Bob, der Streuner - Bob und wie er die Welt sieht (eBook)

Spiegel-Bestseller
Die Katze, die mein Leben veränderte

(Autor)

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2015 | 1. Aufl. 2015
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7325-1553-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bob, der Streuner - Bob und wie er die Welt sieht - James Bowen
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Bob, der Streuner.

Als James Bowen den verwahrlosten Kater vor seiner Wohnungstür fand, hätte man kaum sagen können, wem von beiden es schlechter ging. James schlug sich als Straßenmusiker durch, er hatte eine harte Zeit auf der Straße hinter sich. Aber dem abgemagerten, jämmerlich maunzenden Kater konnte er einfach nicht widerstehen, er nahm ihn auf, pflegte ihn gesund und ließ ihn wieder laufen. Doch Bob war anders als andere Katzen. Er liebte seinen neuen Freund mehr als die Freiheit und blieb.

Heute sind sie eine stadtbekannte Attraktion, ihre Freundschaft geht Tausenden zu Herzen ...

Bob und wie er die Welt sieht.

Seit Bob da ist, hat sich mein Leben sehr verändert. Ich war ein obdachloser Straßenmusiker ohne Perspektive und ohne eine Idee, was ich aus meinem Leben machen sollte. Nun stehe ich wieder mit zwei Beinen auf der Erde, ich habe die Vergangenheit hinter mir gelassen, aber ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird. Ich brauche wohl immer noch Unterstützung, um auf meinem Weg zu bleiben. Zum Glück steht mir Bob mit seiner Freundschaft und seiner Klugheit zur Seite.

Die wunderbare Geschichte der Freundschaft zwischen James und seinem Kater wurde mit 'Bob, der Streuner' zum Welt-Bestseller. Im neuen Buch erzählt James, wie Bob ihm in harten Zeiten und selbst in lebensgefährlichen Situationen immer wieder den Weg weist.

1


Weggefährten


Das Glück liegt auf der Straße«, sagt ein Sprichwort. »Man muss es nur aufheben. Aber die meisten Menschen gehen achtlos daran vorüber.«

Viele Jahre war ich auch einer von diesen Achtlosen. Immer wieder wurde mir die sprichwörtliche zweite Chance geboten, mein Leben zu ändern, aber ich habe sie jedes Mal ungenutzt verstreichen lassen. Bis zum Frühjahr 2007.

Damals habe ich Bob kennengelernt. Und wenn ich heute darüber nachdenke, sehe ich, dass unsere Begegnung auch seine zweite Chance war.

Es war an einem düsteren Donnerstagabend im März. London hatte den Winter noch nicht ganz abgeschüttelt. Manche Tage waren klirrend kalt, besonders wenn der Wind von der Themse herüberwehte. An diesem Abend lag sogar ein Hauch von Frost in der Luft. Deshalb kam ich früher als sonst nach Hause, in meine erst vor Kurzem neu bezogene Sozialwohnung in Tottenham, einem Stadtteil im nördlichen London. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich mir damals in der Innenstadt – als Straßenmusiker in Covent Garden, dem angesagten Künstler- und Partyviertel im Zentrum von London mit den vielen Pubs, Restaurants und Bühnen.

Wie immer hatte ich meine schwarze Gitarrentasche und den Rucksack geschultert. An diesem Abend war Belle mitgekommen, meine beste Freundin. Vor vielen Jahren waren wir mal ein Paar gewesen, aber inzwischen war unsere Beziehung wirklich rein platonisch. Wir hatten vor, uns beim Take-Away neben meinem Mietshaus ein billiges Curry zu holen. Damit wollten wir es uns vor meinem kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher, den ich im Second-Hand-Laden in der Nachbarschaft erstanden hatte, gemütlich machen.

Der Aufzug in meinem Mietshaus war mal wieder außer Betrieb, und die Beleuchtung im Eingangsbereich war auch kaputt. Wir mussten den mühsamen Weg durchs Treppenhaus in den fünften Stock in Kauf nehmen. Als wir uns durch den Flur Richtung Treppenaufgang vortasteten, bemerkte ich trotz der Dunkelheit, wie in einiger Entfernung vor uns ein Augenpaar aufblitzte.

»Wir werden beobachtet«, flüsterte ich Belle zu. Ein kläglicher Ton folgte meiner Bemerkung. Das klang doch … wie eine Katze in Not!

Vorsichtig tappte ich mich an der Wand entlang auf die immer wieder aufleuchtenden Katzenaugen zu. Und dann wäre ich fast über die Katze gestolpert. Sie hockte zusammengekauert auf der Fußmatte vor einer Nachbarswohnung und blinzelte mich überrascht an. Eine ziemlich zerrupfte rote Katze.

Ich bin mit Katzen aufgewachsen und hatte schon immer eine große Schwäche für diese stolzen Tiere. Die meisten roten Katzen sind komischerweise männlich, also nahm ich an, einen Kater vor mir zu haben.

Rund um die Wohnanlage war er mir noch nie aufgefallen. Wäre er hier schon einmal aufgetaucht, hätte ich das sicher nicht vergessen. Er hatte eine ganz besondere Ausstrahlung, das erkannte ich trotz der schlechten Lichtverhältnisse sofort.

Er war weder scheu noch verschreckt, sondern strotzte eher vor Selbstbewusstsein. Nur seine Körperhaltung verriet ein gewisses Misstrauen. Für ihn war ich wohl so etwas wie ein Eindringling in sein Revier. Seine großen Augen musterten mich neugierig, und ich konnte fast die Fragezeichen darin lesen: »Wer bist du und was willst du hier?«

Ich beugte mich seinem Willen und ging in die Hocke, um ihn höflich zu begrüßen.

»Hallo, mein Freund. Ich sehe dich heute zum ersten Mal. Wohnst du hier?«

Er blieb zurückhaltend und sah mich weiter prüfend an, als wollte er meine Absichten erraten.

Ich streckte die Hand aus, um ihm den Nacken zu kraulen. Es war ein Freundschaftsangebot, aber auch der Versuch, nach einem Halsband oder sonstigen Erkennungszeichen zu tasten. Sehen konnte ich ja kaum etwas, aber auch meine Hand fand keinerlei Anhaltspunkte. Ein Streuner also. Davon gab es in London leider mehr als genug.

Er genoss die Liebkosung. Zum Dank erhob er sich majestätisch und strich mir sanft um die Beine. Ich nutzte die Gelegenheit und ließ meine Hand über seinen Rücken bis zur Schwanzspitze gleiten. Sein Fell fühlte sich stumpf und spröde an. Es war dünn, stellenweise spürte ich nackte Haut. Außerdem konnte ich jede Rippe und jeden Wirbelknochen spüren. Der braucht dringend eine gute Mahlzeit, dachte ich. Und so stürmisch, wie er mich umschmeichelte, fehlte ihm auch eine große Portion Liebe und Aufmerksamkeit.

»Der arme Kerl! Ich glaube, es ist ein Streuner. Er hat kein Halsband und ist unglaublich dünn«, informierte ich Belle, die geduldig am Treppenaufgang auf mich wartete. Sie kannte mich ziemlich gut und somit auch meine Schwäche für Samtpfoten. Unbeeindruckt wies sie mich zurecht: »Nein, James, du kannst ihn nicht mitnehmen!« Sie deutete auf die Wohnungstür hinter dem Kater. »Ich glaube nicht, dass er nur zufällig hier hereinspaziert ist und sich auf diese Matte gesetzt hat. Bestimmt gehört er irgendwelchen Nachbarn. Er wartet nur darauf, dass sie nach Hause kommen.«

Sie war eben die Vernünftigere von uns beiden. Man kann eine Katze nicht einfach mitnehmen, auch wenn alles darauf hindeutet, dass sie kein Zuhause hat. Ich war selbst gerade erst hier eingezogen und noch gar nicht wirklich angekommen. Sollte die Katze tatsächlich den Nachbarn gehören, wären diese zu Recht sauer, wenn ihr Stubentiger plötzlich verschwunden wäre. Außerdem konnte ich in meinem Leben gerade keine zusätzliche Verantwortung brauchen. Ich, ein gescheiterter Musiker auf Drogenentzug, der in einer Sozialwohnung von der Hand in den Mund lebte. Es war schwer genug, für mich selbst zu sorgen.

Als ich am nächsten Morgen die Treppe herunterkam, war der rote Kater immer noch da. Es sah aus, als hätte er sich in den letzten zwölf Stunden nicht von der Stelle gerührt.

Wieder ging ich in die Hocke und streichelte ihn. Sein lautes Schnurren zeigte mir, wie sehr er die Berührung genoss. Ganz hundertprozentig traute er mir zwar immer noch nicht über den Weg, aber mir schien, er fand mich ganz akzeptabel.

Bei Tageslicht konnte ich mir den kleinen Felltiger genauer ansehen: Markant geschnittener Katerkopf und ganz ungewöhnliche gelbgrüne Augen, deren Ausdruckskraft durch sein hellrotes Fell noch zusätzlich betont wurde. Aber auch Schrammen im Gesicht und an den Beinen, die von einem Kampf oder Unfall stammen konnten. Sein wunderschön gezeichneter Pelz in diversen Rot- bis Beigetönen war tatsächlich stumpf und dünn, teilweise nicht mehr vorhanden. Er tat mir wirklich leid, aber ich zwang mich, vernünftig zu bleiben. Ich hatte genug Probleme. Schweren Herzens nahm ich den Bus nach Covent Garden, um mir dort mit meiner Musik ein paar Pfund zu verdienen.

Erst gegen zehn Uhr abends war ich wieder zurück in Tottenham. Ich konnte nicht nach oben gehen, ohne nach dem roten Kater zu sehen, aber er war verschwunden. Ich war enttäuscht und erleichtert zugleich. Er war mir schon mehr ans Herz gewachsen, als ich dachte. Aber ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass Kater und Besitzer wieder glücklich vereint waren.

Als ich am Samstag gegen Mittag die Treppen hinunterkam, schnürte es mir den Magen zusammen, denn er war wieder da. Aber ich konnte meine Augen nicht länger verschließen: Er war ein rotes Häufchen Elend. Er sah hilfsbedürftiger und zerzauster aus denn je. Und er zitterte, bestimmt vor Hunger und Kälte.

»Da bist du ja wieder«, begrüßte ich ihn und kraulte sein zerrupftes Fell. »Siehst aber gar nicht gut aus heute!«

Ich musste endlich etwas tun.

Entschlossen klopfte ich an die Wohnungstür hinter dem Kater. Ich wollte seine Besitzer finden und zur Rede stellen. Niemand darf sein Haustier so behandeln. Der Kater brauchte Wasser und Futter – und wahrscheinlich auch einen Tierarzt.

Der Kerl, der mir die Tür öffnete, war unrasiert, trug ein Feinripp-Muscleshirt und Jogginghosen. Er sah aus, als hätte ich ihn geweckt. Dabei war es schon Mittag!

»Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ist das Ihre Katze?«, fragte ich. Zuerst starrte er mich an, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. »Welche Katze?«, knarzte er, bevor er nach unten sah und den Kater auf seiner Fußmatte entdeckte. Der hatte sich inzwischen wieder zusammengerollt, als ginge ihn das alles gar nichts an. »Nein!«, antwortete der Nachbar dann mit einem lapidaren Schulterzucken. »der gehört mir nicht!«

»Er ist schon seit Tagen hier«, teilte ich ihm mit, aber Mr. Feinripp blieb so teilnahmslos wie der Kater auf der Matte.

»Echt? Der hat wohl Essen gerochen oder so was. Also, wie gesagt: Is’ nicht meiner!« Sprach’s und schlug mir die Tür vor der Nase zu.

Die Würfel waren gefallen.

»Okay, mein Freund, dann kommst du jetzt mit mir«, informierte ich das matte Bündel auf vier Pfoten. Ich öffnete meinen Rucksack und kramte tief unten nach der Packung mit dem Trockenfutter. Das hatte ich immer dabei, weil mir als Straßenmusiker immer viele Katzen und Hunde begegneten, die sich über ein Leckerchen freuten.

Verheißungsvoll schüttelte ich die Schachtel vor seiner Nase. Der Kater sprang sofort auf und lief hinter mir her. Er war ein bisschen wackelig auf den Beinen. Außerdem bemühte er sich, eine Hinterpfote nicht zu belasten. Wir kamen nur langsam voran. Der Weg bis zu meiner Wohnung im fünften Stock war beschwerlich für den geschwächten Kämpfer. Aber er war zu stolz oder auch zu misstrauisch, um sich von mir tragen zu lassen.

Meine vier Wände waren damals noch ziemlich bescheiden eingerichtet. Außer dem Fernseher gab es nur eine gebrauchte, ausziehbare Couch, eine Matratze in der Ecke des kleinen Schlafzimmers und in der Küchenzeile einen altersschwachen...

Erscheint lt. Verlag 16.7.2015
Reihe/Serie James Bowen Bücher
James Bowen Bücher
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel A Street Cat Named Bob
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Anthroposophie • Australien • Autobiografie • Autobiographie • Autobiographien • Autobiography • Belletristik • Bestsellerliste • bio • Biografie • Biographie • Biographien berühmter Persönlichkeiten • Biographien bestseller • BoB • bob der streuner 2016 • Bob der Streuner Buch • bob der streuner film • Bob, der Streuner Kinderbuch • Celebrity • Covent Garden • der Streuner • der Streuner Kinderbuch • die kam • Elon Musk • Erfahrungen • Erinnerung • Erzählung • Esoterik • Freundschaft • Gedanken • Geschichte • Grammy • Gwen Cooper Homer und ich • Hardrock • Historie • James Bowen • james bowen alle lieben bob • James Bowen bestseller • james bowen bilderbuch • james bowen bob • james bowen bob box • james bowen bob der streuner • James Bowen Bob, der Streuner, und der kleine Hund • james bowen bob hörbuch • James Bowen Bob und wie er die Welt sieht • james bowen bücher • james bowen cd • james bowen deutsch • James Bowen Ein Geschenk von Bob • james bowen english • James Bowen Film • james bowen französisch • james bowen hörbuch • James Bowen Jugendbuch • james bowen kalender • James Bowen Kinderbuch • Johnny Cash • Kater • Katze • Katzenbuch • Kriegszeit • Leben • Lebensbeichte • Lebensbericht • Lebensbeschreibung • Lebensgeschichte • London • Loriot • Memorien • Musk • Nils Uddenberg Die Katze • Nils Uddenberg Die Katze, die kam, um zu bleiben • Obdachlosigkeit • Publikumsliebling • Straßenmusiker • Tagebücher • Tesla • um zu bleiben • und der kleine Hund • Vicki Myron Dewey und ich: Die wahre Geschichte des beühmtesten Katers der Welt • Vita • Wochenzeitschrift • Wohnung
ISBN-10 3-7325-1553-2 / 3732515532
ISBN-13 978-3-7325-1553-0 / 9783732515530
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