Sämtliche Werke - Band 15
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-96315-1 (ISBN)
In den drei Jahrzehnten zwischen 1951 und 1981 entstanden die hier vorliegenden essayistischen Betrachtungen Jüngers, darunter auch die nicht zuletzt für sein eigenes Schaffen poetologisch interessanten Maximen und Reflexionen über »Autor und Autorschaft«.
Der vorliegende Band entspricht Band 13 der gebundenen Ausgabe.
In den drei Jahrzehnten zwischen 1951 und 1981 entstanden die hier vorliegenden essayistischen Betrachtungen Jüngers, darunter auch die nicht zuletzt für sein eigenes Schaffen poetologisch interessanten Maximen und Reflexionen über »Autor und Autorschaft«.
Der vorliegende Band entspricht Band 13 der gebundenen Ausgabe.
Voll gegensätzlicher Spannung ist Jüngers Essay über »Typus, Name, Gestalt« - eine Spannung, die für sein gesamtes Werk so charakteristisch ist und weshalb es sich eindimensionalen Deutungsversuchen oftmals entzieht: So ist etwa der »Typus« einerseits konkretes Ordnungselement, andererseits abstrakte Anschauungsform. Damit begegnet Jünger auch der Gefahr einer simplizistischen Reduktion.
Dies zeigt sich auch in »Zahlen und Götter«. Zu ihnen vermerkt Jünger in seinen Tagebüchern »Siebzig verweht«: »Wenn wir die Zahlen als ein Netz betrachten, das der Geist über den Kosmos wirft, werden wir immer Dinge finden, die durch die Maschen schlüpfen, und andere, die so verborgen sind, daß sie nicht erfaßt werden.«
Und schließlich entwirft er in aphoristischen Maximen und Reflexionen über »Autor und Autorschaft« eine Art Poetologie. Bis zu seinem Tode sollte Jünger sie immer wieder erweitern und überarbeiten - ein Ausdruck des Kerngedankens seiner Poetik der »Fassungen«, in welcher der Dichtung die Möglichkeit bietet, sich dem eigentlich Unaussprechlichen anzunähern.
Der Band versammelt ferner die Essays »Am Kieselstrand«, »Drei Kiesel«, »Fassungen«, »Das Spanische Mondhorn«, »Grenzgänge«, »Sinn und Bedeutung«, »Träume«, »Spiegelbild« sowie »Über Sprache und Stil«.
Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901–1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914–1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens »Pour le Mérite«. 1919–1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings »In Stahlgewittern«. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936–1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. »Afrikanische Spiele« und »Das Abenteuerliche Herz«. Übersiedlung nach Überlingen. 1939–1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946–1947 »Der Friede«. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluß der zehnbändigen »Werke«. 1966–1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen.
Autor und Autorschaft
Denkmäler in unserer Zeit am besten aus Kunststoff oder Gips. Manche halten sogar kaum länger als Schneemänner.
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Der Autor ist auf die freie Wildbahn angewiesen und muß ihre Gefahren in Kauf nehmen. Er kann sich im Naturschutzpark nicht wohl fühlen - selbst wenn er zu den Tieren gehört, auf die nicht geschossen werden darf.
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Bei weiterem Absinken der Kultur könnte der Nachruhm als Ergebnis negativer Auslese sogar zu fürchten sein.
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Warum klagen so viele, daß sie unterschätzt werden? Schlimmer ist doch das Gegenteil.
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Das Aussieben von Unkrautsamen aus einer Ernte als Spezialität literarischer Beckmesser. Fehlstellen eines Autors und Gehässigkeiten seiner Zeitgenossen werden zu einer Collage geklebt.
Wenn hinterlassene Briefe oder Tagebücher auch nur einige bissige Notizen enthalten, so ist damit zu rechnen, daß die in einer noch so kurzen Besprechung als Kernstück serviert werden.
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Erstaunlich, wie er vor lauter Händereiben noch zum Schreiben kam.
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Die Einsamkeit:
des historischen Menschen in der traditionslosen Gesellschaft mit ihren ephemeren Unterhaltungen -
des Künstlers innerhalb der mechanischen, amusischen Technizität und ihrer Wertungen. Der Kapitalismus ist nur einer ihrer Effekte und eng mit ihrer Geschichte verbunden; jede Revolution bringt einen weiteren Fortschritt der Verzifferung -
des Kriegers in der von einäugigen Zyklopen dirigierten Mordhölle.
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Die Titanen könnten zufrieden sein mit ihrem alles niederwalzenden Erfolg. Doch scheinen sie zu leiden unter dem Schweigen letzter Intelligenzen, die noch Zugang zur Kultur haben. Ein Stachel in der Elefantenhaut.
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Hundert Schritt jenseits der Grenze zu wohnen, zehn Jahr später geboren zu sein, dem Tyrannen nicht genügt zu haben - das läßt sich den guten Aspekten zurechnen, ist aber noch kein Verdienst, geschweige denn ein moralisches Plus.
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Die Gesellschaft wird unfähig, sich noch harmonisch zu erkennen, Feste zu feiern, Lorbeer zu verleihen. Daß ungebetene Gäste eindringen und den Ton angeben, ist nur ein Indiz.
Endlich muß man dabei sein, wenn die Bonzen sich gegenseitig Weihrauch abbrennen, und darf dann noch nicht einmal den Mund halten.
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Nicht der Anstand. sondern die Gesinnung wird geprüft. Wer Hemmungen zeigt, auf eine fremde Fahne zu treten. wird suspekt.
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Man sieht sie mit Laternen die Inhumanität suchen. Dabei phosphoresziert ihre kainitische Substanz.
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Der Mörder auf dem Sockel, von dem der Soldat gestürzt wurde. Das ist ein archaischer Zug. bei dem viel Instinkt, auch anerkannter Moralisten, mitwirkt, eine magmatische Eruption im Anschluß an die politischen Erdbeben.
Die in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts riesigen Anhang fanden, hatten Millionen von Opfern hinter sich. Zu einem Großteil des Fernsehens trägt zwar nicht reine Mordlust, doch Mordfreude bei. In Staaten, die Armeen halten, gilt Soldatenspielzeug als unsittlich. Die Kinder laufen nicht mehr mit Helm und Säbel, sondern mit Gangsterwaffen herum.
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Bei manchen Zeitgenossen hatte man den Verdacht, daß sie sich verstellten - so platte Dummheit, sollte da nicht Tiefe drunter sein?
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Der detaillierte, spezialisierte Geist ist stets dem Autor überlegen - der eine hat die Formel, während der andere um Worte ringt.
Erscheint lt. Verlag | 19.10.2015 |
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Reihe/Serie | Sämtliche Werke ; 15 |
Sprache | deutsch |
Maße | 125 x 207 mm |
Gewicht | 614 g |
Themenwelt | Literatur ► Essays / Feuilleton |
Schlagworte | Ernst Jünger • Essay • fassungen • Sämtliche Werke • Werke |
ISBN-10 | 3-608-96315-4 / 3608963154 |
ISBN-13 | 978-3-608-96315-1 / 9783608963151 |
Zustand | Neuware |
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