Wellness-Verse -  Christoph Sutter

Wellness-Verse (eBook)

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2014 | 1. Auflage
160 Seiten
Neptun Verlag
978-3-85820-400-4 (ISBN)
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Sutterliebt Wortspiele, Gedankenblitze und Phantasieausflüge. Als feinfühliger Artist der spitzen Feder wird er oft zitiert. Für sein kreatives Schaffen gewann er Preise im In- und Ausland. Leseprobe: Aller Anfang ist schwer Dreivierteljahr wuchs ich entstresst, dann wurde ich hinausgepresst in den sterilen Neonsaal. Mein Lebensstart war eine Qual. Bevor ich noch erst Luft geholt bekam ich das Gesäss versohlt, begann - gehalten an den Beinen - kopfüberhängend laut zu weinen. Vielleicht auch weil ich, starkverkabelt alleine war und abgenabelt. Als Antwort auf mein schrilles Brüllen begann die Mutter mich zu stillen. Nur war die ihre Brust noch trocken, mein Saugreflex geriet ins Stocken und ich begriff den Ernst des Lebens: ein armer Schlucker saugt vergebens! Als ich dann lautstark protestierte, man mir den Schnuller implantierte ... Dann schob man mich - geht es noch schlimmer? - ins markdurchdringende Gejammer der Leidgenossen dieser Kammer. Die letzten fünf Zeilen dieses excellenten Verses lesen Sie am bestem selber im Buch. Denn es hat noch mehr solche Höhepunkte ...

Aller Anfang ist schwer

Dreiviertel Jahr wuchs ich entstresst.

Dann wurde ich hinausgepresst

in den sterilen Neonsaal.

Mein Lebensstart war eine Qual.

Bevor ich noch erst Luft geholt

bekam ich das Gesäss versohlt,

begann – gehalten an den Beinen –

kopfüberhängend laut zu weinen.

Vielleicht auch, weil ich, statt verkabelt,

alleine war und abgenabelt.

Als Antwort auf mein schrilles Brüllen

begann die Mutter mich zu stillen.

Nur war die ihre Brust noch trocken,

mein Saugreflex geriet ins Stocken

und ich begriff den Ernst des Lebens:

ein armer Schlucker saugt vergebens!

Als ich dann lautstark protestierte,

man mir den Schnuller implantierte …

Dann schob man mich – geht es noch schlimmer? –

ins glassterile Säuglingszimmer,

ins markdurchdringende Gejammer

der Leidgenossen dieser Kammer.

So lag ich nun mit voller Windel

beim neugeborenen Gesindel

und hoffte, von dem Duft benebelt

und durch die Laken arg geknebelt,

ich möge möglichst bald auf Erden

als Menschenskind ent-wickelt werden!

Wellness

Da wellt man eine Zeitlang ness,

vertauscht des Alltags Watch-Me-Dress

– entbunden jeder Augenweid’ –

mit Adams oder Evas Kleid

Ob man nun in der Sauna sitzt,

dort türkisch oder finnisch schwitzt,

ob man musikgebettet liegt

und eine Teilmassage kriegt,

ob man ein Kräuterbad geniesst,

dabei vor Wohlgefühl zerfliesst,

ob man im Hallenbade schwimmt,

sich fitnessartig Muskeln trimmt,

ob man, mit Algen eingeschmiert,

im Wasserbad die Haut kuriert,

ob man bei Tische sich verliert,

ein Viergangmenü zelebriert,

ob man – ach was auch immer – tut,

es tut, wenn man’s bewusst tut – gut,

denn „well“ läg’ mancherorts bereit,

nähm’ man dazu sich nur die Zeit

Alles nur gebaut …

So manche tolle Stilikone

verdankt den Ruhm dem Silikone.

Well-ge-nesst!

Man liegestuhlt

und solepoolt.

Man saunaschwitzt

und sprudelsitzt,

man inhaliert

und wird massiert.

Man ruht relaxt,

liest leichten Text,

liegt schlammverpackt

im Wohlfühltrakt,

wo man entschlackt

ins Dösen sackt.

Man seelenhängt

längst zeitentzwängt

im Ruheraum

als wie im Traum.

Man badedampft

und wasserstampft

echt kneippversiert.

Und man diniert

sich zum Genuss.

So ist zum Schluss

man wellgenesst

total entstresst!

Thermales Aussenbad

Rundum Schnee im Sonnenscheine.

Kälte klirrt durch Berges Ruh.

Übermütig hohe Steine

türmen sich dem Himmel zu.

Dampfend liegt die Wasserfläche,

temperiert aus tiefem Stein.

Wie ich mit dem Winter breche,

tauche ich ins Wohlsein ein.

Weit entschwebt den Alltagsnöten

gleiten weitre Gäst‘ mit mir.

Wohlbeschützt, als wär‘n wir Föten,

vor des Winters kalter Gier!

Weich liebkost von warmer Nässe

schwindet jedes Zeitgefühl.

Bis den Körper ich vergesse,

Arbeit und Geschäftsgestühl.

Ich werd während dreien Tagen

berg-thermalisch toll erfüllt.

Und ich weiss mich wohl getragen,

weil mich Wärme sanft umhüllt.

Die Erkenntnis will mich weiten.

Also werd ich well-ge-nesst

fortan durch den Alltag gleiten.

Mindestens, bis mich was stresst …

Wellenreiten

Weisse Krönchen, harter Wind.

Wellen, die viel grösser sind

als ich selber, laden ein,

Teil vom Spiel im Meer zu sein.

Mit dem Wasser bis zum Hals

seh´ ich, wie der Ostwind als

Triebkraft blaue Massen bäumt,

bis das Wasser stürzend schäumt,

sich mit Wind und Luft vermischt

und als silberweisse Gischt

– kurz nur – Weihnachtsdeko spielt;

dann sich selber überspült.

Ich betracht‘ den Wellengang.

Zögre ich und wart zu lang,

werde ich, zwar ungewollt,

doch ohne Gnade überrollt.

Pack ich aber den Moment,

den man erst geübt erkennt,

früh genug, entschlossen, fit …,

trägt die Welle mich gern mit.

Dieses Wellenspiel am Meer

freut mich. Und erinnert sehr

stark an Alltags Auf und Ab.

Heisst doch die Devise knapp:

Welle sehen, in den Weiten.

Fragen, ob wir sie auch brauchen.

Ja? Dann glücklich auf ihr reiten.

Nein? Entschlossen untertauchen!

Ängste und Gefahren

Ein Tourist, ans Meer gefahren,

hatte Angst vor der Gefahr

eines Haifischs, der im klaren

Ozean zu Hause war.

Doch der Hai liess sich nicht blicken.

Also schwamm Tourist entzückt

durch die Wellen. Sein Entzücken

wurde aber jäh erstickt:

Plötzlich spürte er ein Brennen

auf der Haut an seinem Bein.

Nicht sein Jammern noch sein Flennen

konnte irgend hilfreich sein.

Denn es fand vom Meer der Quallen

hier im Meere, wie es schien,

eine an dem Mann Gefallen –

und sie hängte sich an ihn.

Also hatte er erfahren,

der Tourist, der Schwimmen war:

Es sind Plakativ-Gefahren

selten nur die wirklich wahren.

Diese sind oft unscheinbar.

Auf dem Gipfel

Dem Alltags-Hektik-Trott entstiegen

sitzen wir im Berggasthaus.

Die Sorgen, die im Tale liegen,

sehen plötzlich mickrig aus.

Wir stapften, wenig nur am Rücken,

über Stein und Blumenwies‘.

Die Gipfelaussicht will beglücken,

birgt ein Stücklein Paradies.

Da oben ist die Luft viel reiner,

dünn zwar, aber lupenklar.

Das Grosse wirkt hier oben kleiner,

nichtig ist ein Suppenhaar.

Es ist des Bergwirts herzlich Streben

gastlich für uns da zu sein.

Wie einfach ist es, hier zu leben,

lebt man sich hier einfach ein …

Belastung

Wie mancher Rücken geht gebückt,

weil schweres Denken ihn bedrückt.

Muss er jedoch an Sommertagen

selbst stundenlang den Rucksack tragen,

bis Mensch das Reiseziel erreicht,

so geht er aufrecht, froh und leicht.

Andererseits

Ich bin am andern End‘ der Welt

Bild am Fuss

und blicke übers Wasser.

Was war scheint auf den Kopf gestellt,

Gewohntes wirkt hier blasser.

Zu Hause: Tag, dann ist hier: Nacht,

weil andre Zeiten gelten.

Hier baden und dort Winterspracht,

dazwischen liegen Welten.

Empfindung ist nie generell

und weder falsch noch richtig.

Die Wahrheit zeigt sich punktuell

und macht den Standpunkt wichtig.

Ich steh am andern End‘ der Erd‘

und merk: Bei Meinungsschlachten

muss ich den Streitpunkt wohl vermehrt

von unten auch betrachten …

Selbstfindung

Nach der ersten Lebenskrise

spürte Mensch einst eine Prise

Selbstmitleid und war frustriert,

selbstverloren, deprimiert.

Also suchte er Berater,

Fachpersonen, Psychiater

oder Wunderheiler auf,

die ihm aus dem Lebenslauf

all die grossen Steine klaubten

und sein altes ICH entstaubten.

Hatte nach den Sitzungsrunden

Mensch sich wieder selbst gefunden

war ihm besten Falles klar,

wer er selber ist und war.

Und er lebte williger.

Heute geht es billiger:

wer modern sich finden will,

geht ins Netz und tippt sich still

namentlich ins Google ein,

findet sich und liest sein Sein.

Selbsteinschätzung

Wie oft sind wir im irren Glauben,

wir schenkten andern Kraft und Mut,

derweil wir ihnen Nerven rauben.

Ein Schnarcher selbst schläft ja auch gut!

Die Leichtigkeit des Seins

Plötzlich kriegt mein Rücken Flügel,

stösst das Schwere aus dem Schoss.

Und die Seele hängt am Bügel,

grinst entspannt und faltenlos.

Druck und Stress sind ausgeflogen,

Zitterzeiten just vorbei.

Fragen, die einst bleiern wogen,

sind entwirrt und machen frei.

Alles ist so gut gegangen

und das Glück liegt im Moment.

Ängste, die mich noch gefangen

hielten, leben jetzt getrennt.

Vor dem Schwitzen durch die Zeiten

wurd ich wahrlich nicht verschont

Doch nun zeigt sich, s’Vorbereiten

hatte sich zum Glück gelohnt.

Deshalb ist nun Zeit zum Festen,

Leichtigkeit liegt mir im Sein.

Den Erfolg aus solchem Testen

pack ich als Erfahrung ein.

Und so kriegt mein Rücken Flügel

lässt das Schwere hinter mir.

Meine Seele, die am Bügel,

grinst entspannt. Und ich mit ihr!

Die Fähre

Wasser spritzt arg sturmgetrieben

bis zum Auto auf dem...

Erscheint lt. Verlag 10.11.2014
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
ISBN-10 3-85820-400-5 / 3858204005
ISBN-13 978-3-85820-400-4 / 9783858204004
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