Die Flammen des Mars (eBook)

Die War-Dogs-Trilogie 1 - Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
432 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-14391-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Flammen des Mars -  Greg Bear
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Zwei hoch entwickelte Alien-Völker sind auf dem Weg in unsere Galaxis - die einen, um uns zu warnen, die anderen, um uns zu vernichten
Als die Anführer einer hoch entwickelten Spezies der Erde einen Besuch abstatten, kommen sie in Frieden. Sie bringen Geschenke - und bitten die Menschen nur um einen kleinen Gefallen: Im All gehen die Antags auf Kriegszug, Aliens, die offenbar nur auf Eroberung aus sind und alles zerstören, was ihnen in die Quere kommt. Nun haben sie es auf den Mars abgesehen. Die Menschen sollen helfen, den Roten Planeten zu schützen. Ein Routineauftrag für den erfahrenen Sergeant Michael Venn und seine Mannschaft. Doch sobald sie auf dem Mars landen, ahnt Venn, dass er die Situation völlig unterschätzt hat ...

Greg Bear wurde 1951 in San Diego geboren und studierte dort englische Literatur. Seit 1975 als freier Schriftsteller tätig, gilt er heute als einer der ideenreichsten wissenschaftlich orientierten Autoren der Gegenwart. Etliche seiner Romane wurden zu internationalen Bestsellern.

Ich hasse Physik

Physik ist das, was einen umbringt, doch Biologie ist das, was dich töten will.

Wir sind gerade aus dem Timeout gekommen und hellwach im Drucktank, der sich in der Mitte unseres Spaceframes befindet. Enthusiasmus erfüllt uns, während rotierende Lappen das Kosmolin von uns putzen, wie in einer Autowaschanlage, nur in Schwerelosigkeit.

An diesem Sprung, so hören wir, nehmen sechs Spaceframes teil, die in einen Landeorbit fallen. Die ersten beiden Frames enthalten zwei Bündel, jedes Bündel ein rotierender Zylinder mit drei Stangen wie Projektile. Wir nennen sie Rotisserien. Jede Stange befördert eine Skyrine-Abteilung. Damit sind wir zweihundertvierzig bei diesem Sprung. Die Frames Nummer fünf und sechs transportieren Schlitten mit schweren Waffen, Fahrzeugen und zwei Fontänen. Den Kram kriegen wir erst zu Gesicht, wenn wir auf dem Roten sind.

Nach dem Reinigen ziehen wir hautenge Anzüge an, nehmen eine letzte Integritätskontrolle vor, schnallen Handfeuerwaffen um, empfangen handtellergroße Kartuschen mit abgebauter Materie, streifen Bauschpakete über und klettern wieder in die Stangen. Alles präzise und schnell, keine Zeit zum Nachdenken. Das Warten in den Stangen ist nicht gut. Die Röhren sind eng und dunkel. Unsere Engel spielen beruhigende Musik, aber das macht es nur noch schlimmer.

Ich beginne zu zucken.

Warum dauert es so lange?

Dann zischt, heult und quietscht alles, und ich meine wirklich alles. Ich werde in meiner Röhre zur einen und zur anderen Seite gedrückt, nach oben und nach unten, und alle zusammen singen wir Halleluja!, denn wir sind unterwegs.

Die Bündel drehen sich fort vom Frame, die Bremstriebwerke zünden, und die Ablösung der Stangen steht unmittelbar bevor. Ich sehe nichts von all dem, aber ein Diagramm wird hübsch bunt an die Innenseite meines Visiers projiziert. Alles in bester Ordnung.

Unser Sprung hat begonnen.

Die Stangen lösen sich hintereinander von den Rotisserien. Die Atmosphäre packt nicht sofort zu, und das fühlt sich falsch an. Kurz darauf geht es los: das Brüllen des Eintritts. Als der Lärm außerhalb meiner Stange unerträglich wird, schießen dreißig von uns aus ihren Röhren, aus dem Ende der Stangen. Rasch gehen wir in Formation und klammern uns an die Luftschilde.

Die Schilde bocken in der oberen Atmosphäre.

Über dem Mars.

Der Himmel ist rot.

Jeweils zehn von uns reiten auf einem Schild, der uns während des mehrere Minuten dauernden freien Falls ordentlich durchschüttelt. Dann rollen wir ab. Es folgt ein Moment mit weißem Licht und Backofenhitze. Eine Seite meines Hautengen flattert und legt sich mir auf die Haut. Angenehm kuschelig.

Mein Sprungpaket spinnt Millionen von Fäden, so dünn, dass sie fast unsichtbar sind. Wir sprechen von »Bausch«. Die Fäden dehnen sich zu einem fünfzig Meter großen Ball aus, der nach der dünnen, dünnen Atmosphäre des Mars greift und an anderen Bällen festklebt, an anderen Skyrines in Bäuschen.

Um uns herum verbrennen die Spitzen der vielen Fäden. Wir stecken im Innern der Bäusche, wie Larven in brennender Zuckerwatte. Es ist spektakulär: ein greller, künstlicher Sonnenaufgang. Ich schnaufe wie ein Rennpferd am Ende seines Rennens. Mein Visier beschlägt. Ich kann kaum etwas sehen, bin mir aber sicher, dass Ärger im Anmarsch ist. Der große Ball hat sich zu früh geöffnet. Nur drei Skyrines befinden sich in meinem kirschroten Glühen. Andere sind in feurigen Klumpen fortgewirbelt. Wer weiß, wo sie landen werden.

Das Glühen brennt immer näher zu mir herab, wird heller und heller. Mehrmals schlägt eine Faust auf mich ein, immer dann, wenn wir langsamer werden, von vier Kilometern pro Sekunde auf einen, schließlich auf einen pro Minute, und dann, als auch die letzten Bauschreste verbrannt sind, als sich die Pakete von uns lösen und Separationsdüsen sie forttragen, leer und verbraucht …

Wir drei beugen die Knie und landen alles andere als sanft.

Ich komme wieder auf die Beine und bin überrascht, noch am Leben zu sein. Schlechte Sprünge enden meistens fatal. Ein schneller Blick in die Runde. Alles flach und weit.

Willkommen auf dem Mars.

Auf dem Roten.

Keine unmittelbare Gefahr.

Eine gute Gelegenheit, ungehindert Fuck! in meinem Helm zu rufen und herauszufinden, was zum Teufel schiefgelaufen ist.

Ich bin mit Tak und Kazak heruntergekommen. Vermutlich waren es DJ, Wee-Def und Michelin, die im letzten Bauschleuchten davongerauscht sind. Vielleicht trennen uns nicht mehr als ein oder zwei Kilometer von ihnen. Die Bündel haben unsere Stangen offenbar schon im Orbit gestartet statt tiefer in der Atmosphäre. Das bedeutet: Wir sind vom Rest unseres Zugs getrennt, und ich habe keinen blassen Schimmer, wie groß die Entfernung sein könnte. Vermutlich kamen die anderen in einem Nord-Süd-Fächer herunter, der sie hundert Kilometer weit verstreute.

Unter solchen Umständen dauert es vielleicht Tage, bis wir wieder alle zusammen sind.

Es gibt keine Transportschlitten in der Nähe, also keine Fahrzeuge: keine Skells, Tonkas oder Deuces.

Allem Anschein nach sind wir auf unsere Füße angewiesen.

Und große Waffen fehlen ebenfalls.

Was von unseren Bauschpaketen übrig ist, liegt noch immer qualmend einige Hundert Meter weiter im Norden. Ich meine den GPS-Norden – der Rote hat kein Magnetfeld. Gut, denke ich. Die Satelliten funktionieren noch. Wir können also die letzten taktischen Infos empfangen und uns geordnet neu gruppieren. Doch dann verliert mein Engel das Signal. Das Gyro funktioniert allerdings noch, und durchs Helmgitter beobachte ich die Sonne.

Die Antags holen immer wieder unsere Installationen aus dem Orbit, sowohl die Navigations- und Spähsatelliten als auch den anderen Kram. Neu eingetroffene Spaceframes spucken das Zeug aus, zusammen mit Skyrines und Transportschlitten, aber wenn wir ankommen, wissen wir oft nicht, wo wir sind und was wir tun sollen. Man rät uns, in Bewegung zu bleiben, weil mobile Ziele schwerer zu treffen sind. Wir nennen es »Weg des Betrunkenen«, doch die meisten von uns Betrunkenen haben vor allem Gebete intus: dass wir in Reichweite des Rests der Kompanie sind, dass wir einen intakten Schlitten und vielleicht sogar eine Fontäne finden, oder dass wir wenigstens über einen Zeltkasten stolpern.

Nach vier Transvak-Monaten sorgt der aus Epi und Histaminen bestehende Cocktail vor dem Sprung dafür, dass ich mich großartig fühle, von einem leichten Flatterich mal abgesehen. Aber ich achte nicht darauf, wie ich mich fühle, und Tak und Kazak ebenso wenig. Wir alle sind Sergeanten und nicht zum ersten Mal hier. Unsere Engel koordinieren mit einigen schnellen, zirpenden Signalen, die höchstens zwei, drei Dutzend Meter weit reichen. Kein Glück. Niemand hat den Plan. Keine aktuellen Aufklärungsdaten. Unteroffiziere unter sich.

Derzeit wissen wir alles, das es zu wissen gibt. Aber wir wissen nicht einmal, wo wir gelandet sind.

Wir halten die Helme aneinander.

»Welche Stärke?«, fragt Tak.

»Eine Abteilung, mehr nicht«, sage ich. »In diesem Sektor.«

»Welcher verfickte Sektor ist das?«, fragt Kazak.

»Nordwestliches Tiefland«, vermute ich. »Der Druck kommt ungefähr hin.« Mit dem Stiefel kratze ich braunen Staub vom flachen Ortstein und deute nach Norden. »DJ und ein paar andere sind dort runtergekommen.«

Mit DJ meine ich Engineering Sergeant Dan Johnson.

»Machen wir uns auf die Suche nach ihnen«, sagt Tak.

»Hier gibt’s nichts, wofür es zu bleiben lohnt«, pflichtet ihm Kazak bei. »Mieser Ort für einen Kampf: kein hohes Gelände, keine Deckung. In diesen Scheißfels kann man sich nicht mal eingraben. Wo sind wir, im verfickten Hellas? Warum hat man uns mitten im Nichts abgesetzt?«

Die Frage bleibt unbeantwortet.

Wir gehen los, ausgestattet mit Luft und Wasser für etwas weniger als fünf Stunden und bewaffnet nur mit Blitz-und-Kugel-Pistolen, die aussehen wie .45er mit dicken Läufen. Tak Fujimori hat einen orangefarbenen Streifen an seinem Helm. Er stammt aus Oakland und hat zusammen mit mir die Vak- und Sprung-Ausbildung bei SBLM und Hawthorne hinter sich gebracht. Er hat eine gedrungene, kräftige Statur und ist sehr religiös, allerdings weiß ich nicht, welche Religion es ihm angetan hat, vielleicht alle.

Timur Nabijew – Kazak – trägt einen blauen Streifen. Er kommt aus Kazachstan, von der Eurasischen Verteidigung. Er ist mit Chinesen und Uiguren in der kalten Taklamakan-Wüste ausgebildet worden, mit Spezialisierung auf staubigen Kampf, und dann mit Italienern und Franzosen im Bereich des Vesuv und auf den Kanarischen Inseln. Kazak ist nur religiös, wenn er auf dem Roten ist; dann wird er zum Baptisten oder vielleicht Orthodoxen.

Auf dem Roten sind wir alle religiös, der eine mehr, der andere weniger. Die Sowjets haben einmal gesagt, sie seien im All gewesen, ohne Gott zu finden. Offenbar sind sie nie aus einer hohen Umlaufbahn gefallen, umgeben von Feuer.

Der Rote ist hier eine große, flache orangefarbene Wüste, durchsetzt mit ein bisschen Violett und Grau. Im Nordwesten zeigt sich eine kleine Kammlinie, niedrig und rund. Abgesehen davon bleibt der Horizont ohne besondere Merkmale. Alles ist auf geradezu monströse Weise flach.

Hautenge sind an den Oberschenkeln und am Oberkörper mit Deflektorschichten ausgestattet, die Projektile abwehren, wenn sie nicht größer als 9mm...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2015
Reihe/Serie Die War-Dogs-Trilogie
Übersetzer Andreas Brandhorst
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Last exit to Hell - War Dogs 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Greg Bear • Mars • Raumschiff • Science Fiction • Science Fiction, Mars, Raumschiff, Space Action, Greg Bear • Space Action
ISBN-10 3-641-14391-8 / 3641143918
ISBN-13 978-3-641-14391-6 / 9783641143916
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