Der Antares-Krieg (eBook)

Drei Romane in einem Band
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2015 | 1. Auflage
Heyne (Verlag)
978-3-641-16107-1 (ISBN)
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Kampf ums Überleben
Mit Hilfe der Faltpunkte - Wurmlöcher, die es den Raumschiffen erlauben, ohne Zeitverlust gewaltige Entfernungen zurückzulegen - konnte sich die Menschheit über die gesamte Galaxis ausbreiten. Überall errichtete sie Kolonien, darunter auch auf dem Planeten Alta, der um die Sonne Valeria kreist. Das Valeria-System hat nur einen einzigen Faltpunkt und liegt am Rande der Galaxis. Als die Riesensonne Antares explodiert und sich infolge der gewaltigen Energien alle Faltpunkte verschieben oder zerstört werden, trifft es Antar besonders hart. Von der Menschheit abgeschnitten, kämpfen die Siedler jeden Tag, Jahr für Jahr, ums nackte Überleben. Im Laufe der Jahrhunderte vergessen sie die Erde - und die Erde vergisst sie. Bis eines Tages ein gewaltiges Schiff auf den Tiefen des Weltraums auftaucht ...

Michael McCollum wurde 1946 in Phoenix, Arizona, geboren und studierte an der University of Arizona Luft- und Raumfahrttechnik. Seit seinem Abschluss ist er als Raumfahrtingenieur tätig und hat an beinahe allen militärischen und zivilen Raumfahrzeugtypen gearbeitet, die heute gebaut werden. Daneben hat er sich einen Namen als Autor zahlreicher Science-Fiction-Romane gemacht, darunter die preisgekrönte 'Antares-Trilogie'. Michael McCollum ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Arizona.

1


Das Landungsboot sank mit dem Heck voran zur blauweißen Kugel des Planeten hinab. Im Innern war das schrille Pfeifen des Windes mehr zu fühlen als zu hören, und die ersten sanften Rucke des Abbremsmanövers vermittelten nur einen Vorgeschmack der bald einsetzenden physischen Belastung.

Captain Lieutenant Richard Drake, kommandierender Offizier des Kreuzers Discovery der altanischen Raumstreitkräfte und einziger Passagier des Landungsbootes, lag angeschnallt im Beschleunigungssitz und blickte prüfend zum Seitenfenster hinaus. Drake war mittelgroß und schlank und von der ausgebleichten Bräune eines Mannes, der viel und gern im Freien ist, aber die letzten acht Monate im Raum verbracht hat. Er war fünfunddreißig, und sein dunkles Haar, das er militärisch kurz trug, zeigte bereits einen Anflug von Grau an den Schläfen. Seine Augen waren graugrün und standen zu beiden Seiten des breiten Nasenrückens weit auseinander. Eine weißliche Narbe verlief von der linken Augenbraue zum hohen Backenknochen, Ergebnis einer Auseinandersetzung während eines Schulsportfestes.

Mit nachdenklicher Miene beobachtete er den Plasmastrom, der sich am Tragflächenrand aufbaute. In seiner Tasche steckte der Ausdruck eines Marschbefehls, der ihn unverzüglich zum Admiralitätsgebäude in der altanischen Hauptstadt Homeport beorderte. Der Befehl trug die Kennzeichnung STRENG GEHEIM und war von Admiral Dardan persönlich unterzeichnet.

»Was hat uns diese Ehre verschafft?«, hatte Commander Bela Marston, Drakes Stellvertreter, gefragt, als Drake ihm den Befehl gezeigt hatte.

»Glauben Sie, er hat von diesen zusätzlichen Feldspulen erfahren, die wir requirierten, als wir letztes Mal zur Wartung im Stützpunkt Felicity lagen?«, hatte Drake gefragt, nur halb im Scherz.

Marston hatte den Kopf geschüttelt. »Nein, diese alten Spulen hätten schon vor zehn Jahren verschrottet werden müssen.«

»Das wird uns nicht viel nützen, wenn Dardan meint, er müsse dieses Jahr wieder mit der Bitte um zusätzliche Etatmittel vors Parlament gehen.«

»Könnte sein«, hatte Marston eingeräumt. »Soll ich Ihrem Burschen sagen, dass er Ihre gepanzerte Unterwäsche bereitlegen soll?«

Drake hatte lachend genickt. »Keine schlechte Idee. Vielleicht brauche ich sie.«

Vierzig Minuten nach dem Eintritt in die obere Atmosphäre Altas landete das Boot in Homeport. Sobald es am Passagierflugsteig ausgerollt war, schnallte sich Drake los und ging zur Steuerbordschleuse, wo ein nervöser Bootsmann angespannt verfolgte, wie eine Auslegerbrücke langsam über die Tragfläche zur Schleusenöffnung manövriert wurde.

»Was ist los, Chief?«, fragte Drake. »Trauen Sie den Leuten hier nicht?«

»Ob ich diesen fummelnden Blödmännern mit Molly hier traue, Captain? Nein, Sir. Nicht so weit, wie ich bei drei g spucken kann.«

Das Landungsboot war bei Dunkelheit gelandet, doch den Flutlichtstrahlern des Raumhafens fiel es nicht schwer, die Nacht zum Tag zu machen. Drake sah zu, wie die Auslegerbrücke mit ihren Gummiwülsten leicht gegen den Rumpf um die Schleusenöffnung stieß. Als der Bootsmann das Zeichen gab, dass alles gesichert war, betrat er das filigranartige Gitterwerk der Auslegerbrücke und ging hinüber zum Abfertigungsgebäude.

Dort erwartete ihn Commodore Douglas Wilson. Im Laufe der Jahre hatte Drake drei Dienstzeiten unter Wilsons Kommando abgeleistet und während dieser Zeit gelernt, jede Stimmungslage seines Vorgesetzten zu erspüren. Deshalb sah Drake gleich, dass der Commodore aufgeregt war, sich jedoch sehr bemühte, es zu verbergen.

»Freut mich, Sie wiederzusehen, Richard«, sagte Wilson. »Wie war die Reise?«

»Ziemlich hart, Sir. Seit meinen Tagen in der Akademie musste ich kein Wiedereintrittsmanöver maximaler Bremsleistung durchstehen. Was gibt es?«

»Der Admiral wird Sie unterrichten«, sagte Wilson unverbindlich. »Kommen Sie, ich habe einen Wagen für Sie.«

Drake folgte Wilson zu einer Limousine der Admiralität; deren Fahrer verstaute Drakes Handgepäck, dann setzte er sich ans Steuer, während die beiden Offiziere für die zehn Kilometer lange Fahrt zur Admiralität in den Fond stiegen.

»Wie geht es dieser jungen Dame …?«, fragte Wilson, als der Fahrer den Wagen in den starken Verkehr nach Homeport manövrierte.

»Cynthia? Gut, Sir. Ich hoffe auf eine Gelegenheit, sie während dieses Aufenthalts zu sehen.«

Eine unbestimmbare Gefühlsregung huschte über Wilsons Züge. »Tut mir Leid, Captain, aber so lange werden Sie nicht hier sein.«

»Ach?« Drake begleitete seine Frage mit hochgezogenen Brauen, doch der Commodore nahm den Köder nicht an. Er lehnte sich zurück und blickte zum Fenster hinaus, wo die schattenhaften Umrisse von Bäumen mit zweihundert Stundenkilometern vorüberhuschten.

Sie fuhren mehrere Minuten schweigend, bis der Fahrer zum Osthimmel zeigte. »Antares ist aufgegangen!«

Drake wandte den Kopf und folgte der angezeigten Richtung. Ungefähr sechzig Kilometer östlich von ihnen lag das Colgate-Gebirge. Bei Tag boten die schneebedeckten Gipfel und bewaldeten Hänge ein Panorama, das bei den Liebhabern von Naturlandschaften berühmt war und den Herstellern von Souvenirhologrammen eine Menge Geld einbrachte. Bei Nacht waren die Berge ein zerklüfteter, gezuckter schwarzer Wall, der am Horizont aufragte. Jetzt stand ein einzelner Stern von blendender, bläulich weißer Brillanz über der Gebirgskette. Mit seinem Aufgang veränderte sich die nächtliche Landschaft um sie her. Die vereinzelten Wolken, die bis dahin nur sichtbar gewesen waren, weil ihre Unterseiten die Lichter der Stadt Homeport reflektiert hatten, leuchteten nun im bläulich weißen Widerschein auf, und der dunkle Wald u beiden Seiten der Schnellstraße war überglänzt von silbrigem Licht; die langen schwarzen Schatten der Bäume fielen in breiten Bahnen über die Straße.

»Ist es immer so?«, fragte Drake und zeigte zum Fenster hinaus.

Wilson nickte. »Seit die Nova nach Einbruch der Dunkelheit aufging. Vorher war es nicht so eindrucksvoll – bloß ein sehr heller Stern, der am Tag als Lichtpunkt zu sehen war.«

»So sieht er aus der Umlaufbahn noch immer aus«, sagte Drake. Schweigend blickte er eine Weile hinaus. »Wer hätte gedacht, dass eine Katastrophe solcher Größenordnung so schön sein würde?«

 

Der erste Mensch, der eine rationale Theorie der Schwerkraft postulierte, war Sir Isaac Newton im Jahre 1687. Seine Philosophiae Naturalis Principia Mathematica erklärte, dass Schwere eine Kraft ist, durch die jedes Atom im Universum jedes andere Atom anzieht. Newtons Gravitationsgesetz blieb annähernd zweieinhalb Jahrhunderte im Wesentlichen unangefochten. Erst 1916 ging die Herrschaft der Newtonschen Physik zu Ende. In diesem Jahr veröffentlichte Albert Einstein seine Allgemeine Relativitätstheorie. Einstein behauptete, dass die Gravitation überhaupt keine physikalische Kraft sei, sondern vielmehr eine Krümmung des Raumzeitkontinuums, verursacht durch die Gegenwart von Masse. Niemand bestritt ernstlich Einsteins Betrachtungsweise des Universums, bis Baschir-Ben Suleiman 2078 seine entscheidende Abhandlung über makrogravitationale Wirkungen veröffentlichte.

Suleiman arbeitete als Astronom an der ternwarte auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Er hatte sein Leben mit Messungen der genauen Positionen und Bewegungen mehrerer tausend der näheren Sterne verbracht. Nach zwei Jahrzehnten Arbeit folgerte er widerwillig, dass Einsteins einfache Modelle gravitationaler Raumzeitkrümmung die Sterne am Himmel nicht hinlänglich erklären konnten. Die Diskrepanzen waren gering und äußerst schwierig zu messen, aber sie waren nicht von der Hand zu weisen. So sehr er sich bemühte, konnte Suleiman sie nicht als Datenstreuung oder Turbulenz wegerklären, wie frühere Astronomen es getan hatten, die aus dem Innern der Erdatmosphäre heraus arbeiteten. Je länger Suleiman seine Daten verglich und nach Erklärungen suchte, desto mehr wuchs in ihm die Überzeugung, dass der Raum in der Nähe stellarer und planetarischer Massen nicht nur örtlich gekrümmt, sondern auch in langen Linien, die sich über Tausende von Lichtjahren erstrecken, in sich gefaltet ist.

Die Vorstellung, dass das Raumzeitkontinuum multidimensional sei, ist nicht neu. Die klassische Raumzeit hat vier Dimensionen, drei räumliche und eine zeitliche: oben/unten, vorwärts/rückwärts, rechts/ links, vergangen/zukünftig. Wenn die vierdimensionale Raumzeit jedoch gekrümmt ist, wie Einstein postulierte, dann muss es mindestens eine zusätzliche Dimension geben, in die er gekrümmt ist. Wenn die Allgemeine Relativitätstheorie richtig sein soll, muss die Raumzeit mindestens fünf Dimensionen besitzen. Baschir-Ben Suleimans Beitrag bestand in der Hinzufügung einer weiteren (oder sechsten) Dimension. Er folgerte, dass, wenn Einsteins gekrümmter Raum wirklich eine Krümmung in die fünfte Dimension war, sein eigener, in sich gefalteter Raum eine Krümmung in die sechste sein müsse. Um die beiden auseinander zu halten, führte er die Regel des ›vertikal‹ polarisierten gekrümmten Raums – tatsächlich hängt der menschliche Begriff vertikal von der Schwerkraft ab, welche die Hauptmanifestation des gekrümmten Raumes ist – und des ›horizontal‹ polarisierten gefalteten Raumes ein.

Er theoretisierte, dass der Ursprung der langen, kompliziert verflochtenen Faltlinien das massive Schwarze Loch sei, das die Mitte der Galaxis einnimmt. Damit gab er sich jedoch nicht zufrieden. Als er feststellte, dass die Faltlinien entlang den Spiralarmen der Galaxis auswärts führen, überlegte er, ob die Linien gefalteten Raumes...

Erscheint lt. Verlag 19.1.2015
Übersetzer Walter Brumm
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Antares Dawn / Antares Passage / Antares Victory (dt.: Antares erlischt / Antares-Passage / Antares: Sieg)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Antares-Trilogie • diezukunft.de • eBooks • Ferne Zukunft • Invasion • Michael McCollum • Sammelband
ISBN-10 3-641-16107-X / 364116107X
ISBN-13 978-3-641-16107-1 / 9783641161071
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