Das Licht der Fantasie (eBook)

Ein Roman von der bizarren Scheibenwelt
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
288 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97224-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Licht der Fantasie -  TERRY PRATCHETT
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Ein Fichtenstamm bewahrt den ungeschickten Rincewind vor dem Absturz vom Rand der Scheibenwelt. Der Zauberer findet sich in einem von intelligenten Bäumen bevölkerten Wald wieder und trifft erneut auf den Touristen Zweiblum. Währenddessen droht der Planet von einem roten Stern verschlungen zu werden. Nur ein Zauberspruch kann die Scheibenwelt noch retten, doch der befindet sich ausgerechnet in Rincewinds Kopf ...

Terry Pratchett, geboren 1948 in Beaconsfield, England, erfand in den Achtzigerjahren eine ungemein flache Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten und einer Riesenschildkröte ruht, und hatte damit einen schier unglaublichen Erfolg: Ein Prozent aller in Großbritannien verkauften Bücher sind Scheibenweltromane. Jeder achte Deutsche besitzt ein Pratchett-Buch. Bei Piper liegen der erste Scheibenweltroman »Die Farben der Magie« sowie die frühen Bände um Rincewind, Gevatter Tod, die Hexen und die Wachen vor - Meisterwerke, die unter den Fans einhellig als nach wie vor unerreicht gelten. Terry Pratchett erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den »World Fantasy Lifetime Achievement Award« 2010. Zuletzt lebte der Autor in einem Anwesen in Broad Chalke in der Grafschaft Wiltshire, wo er am 12. März 2015 verstarb.

Die Druiden der Scheibenwelt waren sehr stolz auf ihre modernen Forschungen in Bezug auf die Mysterien des Universums, und sie rühmten sich, schon achthundertneunzehn Antworten auf fünfhundertdreiundvierzig Fragen gefunden zu haben. Wie ganz normale Druiden glaubten sie an die essentielle Einheit des Lebens, die Heilkraft von Pflanzen und den natürlichen Wechsel der Jahreszeiten. Außerdem vertraten sie die Ansicht, dass all diejenigen, die solchen Wundern nicht mit der richtigen Einstellung begegneten, es verdienten, auf dem Scheiterhaufen zu schmoren. Sie hatten lange und gründlich über das eigentliche Fundament der Schöpfung nachgedacht und folgende Theorie entwickelt:

Die richtige Funktionsweise des Universums, so behaupteten sie, basiert auf dem Gleichgewicht von vier Elementarkräften: Zauber, Überzeugungskraft, Ungewissheit und Verdammte Sturheit.

Sonne und Mond umkreisten die Scheibenwelt deshalb, weil man sie überredete, nicht herunterzufallen – und Ungewissheit hinderte sie daran, einfach fortzufliegen. Zauber erlaubte es Bäumen zu wachsen, und wegen Verdammter Sturheit fielen sie nicht um. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Einige Druiden klagten über gewisse Ungereimtheiten in dieser Theorie, doch die weisesten unter ihnen wiesen großzügig darauf hin, im Gebäude ihrer Anschauungen gebe es durchaus Zimmer, in denen man ruhige Gespräche und wissenschaftliche Debatten führen könne. Was jedoch nichts daran änderte, dass die Kritiker bei der nächsten Sonnenwende in einem großen Zeremonienfeuer verbrannten.

»Du bist also Astronom?«, fragte Zweiblum.

»O, nein«, widersprach Belafon, als der Felsen langsam an der gewölbten Flanke eines hohen Berges vorbeischwebte. »Ich bin Berater in Sachen Computer-Hardware.«

»Computer-Hardware? Was ist das?«

»Nun, dies hier«, sagte der Druide und stampfte mit dem Fuß auf bläulich glänzendes Gestein. »Zumindest ein Teil davon. Es handelt sich um eine neue Komponente, und meine Aufgabe besteht darin, sie zu liefern. Offenbar gibt es einige Probleme mit den großen Schaltkreisen drüben in der Wirbel-Ebene. So heißt es jedenfalls. Ach, ich wünschte, ich bekäme ein silbernes Amulett für jeden Anwender, der es versäumt, das Benutzerhandbuch zu lesen.« Er zuckte die Schultern.

»Zu was nützt ein Steincomputer?«, fragte Rincewind, um sich von der Tiefe abzulenken.

»Damit kann man zum Beispiel die … die Jahreszeit feststellen«, sagte Belafon.

»Ah. Du meinst, wenn sich Schneewehen darauf bilden, ist Winter?«

»Ja. Das heißt, nein.« Der Druide suchte nach den richtigen Worten. »Angenommen, man möchte wissen, welcher Stern wo aufgeht …«

»Warum?«, fragte Zweiblum und zeigte höfliches Interesse.

»Stellt euch vor, ihr wollt den richtigen Zeitpunkt für die Saat bestimmen«, fuhr Belafon fort und begann zu schwitzen.

»Ich könnte dir meinen Almanach leihen«, bot sich Zweiblum an.

»Almanach?«

»Ein Buch mit einem genauen Kalender«, erklärte Rincewind müde. »Du könntest es bestimmt gut gebrauchen.«

Belafon versteifte sich. »Ein Buch?«, wiederholte er. »Mit Seiten aus Papier?«

»Ja.«

»Das klingt nicht sehr eindrucksvoll«, sagte der Druide abfällig. »Wie soll ein Buch die einzelnen Tage bestimmen? Papier kann doch nicht zählen.«

Er stapfte zum vorderen Ende – zum Bug – des Felsens, der daraufhin bedrohlich schwankte. Rincewind schluckte und winkte Zweiblum zu sich heran.

»Hast du schon mal was von Kulturschock gehört?«, flüsterte er ihm zu.

»Das Wort höre ich jetzt zum ersten Mal.«

»So was passiert, wenn Leute fünfhundert Jahre lang versuchen, einen Steinkreis richtig zu programmieren, und dann jemand mit einem kleinen Buch kommt, in dem es für jeden Tag eine Seite gibt, mit überaus klugen Hinweisen wie ›Heute sollte man dicke Bohnen pflanzen‹, ›Morgenstund hat schlechten Geschmack im Mund‹ und ›Zeitig aus dem Bett und ein frühes Abendbrot – das macht einen Mann gesund, reich und rasch tot‹. Und weißt du, was man in Hinsicht auf Kulturschocks keinesfalls vergessen …« – Rincewind legte eine kurze Pause ein, um Luft zu holen, verlor den Faden und wiederholte den Satz mit zitternden Lippen – »… darf?«

»Nein.«

»Man bewahre einen Druiden davor, der einen tausend Tonnen schweren Felsen fliegt.«

»Ist sie weg?«

Trymon spähte furchtsam über die bröckeligen Zinnen des Kunstturms, der, wie bereits erwähnt, die anderen Gebäude der Unsichtbaren Universität überragte. Weit unten standen Dutzende von Schülern und magischen Unterweisern, und sie nickten zögernd.

»Seid ihr ganz sicher?«

Der Schatzmeister hob die Hände, formte damit einen Trichter vor dem Mund und rief: »Vor einer Stunde durchbrach sie die Mittwärtstür und floh!«

»Falsch«, erwiderte Trymon. »Wir sind geflohen. Die Truhe verschwand einfach. Nun, ich glaube, ich kann meinen … Beobachtungsposten jetzt verlassen. Hat die Truhe sonst noch jemanden erwischt?«

Der Schatzmeister schluckte. Er war kein Zauberer, sondern ein gutmütiger, fröhlicher Mann, der durch die jüngsten Ereignisse nicht nur seinen Humor verloren hatte, sondern auch so wichtige Eigenschaften wie Zuversicht, Optimismus und den Glauben an eine gut geordnete Welt. Natürlich geschah es dann und wann, dass kleine Dämonen, bunte Lichter und halb materialisierte Trugbilder über den Campus wanderten, doch der unerbittliche Angriff der Truhe ließ ihn argwöhnen, dass in der Unsichtbaren Universität nicht mehr alles mit rechten Dingen zuging. Der Versuch, der Truhe Einhalt zu gebieten, wäre ebenso erfolgversprechend gewesen wie der Ringkampf mit einem Gletscher.

»Sie … sie hat den Dekan der Freien Studien verschluckt, Herr«, antwortete er.

Trymon strahlte. »Alles hat seine guten Seiten«, murmelte er.

Gemächlich ging er die lange Wendeltreppe hinab. Nach einem Moment umspielte ein dünnes, zufriedenes Lächeln seine Lippen. Langsam fand er Gefallen an den jüngsten Entwicklungen.

Natürlich gab es viel zu organisieren. Und genau das war Trymons Lieblingstätigkeit.

Der Felsen sauste über eine weite Hochebene, und sein Kielwasser aus Luft zerriss Schneewehen, die sich nur wenige Meter unter ihm befanden. Belafon hastete dauernd hin und her, schmierte hier Mistelsalbe auf kantigen Granit und zeichnete dort eine Rune, während Rincewind sich ganz seiner Mischung aus Entsetzen und Erschöpfung hingab. Zweiblum nutzte die Gelegenheit, sich Sorgen um die Truhe zu machen.

»Dort oben!«, rief der Druide, um das Heulen des Fahrtwindes zu übertönen. »Seht nur – der große Himmelscomputer!«

Rincewind schlug die Hände vors Gesicht, war jedoch nicht konsequent genug, die Augen zu schließen. Durch die Lücken zwischen den Fingern erblickte er eine gewaltige Konstruktion aus grauen und schwarzen Felsplatten, die konzentrische Kreise und dunkle, unheimlich anmutende Tunnel bildeten. Die Vorstellung, dass Menschen solche Kinder eines Berges bewegt hatten, erschien ihm völlig absurd. Nein, es kamen nur Riesen infrage, die …

»Sieht aus wie eine Ansammlung vieler Felsen«, sagte Zweiblum schlicht.

Belafon zögerte und brach eine magische Beschwörung ab.

»Was?«, fragte er drohend.

»Wirklich hübsch«, sagte der Tourist schnell. Er suchte nach einem angemessenen Ausdruck. »Ethnisch und urwüchsig«, fügte er hinzu.

Der Druide versteifte sich. »Hübsch?«, wiederholte er. »Ein Triumph der Siliziumtechnik, ein Wunderwerk moderner Steinmetzkunst – hübsch?«

»Oh, ja«, bestätigte Zweiblum, für den Sarkasmus nur ein Wort mit neun Buchstaben war, das mit S anfing.

»Was bedeutet ›ethnisch‹?«, fragte der Druide misstrauisch.

»Es ist ein Synonym für ›ungeheuer beeindruckend‹«, warf Rincewind besorgt ein. »Übrigens: Die Landung steht kurz bevor, und wenn ich mich richtig erinnere, hast du in diesem Zusammenhang einige Probleme erwähnt. Daher wäre ich dir sehr dankbar, wenn du dich wieder auf den Felsen konzentrieren würdest …«

Belafon drehte sich um, brummte mürrisch und lehnte es ab, sich von solchen Hinweisen besänftigen zu lassen.

Der Felsen wurde langsamer, wandte sich in einer aufgewirbelten Schneewolke zur Seite und schwebte über dem Kreis. Weiter unten vollführte ein Druide komplizierte Gesten mit zwei Mistelzweigen, und Belafon lenkte den massiven Steinblock geschickt tiefer. Es ertönte nur ein leises Klicken, als er weich auf zwei säulenartigen Pfosten landete.

Rincewind ließ den angehaltenen Atem zischend entweichen. Sein Seufzer ergriff sofort die Flucht und verbarg sich irgendwo.

Eine Leiter knallte an den Rand des Felsens, und ein älterer Druide, der genau den Vorstellungen Rincewinds entsprach, starrte über den Rand. Er bedachte die beiden Passagiere mit einem verwunderten Blick und wandte sich an Belafon.

»Wurde auch verdammt Zeit, dass du kommst«, sagte er. »Nur noch sieben Wochen bis Silvester, und das blöde Ding ist schon wieder defekt.«

»Hallo, Zakriah«, erwiderte Belafon. »Worum geht’s denn diesmal?«

»Irgendwo steckt der Wurm drin«, knurrte der alte Druide, und Rincewind dachte an Würmer, die Granit, Schiefer und Silizium für Leckerbissen hielten. »Heute hat der Computer den...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2015
Reihe/Serie Terry Pratchetts Scheibenwelt
Übersetzer Andreas Brandhorst
Sprache deutsch
Original-Titel The Light Fantastic
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ankh-Morpork • Apokalypse • Barbar • Buch • Bücher • Bühnenmagier • discworld • Einstieg Scheibenwelt • Erzkanzler • Fantasy Bücher • Fantasy Klassiker • Fantasyroman • Feuergeist • Gevatter Tod • Hexenmeister • Humor • Humorvolle Fantasy • Kämpfer • lustig • Magie • Magier • Magierin • Phantastik • Pratchett • Rincewind • Roman • Scheibenwelt • Scheibenwelten • Scheibenwelt Fans • Scheibenwelt romane • Schwert • Tod • Truhe • Unsichtbare Universität • Vollmond • Zauberei • Zauberer • Zweiblum
ISBN-10 3-492-97224-1 / 3492972241
ISBN-13 978-3-492-97224-6 / 9783492972246
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