Das vergessene Reich (eBook)

Weltenmagie 2 - Roman
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2015 | 1. Auflage
512 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-14495-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das vergessene Reich -  Aileen P. Roberts
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Wenn die Magie versiegt, stirbt ihre Heimat - und ihre große Liebe ...
Zusammen mit ihrem Freund Kayne und dem Drachen Robaryon macht sich Leána durch ein Magisches Portal auf in die Elfenwelt Sharevyon. Dies scheint der einzige Weg, die Elfen Albanys vor dem Aussterben zu bewahren. Als sie jedoch dort eintreffen, sind die Freunde entsetzt - die Paläste der Elfen sind verfallen, deren Bewohner nur noch ein Schatten ihrer selbst. Von der Elfenherrin erfährt Leána, dass in Sharevyon schon lange alle Magie erloschen ist. Nur, wenn es den Freunden gelingt, durch das Portal Drachen und andere magische Wesen in die Elfenwelt zu holen, kann diese gerettet werden. Doch was als einfache Rettungsaktion beginnt, wird zur tödlichen Falle und bedroht bald die Zukunft ganz Albanys ...

Aileen P. Roberts war das Pseudonym der Autorin Claudia Lössl. 1975 in Düsseldorf geboren, entdeckte sie als junge Erwachsene auf einer Schottlandreise ihre Begeisterung für die keltische Kultur und Geschichte, die auch all ihre Bücher durchzog. Sie veröffentlichte mehere Romane im Eigenverlag, 2009 erschien mit 'Thondras Kinder' ihr erstes großes Werk bei Goldmann. Claudia Lössl lebte mit ihrer Familie in Süddeutschland. Sie starb 2015.

Kapitel 1

Trauer

Wie ein Leichentuch hatten sich Nebel und Sprühregen über die Nebelinsel gelegt, und es war, als würden sie jedwedes Leben ersticken. Die Stimmung war ohnehin gedämpft. Erst vier Tage war es her, dass sie die Trauerfeier zu Ehren von Siah, einer jungen Nebelhexe, in dem kleinen Hain abgehalten hatten. Mit düsteren Gedanken saß Leána in dem Steinhaus ihrer Eltern an der Westküste und starrte in die Flammen des offenen Kamins. Winzige Feuergeister führten darin ihren Tanz auf, aber Leána konnte sich heute nicht daran erfreuen. Zu vieles ging ihr durch den Kopf. Wer hatte Siah, ihre beste Freundin aus Kindertagen, geschändet und grausam ermordet? Würde ihr Cousin Toran, der Thronerbe von Northcliff, ihr jemals verzeihen, dass sie ihn und Kayne dazu überredet hatte, mit ihr auf jene abenteuerliche Reise durch das Portal am Walkensee zu gehen? Sie wusste, sie hätte jetzt bereits bei Lharina sein und der jungen Elfenkönigin von dem Portal in der anderen Welt, in der Nähe von Glastonbury, erzählen sollen, doch sie war wie erstarrt. Beinahe hatte Leána das Gefühl, ein Teil von ihr wäre mit Siah gestorben. Kayne war ihr in den letzten Tagen ein guter Freund und eine große Stütze gewesen, und so war auch er es gewesen, der gestern über den magischen Eichenpfad ins Elfenreich zu Lharina gereist war, um der Elfenkönigin die Neuigkeiten zu überbringen. Ihr war klar, wie viel Überwindung ihn das gekostet hatte, denn er als Sohn des zwielichtigen Zauberers Samukal, der vor etwa zwanzig Sommern Albany beinahe ins Verderben gestürzt hätte, fühlte sich von anderen magischen Wesen und Zauberern nicht akzeptiert und misstrauisch beäugt – und mit dieser Einschätzung lag er leider nicht völlig falsch.

Umso dankbarer war Leána ihrem Freund, ihr den Weg zu den Elfen abgenommen zu haben. Vielleicht würde ja sogar die Kunde, die er zu überbringen hatte, für ein wenig Wohlwollen seitens der Elfen ihm gegenüber sorgen.

Wenngleich es in dem kleinen Wohnraum so nahe am Feuer warm war, zog Leána sich ihre Decke fröstelnd um die Schultern, als sie über Siah, Kayne und auch Rob nachdachte.

»Robaryon«, flüsterte sie, während sie noch immer in die knisternden Flammen starrte. Als sie seinen Namen aussprach, schienen die Feuergeister ihren Reigen etwas wilder auszuführen, doch das mochte auch täuschen.

Robaryon war jenseits des Portals zurückgeblieben. Sosehr sie ihn im ersten Moment vermisst hatte, Siahs Tod überschattete nun alles andere. Wie sich Asche auf junges Gras legt und es am Wachsen hindert, so hatte sich die grausame Tat auf ihrer Seele niedergelassen.

Leána hörte Schritte, kurz darauf öffnete sich die Tür. Ihr Vater kam herein, setzte sich neben sie auf die Holzbank, die mit weichen Daunenkissen bestückt war, und legte ihr ohne ein Wort den Arm um die Schultern. Dankbar lehnte sie sich an ihn, genoss Darians Trost und fühlte sich beinahe in Kindertage zurückversetzt. Sie seufzte tief. Damals war alles so viel leichter gewesen, wie es ihr schien. Das Leben war ein großes Abenteuer gewesen, das sich für sie an versteckten Orten der Nebelinsel abgespielt hatte. Andererseits hatte sie auch schon als kleines Mädchen einige Verluste ertragen müssen. Freunde und Familienangehörige waren während des Dämonenkrieges gestorben. Dennoch war es als Kind anders gewesen. Keine Schuldgefühle hatten sie geplagt, und sie hatte sich von den Beteuerungen ihrer Freunde und Familie getröstet gefühlt, dass sie alle im Reich des Lichts glücklich weiterlebten und sie sich eines Tages wiedersehen würden.

Auch heute glaubte Leána noch daran, dass die Seelen der Toten mit der untergehenden Sonne ins Reich des Lichts getragen wurden und dort in Frieden weiterlebten, bis sie eines Tages vielleicht wiedergeboren wurden. Trotzdem wollte es ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen, wie grausam Siah gestorben sein musste.

Ein leises Schluchzen entstieg ihrer Kehle.

»Nicht, mein Schatz, du kannst es nicht mehr ändern«, sagte Darian sanft.

»Ich hätte bei ihr sein und sie beschützen müssen.« Leánas Stimme zitterte so sehr, dass sie kaum die Worte über ihre Lippen brachte.

Wieder und wieder fuhren Darians Hände über ihre schwarzen Haare. »Wir wissen nicht, ob das etwas geändert hätte oder ob du am Ende ebenfalls …« Er stockte, drückte sie fest an sich. »Manchmal geschehen entsetzliche Dinge, auf die du einfach keinen Einfluss hast.«

»Toran hat sich nicht einmal von mir verabschiedet. Er wird mich für den Rest meines Lebens hassen.«

»Nein, das wird er nicht, Leána. Er ist nur sehr jung, hat seine erste zart erblühte Liebe verloren, und jetzt steigert er sich in den Wahn hinein, den Mörder in jedem Fall stellen zu wollen, und sucht zudem verzweifelt nach einem Schuldigen.«

»Ist er zurück in Northcliff?« Leána richtete sich auf, blickte ihrem Vater in die blauen Augen, die den ihren so ähnlich waren, wie viele sagten.

Darian von Northcliff war schon Mitte fünfzig, aber niemand würde ihn für älter als dreißig Menschensommer halten, denn alle männlichen Northclifferben waren mit einem bis zu fünfhundert Sommer und Winter andauernden Leben gesegnet – so sie nicht einem Attentat, einem Unfall oder einer schweren Krankheit zum Opfer fielen. Leána selbst war neunundzwanzig Sommer alt, aber auch sie hielten Unwissende für deutlich jünger, denn sie durchströmte das Blut von Dunkelelfen und die konnten eintausend Sommer und älter werden.

»Er ist nach Northcliff geritten«, erzählte Darian. »Kaya ist nicht sehr glücklich darüber, denn er will hundert Soldaten und auch einige Dunkelelfen selbst befehligen und jeden Winkel nach Siahs Mörder absuchen.«

»Jel wird ihn beschützen.« Tränen rannen über Leánas Wangen. »Mich lässt er ja nicht.«

»Leána, ich bin mir sicher, er wird bald zur Vernunft kommen. Kaya hat sich schon bei mir für ihn entschuldigt. Abgesehen von Toran macht dir niemand einen Vorwurf!«

»Doch, ich mir selbst.«

Darian küsste sie auf die Stirn. »Lass dich nicht von deinen Schuldgefühlen auffressen. Das hätte Siah nicht gewollt. Wann wollte Kayne eigentlich wieder zurück sein?«

Sie wusste genau, ihr Vater beabsichtigte, sie auf andere Gedanken zu bringen, und vielleicht war das nicht einmal das Schlechteste. Sie trocknete ihre Tränen und richtete sich auf. »Sobald er mit Lharina gesprochen hat und zu den Geisterinseln gereist ist, um Nordhalans Rat einzuholen.«

»Ein Portal am Glastonbury Tor, das in die Elfenwelt führen soll. Als ich noch in der anderen Welt gelebt habe, hätte ich das nicht zu träumen gewagt.«

»Wir wissen nicht sicher, ob es in die Elfenwelt führt. Nicht einmal …« Sie unterbrach sich selbst, musste an Rob denken, dem sie jedoch versprochen hatte, nichts über ihn zu verraten. Und so verschwieg sie Darian den Mann, den sie jenseits des Portals kennen- und lieben gelernt hatte. Sie räusperte sich und fuhr fort: »Nicht einmal die Elfen werden sich vollkommen sicher sein, vermute ich.«

»Ihr habt doch die in Stein gemeißelten Elfenrunen gefunden«, gab Darian zu bedenken. »Für meinen Teil gehe ich davon aus, es handelt sich um das Elfenportal.«

»Mag sein, aber weshalb ist es verschlossen?«

»Das wiederum ist eine gute Frage, und ich weiß nicht, ob es mir gefällt, dass meine kleine Tochter dorthin reisen möchte, wo möglicherweise Gefahr droht!«

»Ich bin nicht mehr klein.« Sie biss sich auf die Lippe. Und ich weiß auch gar nicht mehr, ob ich noch in die Elfenwelt reisen möchte. Seit Siahs Tod ist alles so sinnlos für mich geworden, fügte sie in Gedanken hinzu.

»Selbst wenn du einhundert bist, Leána, du wirst immer meine Kleine bleiben«, sagte ihr Vater mit einem liebevollen Lächeln.

Leána legte ihren Kopf auf seinen Schoß, genoss seine Zuwendung und hatte in diesem Moment gar nicht das Bedürfnis, erwachsen zu sein.

»Weshalb ist Kaya von Northcliff noch immer nicht tot?«, zischte Selfra einem schmierigen Kerl mit Wieselgesicht zu, mit dem sie sich in einer Taverne nahe der nördlichen Handelsstraße traf. Der Mann war lediglich ein Bote, ein Unterhändler, aber er hatte den Kontakt zu einem ’Ahbrac-Meuchelmörder hergestellt. Er unterhielt enge Beziehungen zu Ilmor, einer berüchtigten Stadt im Süden von Albany, wo sich Mörder, Diebe und andere Tunichtgute zu treffen pflegten.

Die Schweinsäuglein des Mannes blickten nervös umher, und er trank so hastig von seinem Bier, als befürchte er, man könne es ihm wegnehmen. Aber bis auf zwei hoffnungslos betrunkene Bauern waren sie ohnehin allein. Sie hatten sich beide die Kapuzen ihrer Umhänge weit ins Gesicht gezogen, denn besonders Selfra wollte nicht erkannt werden. Immerhin war sie die Schwester von Elysia, die mit Darian von Northcliff verheiratet gewesen war, bevor die Zauberer deren Ehe annulliert hatten.

»Jetzt red schon, oder hast du die Sprache verloren?«, raunte Selfra ihm zu. »Urs’Ahbrac hätte mehr als genügend Gelegenheit gehabt, Kaya zu töten, so hysterisch wie sie in letzter Zeit war. Jetzt ist ihr verzogener Spross wieder in Northcliff, und sie wird schwieriger zu fassen sein, weil sie nicht länger wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend reitet und alle verrückt macht!«

»Es … gab doch einen Anschlag auf Kaya«, wagte der Mann zu sagen.

»Aber er misslang.« Selfra schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass die Bauern am Nebentisch empört grölten, doch sie achtete nicht auf die...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Drachen • eBooks • Fantasy • Fantasy, Romance , Romantasy, Drachen, Weltennebel, Weltenmagie, Schottland, Trilogie, Mythen, Legenden • Legenden • Mythen • Romance • Romantasy • Schottland • Trilogie • Weltenmagie • Weltennebel
ISBN-10 3-641-14495-7 / 3641144957
ISBN-13 978-3-641-14495-1 / 9783641144951
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