will nicht, dass du Zeuge wirst, wie dein alter Vater vor seinen Freunden auf den Arsch gesetzt wird!« Sørlie verzog finster das Gesicht und kratzte sich sein dichtes blondes Haar. Es hatte ihm den Beinamen Baldur eingebracht, denn wenn er es offen trug, so wie jetzt, fanden sowohl Frauen als auch Männer, dass Sørlie diesem hübschesten aller Götter ähnelte. Allerdings war Baldur, Sohn Óðins, angeblich auch der weiseste aller Götter. Und in dem Punkt, dachte Sigurd, hört die Ähnlichkeit auf.

Harek jedoch sah nicht weg, sondern warf Sørlie ein freundliches Lächeln zu und nickte. Dann sah er zu seiner Mutter, die mit Hareks kleinem Bruder an der Brust dasaß. Das Einzige, was von dem Kind aus der Decke herauslugte, war ein Haarschopf, ebenso weiß wie der von Harek. Die Frau verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und flüsterte weiter Liebkosungen in das Ohr des kleinen Erik.

»Ich bin so weit, Junge«, sagte Olaf und schob die Männer zur Seite, die sich in der Mitte der Halle versammelt hatten, um dem Kampf zuzusehen. »Und verkneif dir die Tränen. Dein Vater und deine Brüder sehen zu.« Olaf zwinkerte Sigurd zu, der unwillkürlich grinste. Dieser Mann war der engste Freund seines Vaters und sein Schwertbruder. Während er aufstand und sich auf die Bank stellte, um besser sehen zu können, dachte er, wie sonderbar es war, dass er einerseits wünschte, Olaf würde Sørlies prahlerisches Gehabe mit einer ordentlichen Tracht Prügel vergelten, und gleichzeitig hoffte, dass sein Bruder sich gut hielt und vielleicht sogar Olaf aufs Kreuz legte.

»Mach uns keine Schande, Bruder!«, rief Thorvard. Er hob sein Methorn, aber sein breites Grinsen konnte seine ernste Besorgnis nicht verbergen. Thorvard war der älteste der Brüder, und, wenn Sørlie zu leicht geschlagen wurde, wäre er wohl oder übel gezwungen, Olaf selbst herauszufordern, um dadurch die Familienehre wieder herzustellen.

»He, Asgot!« Slagfids laute Stimme dröhnte wie Donner durch den Lärm in der Halle. »Wer gewinnt? Was sagen deine Runen?« Doch der Godi ignorierte den offiziellen Preiskämpfer des Jarl, der, abgesehen von Harald selbst vielleicht, der einzige Mann in der Halle war, der es wagen konnte, ihn so frech anzusprechen. Er saß unbeeindruckt wie eine drohende Gewitterwolke rechts neben dem Hochsitz des Jarl.

»Was machst du für eine saure Miene?« Svein sah Sigurd fragend an. Er nahm den Kamm aus Hirschgeweih, der an einem Band um seinen Hals hing, und fuhr sich damit durch den roten Flaum in seinem Gesicht, auf den er so stolz war. Wie viele Male hatte Sigurd mit seinen siebzehn Jahren bereits seinen Freund prahlen hören, dass er vom Donnergott Thór selbst abstammte? »Liegt es am Runensack des Godi?«

Jubel brandete auf, als sich Olaf und Sørlie wie zwei Bullen in der Brunft aufeinanderstürzten und sich gegenseitig zu packen versuchten.

»Du weißt genau, dass es damit nichts zu tun hat«, gab Sigurd zurück.

Sørlie befreite sich aus Olafs Griff und schlug mit der Faust nach ihm, verfehlte ihn jedoch. Die Männer brüllten begeistert, als Olaf sich in der Halle umsah, als wollte er wissen, ob irgendjemand gesehen hatte, wo dieser Schlag gelandet war.

»Wir bekommen unsere Chance noch«, erklärte Svein. »Wenn du dich auf eines verlassen kannst, dann darauf, dass es mehr Kämpfe geben wird, als Thór Haare am Sack hat, solange der alte Biflindi König ist.«

Olaf hämmerte Sørlie seine Faust gegen die Schläfe. Der jüngere Mann taumelte zurück, hielt sich jedoch auf den Beinen.

»Du und ich haben noch Jahre Zeit, um Ruhm zu ernten«, fuhr Svein fort und winkte einem Thrall, sein Trinkhorn neu zu füllen. »Wir werden unsere Schwerter zu kurzen Stümpfen abschleifen«, fügte er hinzu und grinste anzüglich, um klarzumachen, dass er auch die Schwerter in ihren Hosen meinte.

»Aber nicht morgen«, entgegnete Sigurd. Verbitterung fraß an ihm wie Rost an einem Helm. Er hatte mit Schwert, Axt und Schild trainiert, seit er stark genug war, die Waffen halten zu können, und doch musste er immer noch zurückbleiben, wenn seine drei Brüder und ihr Vater in den Eisensturm zogen.

»Ach, trink aus!« Svein stieß sein Methorn gegen das von Sigurd. Die Flüssigkeit schwappte über den Rand und tränkte die Schulter eines Mannes, der jedoch den Kampf viel zu begeistert verfolgte, als dass er es bemerkt hätte. Zudem hätte er ohnehin keinen Streit mit Svein riskiert. Das nahm Sigurd jedenfalls an, denn Svein war trotz seiner jungen Jahre schon gebaut wie ein mächtiger Troll. Noch ein paar Jahre mehr, dann würde er ein rothaariger, rotbärtiger Riese sein, vielleicht sogar noch größer als sein Vater Styrbjørn, der, den Bart voller Met und eine Thrall auf dem Schoß, auf der anderen Seite der Halle saß und nicht das geringste Interesse an dem Kampf zeigte.

Sigurd trank.

»Schon besser.« Svein fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und stieß einen stinkenden Rülpser aus. In dem Moment duckte sich Olaf unter Sørlies Führungshand weg, rammte dem jüngeren Mann die Schulter gegen die Brust und rollte sich über ihn. Jetzt konnte er Sørlies Arm mit beiden Fäusten packen und bog die Hand zurück. Dadurch zwang er Sørlie auf die Knie, weil der vermeiden wollte, dass sein Handgelenk brach.

Sørlie fluchte. Olaf hatte ihn so gut im Griff, dass er mit gespielt entspanntem Gähnen einen Arm ausstrecken konnte.

»Scheiße!«, schrie ein Mann namens Aud in der offenen Tür. Er war nach seinem kurzen Ausflug zur Jauchegrube dabei, den Gürtel über dem massigen Bauch zu schließen. »Ich hab den Kampf verpasst.«

»Da gab es nicht viel zu...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2015
Reihe/Serie Sigurd
Übersetzer Wolfgang Thon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel God of Vengeance 1
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Abenteuerroman • Die Eingeschworenen • eBooks • Historische Romane • Norwegen • Simon Scarrow • Vikings • Wikinger
ISBN-10 3-641-16381-1 / 3641163811
ISBN-13 978-3-641-16381-5 / 9783641163815
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