Nur einen Horizont entfernt (eBook)
368 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403407-2 (ISBN)
Lori Nelson Spielman gehört zu den erfolgreichsten Romanautorinnen weltweit. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit ihrem ersten Roman, ?Morgen kommt ein neuer Himmel?, der in über 30 Ländern erschienen ist und in Deutschland der Jahresbestseller Belletristik 2014 war. Auch ihre beiden folgenden Romane, ?Nur einen Horizont entfernt? sowie ?Und nebenan warten die Sterne?, wurden sofort zu Nummer-1-Bestsellern.
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 48/2016) — Platz 16
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 47/2016) — Platz 20
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 46/2016) — Platz 16
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 45/2016) — Platz 19
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 44/2016) — Platz 20
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 43/2016) — Platz 15
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 42/2016) — Platz 13
- Spiegel Jahres-Bestseller: Belletristik / Paperback 2015 — Platz 6
Lori Nelson Spielman gehört zu den erfolgreichsten Romanautorinnen weltweit. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit ihrem ersten Roman, ›Morgen kommt ein neuer Himmel‹, der in 30 Ländern erschienen ist und in Deutschland der Jahresbestseller Belletristik 2014 war. Bevor sich Lori Nelson Spielman ganz dem Schreiben widmete, war sie Lehrerin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer verwöhnten Katze in East Lansing, Michigan, U.S.A..
Ein Buch, das zu Herzen geht.
Wieder eine Geschichte, die sehr anrührend und voller großer und kleiner Gefühle ist.
[…] ein guter Unterhaltungsroman und ideal für ein paar emotionale Lesestunden jetzt zur Sommerzeit und im Urlaub.
Wenn eine Tragisches herzzerreißend schön erzählen kann, dann ist das Lori Nelson Spielman.
geht ans Herz, hat Tiefgang, schenkt Kraft und zeigt, dass es manchmal etwas winzig Kleines ist, das uns richtig Großes tun lässt.
Keine Romanze und doch mit viel Herz geschrieben.
Auch mit ihrem zweiten Roman beschreibt Lori Nelson Spielman feinfühlig und liebevoll, was es heißt, wenn man für sein Glück kämpfen muss.
Hochemotionale Geschichte um das Thema Vergebung
1
Das Ganze dauerte einhundertdreiundsechzig Tage. Jahre später habe ich noch mal in mein Tagebuch geschaut und nachgezählt. Jetzt hat sie also ein Buch geschrieben. Unfassbar. Die Frau ist auf dem besten Weg, ein Star zu werden. Eine Expertin für Vergebung, Ironie des Schicksals. Ich betrachte ihr Foto. Sie sieht immer noch süß aus mit ihrer Kurzhaarfrisur und der Stupsnase. Das Lächeln wirkt ehrlich, ihr Blick ist nicht mehr so höhnisch wie früher. Dennoch – allein schon ihr Bild lässt mein Herz rasen.
Ich werfe die Zeitung auf den Couchtisch, nur um sie sofort wieder in die Hand zu nehmen.
Mut zur Reue
Von Brian Moss, The Times-Picayune
NEW ORLEANS – Kann eine Entschuldigung alte Wunden heilen, oder bleiben manche Geheimnisse besser ungesagt?
Glaubt man Fiona Knowles, 34, Rechtsanwältin aus Royal Oak, Michigan, ist die Wiedergutmachung vergangenen Leids ein unverzichtbarer Schritt zur Erlangung des inneren Friedens.
»Es braucht durchaus Mut, sich seine Reue einzugestehen«, sagt Knowles. »Den meisten von uns ist es unangenehm, sich verletzlich zu zeigen. Lieber verdrängen wir unsere Schuldgefühle und hoffen, dass niemand herausfindet, was wir verbergen. Es ist befreiend, sich seiner Reue zu stellen.«
Und Mrs Knowles muss es wissen. Im Frühjahr 2013 machte sie die Probe aufs Exempel und verfasste fünfunddreißig Entschuldigungen. Jedem Brief legte sie ein Beutelchen mit zwei Steinen bei, die sie Versöhnungssteine nannte. Sie bat den Empfänger um zwei scheinbar leichte Dinge: ihr zu vergeben und selbst jemanden um Verzeihung zu bitten.
»Ich habe gemerkt, dass die Menschen sich geradezu nach einem Grund – einem Anlass – sehnen, um sich zu entschuldigen«, erklärt Knowles. »Wie die Samen des Löwenzahns wurden die Versöhnungssteine vom Wind davongetragen und verbreiteten sich.«
Ob es nun am Wind liegt oder an Mrs Knowles’ geschickter Nutzung der Social Media, sei dahingestellt, aber die Versöhnungssteine treffen offensichtlich einen Nerv. Schätzungsweise sind momentan fast 400000 Steine in Umlauf.
Am Donnerstag, den 24. April, wird Mrs Knowles bei Octavia Books über ihr neues Buch mit dem passenden Titel DIE VERSÖHNUNGSSTEINE sprechen.
Als mein surrendes Handy mich erinnert, dass es Viertel vor fünf ist – Zeit, zur Arbeit zu fahren –, zucke ich zusammen. Mit zitternden Fingern stecke ich die Zeitung in die Tasche, greife zu Schlüsseln und Thermobecher und mache mich auf den Weg.
Nachdem ich mir die abgrundtief schlechten Quoten der letzten Woche angesehen und die Infos zum Thema des Tages überflogen habe (die richtige Anwendung von Selbstbräuner), sitze ich drei Stunden später mit Wicklern im Haar und einem Plastikumhang über dem Kleid in meinem Büro, beziehungsweise meiner Garderobe. Man sollte meinen, dass ich nach zehn Jahren vor der Kamera an die Maske gewöhnt bin. Aber geschminkt zu werden setzt voraus, dass ich ungeschminkt herkomme, was für mich dasselbe ist, wie Badeanzüge unter Neonlicht vor Publikum zu präsentieren. Früher entschuldigte ich mich immer bei meiner Maskenbildnerin Jade für die Krater auf meiner Nase, auch bekannt als Poren, oder für die Ringe unter meinen Augen, die aussehen, als hätte ich mich tags zuvor in die erstbeste Schlägerei gestürzt. Einmal habe ich sogar versucht, Jade den Grundierungspinsel aus den Fingern zu reißen, weil ich ihr ersparen wollte, einen Pickel von der Größe eines Hühnereis an meinem Kinn zu kaschieren. Wie mein Vater immer sagte: Wenn Gott gewollt hätte, dass Frauen ungeschminkt herumlaufen, hätte er keine Wimperntusche erschaffen.
Während Jade an mir herumzaubert, gehe ich einen Stapel Post durch und zucke plötzlich zusammen. Das Herz sackt mir in die Hose. In der Mitte steckt ein Brief, von dem ich nur die obere rechte Ecke sehen kann, den großen runden Poststempel von Chicago. Ach, Jackson, es reicht allmählich! Seit seiner letzten Kontaktaufnahme ist über ein Jahr vergangen. Wie oft muss ich ihm noch sagen, dass alles in Ordnung ist, dass ich ihm verziehen habe? Die Sache ist abgehakt. Ich lege den Poststapel auf das Sims vor mir, schiebe die Briefe so zusammen, dass ich den Stempel nicht mehr sehen kann, und klappe meinen Laptop auf.
»Liebe Hannah«, lese ich Jade eine E-Mail vor, um die Gedanken an Jackson Rousseau zu vertreiben, »mein Mann und ich schauen jeden Morgen Ihre Sendung. Er findet Sie umwerfend und meint, Sie wären die neue Katie Couric.«
»Aufgepasst, Mrs Couric!«, mahnt Jade und betupft meinen unteren Lidrand mit einem Kajalstift.
»Genau, die neue Katie Couric, nur ohne deren Millionen und die riesige Fangemeinde.« Hübsche Töchter und einen perfekten Mann kann ich auch nicht vorweisen …
»Das kommt noch, du wirst schon sehen«, sagt Jade mit so großer Überzeugung, dass ich ihr beinahe glaube. Heute sieht sie besonders hübsch aus, sie hat ihre Dreadlocks zu einem lockeren Pferdeschwanz nach hinten gebunden, was ihre dunklen Augen und die makellose braune Haut zur Geltung kommen lässt. Wie immer trägt sie Leggings und einen schwarzen Kittel, dessen Taschen mit Pinseln und Stiften in allen erdenklichen Größen und Stärken vollgestopft sind.
Sie verwischt den Kajal mit einem flachen Pinsel, ich lese weiter. »Ich persönlich halte Katie für überschätzt. Meine Lieblingsmoderatorin ist Hoda Kotb. Das Mädel ist wirklich lustig.«
»Autsch!«, sagt Jade. »Das war eine Ohrfeige.«
Lachend lese ich weiter: »Mein Mann meint, Sie wären geschieden. Ich glaube, Sie waren nie verheiratet. Wer hat recht?«
Ich lege die Finger auf die Tastatur.
»Liebe Mrs Nixon«, lese ich vor, während ich tippe, »es freut mich wirklich sehr, dass Sie sich die Hannah Farr Show ansehen. Ich hoffe, Ihr Ehemann und Sie haben Spaß an den neuen Folgen. (Und übrigens: Sie haben recht, Hoda ist wirklich witzig.) Mit den besten Wünschen, Hannah.«
»Hey, du hast ihre Frage nicht beantwortet«, meint Jade. Ich werfe ihr im Spiegel einen tadelnden Blick zu. Kopfschüttelnd greift sie zu einer Palette mit Lidschatten. »Natürlich nicht.«
»Ich war höflich.«
»Bist du immer. Zu höflich, wenn du mich fragst.«
»Na, klar! War ich etwa höflich, als ich mich über diesen großkotzigen Koch in der Sendung letzte Woche beschwert habe? Wie hieß der noch mal? Mason irgendwas? Der nur einsilbige Antworten gegeben hat? Bin ich vielleicht höflich, wenn ich mich wegen der Quoten aufrege? Und jetzt kommt auch noch Claudia, o Gott!« Ich drehe mich um. »Hab ich dir erzählt, dass Stuart überlegt, sie zu meiner Co-Moderatorin zu machen? Dann bin ich erledigt!«
»Augen zu!«, befiehlt Jade und tupft Farbe auf meine Lider.
»Die Frau ist erst seit sechs Wochen in der Stadt und schon beliebter als ich.«
»Nie im Leben«, widerspricht Jade. »Die Stadt hat dich angenommen und in ihr Herz geschlossen. Aber das wird Claudia Campbell nicht vom Versuch abhalten, dich vom Thron zu stoßen. Die Frau verbreitet schlechte Schwingungen.«
»Finde ich nicht«, gebe ich zurück. »Klar ist sie ehrgeizig, aber sie macht einen echt netten Eindruck. Ich mache mir eher Sorgen wegen Stuart. Bei ihm dreht sich alles um die Quoten, und meine waren in letzter Zeit …«
»… scheiße. Ich weiß. Aber sie werden auch wieder besser. Ich sage nur: Sei vorsichtig! Miss Claudia ist es gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen. Nie im Leben wird sich der neue Star von WNBC New York mit einem lausigen Job bei den Morgennachrichten zufriedengeben.«
Im Fernsehjournalismus gibt es eine Hackordnung. Die meisten beginnen ihre Karriere mit Liveberichterstattungen für die Nachrichten um fünf Uhr morgens, das bedeutet, um drei Uhr früh für zwei Zuschauer aufzustehen. Nach nur neun Monaten mit diesen zermürbenden Arbeitszeiten hatte ich das Glück, zur Wochenend-Moderatorin befördert zu werden, und kurz darauf bekam ich die Mittagsnachrichten, die ich vier Jahre lang mit Freude vorlas. Natürlich ist der Chefsessel bei den Abendnachrichten das ganz große Los, und zufällig war ich gerade zur rechten Zeit bei WNO. Robert Jacobs ging in den Ruhestand beziehungsweise wurde gezwungen, in den Ruhestand zu gehen, und Priscille bot mir seine Stelle an. Die Quoten schossen durch die Decke. Bald war ich von morgens bis abends beschäftigt, moderierte überall in der Stadt Benefizveranstaltungen, gab die Zeremonienmeisterin bei Spendenaktionen und Feiern zum Mardi Gras. Zu meiner Überraschung wurde ich eine lokale Berühmtheit, was ich immer noch nicht richtig begreifen kann. Als Chefin der Abendnachrichten war mein schneller Aufstieg jedoch noch nicht zu Ende. Weil New Orleans sich »in Hannah Farr verliebte«, so hat man es mir zumindest erzählt, bekam ich vor zwei Jahren meine eigene Sendung angeboten – eine Gelegenheit, für die die meisten Journalisten morden würden.
»Ähm, ich sag’s ja nicht gerne, mein Sonnenschein, aber die Hannah Farr Show ist nicht gerade oberste Liga.«
Jade zuckt mit den Schultern. »Die beste Sendung in Louisiana, wenn du mich fragst. Aber Claudia steht in den Startlöchern, denk an meine Worte! Wenn sie schon hier sein muss, gibt es nur eine Stelle, mit der sie sich zufriedengeben wird, und das ist deine.« Jades Handy klingelt, sie späht aufs Display. »Darf ich kurz drangehen?«
»Ja, klar!«, sage ich, dankbar für die Unterbrechung. Ich will nicht über...
Erscheint lt. Verlag | 21.5.2015 |
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Reihe/Serie | Die Achtsamkeitsromane | Die Achtsamkeitsromane |
Übersetzer | Andrea Fischer |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Chicago • Claudia Campbell • Frauenroman • Freundschaft • Frühstücksfernsehen • Liebe • Merlot • Michigan • Mutter • Mutter-Tochter-Beziehung • New Orleans • Roman • Rückkehr • Tochter • TV-Show • Valentinstag • Vergeben • Versöhnung • Versöhungssteine • Vertrauen • vertrauen, Rückkehr • Verzeihen • Weinberge • Winzer |
ISBN-10 | 3-10-403407-9 / 3104034079 |
ISBN-13 | 978-3-10-403407-2 / 9783104034072 |
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