1. Preis: Allmächtigkeit (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-16229-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

1. Preis: Allmächtigkeit -  Robert Sheckley
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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Stellen Sie sich vor, Sie hätten in der intergalaktischen Lotterie gewonnen. Plötzlich steht ein Alien vor Ihnen und überreicht Ihnen den ersten Preis: Eine Wunschmaschine. Sie sind von nun an allmächtig, und was Sie der Maschine sagen, geht in Erfüllung. Die Sache hat nur einen Haken - wie Thomas Carmody, einfacher Erdenbürger und Lotterie-Gewinner, sehr schnell feststellen wird ...

Robert Sheckley, 1928 in New York geboren, studierte Englisch und Philosophie an der New York University. Bereits während des Studiums begann er erste Kurzgeschichten zu veröffentlichen, und in kürzester Zeit machte er sich einen Namen als einer der intelligentesten und humorvollsten Science-Fiction-Autoren. Parallel zu seiner Schreibtätigkeit arbeitete er als Literaturredakteur und hatte Gastdozenturen an verschiedenen Universitäten. Sheckley starb im Dezember 2005.

ERSTER TEIL

 

Die Abreise von der Erde

 

I


 

Es war einer von diesen typisch unbefriedigenden Tagen gewesen. Carmody war ins Büro gegangen, hatte ohne großen Einsatz mit Miss Gibbon ein wenig geflirtet, Mr. Wainbock respektvoll ein wenig widersprochen und mit Mr. Blackwell eine Viertelstunde die Aussichten in der laufenden Football-Saison durchgesprochen. Kurz vor Feierabend hatte er dann noch mit Mr. Seidlitz eine heiße Diskussion über die fortschreitende Zerstörung der natürlichen Umwelt, wie sie durch das gnadenlose Vorrücken solcher Umweltzerstörer wie Con Ed, das Ingenieurkorps der Armee, Touristen, die roten Waldameisen und die holzfällenden Fabriken, die das Papier für die ganzen Schundhefte herstellen, verursacht wird. Ein Thema, über das Carmody wild argumentierte, ohne die geringste Ahnung davon zu haben. Alle Genannten waren, verkündete Carmody, zu unterschiedlichen Anteilen für die Verwüstung der Landschaft und die zunehmende Verbetonierung der letzten verbliebenen Naturschönheiten verantwortlich.

»Tja, Tom«, hatte der sardonische, magengeschwürige Seidlitz schließlich eingeräumt, »du scheinst dich mit der Sache sehr intensiv befasst zu haben, das muss man dir lassen.«

Das hatte Carmody keinesfalls.

Miss Gibbon, eine attraktive junge Dame mit einem etwas runden Kinn, meinte dazu: »Ach, Mr. Carmody, ich glaube wirklich, sie sollten das nicht so sagen.«

Was hatte er gesagt, und warum sollte er es nicht sagen? Carmody konnte sich beim besten Willen an nichts Bemerkenswertes erinnern. So blieb er Miss Gibbon die Antwort schuldig, fühlte allerdings ein vages Schuldgefühl in sich aufsteigen.

Sein Vorgesetzter, der plumpe Mr. Wainbock mit der weichen Stimme, hatte gesagt: »Es könnte wirklich etwas dran sein an dem, was du da erzählst, Tom. Ich werde mich damit beschäftigen.«

Carmody war sich recht deutlich bewusst, dass ausgesprochen wenig dran war an dem, was er da erzählte, und dass es keinesfalls einer eingehenderen Beschäftigung damit würde standhalten können. Er wusste beim besten Willen nicht mehr, warum er es überhaupt erzählt hatte.

Der hochgewachsene, sardonische George Blackwell, der sprechen konnte, ohne die Oberlippe zu bewegen, hatte gemeint: »Ich glaube wirklich, du hast recht, Carmody. Bestimmt. Wenn sie Voss am Sonntag endlich wieder aufstellen, dann könnten wir wirklich was zu sehen kriegen.«

Doch Carmody kam bei weiteren Überlegungen zu dieser Aussicht zu dem Schluss, dass die Aufstellung von Voss absolut keinen Unterschied mehr machen würde.

Carmody war ein stiller Mann von überwiegend melancholischem Humor, mit einem Gesicht, dessen elegische Züge seinen Charakter treffend widerspiegelten. Seine Größe und seine Selbstverachtung lagen etwas über dem Durchschnitt. Er besaß eine schlechte Körperhaltung, aber viele gute Vorsätze. Er hatte Talent zu Depressionen. Seine Stimmungen wechselten sehr häufig, was bei hochgewachsenen, beagleäugigen Männern entfernt irischer Abstammung nichts Besonderes ist, besonders wenn sie über dreißig sind.

Er war ein beachtlicher Bridgespieler, auch wenn er dazu neigte, sein Blatt zu unterschätzen. Nominell war er Atheist, aber mehr aus Gewohnheit als aus Überzeugung. Seine Avatare, die in der Halle der Möglichkeiten ausgestellt sind, können alle als heroisch gelten. Er war eine Jungfrau, mit Saturn im Haus der Sonne als Aszendenten. Dies allein hätte ausgereicht, etwas Besonderes aus ihm zu machen. Er besaß das übliche Kennzeichen der Menschenrasse: Er war zugleich vorhersehbar in allen Reaktionen und völlig durchschaubar – ein gewöhnliches Wunder.

Er verließ das Büro um 17 Uhr 45 und nahm die Untergrundbahn nach Hause. Unterwegs wurde er von vielen Menschen angerempelt und umhergestoßen, die er sich gerne als arme Unterprivilegierte vorgestellt hätte, dabei aber den Verdacht nicht loswurde, dass es sich schlicht und einfach um unerträgliche Widerlinge handelte.

Er stieg in der 96. Straße aus und lief einige Blocks weiter zu seinem Apartment in der West End Avenue. Der Portier begrüßte ihn gutgelaunt, und der Aufzugführer schenkte ihm ein freundliches Nicken. Er schloss seine Apartmenttür auf, trat ein und warf sich auf die Couch. Seine Frau machte gerade Urlaub in Miami; deshalb streckte er die Füße unerschrocken auf dem marmornen Beistelltisch aus.

Einen Augenblick später gab es ein Donnergrollen und das Zucken von Blitzen in der Mitte des Wohnzimmers. Carmody setzte sich auf und fasste sich ohne besonderen Grund an die Kehle. Der Donner rollte mehrere Sekunden lang, dann wurde er durch das Schmettern von Trompeten abgelöst. Carmody nahm hastig die Füße vom Marmortisch. Die Trompeten verstummten, und an ihrer Stelle ertönte das stolze Gewimmer eines Dudelsackmarsches. Es gab einen weiteren mächtigen Blitz, und in der Mitte des Leuchtens erschien ein Mann.

Der Mann war mittelgroß, drahtig, hatte gelocktes blondes Haar und trug einen goldenen Umhang, dazu orangefarbene Lederhosen. Sein Gesicht wirkte normal, wenn man davon absah, dass er keine Ohren zu haben schien. Er trat zwei Schritte vor, griff in die Luft und zog eine Pergamentrolle aus dem Nichts, die dabei fast durchriss. Danach räusperte er sich – ein Geräusch, dass an einen eingerissenen Fußball, aus dem jemand mit Gewalt die Luft presste, erinnerte – und sagte: »Seid gegrüßt!«

Carmody antwortete nicht. Er litt an temporärem hysterischen Sprachverlust.

»Gekommen sind wir also nun«, sagte der Fremde, »als der zufallsgeborene Erfüller eines unaussprechlichen Verlangens. Des Euren! Gab andere es? Mitnichten, wohl! Sei es also?«

Der Fremde wartete auf eine Antwort. Carmody überzeugte sich mit Hilfe einiger nur ihm selbst bekannten Kniffe davon, das alles, was ihm im Augenblick passierte, wirklich passierte, und antwortete schließlich ganz realistisch:

»Was, in Gottes Namen, soll das alles?«

Der Fremde erwiderte, noch immer lächelnd: »Es ist für Euch, Car-Mo-Die! Aus den Ausdünstungen dessen Was-ist ward Euch der Gewinn eines signifikanten Anteils jenes Was-sein-könnte. Freuden warden, müssen sein Euch, oder was? Genau gesagt: Euer Name steht vor allen anderen; wieder einmal ist die Zufälligkeit bezwungen, und die rosenbeinige Unvorhersehbarkeit jauchzt mit drogenverschmiertem Maul, während die uralte Wahrscheinlichkeit erneut für kurze Zeit in ihrer Höhle des Unvermeidlichen eingeschlossen wird. Ist solches kein Grund genug? Warum also ist es Euch nicht?«

Carmody stand von der Couch auf und fühlte sich ganz ruhig. Das Unbekannte ist nur anfangs beängstigend, dauert es länger an, stellt sich bald das Phänomen der Gewohnheit ein. (Die Boten kennen diese Reaktion natürlich.)

»Wer sind Sie?«, verlangte Carmody in barschem Ton zu wissen.

Der Fremde dachte über die Frage nach, und sein Lächeln verschwand. Er murmelte halb zu sich selbst: »Diese benebelten Wurmköpfe! Sie haben mich wieder falsch eingespeist! Ich könnte mich selbst verstümmeln aus schierer Verzweiflung über die beständigen Kränkungen und Peinlichkeiten, die ich diesen Idioten zu verdanken habe. Mögen sie auf ewig ihre eigenen Kindeskinder heimsuchen! Aber machen Sie sich nichts daraus, ich nehme sogleich eine Neuanpassung vor, ich adaptiere, ich werde …«

Der Fremde presste sich die Finger gegen die Stirn, bis sie fünf Zentimeter darin eingesunken waren. Seine Finger tanzten dabei auf und ab, als ob er auf einem winzigen Klavier spielen würde. Fast augenblicklich verwandelte er sich in einen korpulenten Mann mittlerer Größe mit spärlichem Haarwuchs, der einen verknitterten Geschäftsanzug trug, sowie einen verbeulten Aktenkoffer in der einen Hand, einen Regenschirm in der anderen und unter dem Arm ein Herrenmagazin und eine Zeitung.

»Ist das so korrekt«, erkundigte er sich. »Oh ja, ich kann es Ihnen ansehen«, beantwortete er sich seine Frage selbst. »Ich muss mich wirklich entschuldigen für die schlampige Arbeit, die Ihnen unser Anpassungscenter da wieder vorgeführt hat. Erst letzte Woche tauchte ich auf Sigma IV als Riesenfledermaus auf, mit der Bestätigungsurkunde im Maul, nur um festzustellen, dass der Empfänger zur Familie der Wasserlilien gehörte. Und vor zwei Monaten (ich beziehe mich natürlich auf Ihre lokalen Zeitbegriffe), als ich eine Mission nach Thagma Altwelt hatte, speisten mich diese Vollidioten von der Anpassung als vier Jungfrauen ein, obwohl das korrekte Erscheinungsbild doch ganz eindeutig …«

»Ich verstehe kein einziges Wort von dem, was Sie sagen«, unterbrach Carmody. »Würden Sie mir vielleicht freundlicherweise erklären, was das Ganze soll?«

»Natürlich, natürlich«, versicherte der Fremde. »Lassen Sie mich nur eben die lokalen Referenzunterlagen nachchecken …« Er schloss die Augen und öffnete sie wieder. »Eigenartig, sehr eigenartig«, murmelte er. »Ihre Sprache scheint nicht die Behälter zu enthalten, in denen ich meine Produkte zu Ihnen befördern kann, metaphorisch gesprochen, meine ich. Aber nun, was geht mich das an? Eine gewisse Ungenauigkeit bietet sogar ästhetische Genussmöglichkeiten, vermute ich. Und alles ist schließlich eine Frage des Geschmacks.«

»Was soll das heißen?«, fragte Carmody mit leiser, drohender Stimme.

»Nun, Sir, es geht natürlich um die Intergalaktische Klassenlotterie! Und Sie haben natürlich gewonnen! Ich dachte, das würde aus meinem neuen Erscheinungsbild ganz fraglos hervorgehen.«

»Tut es nicht«, sagte Carmody, »und ich habe immer noch keine Ahnung, wovon eigentlich die Rede ist.«

So etwas wie Zweifel zog sich über das Gesicht des Fremden und wurde dann wieder wegradiert wie von einem...

Erscheint lt. Verlag 28.5.2015
Übersetzer Michael Görden
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Dimension of Miracles
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alien • eBooks • Humor • Lotterie • lustig • lustige • Robert Sheckley • Space Opera
ISBN-10 3-641-16229-7 / 3641162297
ISBN-13 978-3-641-16229-0 / 9783641162290
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