Collectanea Coptica
Verlag Christoph Brunner
978-3-906206-13-4 (ISBN)
Der erste Beitrag handelt von einem sehr späten gnostischen Text, den ich „Traktat des Urvaters Sêtheus“ genannt habe. Er hat die originale Schriftaufteilung sowie eine völlig neue Übersetzung zu seinem Inhalt; zugleich habe ich hier die spätgnostischen Vokabeln zusammengestellt und übersetzt, die in diesem Traktat und vor allem in der Pistis Sophia so überaus häufig zum Einsatz kommen.
Der zweite Beitrag zeigt, daß die Gnostiker auch an Platons Politeia nicht vorbeigehen konnten. Sie haben das Ende eines Nag Hamadi Kodex VI mit den Auszügen einer koptischen Übersetzung des Plato ausgefüllt, freilich ist diese Übersetzung, allein schon wegen der Schwierigkeit des klassischen Griechisch, sehr frei – und damit auch ziemlich unverständlich geworden.
Der dritte Beitrag befaßt sich mit der Frage, ob man Schenute-Predigten an seinem Stil erkennen kann oder nicht? Manuskripte aus der Pierpont-MorganLibrary/New York und der Univ. Library of Michigan werden daraufhin untersucht. Im letzten Beispiel kommt eine interessante Predigt über altägyptische Hieroglyphen zur Sprache, die Schenute geschrieben und gepredigt hatte, als die heidnischen Priester noch in Amt und Würden waren und offenbar Hieroglyphen lesen konnten (um 420 n. Chr.!).
Der vierte Beitrag behandelt koptische Psalmenkonkordanzen. Es sind höchst modern anmutende Listen von Stichwörtern mit Zahlenangaben, die in verschiedenen Sammlungen und Museen verstreut ihr Dasein fristen und die hier zum ersten Mal veröffentlicht und bearbeitet werden.
Der fünfte Beitrag beschäftigt sich mit dem Problem des Lesen- und Schreibenlernens in der Spätantike in Ägypten. Hier sind einige Anregungen zu gewinnen, die auch für die heutige Zeit noch ihre Gültigkeit besitzen.
Die titellose gnostische Schrift „Traktat vom Urvater Sêtheus“ aus dem Codex Brucianus 1 – 104
Nag Hamadi Codex VI, 48-51, 23 Platons Politeia in einer koptischen Übersetzung 105 – 114
Schenute oder nicht? (Pierpont-Morgan-Library/New York + Univ. Michigan) 115 – 148
Die koptischen Psalmenkonkordanzen 147 – 163
Lesen und Schreiben im Ägypten der Spätantike 164 – 176
Vorwort zu Kodex Brucianus: Die titellose Schrift aus dem Kodex Brucianus habe ich nach der Hauptgestalt des Textes als „Traktat des Urvaters Sêtheus“ bezeichnet, obwohl der Anfang mit dem tatsächlichen Titel und dem Autor verloren ist. Die Neuedition beruht auf der genauen Textgewinnung anhand des Originals (Codex Brucianus 96, Oxford, Bodleian Library), wobei die Lücken neu berechnet und buchstabengetreu gefüllt wurden und sämtliche bisher vorhandenen Abschriften mit berücksichtigt sind. Die Abschriften von Woide (um 1790), Schwartze (1848) und Schmidt (1890-91) wurden anhand der vorhandenen Fotos überprüft und nachverglichen. Der Text wurde anschließend paläografisch genau im ursprünglichen Format abgeschrieben und die Ergänzungen vom erhaltenen sahidischen Text deutlich abgehoben. Ein besonderes Problem stellt die Übersetzung dar, die hier zum ersten Male vollständig in Deutsch erarbeitet wurde. Dabei mußten die griechischen Vokabeln, die dieser Text ausufernd verwendet, genauer definiert und übersetzt werden; sie wurden an allen Stellen wortgleich „eins zu eins“ übertragen. Auch die Grammatik des Traktates wurde genauer bestimmt und die Sätze präziser übersetzt. So ist zwar kein stilistisches Meisterwerk entstanden, aber eine an dem Original getreu ausgerichtete Übersetzung. Unter allen Texten der Gnosis nimmt dieser Traktat als sehr späte gnostische Quelle eine Sonderstellung ein, die bisher noch nicht recht gewürdigt wurde, weil ihrer Benutzung so viele Hindernisse im Wege standen. Nicht zuletzt die ausufernde Benutzung seiner Vokabeln war daran schuld, daß trotz des umfangreichen und umständlichen Kommentars durch Schmidt kaum ein direkter Zugang zum Traktat möglich war. Dieses ist nun durch die vorliegende Arbeit möglich geworden. Vorwort zu Nag Hamadi Kodex VI, 48 – 51,23: Platons Politeia in einer koptischen Übersetzung ie koptische Übersetzung eines griechischen Klassikertextes von Platon, Politeia 588 b – 589 b ist eine wirkliche Überraschung, zumal sie in einem Umfeld von gnostischen und spätgnostischen Traktaten erscheint. Diese Version scheint aus einer griechischen Sammelhandschrift zu kommen, die sich auf ethische klassisch griechische Zitate spezialisiert hat. Die Übersetzung ins Koptische ist erheblich ungenau und scheint eine Verbindung herstellen zu wollen zwischen Plato und den sog. Hermetischen Schriften, die in der Spätantike als Inbegriff tiefster und geheimnisvollster Weisheit galten. Was den Schreiber bewogen hat, dieses Stück in den NHC Kodex VI zu setzen, bleibt indessen unklar. Der griechische Text ist kursiv gesetzt11, der koptische in Normalschrift. Die deutsche Übersetzung des Griechischen ist aus einer maßgeblichen PlatonEdition übernommen12 und stellt nicht die koptische Version dar. Diese koptische Version13 wurde neu übersetzt und ist in größeren Typen daruntergestellt. Vorwort zu Schenute oder nicht? Die reiche Sammlung der Pierpont-Morgan-Library in New York enthält zahlreiche koptische Manuskripte, die sämtlich aus dem Hamuli-Kloster stammen und in den Kunsthandel gelangt sind. Sie alle sind aufgrund der Datierungen in den Subskriptionen im Zeitraum von 822 – 914 n. Chr. datiert und daher in der für koptische Manuskripte „klassischen“ Zeit entstanden. Ihre Erhaltung ist in der Regel sehr gut (vollständige Kodizes bilden die Mehrzahl der Handschriften, teils sogar mit den zugehörigen Luxuseinbänden der Zeit), einige Stücke jedoch bestehen aus nur ein paar Heften oder aus einzelnzen Seiten, und manche Zeugnisse sind lediglich Fragmente von Seiten, denen Anfang und Ende fehlen und deren Text durch größere und kleinere Lücken gestört ist. In Verbindung mit den Fragmenten und Kodizes des Weißen Klosters, die vorwiegend in der Bibliothèque Nationale/Paris und im British Museum/London, sowie in Neapel und im Vatikan zu finden sind, bilden sie die Grundlage für das Mönchsschrifttum der frühmittelalterlichen Zeit. Ein weiterer Fund, die teils sehr schlecht erhaltene Papyrusbibliothek mit 15 Kodizes in Turin ist um 500-550 n. Chr. angesiedelt und stellt eine sehr frühe Sammlung koptischer Bücher dar. Auch hier sind teilweise die Bucheinbände erhalten. Vorwort zu Die koptischen Psalmenkonkordanzen: In den koptischen Sammlungen einiger europäischer Bibliotheken und Museen tauchen immer wieder mal Fragmente und einzelne Kodex- oder Buchseiten auf, die in Listen einzelne Wörter oder Verse aus dem koptischen Psalter wiedergeben. Alle diese Stücke sind Fragmente, und diese Studie erhebt auch nicht den Anspruch, solche Listen vollständig erfaßt zu haben oder gar eine Übersicht über alle Quellen anzubieten. Neben Wortlisten und Verszitaten gibt es auch Übersichten, die sehr modern anmuten, da sie in Koptisch nur die Stichwörter aufführen und eine lange Reihe von Zahlen wiedergeben, in welchen gezählten Psalmenversen dieses Wort vorkommt. Der Umfang aller dieser Quellen ist nicht groß und Bedeutung der Psalmenzitate für die biblische Textforschung ist so gering, daß sie in der umfangreichen Biblographie von KAMMERER31 in den zu dem Psalter aufgeführten Publikationen gar nicht zu finden sind (S. 42-43, Nr. 843-869). Auch die Scalae-Listen (ebendort S. 105, Nr. 1840-1849) führt solche Psalmenkonkordanzen nicht auf. Nicht einmal in der wesentlichen und umfangreichen Übersicht von VASCHALDE32 ist auf S. 41 im Abschnitt „Citations“ der Psalmen irgendeine Psalmenkonkordanz erwähnt und als eigenständige und auswertbare Quelle anerkannt worden. Die Stichwörter und Zitate sind alle Sahidisch, d.h. vor 1000 n. Chr. verfaßt. Einige Bohairismen zeigen jedoch, daß auch noch im späten 11. und 12. Jh. solche Konkordanzen abgeschrieben und umgearbeitet worden sind und dementsprechend gebraucht wurden. Auch das Fehlen arabischer Zeilen-Übersetzungen läßt den Schluß zu, daß alle diese Konkordanzen der Psalmen vor 1250 n. Chr. zu datieren sind. Den ältesten Beleg für diese wissenschaftliche Arbeit bietet übrigens ein Schulostrakon aus der Zeit um 550 n. Chr. ber die Verwendung dieser Psalmenkonkordanzen kann man nur spekulieren. Insgesamt betrachtet, spielte aber der Psalter gerade in der Frühzeit des koptischen Klosterwesens eine entscheidend wichtige Rolle. Die um 321 n. Chr. verfaßte Klosterregel des Mönchsvaters Pachom33 setzt bereits die Existenz und das Studium eines solchen sahidischen Psalters wie selbstverständlich voraus: Jedem Novize, der neu in ein Kloster eintreten will, werden probeweise viginti psalmos aut duas epistolas apostoli aut partem alterius scripture34 vorgelegt, die er lesen soll. Wenn er das nicht kann, muß er in die Klosterschule gehen, denn jeder im Kloster soll lesen und schreiben können; außerdem muß er Stellen aus dem Neuen Testament kennen und vor allem den Psalter vollständig auswendig lernen. Da die Klosternovizen aber ägyptische Bauernsöhne waren, die sicher kein Griechisch beherrschten, konnten diese Texte demnach nur in Sahidisch geschrieben sein.35 Dennoch ist die Verwendung dieser Konkordanzen nicht gesichert. Möglicherweise dienten sie zum schnellen Finden einer Psalmenstelle zu einer Zeit, da die Mönche den Psalter nicht mehr auswendig lernen mußten. Vielleicht sind sie auch als Vorarbeit zu einer Wörterliste zusammengestellt worden, wie sie in den sog. Scalae erhalten sind. (Es gibt bisher freilich keine Scala für sahidische Psalmen). Vorwort zu Lesen und Schreiben im Ägypten der klassischen Antike: Zugegeben, die Zeugnisse über Schulwesen und Schulübung in der Antike sind nicht groß und sehr umfangreich, aber durch neugefundene Papyrusfragmente und Schulhefte aus Papyrus oder Schriftproben auf Holztafeln läßt sich immerhin einen kleinen Einblick auf das Schulwesen der Spätantike erzielen. Es lassen sich auch Kriterien entdecken, wie die kleinen Kinder lesen und schreiben gelernt haben: eine Methode, die ganz bestimmt die damalige Legasthenie der ägyptischen Bauernkinder bekämpft hatte. In der Regel mußten die kleinen Ägypter, die im ptolemäisch-griechischen oder auch römischen Ägypten aufwuchsen und in der Verwaltung beruflich vorankommen wollten, nicht nur die eigene ägyptische Sprache und Schrift beherrschen – das war schwierig genug bei den vielen hundert Schriftzeichen – sondern auch die fremdländische griechische Sprache der Mittel- und Oberschicht, die damals in Ägypten herrschte und die den armen Ägypterkindern zu Beginn sichtliche Schwierigkeiten bereiteten. Auch noch in der christlichen Zeit war es unbedingt notwendig, griechische Buchstaben neben den koptischen Lettern zu lernen, wenn auch dann mit der Zeit das Demotische als Unterrichtsstoff wegfiel. Sogar das Latein der Besatzungstruppen haben einige Schulkinder lernen müssen, wie ein Gesprächsbüchlein zeigt. So sannen die Lehrer darüber nach, wie man den Kindern am besten das Schreiben und Lesen beibringen könnte. Die Dokumente darüber sind zahlreich erhalten, ergeben jedoch beinahe immer das gleiche Bild. 52 Zunächst wurde das griechische Alphabet vom Lehrer vorgeschrieben, vom Schüler nachgeschrieben und von den Kindern auswendig gelernt. Es wurde teils unvollständig angeboten, eine erste Schreib-übung53 gibt dieser Papyruszettel wieder, auf dem ein Schulkind die Buch-staben ??? und ? geübt hat. Der Lehrer hat sie in großen Buchstaben vorgeschrieben, das Kind hat mit seinen Buchstabenwiederholungen diese Lettern umspielt und anschließend eine senkrechte Kolumne gebildet, die mit einem schwungvollen Schnörkel abgeschlossen wurde. Berlin, 1. Mai 2015 Dr. Wolfgang Kosack
Erscheint lt. Verlag | 8.5.2015 |
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Sprache | Coptic; deutsch |
Maße | 210 x 290 mm |
Gewicht | 1200 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Zweisprachige Ausgaben |
Schlagworte | Koptisch • Nag Hamadi Kodex VI • Studien • Traktat des Urvaters Setheus |
ISBN-10 | 3-906206-13-0 / 3906206130 |
ISBN-13 | 978-3-906206-13-4 / 9783906206134 |
Zustand | Neuware |
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