Im letzten Ausbildungsjahr wartet ein echtes Highlight auf die Jung-Agenten: Zusammen mit ihren amerikanischen Mitschülern geht's zum Grand Canyon und nach Hollywood! Doch dann wird ihr Flug nach Costa Rica umgelenkt, in ein geheimes Kampftrainingslager - was Sam bald ziemlich Spanisch vorkommt. Misstrauisch stellt er Nachforschungen an und findet prompt heraus, wer tatsächlich hinter dem mysteriösen Camp steckt: die fiesen Gangster Sammieboy und Emma Block!
Jonas Boets war immer schon ein großer Fan der Bücher von Anthony Horowitz. Diese und die James-Bond-Filme sowie »Mission Impossible« haben ihn zu seiner Serie Spy School inspiriert. Jonas Boets hat darüber hinaus etliche erfolgreiche Thriller für Jugendliche veröffentlicht.
1
»Wie war’s heute in der Schule?«
»Normal.«
»Lief die Prüfung denn einigermaßen gut?«
»Ja, war ganz okay.«
»Viel zu tun für morgen?«
»Ziemlich.«
»Na, dann fang mal schnell an, wir essen in einer Stunde.«
Sam seufzte, schulterte seine Tasche und polterte die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. So war es jeden Tag: Seine Mutter bekundete Interesse an den schulischen Aktivitäten ihres Sohnes und er antwortete immer mit denselben nichtssagenden kurzen Sätzen.
Jetzt würde Sam bis zur Essenszeit einfach noch eine Stunde in seinem Zimmer auf dem Bett liegen und Comics lesen. Dann würde seine Mutter fragen, ob er seine Hausaufgaben schon gemacht habe. Er würde wie immer Ja sagen, woraufhin seine Mutter ihrem Mann wieder einmal mitteilen würde, was für einen schlauen Sohn sie doch hatten. Dann würde sie das Essen austeilen und Herrn Smith fragen, wie sein Tag gewesen sei. Der würde seinerseits einige der seiner Meinung nach besten Anekdoten des Tages erzählen – »Ruft diese Friseurin mich an, um mir zu sagen, ich hätte einen Karton in ihrem Laden vergessen! Musste ich noch einmal ganz zurückfahren, man macht schon was mit!« –, wonach die Mahlzeit stillschweigend beendet werden würde. Jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr aufs Neue.
»Sam! Essen ist fertig!«, rief die Mutter zu ihm herauf.
Sam wurde es ganz anders zumute. Irgendetwas stimmte nicht. Er wollte nicht zum Essen gehen. Dieses langweilige Leben ödete ihn an.
»Sam!«
Wie kam es nur, dass er hier auf seinem Zimmer war? Hatte er sein altes Leben nicht aufgegeben?
»Sam!«
Sam schloss die Augen und hielt sich die Ohren zu. Das konnte doch nicht wahr sein. Er hatte absolut keine Lust auf das stinknormale Leben seiner Eltern.
»Sam!«
Sam öffnete die Augen. Verblüfft blickte er in Daphnés Augen.
»Was? Wie? Wo bin … ich?«
Daphné lächelte. »Mannomann. Das muss ja ein verrückter Traum gewesen sein!«
Sam rieb sich die Augen und sah sich um. Er saß auf einer Bank in einem großen Park. Offenbar war er eingenickt.
»Ich habe geträumt, ich sei wieder zu Hause«, sagte er. »Alles war wie früher. Mutter hat genau dieselben Fragen gestellt, mein Zimmer hat wie früher ausgesehen …«
»Puh, das muss ja wirklich ein Albtraum gewesen sein!«, sagte Daphné. »Jetzt bist du sicher froh, dass du aufgewacht bist.«
Sam lachte. »Ja, ich bin wirklich ganz schön erleichtert! Wie lange habe ich denn geschlafen?«
»Gar nicht so lange«, antwortete Daphné. »Aber lange genug. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
»Sorgen?«
»Ja, sicher! Du musst doch gleich deine Prüfung für die Winterspiele ablegen!«
Sam schlug sich an die Stirn. Wegen des Traums hätte er beinahe seine Prüfung vergessen.
Jedes Jahr reisten die Schüler der Spy School über den Atlantik und statteten ihren Kollegen von der CIA einen Besuch ab. Während ihres Aufenthalts in Amerika wurden die sogenannten Winterspiele abgehalten. Die vier Klassen der Spy School traten gegen die jeweils parallelen amerikanischen Klassen an. Jeder Schüler musste eine Prüfung ablegen. Am Ende wurden die Ergebnisse zusammengezählt, um den Sieger zu ermitteln.
Die diesjährigen Winterspiele waren jedoch anders als sonst. Die Schüler der Spy School wohnten nun schon beinahe eineinhalb Jahre in Amerika, weil im Jahr zuvor einer ihrer Mitschüler ihr Schulgebäude in England in die Luft gejagt hatte.
Überall war über die Explosion berichtet worden. Für eine Geheimagentenschule war das definitiv zu viel öffentliche Aufmerksamkeit. Präsident-Generaldirektor Autumn hatte darum beschlossen, die Spy School an einen anderen Ort zu verlegen. Irgendwo außerhalb von London hatte man schnell mit den Bauarbeiten für einen neuen Komplex begonnen.
Glücklicherweise hatte sich die CIA bereit erklärt, der Spy School so lange Unterschlupf zu gewähren, bis ihr neues Gebäude fertiggestellt war.
Das Hauptquartier der amerikanischen Geheimagentenschule lag in Langley, im Staat Virginia. Genau genommen hieß die Ortschaft schon seit 1910 eigentlich McLean, nach einem Mann, der damals die Entwicklung des Städtchens maßgeblich geprägt hatte. Trotzdem hatte sich aus unerfindlichen Gründen der Name Langley für den Standort der CIA gehalten.
Bisher hatte die Spy School bei den Winterspielen nicht glänzen können. Sams Klasse, die D-Klasse, hatte einen Rückstand von 2 zu 5. Sollte Sam nun auch noch verlieren, wäre die Niederlage für die gesamte Klasse bereits besiegelt.
»Wo muss ich hin?«, fragte er Daphné.
Daphné zeigte zur anderen Seite des Parks.
»Siehst du die Leute dort warten?«
Sam sah hinüber. »Ja.«
»Tja, die warten alle auf dich!«
Sam lief vor Verlegenheit rot an und rannte los. Zusammen mit Daphné zwängte er sich durch die Menge zu einem Tisch mit zwei Stühlen, auf dem zwei mit Wasser gefüllte Gläser standen. Dort saß schon ein kräftiger Junge mit kurzem, dunklem Haar und dem Anflug eines Bartansatzes.
Jimmy Mortimer von den CIA-Schülern war Sams Gegner bei der Hypnoseprüfung. Jimmy war ein Neuling bei der CIA. Er gehörte nicht zu einer bestimmten Klasse, sondern nahm je nach Fach in unterschiedlichen Klassen am Unterricht teil. Das hieß aber nicht, dass Jimmy kein ernst zu nehmender Gegner war. Er hatte einen Blick in den Augen, der die meisten Schüler schon von vorneherein zum Aufgeben brachte. Es kursierte sogar das Gerücht, dass er einmal einen Mitschüler buchstäblich mit Basiliskenblick zu Boden gebracht habe. Doch Sam hatte keine Angst, dass es ihm wie den anderen ergehen könnte. Er eilte zu dem freien Stuhl und setzte sich.
Herr Spring sollte die Hypnoseprüfung leiten. Er war der mit Abstand wichtigste Hypnoseexperte auf der Spy School, kannte die neuesten Techniken und erfand selbst immer wieder neue. Die Aufgabe war schon seit acht Jahren immer gleich: Die Teilnehmer mussten mit einer kurzen Hypnose ihren Gegner dazu bringen, sich ein Glas Wasser über den Kopf zu gießen. Gerade wegen dieser Schlichtheit war die Prüfung ein fester Bestandteil der Sommer- und Winterspiele.
»Wie freundlich von Ihnen, dass Sie uns noch die Ehre geben, Herr Smith«, sagte Spring mit angesäuertem Gesicht. Wie alle Lehrkräfte der Spy School konnte er Unpünktlichkeit nicht ausstehen. Pünktlichkeit war eine wichtige Eigenschaft eines Geheimagenten.
»Sagen Sie Bescheid, wenn Sie anfangen möchten«, fuhr Spring fort. »Herr Mortimer und ich haben alle Zeit der Welt. Gerade wollten wir besprechen, wie wir unsere Zeit noch totschlagen könnten. Wie wäre es zum Beispiel damit, einen Toaster anzustarren, bis das Brot herausspringt? Oder die Grashalme in diesem Park zu zählen?«
Sam stieg die Schamesröte ins Gesicht.
»Entschuldigen Sie bitte, Herr Spring. Ich war eingeschlafen …«
»Eingeschlafen? Na, zum Glück wollen Sie nur Geheimagent werden. Die können ja jederzeit unbekümmert ein Nickerchen machen!«
Spring blickte auf seine Armbanduhr.
»Aber gut. Wir haben schon genug Zeit vergeudet, fangen wir an. Meine Herren, sind Sie bereit?«
Sam und Jimmy nickten.
»Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Sie dürfen beginnen!«
Sam und Jimmy sahen sich an. Diese Prüfung erforderte höchste Konzentration. Man musste den Widerstand des Gegners brechen und dann zuschlagen.
Doch Sam konnte sich nur schwer konzentrieren. Der Traum von vorhin spukte ihm noch durch den Kopf. Bedeutete er, dass er seine Eltern vermisste? Oder war gerade das Gegenteil der Fall?
Plötzlich spürte Sam, wie Jimmys mächtiger Wille sich ihm aufzwang. Sein Arm näherte sich dem Glas. Die Zuschauer hielten überrascht den Atem an.
Sam konzentrierte sich wieder und konnte Jimmy aus seinem Kopf verdrängen. Sein Arm zog sich von dem Glas zurück. Nun versuchte er seinerseits anzugreifen, scheiterte aber an Jimmys stählernem Willen. Da gab es kein Durchkommen.
Erneut ließ Sams Aufmerksamkeit nach. Was bedeutete es, dass er plötzlich wieder mit dem Trott seines alten Lebens konfrontiert worden war? Er hatte zwar schon früher ab und an von zu Hause geträumt, doch dann war immer etwas Aufregendes passiert. Dieses Mal nicht, dieses Mal war es einfach nur das stinknormale Leben von früher gewesen. Vielleicht bedeutete das ja, dass ihm bald wieder ein langweiliges Leben drohte. Vielleicht hatte es aber auch gar nichts zu bedeuten und war einfach nur ein Albtraum, sonst nichts.
Sam fragte sich, warum er sich von seinem Traum so...
Erscheint lt. Verlag | 9.3.2015 |
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Reihe/Serie | Die Spy-School-Reihe |
Die Spy-School-Reihe | SPY SCHOOL |
Übersetzer | VerlagsService Mihr GmbH |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Sam Smith - En Operatie Zwarte Regen |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre | |
Schlagworte | ab 10 • ab 12 • Abenteuer für Jungs • Agenten • eBooks • Internat • James Bond • James Bond, Internat, Young James Bond, Agenten, Krimi, Kinderbuch, Abenteuer für Jungs, Muchamore, Spannung, Schule • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderkrimi • Krimi • Muchamore • Schule • Spannung • Young James Bond |
ISBN-10 | 3-641-14238-5 / 3641142385 |
ISBN-13 | 978-3-641-14238-4 / 9783641142384 |
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