Die Goblins (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-0927-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Goblins -  Jim C. Hines
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Jig ist ein Goblin. Ein kleiner, schwächlicher Goblin. Wenn er eines nicht sein will, dann ein Held. Eines Tages jedoch fällt er einigen Abenteurern in die Hände, die in seine Heimat eindringen. Sie verlangen, dass er sie zu einem magischen Artefakt führt. Dumm nur, dass sich das Artefakt in den Tiefen eines höchst gefährlichen Höhlensystems befindet, in den Klauen eines Drachen. Um dieser misslichen Lage zu entfliehen, bleibt dem bibbernden Jig nur eine Wahl: Er muss zum Helden werden ... irgendwie...

2
 
BARIUS’ WUNDER PUNKT


Jig hatte schon viele unerfreuliche Dinge durchgemacht, vom Saubermachen der Hinterlassenschaften betrunkener Goblins, die es nicht mehr rechtzeitig zur Latrine geschafft hatten, bis zu jenen Nächten, in denen Golaka beschlossen hatte, beim Kochen zu singen. Nichts davon hatte Jig darauf vorbereitet, hilflos herumzusitzen, während die Leute, die ihn gefangen genommen hatten, darüber diskutierten, ob sie ihn töten sollten oder nicht.

»Er könnte uns helfen«, sagte Darnak. »Schau dir Riana an. Sie hat das Schloss an dem Tor so sauber geknackt, wie man es sich nur wünschen kann. Gerüchte besagen, dass der Weg, den wir einschlagen müssen, ›in wässrige Dunkelheit gehüllt‹ ist – vielleicht weiß er, wo wir ihn finden.«

»Vielleicht tut er das. Doch es liegen Welten zwischen einer Elbe, selbst einer von Rianas Stand, und einem Goblin.« Barius warf einen Blick auf Riana, die der Unterhaltung ebenso gespannt folgte wie Jig. »Du solltest nach anderen Monstern Ausschau halten, Mädchen.«

Andere Monster. Dass sie Jig für ein Monster hielten, heiterte ihn ein wenig auf. Monster war ein Schritt nach vorn im Vergleich zu ›Plage‹, wie die meisten Abenteurer Jigs Art kategorisierten.

»Einen Goblin einzuladen, sich uns anzuschließen, heißt Verrat, Feigheit und Hinterlist in unsere Betten einzuladen«, erklärte Barius. »Was er uns an Hilfe anbieten könnte, rechtfertigt das Risiko nicht.«

»Ha! Als ob du jemals jemanden in dein Bett bekommen hättest, ohne mit deinem Gold und deinem Titel herumzuprotzen!«

Jig versuchte sich das Lachen zu verkneifen und wäre fast daran erstickt. Barius wirbelte herum, als der Goblin hustete und nach Luft rang. Die blassen Lippen des Menschen wurden zu einem schmalen Strich, doch dann zuckte er die Schultern und wandte sich wieder dem Zwerg zu. Er weiß nicht, dass ich ihre Sprache verstehe, erkannte Jig und blickte dankbar auf die Tage zurück, als die älteren Goblins herumgesessen hatten und die Fähigkeiten der Jüngeren in Mensch getestet hatten, der vorherrschenden Sprache der Oberflächenbewohner. Jedes falsch ausgesprochene Wort war damals mit einem Tritt in den Hintern belohnt worden.

»Zu wissen, was dein Feind sagt, kann dir das Leben retten«, hatte ein Goblin erklärt, während Jig am Boden lag. Mit einem harten Lachen fügte er hinzu: »Wird es aber wahrscheinlich nicht.«

Mehr um seinen geschundenen Körper zu schützen, als um einen Vorteil über seine zukünftigen Feinde zu erlangen, hatte Jig schnell gelernt.

Bevor Prinz Barius seine Argumentation wieder aufnehmen konnte, hob Darnak eine fleischige Hand und sagte: »Ich würde ihn ebenso schnell in die Hölle schicken wie du, Eure Majestät, so wie ich es mit einer Schlange täte, die in den Palast geschlüpft ist. Doch selbst eine Schlange hat ihren Nutzen. Du warst immer schnell dabei, wenn es darum ging, Sachen wegzuwerfen ohne nachzudenken. Dies ist kein Spiel, und wir könnten hier unten schneller getötet werden, als du dich anpissen kannst.«

»Zugegeben«, erwiderte Barius und klang dabei, als ob er etwas schlagen wollte. »Aber vielleicht hast du deine eigenen Worte nicht gehört? Das ist exakt der Grund, weshalb ich finde, wir sollten den Goblin eliminieren.«

»Aye. Töte die Schlange, wenn du willst, aber sage mir, wie planst du, anschließend ihr Loch zu finden?«

Barius setzte zu einer Antwort an; dann hielt er inne, als die Worte des Zwergs einsickerten.

»So ist es recht«, sagte Darnak. »Der Teufel soll mich holen, wenn es mir nicht gerade gelungen ist, in deinen Granitschädel einzudringen! Wer weiß, wie viele von ihnen sich in diesen Tunneln verstecken? Ich für mein Teil wüsste lieber ein bisschen mehr über den Weg, der vor uns liegt. Andernfalls wird man auf einmal wahrscheinlich feststellen müssen, dass man in etwas Unangenehmes getreten ist.«

Jig verzog keine Miene, als sie ihn ansahen. Sie wollten ihn benutzen als … was? Einen Führer? Wenn ja, würden sie höchstwahrscheinlich enttäuscht sein.

Klar, er kannte einige der Tunnel. Jeder Goblin tat das. Genauer gesagt, jeder Goblin, der sein zwölftes Jahr überlebte.

Das war das Alter, in dem jeder Goblin auf neutrales Territorium gebracht und dort allein zurückgelassen wurde. Es war eine Prüfung, um zu sehen, wer den Lageplan der verschlungenen und verästelten Tunnel und Gänge gelernt hatte. Viele wanderten tagelang durch die Finsternis. Jig selbst hatte fast acht Stunden gebraucht, um den Weg zurück zur Höhle zu finden. Aber er war schlau gewesen. Ein paar Wochen vorher hatte er einige der älteren Goblins mit Essen bestochen, das er aus Golakas Küche geklaut hatte. Als Gegenleistung hatten sie ihm die Tricks der Tunnel verraten. Er lernte, die Neigung des Untergrundes zu ertasten und auf Echos zu lauschen, die von offenen Kavernen flüsterten. Er lernte den groben Lageplan gut genug, um den Hobgoblins oder den Echsenfischen und ihrem See aus dem Weg zu gehen.

Er hatte auch zahlreiche Geschichten über die Scheusale gehört, die den geheimen Tunnel zu den unteren Ebenen bewachten, und über den grauenvollen Tod, welcher jeden Goblin erwartete, der töricht genug war, allein und ohne Orientierung durch die unterirdischen Gänge zu wandern.

»Schlimmer als Echsenfische?«, hatte er gefragt und dabei versucht, nicht zu zittern.

Die älteren Goblins hatten gelacht. »Wenn deine Haut zusammenschrumpft und deine Knochen sich durch dein Fleisch bohren, dann wirst du dir wünschen, einen angenehmen Tod bei den Echsenfischen gestorben zu sein.«

Einundvierzig Goblins, Jig mitgezählt, gingen an jenem Tag in die Dunkelheit. Neunzehn schafften es zurück. Diejenigen mit Fackeln starben als Erste, denn das Fackellicht war wie ein Signalfeuer für Hobgoblins und andere Kreaturen. Einige der Leichen wurden von Patrouillen gefunden, manche durch ein Hobgoblinschwert umgekommen, andere durch Pfeile oder eine einzelgängerische Bestie, die in den tieferen Tunneln herumstreifte. Doch die Widerwärtigkeit dieser Tode war nichts, verglichen mit Jigs Albträumen von den anderen, denjenigen, die spurlos verschwunden blieben. Es kursierten viele Geschichten über die Bewohner der tieferen Tunnel. Nicht eine davon endete glücklich, und die meisten ließen die Ermordung durch Hobgoblins wie eine angenehme Art erscheinen, seinen Nachmittag zu verbringen.

Jig hatte sich alles eingeprägt, was er über diese Tunnel lernen konnte, und er konnte seinen Weg blind und taub finden. Er hatte sich durch die Dunkelheit bewegt, eine Hand immer an der Wand, und sich nur auf sein Gedächtnis verlassen. An jenem Tag war das Gedächtnis stärker als Angst und Verwirrung gewesen, und Jig hatte es nach Hause geschafft.

Aber die Abenteurer wollten von ihm, dass er sie über die Grenze des Goblinterritoriums und die neutralen Tunnel hinaus führte. Wenn er erst einmal diese Grenze überschritten hatte, war er ebenso hilflos wie jeder Oberflächenbewohner.

Was also sollte er tun? Er würde sie nicht zurück ins Goblinlager führen. Seine Aufgabe war es, die Höhle zu beschützen. Auch wenn Porak und die anderen ihn auf sich allein gestellt losgeschickt hatten, musste er dennoch versuchen, die Abenteurer aufzuhalten.

Es sei denn, er konnte sie austricksen. Er fuhr sich mit der Hand über die Spitze eines Fangzahns, während er über diesen Gedanken nachdachte. Wenn er die Abenteurer ins Lager lockte, ohne ihnen zu sagen, wohin sie gingen, würde es keine Rolle spielen, wie stark oder mächtig sie waren. Die Goblins würden sie durch ihre schiere Masse überwältigen. Viele Goblins würden sterben, sicher. Goblins starben immer. Das war ein Charakteristikum des Goblintums.

Moment mal – vielleicht musste er überhaupt keine Goblinleben aufs Spiel setzen! Wie wäre es, wenn er sie westlich führte, auf die Hobgoblins zu? Hobgoblins waren größer, stärker und bessere Kämpfer. In dem resultierenden Durcheinander könnte Jig entkommen und ins Lager zurücklaufen. Bis dahin wäre auch Porak zurück. Wahrscheinlich würde er darüber lachen, wie Jig weggelaufen war und sich verirrt hatte. Jig konnte sich den überraschten Ausdruck auf Poraks Gesicht vorstellen, wenn er nicht nur lebend zurückkehrte, sondern überdies noch allen erzählte, wie er eigenhändig drei Abenteurer in den Tod geführt hatte. Nicht einmal Porak konnte einen solchen Sieg an seine Fahnen heften.

Was war die beste Methode, um sie auf Hobgoblinterritorium zu locken? Er musste herausfinden, was sie wollten. Schätze offensichtlich. Alle Abenteurer wollten Schätze. Sie schienen sie mehr zu wollen als Essen oder Wasser oder Luft zum Atmen. Aber was sonst noch? Den Edelsteinen an Barius’ Schwert nach zu urteilen, war diese Bande schon reicher als die durchschnittlichen Abenteurer. Welche Belohnung würde ihre Gier so weit anstacheln, dass sie ohne nachzudenken in den Tod liefen?

Seine Ohren schossen in die Höhe. Herauszufinden, was die Abenteurer wollten, würde warten müssen. Wenn ihn nicht alles täuschte, kamen diese fernen Stimmen, die er aus dem Tunnel hörte, näher, und sie klangen nach Goblins. Sein Mut sank. Sie klangen nach betrunkenen Goblins. Gleich darauf bemerkten es auch die anderen.

»Was ist das jetzt schon wieder?«, fragte Darnak und wandte sich Jig zu. »Noch mehr von deiner Sorte? Hast geplant zu warten, bis deine Freunde kommen und es mit uns aufnehmen, was?«

»Wir sollten ihn jetzt umbringen, bevor er seine Kameraden warnen kann«, schlug Barius vor.

»Nein!« Jig schrie, bevor er sich davon abhalten konnte.

Ihre Augen wurden groß. »Der kleine Scheißkerl spricht unsere Sprache.« Darnak lachte. »Hast...

Erscheint lt. Verlag 12.3.2015
Reihe/Serie Die Goblin Saga
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Goblinquest
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte All Age Fantasy • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Game of Thrones • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Low Fantasy • Tolkien • Troll • Zeitreisen
ISBN-10 3-7325-0927-3 / 3732509273
ISBN-13 978-3-7325-0927-0 / 9783732509270
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