Sternenriff (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
912 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-14394-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sternenriff -  David Brin
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Der verbotene Planet
Offiziell darf der Planet Jijo nicht besiedelt werden; seine außergewöhnliche Flora und Fauna ist ein geschütztes Reservat, das den Wächtern der Fünf Galaxien untersteht. Inoffiziell ist die Wildnis von Jijo seit Jahrhunderten die letzte Hoffnung für Flüchtlinge aus dem ganzen Universum. In einer geheimen Zivilisation leben sie zusammen und fürchten den Tag ihrer Entdeckung. Als sich dann plötzlich ein merkwürdiges Raumschiff nähert, ahnt die Schicksalsgemeinschaft, dass die Wächter vielleicht nicht die größte Gefahr sind, die ihnen droht ...

David Brin, 1950 im amerikanischen Glendale geboren, studierte Astronomie und Physik und arbeitete lange als Wissenschaftler und Dozent, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Mittlerweile gehört er zu den bedeutendsten amerikanischen Science-Fiction-Autoren der Gegenwart und erobert regelmäßig die Bestsellerlisten. Besonders mit seinem Roman 'Existenz' ist ihm eine der eindrucksvollsten Zukunftsvisionen der Science Fiction gelungen. David Brin lebt in Südkalifornien.

Alvins Geschichte

An dem Tag, an dem ich alt genug war, dass mein Haar sich weiß färbte, riefen meine Eltern alle Mitglieder unseres dichtgedrängten Haufens zu einem Familien-Khuta zusammen, der Feier, auf der ich meinen richtigen Namen erhalten sollte: Hph-wayuo.

Ich schätze, der Name ist ganz okay, zumindest für einen Hoon. Er rollt recht einfach aus meinem Kehlsack, aber manchmal versetzt es mich in Verlegenheit, ihn zu hören. Der Name ist angeblich in unserer Sippe gebräuchlich, seit unser Schleichschiff den ersten Hoon nach Jijo gebracht hat.

Das Schleichschiff war ultrascharf! Unsere Vorfahren mögen ja Sünder gewesen sein, indem sie auf diesen Tabu-Planeten gekommen sind, um sich hier fortzupflanzen, aber sie sind in einem granatentollen Sternenkreuzer geflogen und mussten dabei Patrouillen des Instituts, den gefährlichen Zang und den Kohlenstoffstürmen von Izmunuti ausweichen, um es bis hierherzuschaffen. Ob nun Übeltäter oder nicht, sie müssen über viel Mut und Geschick verfügt haben, sonst hätten sie das alles nie hinbekommen.

Ich lese alles, was mir in diesen Tagen unterkommt. Allerdings ist es erst hundert Jahre her, seit es auf Jijo Papier gibt, und so besitzen wir kaum mehr als ein paar Sagen über die Hoon-Pioniere, die aus dem Himmel gefallen sind und g’Keks, Glaver und Traeki vorgefunden haben, die sich bereits hier auf dem Hang versteckt hatten. Die Geschichten erzählen davon, wie die ersten Hoon ihr Schleichschiff im tiefen Mittenmeer versteckt haben, damit man ihre Spuren nicht finden konnte. Dann haben sie sich hier niedergelassen und große, krude Flöße gebaut. Sie waren die Ersten seit den Buyur, die die Flüsse und Meere befahren haben.

Und weil mein Name mit diesem Schleichschiff zu tun hat, schätze ich, dass er nicht allzu übel sein kann.

Trotzdem bevorzuge ich es, wenn man mich Alvin nennt.

Unser Lehrer, Mister Heinz, möchte, dass wir in den oberen Klassen anfangen, ein Tagebuch zu führen. Allerdings haben sich schon einige Eltern beschwert, dass Papier hier am südlichen Ende des Hangs einfach zu teuer sei. Das ist nicht mein Problem. Ich will jedenfalls all die Abenteuer niederschreiben, die meine Freunde und ich erleben. Wenn wir zum Beispiel den gutmütigen Seeleuten im Hafen helfen oder ihnen auf den Geist gehen. Oder wenn wir die verdrehten Lavaröhren oben neben dem Guenn-Vulkan erkunden. Oder wenn wir in unserem kleinen Boot den ganzen Weg bis zum langen, beilförmigen Schatten des Terminus-Felsens zurücklegen.

Vielleicht fasse ich diese Einträge eines Tages zu einem richtigen Buch zusammen.

Warum eigentlich nicht? Mein Englik ist nämlich richtig gut. Sogar der knurrige alte Heinz sagt, ich sei eine richtige Sprachbegabung. Immerhin habe ich schon im Alter von zehn Jahren die Ausgabe von Roget’s Thesaurus auswendig gelernt, über die sie in der Stadt verfügen. Und jetzt, wo Joe Dolenz, der Drucker, nach Wuphon gekommen ist und hier seinen Laden eröffnet hat, warum sollten wir da noch auf die Reisekarawane des Bibliothekars angewiesen sein, um etwas Neues zu lesen zu bekommen? Vielleicht erlaubt Dolenz mir sogar, den Text zu setzen. Das heißt, natürlich nur, wenn ich das Buch fertig habe, bevor meine Finger zu dick geworden sind, um noch die kleinen Lettern zu treffen.

Mu-phauwq, meine Mutter, sagt, das sei eine ganz großartige Idee, aber ich merke ihr an, dass sie das Ganze nur für eine kindliche Besessenheit hält. Ich wünschte, sie würde mich endlich wie einen Großen behandeln.

Mein Vater, Yowg-wayuo, reagiert auf mein Vorhaben knurrig, bläst seinen Kehlsack auf und schimpft, ich solle nicht so viel die Menschen nachäffen. Aber ich bin mir sicher, dass ihm tief in seinem Herzen meine Idee doch gefällt. Er nimmt doch auch immer Leihbücher auf seinen langen Reisen über das Mittenmeer mit – auch wenn das eigentlich nicht erlaubt ist; denn was wäre, wenn das Schiff mitten auf dem Wasser sinkt und, sagen wir, die letzte Ausgabe von Moby Dick zusammen mit der Besatzung unterginge? Das wäre doch eine wirkliche Katastrophe, oder?

Und davon einmal ganz abgesehen, hat er mir nicht immer etwas vorgelesen, fast vom Tag meiner Geburt an? All die großen Abenteuergeschichten der Erdlinge wie Schatzinsel, Sindbad der Seefahrer und Ultravioletter Mars? Wer ist also hier der große Menschen-Nachäffer?

Nun gut, seit einiger Zeit fordert Vater mich auf, doch lieber die neuen hoonischen Schriftsteller zu lesen, besonders die, die etwas Neues versuchen und sich davon lösen wollen, die Erdlinge aus der alten Zeit nachzuahmen, um so eine Literatur von unserem Volk und für unser Volk zu schaffen.

Vermutlich sollte es wirklich mehr Bücher in anderen Sprachen und nicht nur in Englik geben. Aber Galaktik Zwei und Galaktik Sechs sind verdammt zu steif, als dass man in ihnen fesselnde Geschichten erzählen könnte. Ist ja auch egal, ich habe jedenfalls ein paar von unseren Autoren versucht. Ganz ehrlich. Und ich muss leider zugeben, dass kein einziger von ihnen Mark Twain auch nur das Wasser reichen könnte.

Natürlich stimmt Huck mir in diesem Punkt absolut zu.

Huck ist meine beste Freundin. Sie hat sich diesen Namen ausgesucht, obwohl ich ihr hundertmal erklärt habe, dass ein Mädchen so nicht heißen kann. Dann dreht sie nur einen Augenstiel um den anderen, erklärt, dass ihr das ganz egal sei, und droht, dass sie mit ihren Speichen mein Beinhaar einfangen und so lange drehen wird, bis ich vor Schmerzen schreie, wenn ich sie noch einmal »Becky« nenne!

Aber vermutlich ist das auch gar nicht so wichtig, denn g’Keks wechseln sowieso ihr Geschlecht, sobald ihnen die Stützräder abfallen. Wenn sie dann immer noch weiblich bleiben will, ist das ausschließlich ihre Sache. Huck ist Waise und lebt bei der Nachbarsfamilie, seit die große Nordseiten-Lawine die gesamte Webersippe ausgelöscht hat, die sich dort oben in den Buyur-Ruinen niedergelassen hatte. Jeder, der so etwas durchgemacht hat und dann noch von Hoons großgezogen worden ist, wäre ein bisschen seltsam. Doch davon abgesehen ist sie eine ganz tolle Freundin, auch wenn sie eine g’Kek und ein Mädchen ist und über keine richtigen Beine verfügt.

Meistens schließt sich Scherenspitze unseren Abenteuern an, besonders wenn wir uns unten am Strand aufhalten. Er musste sich keinen Spitznamen aus irgendeiner alten Geschichte aussuchen, denn alle roten Qheuen erhalten einen, kaum dass sie ihre fünf Scheren aus ihrem Brutstall setzen. Schere ist kein so großer Leser wie Huck oder ich, was aber vor allem daran liegt, dass kaum ein Buch sich lange genug in dem salzigen und feuchten Klima in der Behausung seiner Sippe hält. Seine Leute sind arm und leben von den Krabblern, die sie in den Sumpfebenen südlich der Stadt finden. Dad sagt, die Qheuen mit ihren roten Schalen seien einst die Diener der Grauen und der Blauen gewesen, bevor deren Schleichschiff sie alle zusammen nach Jijo gebracht hat und sie sich hier verstecken mussten. Doch auch danach haben die Grauen die anderen für eine Weile herumgeschubst und von oben herab behandelt. Und deswegen, erklärt Dad, seien die Roten einfach nicht daran gewöhnt, für sich selbst zu denken.

Mag sein, aber wenn Scherenspitze bei uns ist, ist er es, der das Reden übernimmt, und zwar mit allen fünf Beinmündern gleichzeitig. Er schwatzt über Seeschlangen, verlorene Buyur-Schätze und allerlei andere Dinge, von denen er schwört, er habe sie alle selbst gesehen; oder das alles von jemandem gehört habe, der einen kennt, der möglicherweise irgendwas gesehen hat, und das irgendwo am Horizont. Wenn wir in Schwierigkeiten geraten, dann meistens, weil er sich wieder etwas unter der harten Halbkugel, in der sein Gehirn sitzt, ausgedacht hat. Manchmal wünsche ich, ich hätte nur ein Zwölftel seiner lebendigen Phantasie.

Wenn ich schon unsere Truppe vorstelle, sollte ich wohl auch Ur-ronn erwähnen, denn sie macht manchmal mit. Ur-ronn ist fast so eine Leseratte wie Huck und ich. Allerdings ist sie eine Urs, und denen sind bestimmte Grenzen gesetzt, inwieweit sie nachäffen können. Es bedarf schon einer Menge, bevor sie alle vier Füße auf den Boden setzen und Wow! rufen.

Zum Beispiel nehmen sie keine Spitznamen an.

Einmal, als wir gerade irgendeine Schote über griechische Sagen gelesen haben, versuchte Huck, Ur-ronn den Namen »Zentaur« zu verleihen. Unter bestimmten Bedingungen kann man wirklich behaupten, Urs sähen diesen Fabelwesen ähnlich – zum Beispiel wenn einem gerade ein Ziegelstein auf den Kopf gefallen ist und man vor Schmerzen weder klar denken noch sehen kann. Ur-ronn hat dieser Vergleich jedenfalls überhaupt nicht gefallen, und das zeigte sie uns, indem sie ihren langen Hals wie eine Peitsche schwang und mit ihrem Dreiwegemund beinahe einen von Hucks Augenstielen abgebissen hätte.

Huck hat nur einmal »Zentaur« zu ihr gesagt.

Ur-ronn ist eine Nichte von Uriel, die hoch oben am Berg Guenn neben den grimmigen Lavabecken eine Schmiede betreibt. Sie hat ein Stipendium für eine Schmiedelehre gewonnen und musste dann nicht mehr bei den Herden und Karawanen auf der Grasebene bleiben. Zu schade nur, dass ihre Tante sie immerzu beschäftigt und ihr nie erlaubt, mit uns im Boot hinauszufahren – und das nur, weil Urs nicht schwimmen können.

Ur-ronn hat viel gelesen, als sie noch in der Prärieschule war. Darunter auch eine Menge Bücher, von denen wir hier, in der hinterwäldlerischsten Ecke des Hangs, noch nie etwas gehört haben. So erzählt sie uns die Geschichten, an die sie sich noch erinnern kann, über Crazy Horse, Dschingis Khan und ursische...

Erscheint lt. Verlag 9.2.2015
Reihe/Serie Die zweite Uplift-Trilogie
Übersetzer Marcel Bieger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Brightness Reef
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte David Brin • eBooks • Fremde planeten • Future History • Science Fiction • Science Fiction, Future History, Uplift-Universum, David Brin, fremde Planeten • Uplift-Universum
ISBN-10 3-641-14394-2 / 3641143942
ISBN-13 978-3-641-14394-7 / 9783641143947
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Thriller

von Marc Elsberg

eBook Download (2023)
Blanvalet (Verlag)
19,99
Das Licht von Coelum

von Runa Rugis

eBook Download (2023)
epubli (Verlag)
6,99