Die Farben der Magie (eBook)

Ein Roman von der bizarren Scheibenwelt
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
256 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-97222-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Farben der Magie -  TERRY PRATCHETT
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Seit mehr als dreißig Jahren begeistern Terry Pratchetts Romane von der bizarren Scheibenwelt Millionen Leser weltweit. Die neun ersten Scheibenweltbände zählen unbestritten zu den besten. Sie liegen nun vollständig neu bearbeitet und aktualisiert vom Originalübersetzer Andreas Brandhorst vor - mit Sammelcover und in einzigartiger Ausstattung, die das Regal jedes Fans zum Pratchett-Schrein werden lässt.

Terry Pratchett, geboren 1948 in Beaconsfield, England, erfand in den Achtzigerjahren eine ungemein flache Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten und einer Riesenschildkröte ruht, und hatte damit einen schier unglaublichen Erfolg: Ein Prozent aller in Großbritannien verkauften Bücher sind Scheibenweltromane. Jeder achte Deutsche besitzt ein Pratchett-Buch. Bei Piper liegen der erste Scheibenweltroman »Die Farben der Magie« sowie die frühen Bände um Rincewind, Gevatter Tod, die Hexen und die Wachen vor - Meisterwerke, die unter den Fans einhellig als nach wie vor unerreicht gelten. Terry Pratchett erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den »World Fantasy Lifetime Achievement Award« 2010. Zuletzt lebte der Autor in einem Anwesen in Broad Chalke in der Grafschaft Wiltshire, wo er am 12. März 2015 verstarb.

Gefährliche Acht

Die Straße von Ankh-Morpork nach Chirm ist steil, weiß und kurvenreich. Über viele Meilen hinweg besteht sie aus Schlaglöchern und halb im Boden steckenden Felsen, führt in weiten Spiralen um Berge herum, neigt sich in kühle grüne Täler mit Zitrusbäumen hinab und überquert auf knarrenden Hängebrücken lianenverhangene Schluchten. Im Großen und Ganzen ist sie mehr pittoresk als nützlich.

Pittoresk. Ein neues Wort für den Zauberer Rincewind (Studentus magus der Unsichtbaren Universität [gescheitert]). Es gehörte zu einigen anderen, die er seinem Vokabular seit dem Verlassen der verkohlten Ruinen von Ankh-Morpork hinzugefügt hatte. Zwei weitere hießen malerisch und idyllisch. Nach aufmerksamer Beobachtung der Umgebung, die Zweiblum veranlasste, den Ausdruck »pittoresk« zu verwenden, gelangte Rincewind zu dem Schluss, dass man damit zerklüftete Landschaften mit vielen Steilhängen beschrieb. Da die Worte »malerisch« und »idyllisch« meistens dann erklangen, wenn sie durch Dörfer kamen, argwöhnte der Zauberer, dass sie so viel wie »verfallen« und »von Fieber heimgesucht« bedeuteten.

Zweiblum war Tourist – der erste auf der Scheibenwelt. Und »Tourist«, so wusste Rincewind inzwischen, bedeutete »Idiot«.

Die Luft roch nach Thymian, und Bienen summten. Als sie langsam über den Weg ritten, dachte Rincewind an die Ereignisse der letzten Tage. Der kleine Fremde war zwar ganz offensichtlich verrückt, aber auch großzügiger und weitaus weniger gefährlich als die meisten Leute, mit denen der Zauberer in Ankh-Morpork Umgang gepflegt hatte. Rincewind mochte ihn. Ihn nicht zu mögen wäre darauf hinausgelaufen, einen kleinen, niedlichen, wehrlosen Hund zu treten.

Derzeit zeigte Zweiblum großes Interesse an den theoretischen und praktischen Aspekten von Magie.

»Mir erscheint das alles ziemlich seltsam«, sagte er. »Weißt du, ich dachte immer, ein Zauberer braucht nur einige magische Worte zu sprechen. Das viele Lernen klingt recht anstrengend.«

Rincewind pflichtete ihm verdrossen bei. Er versuchte zu erklären, dass die Magie tatsächlich einmal ungebändigt und frei gewesen war, bis die Alten sie im Morgengrauen der Zeit gezähmt und gezwungen hatten, unter anderem dem Gesetz von der Erhaltung der Wirklichkeit zu gehorchen. Es verlangte Folgendes: Die für das Erreichen eines bestimmten Ziels notwendige Mühe musste immer gleich groß sein, ungeachtet der eingesetzten Mittel. Anders ausgedrückt: Es war nicht weiter schwer, die Illusion eines Weinglases zu schaffen – dafür genügte eine unmerkliche Veränderung bestimmter Lichtmuster. Aber wenn jemand ein Weinglas allein mit geistiger Kraft von einem Tisch aufsteigen lassen wollte, so musste sich der betreffende Zauberer mehrere Stunden lang systematisch vorbereiten, um zu verhindern, dass ihm die mentale Hebelkraft das Gehirn aus den Ohren drückte.

Rincewind fügte hinzu, dass noch immer ein Teil der alten Magie in der ursprünglich reinen Form existierte. Eingeweihte erkannten sie anhand der achteckigen Form, die sie im kristallenen Gefüge der Raumzeit bildete. Es gab zum Beispiel das Metall Oktiron und das Gas Oktogen. Beide Substanzen zeichneten sich durch starke magische Strahlung aus.

»Es ist alles sehr deprimierend«, schloss der Zauberer seinen Vortrag.

»Deprimierend?«

Rincewind drehte sich im Sattel und blickte zu Zweiblums Truhe, die ihnen auf Hunderten von kleinen Beinen folgte, gelegentlich den Deckel hob und nach Schmetterlingen schnappte. Er seufzte.

»Rincewind glaubt, er sollte imstande sein, Blitzen Geschirre anzulegen«, sagte der Bilderkobold. Er lehnte in der winzigen Tür des Kastens, der an Zweiblums Halsriemen hing, und beobachtete die Landschaft mit großem Interesse. Am Vormittag hatte er für seinen Herrn pittoreske und idyllische Bilder gemalt; jetzt legte er eine Pause ein und paffte seine Pfeife.

»Als ich von Geschirren gesprochen habe, habe ich keine Geschirre gemeint«, erwiderte Rincewind scharf. »Was ich gemeint habe … Himmel, ich weiß nicht, was ich gemeint habe. Mir fallen einfach nicht die richtigen Worte ein. Jedenfalls, ich finde, die Welt sollte besser organisiert sein.«

»Das sind Hirngespinste«, sagte Zweiblum.

»Ich weiß. Gerade das bedrückt mich ja so.« Rincewind seufzte erneut. Es mochte ganz angenehm sein, immer den Maßstab der Logik anzulegen und zu glauben, das Universum werde von Vernunft und der Harmonie der Zahlen beherrscht. Aber die Sache hatte einen Haken: Die Scheibenwelt wurde von einer riesigen Schildkröte durchs Weltall getragen, und die Götter neigten dazu, Atheisten zu besuchen und die Fenster ihrer Häuser einzuschlagen.

Ein leises Geräusch ertönte, kaum lauter als das Summen der Bienen im Rosmarin neben der Straße. Es hörte sich sonderbar knochig an, wie von rollenden Schädeln oder klappernden Würfeln. Rincewind blickte sich um, aber es war niemand zu sehen.

Aus irgendeinem Grund beunruhigte ihn das.

Dann kam eine leichte Brise und verschwand fast sofort wieder. Sie hinterließ eine Welt, die sich in einigen kleinen Details verändert hatte.

Zum Beispiel stand jetzt ein fünf Meter großer Bergtroll auf dem Weg, und er schien recht wütend zu sein. Gute Laune bei Trollen ist ohnehin sehr selten, aber in diesem Fall gingen Ärger und Zorn auf den plötzlichen Teletransport von den dreitausend Meilen entfernten und tausend Meter weiter randwärts gelegenen Rammerorck-Bergen zurück, denn das Gesetz von der Erhaltung der Energie hob die Körpertemperatur des Trolls auf ein kritisches Maß. Deshalb fletschte er die Zähne und brüllte.

»Ein sonderbares Wesen«, sagte Zweiblum. »Ist es gefährlich?«

»Nur für Menschen!«, rief Rincewind. Er zog sein Schwert, holte aus und schaffte es, den Troll zu verfehlen. Die Klinge fiel ins Heidekraut am Straßenrand.

Wieder erklang ein leises, kaum hörbares Geräusch, wie das Klappern alter Zähne.

Das Schwert traf einen im Heidekraut verborgenen Stein – er war so gut versteckt, dass ihn bis vor wenigen Sekunden selbst ein aufmerksamer Beobachter nicht bemerkt hätte. Die Klinge prallte ab, sprang wie ein Lachs hoch, zielte sorgfältig und bohrte sich in den grauen Hals des Trolls.

Das Geschöpf knurrte, schlug mit einer Klauenpranke und riss eine tiefe Wunde in die Flanke von Zweiblums Pferd, das daraufhin schmerzerfüllt wieherte und davonstob. Der Troll drehte sich und griff Rincewind an.

Dann übermittelte ein eher träges Nervensystem die Botschaft vom Tod. Für einen Moment wirkte das Wesen überrascht, stürzte, prallte auf den Boden und zerbrach – da Trolle Lebewesen aus Stein sind, verwandeln sie sich nach dem Tod in Kies.

Arrgh, dachte Rincewind, als sein entsetztes Pferd scheute. Er hielt sich verzweifelt fest, als das Tier auf zwei Beinen über die Straße wankte, laut schnaubte und in den Wald galoppierte.

Das Pochen der Hufe wurde rasch leiser, überließ die akustische Szene dem Summen der Bienen und dem leisen Knistern von Schmetterlingsflügeln. Ein anderes Geräusch kam hinzu, und es schien überhaupt nicht zu der Umgebung zu passen.

Es klang wie rollende Würfel.

»Rincewind?«

Die langen, von Bäumen gesäumten Flure des Waldes warfen Zweiblums Stimme von einer Seite zur anderen und schleuderten sie schließlich achtlos zu ihm zurück. Er setzte sich auf einen großen Stein und versuchte nachzudenken.

Zuerst einmal … Er hatte sich verirrt. Eine ärgerliche Sache, ja – aber er machte sich deshalb keine großen Sorgen. Der Wald wirkte recht interessant; vielleicht gab es hier Elfen oder Gnome. Oder Elfen und Gnome. Schon mehrmals hatte er den Eindruck gewonnen, dass sonderbare grüne Gesichter von Zweigen und Ästen zu ihm herabschauten. Zweiblum wünschte sich seit seiner Kindheit, einem Elfen zu begegnen. Ein Drache wäre ihm natürlich lieber gewesen, aber er war bereit, sich mit einem Elfen zu begnügen. Oder mit einem Kobold.

Seine Truhe fehlte, und das ärgerte ihn. Außerdem begann es zu regnen. Er rutschte unbehaglich auf dem feuchten Stein hin und her und bemühte sich, die Dinge aus einer optimistischen Perspektive zu betrachten. Zum Beispiel: Als sein Pferd während der wilden Flucht durch einige Büsche und Sträucher gesprungen war, hatte es eine Bärin mit ihren Jungen aufgescheucht, war jedoch weitergelaufen, bevor die Bärin reagieren konnte. Kurze Zeit später hatte es über einige schlafende Wölfe hinweggesetzt, mit solcher Geschwindigkeit, dass das wütende Heulen schnell genug hinter ihnen zurückblieb. Trotzdem, der Tag ging allmählich zur Neige, und Zweiblum hielt es für eine gute Idee, nicht im Freien zu verweilen. Vielleicht gab es irgendwo ein … Er überlegte angestrengt und versuchte sich daran zu erinnern, welche traditionellen Unterkünfte der Wald bot. Konnte er vielleicht in einem Pfefferkuchenhaus übernachten?

Der Stein wurde immer unbequemer. Zweiblum senkte den Blick und bemerkte erst jetzt die seltsamen Muster im Felsen.

Sie ähnelten einer Spinne. Oder einem Tintenfisch. Moose und Flechten verbargen Details, aber die Runen darunter waren deutlich zu erkennen. Zweiblum las sie, und ihre Botschaft lautete: Reisender, du brauchst nur tausend Schritte mittwärts zu gehen, um den gastlichen Tempel von Bel-Shamharoth zu erreichen. Der Tourist sah sich mit einem seltsamen Phänomen konfrontiert – er verstand die Mitteilung, obwohl die einzelnen Schriftzeichen überhaupt...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2015
Reihe/Serie Terry Pratchetts Scheibenwelt
Übersetzer Andreas Brandhorst
Sprache deutsch
Original-Titel The Colour of Magic
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Apokalypse • Buch • Bücher • discworld • Einstieg Scheibenwelt • Erzkanzler • Fantasy Bücher • Fantasy Klassiker • Gevatter Tod • Humor • Humorvolle Fantasy • lustig • Magie • Magier • Phantastik • Pratchett • Rincewind • Roman • Scheibenwelt • Scheibenwelten • Scheibenwelt Fans • Scheibenwelt romane • Tod • Truhe • Unsichtbare Universität • Zauberer • Zauberhut • Zweiblum
ISBN-10 3-492-97222-5 / 3492972225
ISBN-13 978-3-492-97222-2 / 9783492972222
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich