Die Stadt der besonderen Kinder (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
480 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42829-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Stadt der besonderen Kinder -  Ransom Riggs
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Die Fortsetzung von »Die Insel der besonderen Kinder« von Bestseller-Autor Ransom Riggs Mit Müh und Not konnten Jakob und die besonderen Kinder aus der Zeitschleife, der Insel Cairnholm, vor ihren Feinden fliehen. Nun sind sie im England der 1940er Jahre gestrandet, immer noch verfolgt und ohne Beistand von Miss Peregrine, die sich nicht mehr in ihre Menschengestalt verwandeln kann. Um Miss Peregrine zu retten, brauchen die Kinder eine andere Magierin. Gerüchteweise lebt eine in London, und so machen sie sich auf den gefährlichen Weg in die zerbombte Stadt. Dort angekommen, finden sie schließlich Miss Wren und glauben schon, gerettet zu sein. Doch ausgerechnet hier, in ihrer vermeintlichen Zuflucht, erwartet sie der größte Verrat. »Besticht durch seine packende, ans Zeitalter der Wunder erinnernde Atmosphäre, stilistische Brillanz, Erzählfreude und tolle Ideen.« Phantastik-News.de über »Die Stadt der besonderen Kinder« Der zweite Band der erfolgreichen historischen Fantasy-Reihe rund um Jacob Portman und die besonderen Kinder. Die komplette Fantasy-Reihe des amerikanischen Bestseller-Autors Ransom Riggs im Überblick: Band 1 - Die Insel der besonderen Kinder Band 2 - Die Stadt der besonderen Kinder Band 3 - Die Bibliothek der besonderen Kinder Band 4 - Der Atlas der besonderen Kinder Band 5 - Das Vermächtnis der besonderen Kinder Band 6 - Die Zukunft der besonderen Kinder Bonus - Die Legenden der besonderen Kinder

Ransom Riggs wuchs in einem kleinen Fischerdorf im südlichen Florida auf, einer Region, in der sich viele Amerikaner zur Ruhe setzen. Um nicht vor Langeweile zu sterben, begann er, in Musikbands zu spielen und mit seinen Freunden Filme zu drehen. Später studierte er in Ohio und Los Angeles Literatur und Filmproduktion. Ransom Riggs dreht heute Werbefilme für Firmen wie Absolut Vodka und Nissan und arbeitet als Drehbuchautor, Journalist und Fotograf. Mehr Informationen finden sich auf seiner Website: www.ransomriggs.com

Ransom Riggs wuchs in einem kleinen Fischerdorf im südlichen Florida auf, einer Region, in der sich viele Amerikaner zur Ruhe setzen. Um nicht vor Langeweile zu sterben, begann er, in Musikbands zu spielen und mit seinen Freunden Filme zu drehen. Später studierte er in Ohio und Los Angeles Literatur und Filmproduktion. Ransom Riggs dreht heute Werbefilme für Firmen wie Absolut Vodka und Nissan und arbeitet als Drehbuchautor, Journalist und Fotograf. Mehr Informationen finden sich auf seiner Website: www.ransomriggs.com

Teil I


1. Kapitel


Wir ruderten aus dem Hafen, vorbei an Booten, die auf dem Wasser tanzten und rostige Tränen aus den Schweißnähten ihrer Rümpfe weinten. Vorbei an Seevögeln, die reglos auf den muschelbewachsenen Überresten gesunkener Docks hockten. Vorbei an Fischern, die ihre Netze sinken ließen und uns anstarrten, unsicher, ob wir echt waren oder eine Ausgeburt ihrer Fantasie, eine Prozession von Geistern auf dem Wasser. Und mehr würden wir bald vielleicht auch nicht mehr sein. Zehn Kinder und ein Vogel ruderten in drei schmalen, wackeligen Booten ruhig und kraftvoll aufs Meer hinaus, den einzigen sicheren Hafen im Umkreis vieler Meilen hinter sich lassend, felsig und verwunschen im blaugoldenen Licht der Dämmerung. Unser Ziel, die zerklüftete Küste von Wales, lag irgendwo vor uns, nur schemenhaft erkennbar, wie ein verlaufener Tintenfleck am fernen Horizont.

In einigem Abstand ragte der Leuchtturm auf, der erst am Abend zuvor zum Schauplatz schrecklicher Ereignisse geworden war. Dort wären wir beinahe ertrunken, während um uns herum Bomben explodierten und wir fast von Kugeln zerfetzt wurden. Dort hatte ich eine Waffe genommen, abgedrückt und einen Mann getötet, eine Tat, die mir immer noch unbegreiflich schien. Dort hatten wir Miss Peregrine verloren und zurückgeholt – den stählernen Klauen eines U-Boots entrissen. Allerdings war diese Miss Peregrine, die wir zu uns zurückgeholt hatten, angeschlagen und brauchte Hilfe, aber wir wussten nicht, wie wir ihr helfen konnten. Sie stand auf dem Heck unseres Bootes und sah zu, wie der von ihr geschaffene Zufluchtsort langsam verschwand, mit jedem Ruderschlag ein Stück weiter verlorenging.

Schließlich ruderten wir an der Mole vorbei hinaus in die leere Weite, und die glasklare Wasseroberfläche des Hafens wurde von kleinen Wellen abgelöst, die gegen die Seiten unserer Boote schlugen. Ich hörte ein Flugzeug, das hoch oben durch die Wolken glitt, ließ die Ruder schleifen und reckte den Hals, war gebannt von der Vorstellung, wie unsere kleine Armada wohl aus solcher Höhe aussehen mochte: die Welt, für die ich mich entschieden hatte, mit allem, was dazugehörte – unsere kostbaren besonderen Leben, die in drei Holzsplittern auf der unerschrockenen Weite des Meeres trieben.

Erbarmen.

***

Unsere Boote glitten mühelos durch die Wellen, Seite an Seite, ein wohlwollender Strom trug uns in Richtung Küste. Wir ruderten abwechselnd, um die Erschöpfung hinauszuzögern, dabei fühlte ich mich doch so stark, dass ich mich fast eine Stunde lang geweigert hatte, abgelöst zu werden. Ich verlor mich im Rhythmus der Ruderschläge, meine Arme zogen lange Ellipsen durch die Luft, als würde ich etwas an mich heranziehen wollen, das sich widersetzte. Hugh betätigte die Ruder mir gegenüber. Hinter ihm, im Bug, saß Emma, die Augen verborgen unter der Krempe ihres Sonnenhutes und den Kopf über eine Karte gesenkt, die auf ihren Knien ausgebreitet lag. Jedes Mal, wenn sie ihren Kopf hob, um einen prüfenden Blick zum Horizont zu werfen, verlieh mir ihr von der Sonne beschienenes Gesicht ungeahnte Kräfte.

Ich glaubte, für immer so weiterrudern zu können. Horace rief von einem der anderen beiden Boote fragend herüber, wie viel Ozean noch zwischen uns und dem Festland läge. Emma blinzelte zurück in Richtung Insel, schaute dann auf ihre Karte und maß die Entfernung mit gespreizten Fingern. »Sieben Kilometer?«, mutmaßte sie mit zweifelnder Stimme. Millard, der ebenfalls in unserem Boot saß, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie runzelte die Stirn, drehte die Karte, runzelte wieder die Stirn und rief dann: »Ich meinte, achteinhalb!« Als die Worte ihren Mund verließen, sank mein Mut, und ich konnte sehen, dass es den anderen genauso ging.

Achteinhalb Kilometer. Die Fahrt mit der Fähre, die mich vor Wochen nach Cairnholm gebracht hatte, dauerte eine ganze Stunde und war mir auf den Magen geschlagen. Eine Entfernung, die mit einem Motorboot jeder Größe leicht überwunden werden konnte. Anderthalb Kilometer weniger, als meine unsportlichen Onkel an manchen Wochenenden für wohltätige Zwecke liefen, und nur ein paar mehr, als meine Mutter angeblich in ihrem Fitnessclub an dem Rudergerät schaffte. Aber zwischen der Insel und dem Festland würde erst in dreißig Jahren eine Fähre verkehren, und Rudergeräte waren nicht mit Passagieren und Gepäck beladen, auch bedurften sie nicht ständiger Kurskorrekturen, um nicht von der Richtung abzukommen. Schlimmer noch, diese Wasserrinne, die wir überquerten, war heimtückisch und zog immer wieder Schiffe in die Tiefe: achteinhalb Kilometer launischer, unbeständiger See, deren Grund übersät war mit grünlich verfärbten Wracks und den Knochen toter Seefahrer. Und irgendwo in der unergründlichen, schwarzen Tiefe lauerten unsere Feinde.

Jene von uns, die das beunruhigte, nahmen an, dass die Wights irgendwo in der Nähe wären. Falls sie unsere Flucht von der Insel noch nicht entdeckt hatten, so konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie dahinterkamen. Sie hatten sicher nicht solche Mühen in Kauf genommen, Miss Peregrine zu kidnappen, um nach dem ersten Fehlversuch aufzugeben. Die Kriegsschiffe, die in der Ferne wie Tausendfüßler dahinkrochen, und die britischen Flugzeuge, die von oben die Gegend überwachten, machten es für das U-Boot zu gefährlich, bei Tageslicht aufzutauchen. Aber sobald es dunkel wurde, würden wir eine leichte Beute sein. Sie würden kommen, sich Miss Peregrine schnappen und uns mitsamt den Booten versenken. Also ruderten wir mit all unserer Kraft, getrieben von der Hoffnung, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit das Festland erreichten.

***

Wir ruderten, bis unsere Arme schmerzten und sich die Schultern verkrampften. Wir ruderten, bis sich die kühle Morgenbrise gelegt hatte und die Sonne wie durch ein Vergrößerungsglas auf uns herabbrannte. Schweiß lief uns in die Kragen. Mir wurde plötzlich bewusst, dass keiner von uns daran gedacht hatte, Trinkwasser mitzunehmen. Und Sonnenschutz im Jahr 1940 bedeutete, sich im Schatten aufzuhalten. Wir ruderten, bis unsere Handflächen aufgescheuert und wir davon überzeugt waren, auch nicht mehr einen einzigen Schlag tun zu können, aber dann taten wir doch noch einen, und noch einen, und noch einen.

»Du schwitzt wie ein Tier«, sagte Emma. »Lass mich mal ein Stück rudern, bevor du noch wegschmilzt.«

Ihre Stimme riss mich aus meiner Benommenheit. Ich nickte dankbar und überließ ihr meinen Platz. Aber zwanzig Minuten später bat ich sie, mich wieder übernehmen zu lassen. Ich mochte die Gedanken nicht, die mich beschlichen, während mein Körper sich ausruhen konnte: Vorstellungen, wie mein Vater aufwachte und feststellte, dass ich aus unserem Zimmer in Cairnholm verschwunden war, wie er statt meiner nur Emmas rätselhaften Brief vorfand und ihn daraufhin die Panik überkam.

Bilder der fürchterlichen Ereignisse, die ich in letzter Zeit erlebt hatte, kamen ebenfalls aus der Erinnerung hoch: ein Monster, das mich zerfleischen wollte, mein ehemaliger Psychiater, der in den Tod stürzte, ein Mann in einem Sarg aus Eis, für einen Moment aus dem Jenseits zurückgeholt, um mir aus zerfetzter Kehle etwas ins Ohr zu flüstern. Deshalb ruderte ich, trotz meiner Erschöpfung und einer Wirbelsäule, die sich anfühlte, als würde ich mich nie wieder aufrichten können, und trotz Händen, die aufgescheuert waren bis aufs rohe Fleisch. Ich versuchte, an nichts zu denken – diese bleischweren Ruder waren meine Strafe und meine Rettungsinsel zugleich.

Bronwyn, der nie die Kraft auszugehen schien, ruderte eines der Boote ganz allein. Olive saß ihr gegenüber, war jedoch keine Hilfe. Das winzige Mädchen hätte nicht die Ruder durchziehen können, ohne sich dadurch selbst in die Luft zu stoßen, wo eine Windböe sie erfassen und wie einen Drachen davontragen würde. Also rief sie Bronwyn Aufmunterungen zu, während die für zwei arbeitete – oder drei oder vier, wenn man all die Koffer und Kisten berücksichtigte, die ihr Boot ins Wasser drückten, vollgestopft mit Kleidung, Landkarten, Büchern und einer Menge weniger praktischer Dinge, wie Gläser mit eingelegten Reptilienherzen, die in Enochs Seesack vor sich hin schwappten, oder der abgesprengte Türknauf vom Eingang zu Miss Peregines Haus, ein Erinnerungsstück, das Hugh auf dem Weg zu den Booten im Gras gefunden hatte und ohne das er von dem Moment an meinte nicht leben zu können. Oder das dicke Kissen, das Horace aus dem brennenden Haus gerettet hatte. Es sei sein Glückskissen, hatte er gesagt, und das Einzige, was seine schrecklichen Alpträume in Schach hielt.

Andere Dinge waren so kostbar, dass die Kinder sie sogar im Boot an sich pressten. Fiona hielt einen Topf mit wurmreicher Gartenerde zwischen die Knie geklemmt. Millard wiederum hatte sich aus dem Pulver zerbombter Ziegelsteine Streifen ins Gesicht gemalt. Eine eigenartige Geste, die anscheinend zu einem Trauerritual gehörte. Es waren seltsame Dinge, an die sie sich klammerten, aber ich konnte die Kinder verstehen: Mehr war ihnen von ihrem Zuhause nicht geblieben. Zu wissen, dass sie es verloren hatten, hieß noch lange nicht, dass sie auch wussten, wie sie loslassen konnten.

Nachdem wir drei Stunden wie Galeerensklaven gerudert hatten, war die Insel in der Ferne zur Größe einer offenen Hand geschrumpft. Sie hatte keine Ähnlichkeit mehr mit der unheilverkündenden, von Klippen umgebenen Festung, die ich vor wenigen Wochen zum ersten Mal erblickt hatte: Jetzt wirkte sie zerbrechlich, ein Felssplitter, der Gefahr lief, von den Wellen weggespült zu werden.

»Seht nur!«, rief Enoch und stellte sich hin. »Sie verschwindet!« Ein...

Erscheint lt. Verlag 28.1.2015
Reihe/Serie Die besonderen Kinder
Übersetzer Silvia Kinkel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte 1940 • Abenteuer • Addison • All Age Fantasy • besondere Fähigkeiten • besondere Fantasybücher • Besondere Kinder • besondere Kinder Riggs • besondere Tiere • Cairnholm • Dark Fantasy Bücher • Das Vermächtnis der besonderen Kinder • Der Atlas der besonderen Kinder • Die besonderen Kinder Band 2 • die bibliothek der besonderen kinder • Die Insel der besonderen Kinder • Die Stadt der besonderen Kinder • Die Zukunft der besonderen Kinder • Emma • Falkengestalt • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy für Bibliophile • Fantasy für Sammler • Fantasy Geschenk Buch • Fantasy Jugendbücher • Fantasy Reihe • Fantasy Romane • fantasy romane für erwachsene • Fantasy Saga • Fantasy Serie • Flucht • gute fantasy bücher • historische Fantasy Romane • Hollow City deutsch • hollows • Hügelgrab • in andere Welten eintauchen • Insel der besonderen Kinder nächster Band • Jacob • Jacob Portman • Jagd • Jugendliche Fantasy • Kinder mit besonderen Kräften • London • magische Begabung • Magisches Abenteuer • Magische Welt • Miss Peregrine • Miss Peregrine's Home for Peculiar Children deutsch • Miss Peregrine's Peculiar Children deutsch • Miss Wren • Nachfolger Insel der besonderen Kinder • Peculiar Children 2 deutsch • Phantastischer Roman • Ransom Riggs • Riggs Band 2 • Schauergeschichten • Spannung • sprechender Hund • Superhelden-Kräfte • Teenager mit besonderen Kräften • Unglaubliche Geschichten • unheimliche und phantastische Geschichten • Unsichtbarkeit • Urban Fantasy • Verwandlung • Widerstand • Wights • Ymbryne • Young Adult • Zeitreise • Zeitschleife • Zirkus
ISBN-10 3-426-42829-6 / 3426428296
ISBN-13 978-3-426-42829-0 / 9783426428290
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