Der Sohn der Schatten (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
704 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-43518-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Sohn der Schatten -  Juliet Marillier
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»Wir stehen einer Feindin gegenüber, die uns schon lange bedroht«, sagte die Herrin des Waldes. »Sie hat die Menschen und die Feen überlistet, und nun hat sie die ganze Zukunft unseres Volkes in der Hand.« Die junge Kräuterkundige Liadan besitzt eine besondere Gabe: Sie kann nicht nur den Körper heilen, sondern auch Geist und Seele. Doch nun scheint es an ihr zu sein, weit mehr als das zu tun - denn das Schicksal ihrer Heimat Sevenwaters hängt von ihr ab. Hin- und hergerissen zwischen den Befehlen des alten Feenvolks und dem Wunsch, ihren eigenen Gefühlen zu folgen, muss Liadan eine schicksalsträchtige Entscheidung treffen ... Der zweite Band der bezaubernden Erfolgsserie von Juliet Marillier! Alle Romane der magischen Sevenwaters-Saga in der Reihenfolge ihres Erscheinens: »Die Tochter der Wälder«, »Der Sohn der Schatten«, »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters«. Begeisterte Leserstimmen: »Die Geschichte um Sevenwaters sollte jeder einmal gelesen haben.« »Fesselnd von Anfang bis Ende, ein spannendes Abenteuer und zugleich romantisch.« »Juliet Marillier lässt ihre Geschichten leben.« »Die Autorin versteht es einfach, mich nach wenigen Sätzen zu packen und mich so lange in ihrem Bann zu halten, bis ich das Buch komplett gelesen habe.«

Juliet Marillier wurde in Neuseeland geboren und wuchs in Dunedin auf. Bereits seit frühester Kindheit begeistert sie sich für keltische Musik und irische Geschichte. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Perth, Australien. Zu ihren großen internationalen Erfolgen gehört der Sevenwaters-Romanzyklus (»Die Tochter der Wälder«, »Der Sohn der Schatten«, »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters«).

Juliet Marillier wurde in Neuseeland geboren und wuchs in Dunedin auf. Bereits seit frühester Kindheit begeistert sie sich für keltische Musik und irische Geschichte. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Perth, Australien. Zu ihren großen internationalen Erfolgen gehört der Sevenwaters-Romanzyklus (»Die Tochter der Wälder«, »Der Sohn der Schatten«, »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters«).

1


Meine Mutter kannte jede Geschichte, die jemals an den Feuerstellen Erins erzählt worden war, und darüber hinaus noch viele andere. Nach einem langen, arbeitsreichen Tag saßen die Leute schweigend rund um das Feuer, um ihr zuzuhören, und staunten über die wunderbaren Bilderteppiche, die sie mit ihren Worten webte. Sie erzählte die zahlreichen Abenteuer von Cú Chulainn dem Helden, und sie berichtete von Fionn MacCumhaill, der ein großer Krieger und ausgesprochen schlau und tückisch war. In einigen Haushalten waren solche Geschichten nur für die Männer da. Aber nicht in unserem; denn meine Mutter webte eine Magie mit ihren Worten, die alle in Bann schlug. Sie konnte Geschichten erzählen, die alle herzlich lachen ließen, und andere, die bewirkten, dass selbst starke Männer schwiegen. Aber es gab eine Geschichte, die sie nie erzählen wollte, und das war ihre eigene. Meine Mutter war das Mädchen, das seine Brüder vor dem Fluch einer Zauberin gerettet und dabei beinahe sein eigenes Leben verloren hatte. Sie war das Mädchen, dessen sechs Brüder drei lange Jahre als wilde Schwäne verbracht hatten und nur durch Mutters eigenes Schweigen und Leiden wieder Menschengestalt erhalten hatten. Es war nicht nötig, diese Geschichte zu erzählen, denn sie hatte längst einen Platz in den Köpfen der Menschen gefunden. Außerdem gab es in jedem Dorf einen oder zwei, die auch den Bruder gesehen hatten, der nur für kurze Zeit zurückgekehrt war, und das mit einer schimmernden Schwanenschwinge an Stelle seines linken Arms. Selbst ohne diesen Beweis wussten alle, dass es sich um eine wahre Geschichte handelte, und wenn meine Mutter, eine schlanke, zierliche Gestalt, mit einem Korb voller Arzneien an ihnen vorbeikam, grüßten sie sie mit großer Hochachtung.

Wenn ich meinen Vater bat, eine Geschichte zu erzählen, lachte er nur und zuckte die Achseln und erklärte, er sei ungeschickt mit Worten, und außerdem kannte er nur eine oder vielleicht zwei Geschichten, die bereits allgemein bekannt waren. Dann warf er meiner Mutter einen Blick zu, und sie schaute ihn an, auf jene Weise, die wie Sprechen ohne Worte war, und dann lenkte mein Vater mich mit irgendetwas ab. Er brachte mir bei, wie man mit einem kleinen Messer schnitzt, und er lehrte mich, Bäume zu pflanzen und zu kämpfen. Mein Onkel hielt das für reichlich seltsam. Es war schon in Ordnung für meinen Bruder Sean, aber wann würden meine Schwester Niamh oder ich uns je mit Fäusten und Füßen, einem Stock oder einem kleinen Dolch verteidigen müssen? Warum sollten wir Zeit darauf verschwenden, wenn wir so viele andere Dinge zu lernen hatten?

»Meine Töchter werden diese Wälder nicht schutzlos verlassen«, sagte Vater einmal zu meinem Onkel Liam. »Man kann den Menschen nicht trauen. Ich möchte keine Krieger aus meinen Mädchen machen, aber ich werde ihnen zumindest die Möglichkeit geben, sich zu verteidigen. Ich bin überrascht, dass du fragen musst, warum. Ist dein Gedächtnis so schlecht?«

Ich fragte ihn nicht, was er damit meinte. Wir hatten alle schon früh erkannt, dass es unklug war, bei solchen Gelegenheiten zwischen ihn und Liam zu geraten.

Ich lernte rasch. Ich folgte meiner Mutter durch die Dörfer, und sie brachte mir bei, wie man Wunden näht, Brüche schient und Husten oder Nesselfieber heilt. Ich beobachtete meinen Vater und erfuhr, wie man eine Eule, einen Hirsch und einen Igel aus einem Stück feinen Eichenholzes schnitzt. Wenn ich meinen Bruder dazu bringen konnte, übte ich den Zweikampf mit ihm, und ich arbeitete an einer Vielzahl von Kunstgriffen, die selbst dann funktionierten, wenn der Gegner größer und stärker war. Und es kam mir häufig so vor, als wäre jeder in Sevenwaters größer als ich. Mein Vater schnitt mir einen Stock zurecht, der genau die richtige Größe hatte, und schenkte mir seinen eigenen kleinen Dolch. Sean war darüber ein oder zwei Tage ziemlich verärgert. Aber er nahm einem nie lange etwas übel. Außerdem war er ein Junge, und er hatte seine eigenen Waffen. Was meine Schwester Niamh anging – bei ihr wusste man nie so recht, was sie dachte.

»Vergiss nicht, Kleines«, sagte Vater ernst zu mir, »dass dieser Dolch töten kann. Ich hoffe, dass du ihn nie zu diesem Zweck einsetzen wirst, aber wenn es sein muss, benutze ihn sauber und mutig. Hier in Sevenwaters hast du wenig Böses erlebt, und ich hoffe, du wirst dich niemals gegen einen Mann verteidigen müssen. Aber eines Tages wird es vielleicht doch nötig, und daher solltest du dafür sorgen, dass der Dolch stets scharf und glänzend ist, und viel üben.«

Es kam mir so vor, als fiele ein Schatten über sein Gesicht, und sein Blick wurde leer, wie es manchmal geschah. Ich nickte schweigend und steckte die kleine, tödliche Waffe weg.

Solche Dinge lernte ich von meinem Vater, den die Leute Iubdan nannten, obwohl sein wirklicher Name anders lautete. Wenn man die alten Geschichten kannte, wusste man, dass dieser Name ein Scherz war, den er gut gelaunt akzeptierte. Denn der Iubdan der Geschichten war so winzig, dass er schreckliche Probleme bekam, als er in eine Schale Haferbrei fiel, obwohl er später belohnt wurde. Mein Vater hingegen war sehr groß und kräftig gebaut, und sein Haar hatte die Farbe von Herbstblättern in der Nachmit­tagssonne. Er war ein Brite, aber die Leute neigten dazu, das zu vergessen. Als er seinen neuen Namen erhielt, wurde er ein Teil von Sevenwaters, und jene, die diesen Namen nicht benutzten, riefen ihn einfach Großer.

Ich wäre selbst gerne ein bisschen größer gewesen, aber ich war klein, dünn und dunkelhaarig – die Art Mädchen, die kein Mann zweimal ansah. Nicht, dass mir das etwas ausmachte. Ich hatte genug zu tun, ohne an so etwas denken zu müssen. Es war Niamh, der sie mit Blicken folgten, denn sie war hochgewachsen und breitschultrig, unserem Vater viel ähnlicher, und sie hatte langes, helles Haar und einen Körper, der an den richtigen Stellen über die richtigen Rundungen verfügte. Ohne es auch nur zu wissen, bewegte sie sich auf eine Art, die die Blicke der Männer anzog.

»Die da wird noch viel Ärger machen«, murmelte unsere Köchin Janis über ihren Töpfen und Pfannen. Was Niamh selbst anging, war sie eher kritisch mit sich selbst.

»Ist es nicht schon schlimm genug, halb britisch zu sein«, meinte sie verärgert, »ohne auch noch danach auszusehen? Sieh dir das nur an!« Sie zog an ihrem dicken Zopf, und die rotgoldenen Strähnen lösten sich zu einem schimmernden Vorhang. »Wer würde mich für eine Tochter von Sevenwaters halten? Mit diesem Haar könnte ich eine Sächsin sein! Warum kann ich nicht zierlich und anmutig sein wie Mutter?«

Ich sah sie einen Augenblick lang an, während sie kräftige Striche mit der Haarbürste ausführte. Für eine, die so unzufrieden mit ihrem Aussehen war, verbrachte sie relativ viel Zeit damit, neue Frisuren auszuprobieren und Kleider und Bänder zu wechseln.

»Schämst du dich, die Tochter eines Briten zu sein?«, fragte ich sie.

Sie sah mich wütend an. »Das ist typisch für dich, Liadan. Immer so direkt wie möglich, wie? Für dich ist das alles kein Problem, du bist eine Kopie von Mutter, ihre kleine rechte Hand. Kein Wunder, dass Vater dich so abgöttisch liebt! Für dich ist es einfach.«

Ich ließ ihre Worte über mich hinwegrauschen. Manchmal war es, als hätte sie zu viele Gefühle in sich, die einfach aus ihr herausbrechen mussten. Die Worte selbst bedeuteten nichts. Ich wartete.

Niamh benutzte ihre Haarbürste wie zur Strafe. »Und Sean ebenfalls«, sagte sie und starrte sich wütend in dem Spiegel aus polierter Bronze an. »Hast du gehört, wie Vater ihn genannt hat? Er sagte, er sei der Sohn, den Liam nie hatte. Was hältst du davon? Sean passt hierher, er kennt seinen zukünftigen Weg genau. Er ist der Erbe von Sevenwaters, geliebter Sohn von nicht nur einem, sondern gleich zwei Vätern – und er sieht auch so aus. Er wird genau das Richtige tun: Aisling heiraten, was alle glücklich machen wird, und ein großer Anführer werden, vielleicht sogar derjenige, der uns die Inseln zurückgewinnt. Seine Kinder werden in seine Fußstapfen treten und so weiter und so weiter. Brighid, steh uns bei, es ist so langweilig! Es ist so vorhersehbar.«

»Du kannst nicht beides haben«, sagte ich. »Entweder du passt hierher oder nicht. Außerdem sind wir die Töchter von Sevenwaters, ob es dir nun gefällt oder nicht. Ich bin sicher, dass Eamonn dich gerne heiraten wird, wenn es an der Zeit ist,...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2015
Reihe/Serie Die Sevenwater-Saga
Übersetzer Regina Winter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Feen • Irland • Liebe • Prophezeiung • Schicksal
ISBN-10 3-426-43518-7 / 3426435187
ISBN-13 978-3-426-43518-2 / 9783426435182
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