Ein amerikanischer Albtraum (eBook)

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
848 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1027-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein amerikanischer Albtraum -  James Ellroy
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»Amerika als wilder Fiebertraum in Stakkato-Prosa - das kann nur der Höllenhund der Literatur.« Frankfurter Allgemeine Zeitung 22. November 1963: Am Dealey Plaza fallen Schüsse. Die Hintergründe des Attentats auf John F. Kennedy werden vertuscht. Ein junger Polizist kommt mit einem Überstellungsmandat und 6000 Dollar in Dallas an - und gerät ins Epizentrum explodierender amerikanischer Träume. Eine atemlose Irrfahrt durch die wildesten Jahre der US-Geschichte beginnt.

James Ellroy, Jahrgang 1948, begann seine Schriftstellerkarriere 1981 mit Browns Grabgesang. Mit Die Schwarze Dahlie gelang ihm der internationale Durchbruch. Unter anderem wurde Ellroy fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, zahlreiche Bücher wurden verfilmt, darunter L.A. Confidential.

James Ellroy, Jahrgang 1948, begann seine Schriftstellerkarriere 1979 mit Browns Grabgesang. Mit Die Schwarze Dahlie gelang ihm der internationale Durchbruch. Unter anderem wurde Ellroy fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, zahlreiche Bücher wurden verfilmt, darunter L.A. Confidential.

Wayne Tedrow Jr.
(Dallas, 22.11.63)

Sie hatten ihn nach Dallas geschickt, um einen Nigger-Luden namens Wendell Durfee umzubringen. Er war nicht sicher, ob er das bringen würde.

Der Rat der Kasinobetreiber hatte ihm den Flug bezahlt. Man hatte ihm ein Erstklassticket spendiert. Man hatte die schwarze Kasse angezapft. Man hatte ihn geschmiert. Man hatte ihm schlappe sechstausend in die Hand gedrückt.

Nicht, dass einer gesagt hätte:

Bring den Mohren um. Mach ganze Arbeit. Kassier unser Kopfgeld.

Der Flug verlief ruhig. Eine Stewardess servierte Drinks. Sie sah seine Waffe. Sie reagierte. Sie stellte doofe Fragen.

Er sagte, er arbeite im Police Department von Vegas. Er sei Leiter der Nachrichtenabteilung. Er lege Akten an und trage Informationen ein.

Sie fand das toll. Sie schmachtete ihn an.

»Was bringt Sie nach Dallas, Süßer?«

Er gab ihr Bescheid.

Ein Neger hatte auf einen Croupier beim »21« eingestochen. Er hatte den Croupier um ein Auge gebracht. Und war danach nach Big D abgehauen. Sie fand das toll. Sie servierte ihm Highballs. Die Einzelheiten behielt er für sich.

Der Croupier hatte den Angriff provoziert. Der Rat hatte das Urteil gesprochen – Tod wegen schwerer Körperverletzung.

Das Einheizen vor dem Abflug. Lieutenant Buddy Fritsch:

»Ich muss dir nicht sagen, was wir erwarten, Junge. Und muss nicht betonen, dass das deinem Vater genauso geht.«

Die Stewardess spielte Geisha. Die Stewardess rückte das hochtoupierte Haar zurecht.

»Wie heißen Sie?«

»Wayne Tedrow.«

Sie juchzte. »Dann müssen Sie der Junior sein!«

Er blickte durch sie hindurch. Er kritzelte. Er gähnte.

Sie himmelte ihn an. Sie liebte seinen Daddy. Der so oft bei ihr mitgeflogen war. Sie wusste, dass er ein bedeutender Mormone war. Und hätte zuuuuu gerne mehr über ihn gewusst.

Wayne beschrieb Wayne Senior.

Er leitete eine Küchenarbeiter-Gewerkschaft. Er sorgte für niedrige Gehälter. Er hatte Geld. Er hatte was zu melden. Er vertrieb rechtsextreme Broschüren. Er steckte mit Großkopfeten zusammen. Er kannte J. Edgar Hoover.

Der Pilot schaltete die Lautsprecheranlage ein. Dallas – pünktlich eingetroffen.

Die Stewardess rückte ihr Haar zurecht. »Sie wohnen bestimmt im Adolphus.«

Wayne schloss den Sicherheitsgurt. »Wie kommen Sie darauf?«

»Nun, Ihr Daddy hat mir gesagt, dass er stets dort absteigt.«

»Ich übernachte dort. Nicht, dass mich jemand gefragt hätte, aber dort hat man mich untergebracht.«

Die Stewardess kauerte nieder. Ihr Rock rutschte hoch. Ihr Strumpfgürtel klaffte.

»Ihr Daddy sagte, im Hotel sei ein herziges kleines Restaurant, und, na ja –«

Das Flugzeug geriet in eine Turbulenz. Die Wayne auf den Magen schlug. Er geriet ins Schwitzen. Er machte die Augen zu. Er sah Wendell Durfee.

Die Stewardess berührte ihn. Wayne machte die Augen auf.

Er sah ihre Pickel. Er sah ihre schlechten Zähne. Er roch ihr Shampoo.

»Das scheint Sie ein bisschen erschreckt zu haben, Wayne Junior.«

»Junior« machte das Maß voll.

»Lassen Sie mich in Ruhe. Ich bin nicht, was Sie suchen, und betrüge meine Frau nicht.«

13:50.

Sie landeten. Wayne stieg als Erster aus. Wayne stapfte sich das Blut in die Beine zurück.

Er ging zum Flughafengebäude. Schulmädchen verstellten den Eingang. Ein Mädchen weinte. Eines fummelte an einem Rosenkranz.

Er wand sich durch. Er folgte den Gepäckhinweisen. Leute gingen an ihm vorbei. Sie sahen fix und fertig aus.

Rote Augen. Schluchz-schluchz. Frauen mit Kleenex-Tüchern.

Wayne blieb an der Gepäckausgabe stehen. Kinder flitzten vorbei. Sie schossen mit Spielzeugpistolen. Sie lachten.

Ein Mann kam auf ihn zu – eine Prolo-Type – groß und fett. Er trug einen Stetson. Er trug große Stiefel. Er trug eine .45er mit Perlmuttgriff.

»Wenn Sie Sergeant Tedrow sind, bin ich Officer Maynard D. Moore vom Police Department Dallas.«

Sie schüttelten sich die Hand. Moore kaute Kautabak. Moore benutzte Billig-Cologne. Eine Frau ging vorbei – schluchz-schluchz – sie hatte eine knallrote Nase.

»Was ist denn los?«, fragte Wayne.

Moore lächelte. »Ein Spinner hat den Präsidenten erschossen.«

Die meisten Läden machten vorzeitig dicht. Die Staatsflagge hing auf halbmast. Einige Leute hatten die Südstaatenflagge gehisst.

Moore fuhr Wayne in die Stadt. Moore hatte einen Plan: Zuerst beim Hotel vorbeischauen / du richtest dich ein / dann machen wir den Negeraffen ausfindig.

John F. Kennedy – tot.

Der Schwarm seiner Frau.

Die fixe Idee seiner Stiefmutter. Beim Anblick von Jack wurde Janice feucht. Was Janice Wayne Senior wissen ließ. Wofür Janice büßte. Janice hinkte. Janice zeigte die Striemen auf ihren Schenkeln.

Tot war tot. Er konnte es nicht fassen. Er kam nicht damit zurecht.

Moore kaute Red-Man-Tabak. Moore spuckte den Saft zum Fenster hinaus. Ein paar Schüsse knallten. Freudenfeiern in den Vorstädten.

»Manche sind gar nicht so traurig«, sagte Moore.

Wayne zuckte mit den Schultern. Sie fuhren an einem Plakat vorbei – JFK und die UNO.

»Hast wohl heute nicht deinen gesprächigen Tag. Ich muss sagen, ich hab’s bei Überstellungsanträgen mit lustigeren Kollegen zu tun gehabt.«

Ein Schuss knallte. Ganz nah. Wayne griff an sein Halfter.

»Na, na! Du bist echt nervös, Junge!«

Wayne fummelte an der Krawatte. »Ich will’s ganz einfach hinter mir haben.«

Moore überfuhr ein Stopplicht. »Mal immer mit der Ruhe. Dauert bestimmt nicht mehr lange, bis Mr. Durfee unserm gefallenen Helden die schwarze Patschhand reichen darf.«

Wayne kurbelte sein Fenster hoch. Worauf der Duft von Moores Kölnischwasser im Wageninnern blieb.

»Bin mehrmals im Lost Wages gewesen«, sagte Moore. »Ja, ich stehe momentan beim Dunes ganz schön in der Kreide.«

Wayne zuckte mit den Schultern. Sie fuhren an einer Bushaltestelle vorbei. Eine junge Schwarze weinte.

»Ich hab auch einiges über deinen Daddy gehört. Er soll in Nevada eine ziemlich große Nummer sein.«

Ein Lastwagen überfuhr ein Stopplicht. Der Fahrer winkte mit einer Bierdose und einem Revolver.

»Meinen Vater kennen viele. Und wenn alle sagen, dass sie ihn kennen, hat man’s mit der Zeit ziemlich dicke.«

Moore lächelte. »He, auf dem Gebiet scheinst du ziemlich kitzlig zu sein.«

Paraden-Konfetti. Ein Schaufensterschild: Big D liebt Jack & Jackie.

»Ich hab auch einiges über dich gehört. Manches an dir soll deinem Daddy gar nicht passen.«

»Und das wäre?«

»Sagen wir, gewisse Nigger-Freunde. Sagen wir, dass du Sonny Liston rumchauffierst, wenn er nach Vegas kommt, weil das PD Schiss hat, dass er wegen Suff und weißen Weibern Ärger kriegt, und dass du ihn magst, während du die netten Ithaker, die euer Städtchen sauber halten, nicht magst.«

Der Wagen fuhr in ein Schlagloch. Wayne knallte aufs Armaturenbrett.

Moore starrte Wayne an. Wayne starrte zurück. Einer hielt dem Blick des anderen stand. Moore überfuhr ein Stopplicht. Wayne gab als Erster nach.

Moore zwinkerte ihm zu. »Am Wochenende geht’s rund.«

Die Lobby war schick. Mit dicken Teppichen. In denen sich die Stiefelabsätze der Männer festhakten.

Die Gäste wiesen mit dem Finger nach draußen – da, da, da – die Autoparade war am Hotel vorbeigefahren. JFK war vorbeigefahren. JFK hatte gewinkt. JFK war ganz nahe gewesen.

Die Gäste unterhielten sich. Fremde sprachen Fremde an. Die Männer trugen Western-Anzüge. Die Frauen trugen Möchtegern-Jackie-Kostüme.

Frisch eingetroffene Gäste belagerten die Rezeption. Moore improvisierte. Moore führte Wayne in die Bar.

Gerammelt voll – jede Menge Barbesucher.

Ein Fernseher stand auf einem Tisch. Ein Barmann drehte die Lautstärke hoch. Moore drängte zu einer Telefonkabine. Wayne sah fern.

Die Gäste schwatzten. Die Männer trugen Hüte. Sie trugen Cowboystiefel mit hohen Absätzen. Wayne stellte sich auf die Zehen. Wayne erhob sich über die Hutränder.

Das Bild lief und blieb stehen. Tonrauschen und Wirrwarr. Polizisten. Ein magerer Knilch. Worte: »Oswald« / »Waffe« / »Roter Sympath –«

Ein Bursche fuchtelte mit einem Gewehr. Die Reporter drängten sich ran. Kameraschwenk. Da – der Knilch. Er trägt Angst und blaue Flecken zur Schau.

Der Lärm war ohrenbetäubend. Der Rauch war erstickend. Waynes Beine wurden müde.

Ein Mann hob das Glas. »Oswald gehört ein –«

Wayne stellte sich wieder auf die Füße. Eine Frau drängte an ihm vorbei – nasse Wangen und zerfließende Wimperntusche.

Wayne ging zur Telefonkabine. Moore hatte die Tür einen Spalt weit geöffnet.

»Jetzt hör mal zu, Guy«, sagte er. »Ich muss für ein Milchbubi bei ’ner Schwachsinns-Überstellung Kindermädchen spielen –«

»Schwachsinn« machte das Maß voll.

Wayne versetzte Moore einen Hieb. Moore drehte sich um. Die Hosenbeine rutschten ihm hoch.

Mist – Messer im Stiefelschaft. Ein Messingschlagring in einer Socke.

»Wendell Durfee, weißt du noch?«, fragte Wayne.

Moore stand auf. Moore wirkte wie hypnotisiert. Wayne folgte seinem Blick.

Er bemerkte den Fernseher. Er bemerkte eine Bildunterschrift. Er bemerkte ein Foto: »Gefallener Officer J. D....

Erscheint lt. Verlag 27.2.2015
Reihe/Serie Die Underworld-Trilogie
Übersetzer Stephen Tree
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1963 • 20. Jahrhundert • 20. Jh. • Agent • Agentenroman • Alptraum • Alte Fälle • Amerika • Amerikanische Geschichte • Amerikanischer Autor • Amerikanischer Traum • Band 2 • Bestsellerautor • Cops • Dallas • Die schwarze Dahlie • Ermittlungen • FBI • Hardboiled • Hardboiled Krimis • historisch • historischer Romen • Horror • kennedy • Klassiker • Krimi • Kriminalroman • LAPD • Literarische Belletristik • Literatur • Lügen • Mafia • Mord • Noir • Polizei • Polizist • Präsident • Schrecken • spannend • Spannung • Suspense • Thriller • Trilogie • Underworld • USA • Verrat • Widersacher • zweites Buch
ISBN-10 3-8437-1027-9 / 3843710279
ISBN-13 978-3-8437-1027-5 / 9783843710275
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