Style Queen (eBook)

Stilvoll leben mit kleinem Budget - Shoppen, wohnen, speisen, reisen - Unbezahlbare Tipps

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
368 Seiten
Mosaik bei Goldmann (Verlag)
978-3-641-16253-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Style Queen -  Anna Johnson
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Guter Stil muss nicht teuer sein.
Tolle Kleider, stilvolle Einrichtung, köstliches Essen, interessante Reisen - all das trägt für Anna Johnson zum guten Leben bei. Auch bei begrenztem Budget möchte sie nichts missen. Deshalb hat sie gelernt, mit Geschmack, Stil und Fantasie die schönen Dinge des Lebens zu genießen, ohne ein Vermögen dafür auszugeben. Mit tollen Vintage-Kleidern, selbst gemachten Details für die Wohnung, Flohmarkt-Schätzen oder günstigen Unterkünften an traumhaften Orten. Anna Johnson verrät, wie man es schafft, mit kleinem Budget ein Leben auf luxuriös angenehmem Niveau zu führen.

Anna Johnson ist Autorin mehrerer Modebücher und schreibt für »InStyle«, »Condé Nast Traveller«, »Vogue«, »Elle« und »The Guardian«. Sie lebt mit Ehemann, Sohn, Tochter und Katze in Sydney. Dort wächst ihre Sammlung an Teekannen, Miniaturen und Vintage-Kleidern immer weiter an.

Eins


Wenn die Fetzen fliegen:
So überlebt man einen Sample Sale


Das teuerste Kleid, das ich mir je gekauft habe, verschenkte ich an eine mir flüchtig bekannte Kassiererin bei »Gourmet Garage« in SoHo. Sie sagte, sie brauche ein rotes Kleid für eine Weihnachtsfeier. Meines war ein blutrotes, perlenbesticktes Fishtail-Abendkleid aus Seidensamt von Badgley Mischka, das bei Bergdorf Goodman dreitausend Dollar kostete. Ich hatte dafür vierhundertsiebzig Dollar bezahlt und trug es ein einziges Mal, am Valentinstag bei einem Dinner im »La Luncheonette«, bei dem zäher Hummer serviert wurde. »Du bist overdressed«, meinte mein Mann nur, als ich von der Hotelsuite zum Taxi stakste. Und ich zog das Kleid nie wieder an.

Ich hatte das Kleid bei einem riesigen Sample Sale ergattert – der Art von halbprivatem Verkaufsevent, auf dem Frauen einem mit ihren Kinderbuggys über die Füße fahren, um ein Ballkleid zu ergattern, und auf dem Ladeninhaber zwanzig Kleider auf einmal kaufen, um sie an Debütantinnen weiterzuverscherbeln. Bei derselben Gelegenheit erstand ich auch eine pinkfarbene, bauchfreie Taftbluse im Bollywood-Stil und einen Escada-Bleistiftrock aus Goldleder. Lächerliche Teile, die wohl eher zu einem Soap-Star oder einer Verkäuferin in Vegas gepasst hätten, typisch für Käufe, die unter Hochdruck und in einer Treibhausatmosphäre zu Stande kommen. Es fällt schwer, Luxusklamotten in der richtigen Größe – noch dazu verbilligt – zu widerstehen. Kleidungsstücke aus Stoffen, bei denen der Quadratzentimeter mehr kostet als auf dem entweihten Preisschild steht, setzen die Logik außer Kraft. Hier geht’s um Zugreifen und Ergattern, und da spielt Vernunft keine Rolle mehr. Wenn die Fetzen fliegen und erwachsene Frauen in Unterwäsche herumlaufen und sich kristallbesetzte Babydoll-Negligés krallen, ist es schwierig, sich noch darauf zu besinnen, was man eigentlich braucht.

Nein, bei Sample Sales geht es nicht um Bedürfnisse oder eine kühne Auswahl. Wenn Sie beim Sample Sale gar eine praktische schwarze Strickjacke suchen, haben Sie den Sinn und Zweck dieser Veranstaltung vermutlich nicht kapiert. Die Art Sample Sale, die ich meine und die meistens in irgendeinem hässlichen New Yorker Hintergebäude mit Betondecke im Garment District stattfindet, ist wie ein Boot-Camp. Ein Hindernislauf für Fashion Victims. Man steht stundenlang in einem stickigen Treppenhaus oder einem Vorraum Schlange, zusammen mit Frauen, die am Handy Bestellungen für ihre Verwandten aufnehmen. Man beobachtet, wie hochnäsige, vom Einkaufen völlig erschöpfte Frauen mit überquellenden Plastiktüten aus den Türen strömen, und traut sich nicht zu fragen, ob für einen selbst noch etwas übrig ist. Man verspürt eine Mischung aus Demütigung und Stolz, während die bleiernen Stunden verstreichen und einen daran erinnern, dass in Manhattan niemand echte Ladenpreise bezahlt. Zumindest niemand, der einen Funken Verstand besitzt. Bekanntlich stürzte sich auch Martha Stewart einmal bei einem Sample Sale von Hermès ins Getümmel und ergatterte angeblich eine Kelly Bag aus Krokodilleder. Wen interessiert schon, was es wirklich war? Bei so viel blanker Scheußlichkeit sieht alles wie eine Trophäe aus. Und wenn die Verkaufstüren dann auffliegen, endlich! Kaum haben Sie die Schwelle überschritten, deponieren Sie Ihre Tasche an der Tür, hängen Ihren Mantel an eine überquellende Kleiderstange und mischen sich unter die Horden, die es auf die 200-Dollar-Hochzeitskleider oder die Wühlkiste mit den italienischen Bikinis abgesehen haben.

Vielleicht sind nur New Yorkerinnen bereit, auf so grobe, wüste Art um ihre Kleidung zu kämpfen. Die Ironie, an einem Ort, der an eine Konservenfabrik erinnert, Luxus-Bettwäsche oder hauchzarte Seidenklamotten für den Urlaub im Calypso Resort zu kaufen, die achtlos in Pappkartons mit der Aufschrift »10 Dollar, gekauft wie gesehen, keine Rückgabe« geworfen wurden, liegt darin, dass der eigentliche Luxus das Shopping-Ritual ist und gar nicht der gesuchte Artikel. Kleidungsstücke aus einem Sample Sale sind eleganter Müll, besser noch als ein Goldlamé-Regenschirm, der aus einem Abfalleimer auf der Park Avenue ragt, oder ein Satinregenmantel, den jemand in der U-Bahn vergessen hat. Zwischen aufgerissenen Verpackungen, sanfter Beleuchtung, unterwürfigem Personal und beruhigender Musik findet man sich auf einem Schlachtfeld wieder, wo irgendjemand immer gerade blökt: »Kreditkarten bitte hier anstellen!« und jemand anderes schreit: »Nicht mehr als zehn Teile in die Kabine mitnehmen.« Ein Blick in die grimmigen Gesichter von Frauen, die Sarongs für einen Urlaub kaufen, den sie vermutlich nie machen werden, oder die sich wegen großer, hässlicher Basttaschen in die Haare kriegen, zeigt Ihnen die Schattenseite Ihrer eigenen Begierde.

»Wie sehr möchte ich das haben?«, fragen Sie sich vielleicht in einem philosophischen Moment, müssen dann aber mit ansehen, wie Ihnen das betreffende Teil aus den Händen gleitet oder mit affenartigem Tempo von einer Kleiderstange heruntergerissen wird. Wer hier zögert, bleibt nackt.

Ich habe vor langer Zeit gelernt, die Umgebung vom Objekt meiner Begierde zu trennen. Als ich sieben war, kaufte meine Mutter für ihre Underground-Modeboutique in riesigen Secondhand-Kaufhäusern in Harlem ein, richtiggehenden Umschlagplätzen für Amerikas Vintage-Klamotten. In einem Raum – das werde ich nie vergessen – ragte eine Pyramide mit samtenen Kinderkleidern auf. Ein Durcheinander aus smaragdgrünem, kirschrotem, violettblauem und schwarzem Stoff, fast sechs Meter hoch. Meine Mutter sagte: »Klettere rauf, und wenn du ein Kleid ohne Löcher findest, gehört es dir.« Ich musste sehr lange wühlen, hielt löchrige Partykleider aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren gegen das Licht und entdeckte Bleichflecken, Risse und das seidene Gespinst von Mottenlöchern. Ich war den Tränen nah, hielt aber tapfer durch und konnte schließlich zwei Kleidchen präsentieren, eines aus grünem Samt, das andere königsblau mit blassblau gepunktetem Petticoat-Tüll. Shirley Temple nach einer stürmischen Nacht. Diese Kleider habe ich immer noch – meine erste Lektion in Sachen Vintage-Klamotten-Abstauben und abenteuerlichem Ausverkauf-Shoppen. Jedes kostete circa fünfzig Cent.

Bevor es Sample Sales gab, trug ich nie Designerklamotten, ich lieh sie mir höchstens oder stibitzte sie übers Wochenende vom Fashion Cupboard der australischen Vogue, wo ich eine Zeitlang gearbeitet habe. Die Kleiderstangen bei der Vogue waren eigenartig – hässlich, wunderschön, experimentell und oft in sehr, sehr kleinen Größen. Die Kleidung, die zu uns kam, wurde teils zurück nach Europa und Amerika geschickt, teils ging sie in Sydney verschollen. Da alle jungen Redakteurinnen und Assistentinnen, mit denen ich zusammenarbeitete, piekfein waren, Privatschulen besucht hatten und irgendwie immer nach feinem Reitstall aussehende Klamotten trugen, erbeutete ich die auffallenden Teile. Praktisch alles, was rot oder in Electric Blue oder aus Stretch war, galt bei der australischen Vogue als radioaktiver Müll.

In Manhattan sind derartige Dünkel natürlich unerheblich, und sie werden es mit jedem Jahr mehr. Hier sehen die Menschen gern reich aus, und jede Art von reich ist ihnen recht: auffallend vulgär oder versnobt-dezent. Es gibt wirklich alles: In der Umkleidekabine eines Sample Sale von Moschino kann man beide Gruppen beobachten: Auf der einen Seite die stinkreichen Frauen – durchtrainiert, blondgesträhnt und gewohnt zurückhaltend in hautfarbenen seidenen G-Strings, die mit ihrer Sonnenbräune verschmelzen. Sie kaufen eine Handvoll Teile und sind stundenlang zwanghaft mit der Länge eines Rocks oder der Machart eines Ärmelbündchens beschäftigt. Auf der anderen Seite der Rest der Meute: College-Studentinnen, die völlig ausgeflippte Badekleidung kaufen; Siebzigjährige in Nahtstrumpfhosen, die sich in hautenge Kleider zwängen; Künstlerinnen, die seltsame Gaultier-Teile über alte, schwarze Jeans drapieren; Angestellte, die sich ein Kleid unter den Nagel reißen, nach dem sie die ganze Saison lang geschmachtet haben – und ich mit nichts als Mänteln und hin und wieder einem Seidentuch.

Erst nach einigen Expeditionen begriff ich, dass man bei einem Sample Sale am besten einen gut gearbeiteten, schön geschnittenen Mantel kauft; alles andere wirkt neben Ihren popeligen Kleidungsstücken einfach nur lächerlich. Ich hatte mit Schuhen (immer zu hoch und eine halbe Nummer zu klein), Blazern (mit ziemlich engen, nur für Modelarme tauglichen Armlöchern) und Blusen (in denen selten eine weibliche Brust Platz hatte) experimentiert. Als demütigend empfand ich dabei immer die Konfektionsgröße: Kleidung aus Musterverkäufen gibt es, wie der Name schon sagt, in Mustergrößen, die bestenfalls einer Parodie der menschlichen Gestalt entsprechen. Um diese Wahrheit kommt man nur herum, indem man etwas findet, das voluminös ist, einen A-Linie-Schnitt oder einen dehnbaren Taillenbund hat. Wirklich gute Kleidung und Accessoires machen sich irgendwann bezahlt – dann aber richtig!

Der Mix macht’s


Ein paar teure, hochelegante Sachen sind alles, was ein Mädel braucht. Um exotische Teile hervorzuheben, ist es aber wichtig, dass Sie ansonsten neutrale, schlicht-elegante Kleidung tragen. Holly Golightly demonstrierte das ganz gut, als sie in einem kleinen Schwarzen unter dem Bett nach ihren Slingbacks aus Krokodilleder suchte. Einen hellbeigen Leinenmantel von Moschino kann ich nur mit einem schokobraunen Kleid und Handschuhen in Electric Blue dazu tragen.

Tragen Sie es richtig


Sie...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2015
Übersetzer Susanne Lötscher
Zusatzinfo 4-farbig, ca. 48 farbige Illustrationen, Lesebändchen, Pappband veredelt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Savvy Chic. The Art of More for Less
Themenwelt Literatur
Sonstiges
Schlagworte eBooks • einrichten • Essen • Gutes Leben • Inneneinrichtung • Interior design • Lebensart • Luxus • Mode • Mode, Stil, Einrichten, Reisen, gutes Leben, Lebensart, Essen, nachhaltig, Luxus • nachhaltig • Ratgeber • Reisen • Stil
ISBN-10 3-641-16253-X / 364116253X
ISBN-13 978-3-641-16253-5 / 9783641162535
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