Wing 4 - (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-11663-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wing 4 - -  Jack Williamson
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Kampf um die Freiheit
Sie wurden geschaffen, um Kriege zu verhindern und jedes Unheil von Menschen abzuwenden: die Humanoiden vom Planeten Wing 4, einer gigantischen Roboter-Fabrik. Wie eine Flut breiten sich diese mechanischen Wesen über die Galaxis aus und nehmen mit sanfter, aber unerbittlicher Gewalt einen Planeten nach dem anderen in Besitz, um über das Wohlergehen der Menschen zu wachen - notfalls setzen sie ihre Schützlinge kurzerhand unter Drogen. Eine Rebellengruppe entzieht sich durch PSI-Kräfte den Humanoiden und setzt alles daran, deren Programmierung zu ändern, um den Menschen ihren freien Willen zurückzugeben. Aber wäre das nicht ein Schritt zurück?

Jack Williamson (geb. 29.04.1908) wuchs auf einer Farm in New Mexico auf. Als Jugendlicher bildete er sich autodidaktisch neben der Schule in öffentlichen Bibliotheken, was ihn zum Außenseiter werden ließ. Als er Mitte der Zwanzigerjahre das Magazin Amazing Stories entdeckte, beschloss er, Science-Fiction-Schriftsteller zu werden. Damit legte er den Grundstein für eine erstaunliche Karriere: Er publizierte bis kurz vor seinem Tod und gewann mit 93 Jahren noch den Hugo und den Nebula Award. Als Professor für Literaturwissenschaft publizierte er seine Handreichungen, woraus die Science Fiction Research Association entstand, die bis heute die akademische Zeitschrift Science Fiction Studies herausgibt. Er half auch mit, eine der größten SF-Sammlungen mit über 30.000 Bänden zusammenzutragen, die den Namen 'Jack Williamson Science Fiction Library' trägt. Er starb am 10.11.2006 in Portales, New Mexico.

For John W. Campbell, Jr.

who pointed out to me some of the

consequences of folded hands

 

1

 

Der Feldwebel, der ein Gesicht hatte, das hart war wie Granit, und der dem Wachkommando am Tor angehörte, fand sie außerhalb der hohen stählernen Umzäunung. Mit großen ängstlichen, flehenden Augen schaute sie zu ihm auf. Sie war eine schmutzige kleine Göre in einem billigen gelben Kleid. Ihre nackten braunen Füße spielten verlegen auf dem heißen Asphalt. Sein erster Gedanke war, dass sie sich was zum Essen erbetteln wollte.

»Bitte, Herr, ist dies das Starmont-Observatorium?« Sie schien atemlos und furchtsam. »Könnte ich bitte den Herrn Direktor sprechen? Herrn Dr. Clay Forester?« Ihre feuchten Augen glänzten. »Bitte, Herr Soldat! Es ist schrecklich wichtig.«

Der Feldwebel runzelte die Stirn und betrachtete sie unsicher. Wie sie wohl hierhergekommen sein mochte? Sie war ungefähr neun Jahre alt. Ihr Kopf war zu groß, und ihre Augen saßen in tiefen Höhlen, als hätte sie lange gehungert. Ihre glatten schwarzen Haare waren kurz geschnitten und sorgfältig gekämmt. Missbilligend schüttelte er den Kopf. Sie war viel zu jung, um allein hier zu sein. Er konnte spüren, wie dringend sie wünschte, dass ihre Bitte erfüllt würde; aber herumstrolchende Straßenkinder gehörten nicht zu denen, die zu Dr. Forester vorgelassen wurden.

»Nicht ohne Passierschein.« Sie zuckte zusammen unter dem rauen Ton seiner Stimme, und der Feldwebel versuchte zu lächeln. »Starmont ist militärisches Sperrgebiet, verstehst du?« Als er die Not in ihren dunklen, nach oben gewandten Augen sah, versuchte er seiner Stimme einen wärmeren Ton zu geben. »Aber wie heißt du denn, Schwesterchen?«

»Jane.« Mutig hob sie ihre dünne Stimme. »Und ich muss ihn einfach sprechen.«

»Jane? Hast du sonst gar keinen Namen?«

»Manche Leute haben mich auch anders genannt, weil ich nämlich gar nicht weiß, wie ich wirklich heiße.« Für einen kurzen Augenblick senkte sie die Blicke. »Man hat mich Schreihals und Käferchen und Vögelchen genannt und noch andere, nicht so hübsche Dinge. Herr White sagt aber, mein wirklicher Name sei Jane Carter – und er hat mich hierhergeschickt, um Herrn Forester zu sprechen.«

»Wie bist du denn hier heraufgekommen?«

Der Feldwebel schaute über sie hinweg hinüber zu der engen Straße auf der anderen Seite des Gitters, die sich in Kehren an der Seite des für sich allein aus der Ebene aufsteigenden Berges ins Tal hinunterzog. Schwarz und kerzengerade durchschnitt diese Straße drunten die gelblichbraune Wüste. Salt City war dreißig Meilen entfernt. Das war viel zu weit, als dass sie den Weg hätte zu Fuß zurücklegen können. Irgendein Fahrzeug konnte er aber nicht erblicken.

»Herr White hat mich geschickt«, wiederholte sie in festem Ton. »Ich soll …«

»Wer«, unterbrach sie der Feldwebel, »ist denn dieser Herr White?«

Tiefe Verehrung leuchtete in ihren Augen auf.

»Er ist ein Philosoph.« Sie zerbrach sich fast die Zunge an diesem Wort. »Er hat einen roten buschigen Bart, und er kommt von irgendwoher. Er nahm mich bösen Leuten weg, die mich immer geschlagen haben, und er ist furchtbar gut zu mir. Er lehrt mich Tele…« Sie verschluckte den Rest des Wortes. »Er hat mir eine Nachricht für Dr. Forester mitgegeben.«

»Was für eine Nachricht?«

»Hier.« Ihre dünne Hand kam zur Hälfte aus der Tasche ihres Kleides heraus, und der Feldwebel konnte einen flüchtigen Blick auf eine graue Karte werfen, die sie festumschlossen in ihren dünnen schmutzigen Fingern hielt. »Es ist eine Mitteilung … und sie ist furchtbar wichtig, Herr Soldat!«

»Du kannst sie hineinschicken.«

»Vielen Dank!« Ihr dünnes bläuliches Gesicht lächelte höflich. »Herr White hat aber gesagt, dass niemand sonst die Mitteilung sehen darf, außer Dr. Forester selbst.«

»Ich hab dir schon einmal gesagt, Schwesterchen …« Der Feldwebel sah, wie sie zusammenzuckte, und versuchte seiner Ablehnung einen milderen Ton zu geben. »Dr. Forester ist ein großer Mann, verstehst du? Er hat zu viel zu tun, um irgendjemand zu empfangen – außer natürlich vielleicht einen General auf einer Inspektionsreise, vorausgesetzt, dieser hat die nötige Autorisation von der Verteidigungsbehörde. Du hast aber überhaupt keinen Ausweis, verstehst du? Tut mir leid, aber ich kann dich wirklich nicht hereinlassen.«

Sie nickte versunken. »Dann lassen Sie mich … nachdenken!«

Einen Augenblick lang stand sie still. Sie vergaß selbst, ihre Füße auf dem heißen Straßenbelag zu bewegen. Ihr knochiger Kopf neigte sich zur Seite, und ihre Augen schlossen sich halb, als lausche sie auf etwas, das aus weiter Ferne zu ihr kam. Sie nickte und flüsterte vor sich hin und wandte sich dann hoffnungsvoll wieder dem Feldwebel zu.

»Könnte ich bitte Herrn Ironsmith sprechen?«

»Selbstverständlich, Schwesterchen.« Erleichtert lächelte er ihr mit einem lederartigen Lächeln zu. »Warum hast du nicht gleich gesagt, dass du ihn kennst? Es ist schwierig, von Forester empfangen zu werden, aber jeder kann mit Frank Ironsmith sprechen. Er ist nichts Besonderes, und überdies bin ich mit ihm befreundet. Komm hierher in den Schatten, und wir rufen ihn heraus!«

Furchtsam und still kam sie in den Schatten der schmalen Markise vor dem Wachhäuschen. Der Feldwebel nahm den Telefonhörer vom Apparat, um das Amt des Observatoriums anzurufen.

»Natürlich hat Frank Ironsmith Telefon«, wurde die nasale Stimme der Beamtin hörbar. »Er arbeitet in der mathematischen Abteilung. Starmont 88. Sicher ist er in seinem Büro. Hat mir gerade auf seinem Weg zur Arbeit 'ne Tasse Kaffee spendiert. Bleiben Sie am Apparat!«

Ironsmith hörte dem Feldwebel zu. Er versprach, sofort herunterzukommen. Das kleine Mädchen hielt, während sie auf ihn wartete, die Karte mit der Mitteilung krampfhaft in seiner Hand. Nervös bückte es sich, um ein paar hellgelbe Blüten von einer Wüstenpflanze außerhalb des Gitters zu pflücken. Dann wanderten ihre großen Augen unruhig zurück zu dem Feldwebel.

»Mach dir keine Sorgen, Schwesterchen!« Er versuchte, seiner Kasernenhofstimme einen sanften Klang zu geben. »Frank Ironsmith ist nämlich ein guter Kerl, verstehst du? Er ist nicht viel und wird auch wahrscheinlich nie viel werden. Seine ganze Tätigkeit besteht darin, die elektrischen Rechenmaschinen in der mathematischen Abteilung zu bedienen. Ich weiß aber ganz sicher, dass er versuchen wird, dir zu helfen.«

»Ich hab Hilfe auch wirklich nötig« – sie packte die Karte noch fester –, »um diese Mitteilung zu Dr. Forester gelangen zu lassen.«

»Frank wird sich schon was ausdenken.« Der Feldwebel grinste und versuchte mit diesem Grinsen, ihre großäugige Feierlichkeit zu überspielen. »Er ist sehr gerissen, auch wenn er nur ein einfacher Angestellter ist.«

Wieder hatte sie ihren Kopf zur Seite geneigt. An dem Soldaten vorbei starrte sie auf den Rasen und auf das dunkle Immergrün, das aus Starmont eine kühle Oase machte. Beunruhigt stand der Feldwebel für einen kurzen Augenblick unter dem Eindruck, als lausche sie noch auf etwas anderes als nur auf seine Stimme.

»Frank ist wirklich in Ordnung, Schwesterchen.« Er fuhr fort zu reden, denn die eigenartige Spannung des Kindes machte ihn nervös. »Und er weiß 'ne ganze Menge. Selbst wenn er mit uns anderen in die Kantine geht, um ein Bier zu trinken, hat er meistens ein Buch dabei. Mein Gott, er kann sogar eine uralte Sprache, von der er behauptet, man habe sie in den Zeiten des ersten Planeten gesprochen.«

Nun schaute sie ihn wirklich aufmerksam an.

»Der ist irgendwo da droben unter den anderen Sternen, verstehst du?« Er machte eine vage Geste nach dem heißen Himmel. »Dieser Planet, der die erste Welt war, von der – wie Frank sagt – alle Menschen herkommen. Einmal hat er mir nachts die Muttersonne gezeigt.« Die Erinnerung einer überstandenen Furcht schien ihren Widerhall im Klang seiner Stimme zu finden. »Ist nichts Besonderes. Einfach ein weiterer Stern im Fernrohr.«

Denn Starmont lag nicht auf der Erde, noch war Jane Carters Sprache Englisch oder Deutsch. Selbst ihr Name erscheint hier übersetzt und ist in Wirklichkeit unaussprechbar. Hundert Jahrhunderte waren seit Einstein und den Tagen von Hiroshima vergangen. Das gebändigte Atom hatte Raumschiffen die Energie geliefert, um die menschliche Rasse über viele Tausende bewohnbare Planeten hin und bis zu einer Entfernung von hundert Lichtjahren von der Erde zu verbreiten. Unzählige menschliche Kulturen – isoliert voneinander durch die ungeheuren Entfernungen, die zwischen ihnen lagen (für deren Überwindung selbst die besten Atomschiffe viele Generationen benötigten) – waren entstanden und vergangen, waren mutig wieder ins Leben getreten und hatten neue Zerstörung herausgefordert. Diese Welt nun, von der wir sprechen, war im Netz der brutalen Wiederholung des Geschichtsablaufs – sowohl was ihre chemische Zusammensetzung, als auch was ihr Klima anbetraf, war sie dem ursprünglichen Erdplaneten recht ähnlich – mit dem Zusammenbruch ihrer Mutterzivilisation fast in den Zustand der Barbarei zurückgesunken. Dann hatten etwa ein Dutzend Jahrhunderte unabhängigen Fortschrittes ihre Menschen ungefähr dahin zurückgebracht, wo die Erde sich bei Anbruch des Atomzeitalters befand. Allerdings war die Technik mit all ihren sozialen Folgeerscheinungen etwas weiter fortgeschritten. Eine Weltrepublik hatte die langen Epochen nationalistischer Kriege beendet. Dieser Universalstaat wurde aber seinerseits bereits von neuen Konflikten in einem...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2015
Übersetzer Otto Schrag
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Humanoids
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Androiden • eBooks • Future History • Future History, Jack Williamson, Roboter, PSI, Androiden, Rebellion, Meisterwerke der Science Fiction • Jack Williamson • Meisterwerke der Science Fiction • Psi • Rebellion • Roboter
ISBN-10 3-641-11663-5 / 3641116635
ISBN-13 978-3-641-11663-7 / 9783641116637
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