Vielleicht mag ich dich morgen (eBook)
496 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42675-3 (ISBN)
Mhairi McFarlane wurde 1976 in Schottland geboren und muss, seit sie denken kann, die Aussprache ihres schottischen Vornamens erklären: 'Wahri'. Nach dem Studium der englischen Literatur an der Manchester University und der Arbeit als Journalistin bei der Nottingham Post beschloss sie, Autorin zu werden - gleich ihr erster Roman Wir in drei Worten war ein internationaler Erfolg. Und auch ihre folgenden Romane finden sich regelmäßig auf internationalen Bestsellerlisten wieder. Mhairi lebt mit Mann und Katze in Nottingham.
Mhairi McFarlane wurde 1976 in Schottland geboren und muss, seit sie denken kann, die Aussprache ihres schottischen Vornamens erklären: "Wahri". Nach dem Studium der englischen Literatur an der Manchester University und der Arbeit als Journalistin bei der Nottingham Post beschloss sie, Autorin zu werden – gleich ihr erster Roman Wir in drei Worten war ein internationaler Erfolg. Und auch ihre folgenden Romane finden sich regelmäßig auf internationalen Bestsellerlisten wieder. Mhairi lebt mit Mann und Katze in Nottingham.
3
Ich meine, was ist aus der Romantik und dem Geheimnisvollen geworden?«, fuhr Anna fort und hielt ihr Glas hoch, um es nachfüllen zu lassen. »Mr. Darcy sagte: ›Bitte erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, wie sehr ich Sie verehre und liebe.‹ Und nicht: ›Bitte erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, dass ich auf Abspritzen in alle Richtungen stehe.‹«
»Das ist nicht das richtige Zeitalter für ein Mädchen wie Anna«, stellte Michelle fest. »Förmliche Höflichkeit und Liebeswerben kann man vergessen. Aber wenn du in Jane Austens Zeit leben würdest, hättest du Zähne wie Honey Pops und müsstest sieben Kinder ohne Schmerzmittel auf die Welt bringen. Das ist gehupft wie gesprungen. Was hat dir an Neils Profil gefallen, bevor du dich mit ihm getroffen hast?«
»Hm. Er wirkte normal und ganz nett.« Anna zuckte die Schultern.
Michelle schnippte ihre Kippe in die Kaffeetasse, die als Aschenbecher diente. Sie gab das Rauchen immer wieder auf, hielt es dann aber doch nicht durch.
Anna und Michelle hatten sich mit Anfang zwanzig bei den Weight Watchers kennengelernt. Anna hatte mit Bravour bestanden, Michelle war durchgefallen. Eines Tages bellte die energische Gruppenleiterin: »Ein starker Geist braucht einen gesunden Körper!« Michelle erwiderte laut in ihrem singenden Südwesttonfall: »Das hätte Jet von den Gladiators zu Stephen Hawking sagen können.« Als alle schockiert schwiegen, fügte sie hinzu: »Ach, scheiß drauf, ich hol mir jetzt eine große Portion Hähnchennuggets.« In dieser Woche hatte Anna ihren Termin zum Wiegen sausenlassen und eine gute Freundin gewonnen.
»Normal und ganz nett? Du verlangst nicht viel, oder? Ich habe hier schon Personal eingestellt, das höheren Ansprüchen genügen musste.«
»Ich weiß nicht. Ich habe gerade den Abend mit einem Mann verbracht, der in seiner Freizeit gern andere Leute anpinkelt und von mir wissen wollte, worauf ich im Bett stehe. So gesehen wäre ich mit normal und ganz nett durchaus zufrieden. Versuch du es mal mit Internetdating, dann wirst du deine Erwartungen auch schnell runterschrauben.«
Michelle hatte entsprechende Kontakte, wenn sie Lust auf eine Nummer hatte. Ein verheirateter Mann hatte ihr das Herz gebrochen, und seitdem verkündete sie, dass sie keine weitere Enttäuschung brauchen konnte.
»Aber das ist doch genau das, was ich meine, Schätzchen. Das war ein ›normaler‹ Typ, also warum versuchst du es nicht einmal mit einem richtig aufregenden Mann?«
»Selbst wenn ein solcher Mann sich auf ein Date mit mir einlassen würde, möchte ich mir sein entgeistertes Gesicht ersparen, wenn er dann mir gegenübersteht.«
Es herrschte kurzes Schweigen, während Frank Sinatra aus der mit Klebeband zusammengehaltenen Stereoanlage unter der Kasse sein »Strangers in the Night« schmetterte.
»Wollen wir es ihr sagen?« Michelle warf Daniel einen Blick zu. »Scheiß drauf, ich erkläre es ihr jetzt. Anna, Bescheidenheit ist eine liebenswerte Eigenschaft. Aber sie artet manchmal in eine Selbstunterschätzung aus, mit der man sich nur Schaden zufügt. Du bist eine tolle Frau. Warum sollte jemand enttäuscht von dir sein?«
Anna ließ sich seufzend aufs Sofa sinken.
»Tja, offensichtlich bin ich das nicht. Sonst wäre ich nicht seit Ewigkeiten Single.«
Annas britische Großmutter Maude hatte nichts davon gehalten, wenn man sich mit romantischen Vorstellungen zu sehr von der Realität entfernte. Ihr entsetzlicher Spruch zu dieser Torheit hatte gelautet: »Kam einer zu Fuß, wollte sie ihn nicht haben, und die zu Pferd hielten nicht an.«
Der elfjährigen Anna war es bei diesen Worten kalt den Rücken hinuntergelaufen. »Was bedeutet das?«
»Manche Frauen halten sich für zu gut für die Männer, die ihnen den Hof machen, aber wenn sie denjenigen, die ihnen gefallen, nicht genügen, bleiben sie ein Leben lang allein.«
Maude war eine unverbesserliche Pessimistin gewesen, aber manchmal – oder sogar oft – hatte auch ein Miesmacher recht.
»Wann hast du denn angefangen, dir einzureden, dass du in irgendeiner Weise nicht gut genug seist?«, wollte Michelle wissen.
»Das war wohl in meiner Schulzeit.«
Pause. Michelle und Daniel kannten die Geschichten natürlich, einschließlich der Mock-Rock-Party. Und sie wussten auch über das anschließende Desaster Bescheid. Ein gespanntes Schweigen folgte, sofern man um ein Uhr morgens unter Einfluss von reichlich Alkohol von Anspannung sprechen konnte.
Michelle wechselte taktvoll das Thema.
»Ich bin nicht sicher, ob es dir guttut, mit uns beiden herumzuhängen. Wir sind keine große Hilfe. Ich bin Dauersingle, und Dan ist … in festen Händen.«
Wieder entstand eine kurze Pause, nachdem Michelle zögernd und ein wenig skeptisch »in festen Händen« gesagt hatte.
Daniel ging seit etwa einem Jahr mit der einigermaßen lahmen Penny. Sie war Sängerin in einer Folkband mit dem Namen The Unsaid Things und litt am Chronischen Erschöpfungssyndrom. Michelle stand dieser Diagnose skeptisch gegenüber und behauptete, dass Pennys eigentliches Leiden Selbstmitleid hieße. Daniel hatte Penny im Pantry kennengelernt, wo sie eine Weile als Kellnerin gearbeitet hatte und dann wegen Unfähigkeit hinausgeflogen war. Michelle hielt es deshalb für ihr Recht, eine Meinung dazu zu haben. Und zwar eine wenig schmeichelhafte.
»Ihr seid mir eine Hilfe. Ihr steht mir gerade jetzt zur Seite«, erwiderte Anna.
»Ach, übrigens …« Michelle deutete mit einer Handbewegung auf eine Schüssel auf dem Tisch. »Hier sind hausgemachte Schottische Eier von Arnolds Buffet. Greift zu.«
Trotz ihrer scharfen Zunge war Michelle ausgesprochen gutmütig und großzügig und hatte an diesem Tag für die Verköstigung bei der Beerdigungsfeier für einen früheren Kunden gesorgt.
»Ich starre sie schon seit einer Stunde voll Verlangen an, aber ich fühle mich schuldig, wenn ich die Eier eines Toten esse«, gestand Daniel.
»Sie sind vom Leichenschmaus übrig geblieben, Daniel«, erwiderte Michelle. »Niemand geht zu seiner eigenen Trauerfeier. Also gehören sie auch nicht Arnold.«
»Ja, stimmt«, sagte Daniel. »Das rechtfertigt natürlich alles.« Er schnappte sich ein Ei und biss hinein wie in einen Apfel.
»Arnolds Bruder hat sie vorbeigebracht. Er hat mir erzählt, was Arnolds letzte Worte waren. Na ja, genau genommen seine vorletzten Worte. Seine allerletzten Worte lauteten: ›Nicht diese trübe Limonade, Ros‹, aber das war nicht so tiefgründig. Seid ihr bereit? Da muss man schon schlucken.«
Anna sah sie mit glasigen Augen an und nickte.
Michelle klopfte die Asche von ihrer Zigarette. »Er hat gesagt, er wünschte, er hätte nicht so viel Zeit darauf verschwendet, Angst zu haben.«
»Wovor?«, fragte Anna.
Michelle zuckte die Schultern. »Das hat er nicht verraten. Ich schätze, er meinte allgemeine Lebensängste. Wir haben doch Angst vor allen möglichen Dingen, die uns nicht umbringen, oder? Dinge, vor denen wir uns unser Leben lang gedrückt haben. Wenn es dann dem Ende zugeht, begreifen wir, dass wir uns eigentlich nur vor einem hätten fürchten sollen: vor einem Leben in Angststarre.«
»Die Angst vor der Angst.« Daniel wischte sich Brotkrümel aus seinem Bart.
Anna dachte einen Moment darüber nach. Wovor fürchtete sie sich? Davor, allein zu sein? Eigentlich nicht. Schließlich war sie fast ihr ganzes Erwachsenenleben Single, also war das der Normalzustand für sie. Wahrscheinlich hatte sie Angst davor, dass sie sich niemals verlieben würde. Moment – nein, Angst war das nicht. Eher Enttäuschung oder Traurigkeit. Wovor fürchtete sie sich also? Ha, als ob sie die Antwort darauf nicht wüsste.
Sie hatte Angst davor, irgendwann wieder dieses Mädchen zu sein.
Anna dachte an die E-Mail, die sie vor einer Woche erhalten hatte. Schon beim ersten Blick darauf war ihr trotz der kühlen Witterung am ganzen Körper der Schweiß ausgebrochen.
»Einige Ängste sind aber berechtigt«, wandte sie ein. »So wie meine Höhenangst.«
»Oder meine Angst vor Nacktkatzen«, fügte Daniel hinzu.
»Was ist daran rational?«, wollte Michelle wissen.
»Katzen verstecken alle ihre Geheimnisse im Fell. Einer, die in dieser Hinsicht nichts zu verlieren hat, sollte man nicht trauen.«
»Oder meine Angst davor, am kommenden Donnerstag zum Klassentreffen zu gehen«, sagte Anna.
»Was?«, rief Michelle. »Das zählt nicht. Da musst du hingehen!«
»Warum sollte ich?«
»Um es allen zu zeigen und ihnen zu sagen: ›Schaut mich an. Mich habt ihr nicht kleingekriegt.‹ Auf diese Weise könntest du den Dämon für immer vertreiben. Wäre das nicht wunderbar?«
»Es ist mir mittlerweile egal, was sie von mir halten«, entgegnete Anna heftig.
»Und das kannst du beweisen, indem du hingehst.«
»Quatsch. Dann denken erst recht alle, es wäre mir wichtig.«
»Stimmt nicht. Und schau, falls er dort sein sollte …«
»Wird er nicht«, unterbrach Anna sie. Bei dem Gedanken daran verschlug es ihr kurz den Atem. »Er wird auf keinen Fall kommen. Das wäre eindeutig unter seiner Würde.«
»Noch ein Grund, warum du dich nicht davor drücken solltest. Willst du so enden wie Arnold? Dich fragen, wie dein Leben verlaufen wäre, wenn du nicht so viel Zeit darauf verschwendet hättest, dich zu fürchten? Diese Schulparty, die Playbackshow, wo sie so gemein zu dir waren. Du hast sie alle seit diesem Tag nicht wiedergesehen, richtig?«
»Ja.«
»Also ist die Sache noch nicht ausgestanden. Du hast dich nicht richtig damit auseinandergesetzt, deshalb belastet dich das immer noch.«
»Du meine Güte!« Daniel...
Erscheint lt. Verlag | 24.4.2015 |
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Übersetzer | Karin Dufner, Ulrike Laszlo |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Aureliana • Ausstellung • Bestseller • Bestsellerautorin • Freundschaft • Genau meins • Hänseleien • hässliches Entlein • Historikerin • Hochzeit • humorvolle Bücher für Frauen • humorvolle Liebesromane • humorvolle Romane • Internetdating • James Fraser • Klassentreffen • Liebe • Liebeskomödie Buch • Mobbing • Romane England • Romane für Frauen • Romane heiter • Romane Liebe • Romantische Komödie • Romantische Liebesromane • romantische romane • Schule • Schwester • Übergewicht • übergewichtig • Wir in 3 Worten • Wohlfühlroman |
ISBN-10 | 3-426-42675-7 / 3426426757 |
ISBN-13 | 978-3-426-42675-3 / 9783426426753 |
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