Einsatz der Waffen - (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-16450-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Einsatz der Waffen - -  Iain Banks
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Leichen im Keller
Cheradenine Zakalwe ist Spitzenmann der KULTUR-Spionage, ein Söldner, der die Drecksarbeit erledigt. Diesmal ist er auf einer Sondermission, auf der er Diziet Sma begegnet, der Frau, die ihn einst aus der Versenkung geholt und ihm zu einer Karriere als Spezialagent verholfen hat. Wie jedes Mal verlangt Zakalwe für seinen Einsatz neben einem kleinen Vermögen Informationen über den Aufenthaltsort seiner Schwester, und wie jedes Mal versucht Diziet Sma, herauszubekommen, welches dunkle Geheimnis in Zakalwes Vergangenheit verborgen liegt. Und diesmal scheint sie endlich Erfolg zu haben ...

Iain Banks wurde 1954 in Schottland geboren. Nach einem Englischstudium schlug er sich mit etlichen Gelegenheitsjobs durch, bis ihn sein 1984 veröffentlichter Roman Die Wespenfabrik als neue aufregende literarische Stimme bekannt machte. In den folgenden Jahren schrieb er zahllose weitere erfolgreiche Romane, darunter Bedenke Phlebas, Exzession und Der Algebraist. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der britischen Gegenwartsliteratur. Am 9. Juni 2013 starb Iain Banks im Alter von 59 Jahren.

Eins


 

Sie ging durch die Turbinenhalle, umgeben von einem ständig wechselnden Kreis von Freunden, Bewunderern und Tieren – ein trüber Nebel um den reizvollen Brennpunkt, den sie bildete –, und sprach mit ihren Gästen, gab ihren Bediensteten Anweisungen, machte Vorschläge und bedachte die vielen unterschiedlichen Unterhalter mit Freundlichkeiten. Musik erfüllte den widerhallenden Raum über den glänzenden antiken Maschinen, die still zwischen dem plappernden Schwarm von grell gekleideten Partygängern ruhten. Sie verneigte sich anmutig und lächelte einem vorbeikommenden Admiral zu, wobei sie eine zarte schwarze Blume in der Hand drehte und sie an die Nase hob, um den berauschenden Duft einzuatmen.

Zwei der Hralze zu ihren Füßen sprangen auf, winselten, versuchten, mit den Vorderpfoten Halt am glatten Schoß ihres offiziellen Staatsgewandes zu finden, die schimmernden Schnauzen zu der Blume emporgereckt. Sie beugte sich vor, tätschelte beiden Tieren sanft mit der Blüte die Schnauze, worauf sie sich wieder zu Boden fallen ließen, niesend und den Kopf schüttelnd. Die Leute um sie herum lachten. Sie bückte sich, wobei sich ihr Gewand bauschte, fuhr mit den Händen durch das Fell eines der Tiere und kraulte ihm die Ohren, dann hob sie den Kopf zum Majordomus, der sich ihr soeben näherte, indem er sich respektvoll einen Weg durch die Menge um sie herum bahnte.

»Ja, Maikril?«, sagte sie.

»Der Fotograf von System Times«, verkündete der Majordomus leise. Er straffte sich, als sie sich erhob, bis er zu ihr hinaufblickte und sein Kinn auf einer Höhe mit ihren nackten Schultern war.

»Um die Niederlage einzugestehen?« Sie grinste.

»Das möchte ich annehmen, Ma’am. Er bittet um eine Audienz.«

Sie lachte. »Schön gesagt. Wie viele haben wir diesmal erwischt?«

Der Majordomus rückte ein wenig näher heran und warf einem der Hralze einen nervösen Blick zu, als der ihn anknurrte. »Zweiunddreißig Kameras für bewegte Bilder, Ma’am; und über hundert für Standfotos.«

Sie brachte ihren Mund verschwörerisch dicht ans Ohr des Majordomus und flüsterte: »Nicht mitgezählt die, die wir bei unseren Gästen gefunden haben.«

»Genau, Ma’am.«

»Ich werde ihn empfangen – oder sie?«

»Ihn, Ma’am.«

»Also, ich werde ihn empfangen, allerdings später. Sagen Sie ihm, in zehn Minuten; erinnern Sie mich in zwanzig daran. Im westlichen Atrium.« Sie senkte den Blick auf das Platinarmband an ihrem Handgelenk. Der Projektor, der als Smaragd getarnt war, zeigte kurz den holografischen Plan des alten Kraftwerks in einem Zwillingslichtkegel, der direkt auf ihre Augen gerichtet war.

»Sehr wohl, Ma’am«, sagte Maikril.

Sie berührte ihn am Arm und raunte ihm zu: »Wir gehen hinüber ins Arboretum, in Ordnung?«

Der Kopf des Majordomus bewegte sich kaum merklich, um anzudeuten, dass er verstanden hatte. Sie wandte sich bedauernd an die Leute um sie herum und schlug die Hände zusammen, als ob sie sie um Vergebung anflehen wollte. »Es tut mir außerordentlich Leid. Würden Sie alle mich wohl entschuldigen, nur für einen kurzen Augenblick?« Sie neigte den Kopf zur Seite und lächelte.

 

»Hallo! Guten Tag! Schön, Sie zu sehen. Wie geht es?« Sie schritten schnell durch die Menge der Partygäste, vorbei an den grauen Regenbogen von Drogenflüssen und den schwappenden Becken von Weinbrunnen. Sie ging voraus, mit raschelnden Röcken, während der Majordomus alle Mühe hatte, mit ihrem langbeinigen Gang Schritt zu halten. Sie winkte denen zu, die sie grüßten; Regierungsminister und ihre Schatten, ausländische Würdenträger und Attachés, Medienstars aller Kategorien, Revolutionäre und messinggeschmückte Marinegrößen, Kapitäne aus Industrie und Handel sowie deren auf noch extravagantere Art wohlhabende Anteilseigner. Die Hralze schnappten flüchtig nach den Absätzen des Majordomus; ihre Krallen rutschten auf dem polierten Goldglimmerboden aus, und sie tapsten ungeschickt daher; dann wieder jagten sie ein Stück weiter, wenn sie auf einen der vielen unbezahlbaren Teppiche kamen, die in der Turbinenhalle überall herumlagen.

An der Treppe zum Arboretum, von der Haupthalle aus verborgen durch das östlichste Dynamogehäuse, blieb sie stehen, dankte dem Majordomus, scheuchte die Hralze davon, strich über ihre perfekte Frisur, glättete ihr bereits makellos glattes Gewand und überprüfte, ob der einzige weiße Stein auf dem schwarzen Halsband in der Mitte saß, was der Fall war. Sie begab sich die Stufen hinunter zu dem großen Tor, das in das Arboretum führte.

Einer der Hralze winselte oben an der Treppe, hüpfte auf den Vorderbeinen auf und ab, und seine Augen trieften.

Sie sah sich wütend um. »Ruhe, Hopser! Verschwinde!«

Das Tier senkte den Kopf und trottete davon.

Sie machte das Doppeltor leise hinter sich zu und schloss die stille Fläche üppiger Laubgewächse ein, die das Arboretum darstellte.

Außerhalb der hohen Kristallwölbung der Nebenkuppel war die Nacht schwarz. Im Innern des Arboretums brannten kleine grelle Lampen an hohen Masten und warfen tiefe gezackte Schatten zwischen die Pflanzen. Die Luft war warm und roch nach Erde und Lebenssaft. Sie atmete tief durch und ging zur anderen Seite der umschlossenen Fläche.

 

»Guten Tag.«

Der Mann drehte sich schnell um und sah sie hinter sich stehen, gegen einen Lampenmast gelehnt, die Arme verschränkt, ein kleines Lächeln um die Lippen und in den Augen. Ihr Haar war blauschwarz, wie ihre Augen; ihre Haut war hellbraun, und sie sah schlanker aus als in den Fernsehübertragungen, wo sie manchmal trotz ihrer Größe etwas gedrungen wirkte. Er war groß und sehr schlank und unmodisch blass, und die meisten Menschen hätten bestimmt gefunden, dass seine Augen zu dicht beieinander standen.

Er betrachtete das fein gemusterte Blatt, das er immer noch in einer zerbrechlich aussehenden Hand hielt, und mit einem unsicheren Lächeln trat er aus dem Busch mit den außergewöhnlichen Blüten, den er genauer untersucht hatte. Er rieb sich die Hände, sah peinlich berührt aus. »Es tut mir Leid. Ich …« Er machte eine nervöse Handbewegung.

»Schon gut«, sagte sie und streckte den Arm aus. Sie gaben sich die Hände. »Sie sind Relstoch Sussepin, nicht wahr?«

»Ähm … ja«, antwortete er, offensichtlich überrascht. Er hielt immer noch ihre Hand fest. Als er sich dessen bewusst wurde, drückte sein Gesicht noch mehr Unbehagen aus, und er ließ sie schnell los.

»Diziet Sma.« Sie neigte den Kopf ein wenig, sehr langsam, wodurch sie ihr schulterlanges Haar in Bewegung versetzte, und wandte die Augen nicht von ihm ab.

»Ja, das weiß ich natürlich. Ähm … Freut mich, Sie kennen zu lernen.«

»Gut.« Sie nickte. »Und ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich habe Ihr Werk gehört.«

»Oh!« Er sah auf jungenhafte Weise zufrieden aus und klatschte in die Hände, eine Geste, die er selbst nicht zu bemerken schien. »Oh, das ist sehr …«

»Ich habe nicht gesagt, dass es mir gefallen hat«, unterbrach sie ihn, und das Lächeln umspielte jetzt nur noch die eine Seite ihres Mundes.

»Ach.« Niedergeschlagenheit.

So grausam. »Aber es hat mir sehr gut gefallen«, sagte sie, und plötzlich war sie auf mitteilsame – fast sogar verschwörerische – Weise erheitert, und ihre Miene drückte Reue aus.

Er lachte, und sie spürte, wie sie sich innerlich entspannte. Das hier würde gut laufen.

»Ich habe mich gefragt, warum ich eingeladen worden bin«, gestand er, und die tief liegenden Augen strahlten plötzlich auf. »Alle hier machen einen so« – er zuckte die Achseln – »wichtigen Eindruck. Deshalb habe ich …« Er deutete linkisch hinter sich auf die Pflanze, die er untersucht hatte.

»Und Sie sind nicht der Ansicht, dass Komponisten als wichtig gelten sollten?«, fragte sie mit einem sanften Tadel in der Stimme.

»Na ja … Verglichen mit all diesen Politikern und Admiralen und Geschäftsleuten … Was die Macht betrifft, meine ich … Und ich bin nicht einmal ein sehr bekannter Musiker. Ich hätte gedacht, dass Savntreig oder Khu oder …«

»Die haben ihre Karriere jeweils sehr gekonnt komponiert, das steht jedenfalls fest«, stimmte sie ihm zu.

Er schwieg einen Moment lang, dann stieß er ein kleines Lachen aus und senkte den Blick. Seine Haare waren sehr fein und schimmerten im Licht der hohen Lampe. Jetzt war sie an der Reihe, in sein Lachen einzustimmen. Vielleicht sollte sie jetzt die Aufgabe zur Sprache bringen und das Thema nicht bis zu ihrer nächsten Begegnung aufzusparen, wenn sie die Zahlen – selbst wenn es in diesem Moment auch noch weit entfernte Zahlen waren – auf ein etwas freundlicheres Niveau reduzieren würde … oder es gar bis zu einem privaten Rendezvous hinauszögern, zu einem noch viel späteren Zeitpunkt, wenn sie erst einmal sicher sein konnte, dass er ihrem Zauber erlegen war.

Wie lange sollte sie um den heißen Brei herumreden? Er war das, was sie wollte, aber nach einer belasteten Freundschaft würde das viel mehr bedeuten; dieser lange, zarte Austausch von immer vertraulicher werdenden Intimitäten, das langsame Anhäufen von gemeinsamen Erfahrungen, der träge Spiraltanz der gegenseitigen Anziehung, das Kommen und Gehen und Kommen und Gehen, sich immer näher an den anderen heranwindend, bis diese Trägheit in der überwältigenden Hitze der Vergeltungssucht entflammte.

Er blickte ihr in die Augen und sagte: »Sie schmeicheln mir, Miss Sma.«

Sie erwiderte seinen Blick und hob das Kinn ein wenig an, sich jeder Ausdrucksnuance ihrer umsichtig...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2015
Übersetzer Irene Bonhorst
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Use of Weapons
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte dystopie fantasy • eBooks • Iain Banks • Iain Banks, Kultur-Zyklus, Space Opera, Söldner • Kultur-Zyklus • Söldner • Space Opera
ISBN-10 3-641-16450-8 / 3641164508
ISBN-13 978-3-641-16450-8 / 9783641164508
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