Das Schwert der Drachen (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
704 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-14384-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Schwert der Drachen -  Wolfgang Thon
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Sein Ziel ist die Macht - sein Weg bringt den Tod ...
Drei Prophezeiungen bereiten die Menschen auf die bevorstehende Zeit der Verschmelzung vor. Doch sie widersprechen einander, und Magier, Auguren und Drachenpriesterinnen ringen darum, dass ihre Vision der Zukunft wahr wird. Dem Krieger Broll ist es allerdings egal, was von ihm erwartet wird. Ihm ist im Moment nur der Tod seines Nebenbuhlers wichtig. Denn Lay ist nicht nur ebenfalls Teil der Prophezeiungen. Er ist auch ein Konkurrent um die Hand der Drachenbraut von Alghor - und damit ein Hindernis auf Brolls Weg zur Macht.

Wolfgang Thon wurde 1954 in Mönchengladbach geboren. Nach dem Abitur studierte er Sprachwissenschaft, Germanistik und Philosophie in Berlin und Hamburg. Heute ist er als Übersetzer und Autor für verschiedene Verlage tätig. Er ist Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern und lebt, schreibt, übersetzt, reitet und tanzt (argentinischen Tango) in Hamburg.

HELLANDEN, BELPHORS FÄNGE, KLIPPEN AM NORDERMEER

RUNENSTÄTTE DES CLANS DER QUJELLN

Regungslos stand die Schamanin an der Stirnseite des Tisches mitten in dem niedrigen Raum, scheinbar unbeeindruckt von dem erregten Gebrüll der Männer um sie herum. Die Schreie und Beleidigungen brandeten ihr entgegen wie die Brecher des Nordermeeres gegen die Felsklippen von Belphors Fängen draußen vor den Lehmmauern des Langhauses.

Und ebenso unbeeindruckt, wie der weiße Stein den Wellen standhielt, schien die Frau die Wut der Nordlinge in dieser Runenstätte hinzunehmen. Sie starrte lediglich mit kreidebleichem Gesicht auf das Tuch vor ihr auf dem groben, aus Eisenholz gezimmerten Tisch, der fast die ganze Mitte des Raumes ausfüllte.

Die seltsam geformten Knochen, die auf dem schwarz gefärbten Stoff aus fein gesponnenen Samtfruchtbaumfasern lagen, schimmerten wie Wachs. Ihre Kanten und Spitzen waren vom häufigen Benutzen an den Enden abgeschliffen, aber die roten Symbole auf den gelblichen Oberflächen waren deutlich zu erkennen. Ihre Positionen zueinander und ihre jeweilige Ausrichtung gaben unzweifelhaft den Willen Belphors zu erkennen, wenn die auserwählte Tochter Lokhs, vertieft in die göttliche Trance, die Runen nach gründlicher Vorbereitung geworfen hatte. Der Runenwurf, mit dem nach altem Brauch der Kriegshäuptling der Nordlinge in seinem Amt bestätigt wurde, war endgültig, eine Willensbekundung Belphors selbst. Die Schamanin, die den Wurf ausführte, war nur das Werkzeug, dessen sich der Totengott Hellandens, die wichtigste Gottheit der Nordlinge, bediente. Auch wenn das Ergebnis dieses Wurfes, wie in diesem Fall, den Stammeshäuptlingen und Clansältesten missfiel.

»… niemals zulassen! Noch nie hat ein Weib auf dem Hohen Stuhl der …«

»… verwegen zu glauben, mein Clan würde sich einfach damit abfinden, dass sie sich des Hohen Stuhls der Häuptlinge bemächtigt, ohne auch nur …«

»… der Wurf muss wiederholt werden …«

»Hört auf!«

»… ihr gegen Egkhild? Immerhin ist sie eine Warkyria, und wir haben doch erlebt …«

»… gewiss ein Weib mit Haaren auf den Zähnen! Wir sollten uns nur fragen, ob die Tochter Lokhs bei diesem Wurf vielleicht ein wenig …«

»… selbst der tattrige Fridgart besser geeignet! Was verstehen Frauen schon vom Kriegführen …?«

»Haare auf den Zähnen? Die Warkyrien haben auch verdammt scharfe Klingen in ihren Scheiden, versteht mich da nicht falsch. Habt ihr etwa vergessen …?«

»… Lage erfordert einen starken Mann auf dem Hohen Stuhl, kein machtgieriges Weib, das …«

»HÖRT AUF, VERFLUCHT NOCH MAL

»… Nimgurd ist noch nicht ganz erkaltet, und ihr benehmt euch wie die Aashunde …!«

Mit keiner Regung ihres bleichen, weiß und rot geschminkten Gesichtes verriet die Frau, ob sie die schreienden und fluchenden Männer überhaupt wahrnahm. Den Blick starr auf die Runen gerichtet, schüttelte sie unmerklich den Kopf, als könnte sie immer noch nicht fassen, was sie da sah und gerade eben verkündet hatte. Fast zögernd streckte sie die Hand nach dem Tuch aus und fuhr behutsam mit den Fingern über die Knochen, ohne sie jedoch zu berühren. Dabei bewegte sie die Lippen, als flüsterte sie oder spräche ein stilles Gebet.

»HÖRT ENDLICH AUF DAMIT!« Die heisere, barsche Stimme gehörte einem rotgesichtigen Mann mit Glatze, der seinen Worten Nachdruck verlieh, indem er auf die lange Bank sprang, auf der er bisher gesessen hatte. »Natürlich werden wir nicht zulassen, dass ein Weib das Erbe des großen Nimgurd antritt, selbst wenn es seine Schwester ist. Oder besser, gerade weil sie …«

»Ach ja? Wer hat dich denn nach deiner Meinung gefragt, Olbart?« Ein anderer Nordling erhob sich von seiner Bank, die an einer mit Fellen behängten Wand aus Lehmziegeln und Holz stand. Der Hüne brauchte nicht auf eine Bank zu treten, um Olbart zu überragen. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du doch am lautesten beim Obersten Konzil in Hellgaart über Nimgurds Unfähigkeit lamentiert und behauptet, selbst Egkhild wäre besser als Kriegshäuptling geeignet als er!« Das beifällige Gemurmel der anderen bestärkte ihn. »Woher kommt denn dieser Gesinnungswandel? Du siehst dich wohl schon selbst auf dem Hohen Stuhl, hab ich recht? Bei Belphors Hörnern, das eine sag ich dir – eher ertrage ich ein Weib als einen weibischen Maulhelden wie dich!«

»Du denkst mit deinem Schwanz, Frerik, und entsprechend kurz gedacht sind deine Worte!«, fauchte Olbart gereizt zurück.

Einige Häuptlinge lachten, andere dagegen ballten die Fäuste, und einigen Hitzköpfen juckte es in den Fingern, nach ihren Waffen zu greifen. Aber bei den Zusammenkünften der Häuptlinge während des Runenwurfs, durch den sie in Zeiten von Not und Gefahr einen Kriegshäuptling auf den Hohen Stuhl hievten, war das Tragen von Waffen strengstens untersagt. So zerstritten und verfeindet die großen Clans und Stämme Hellandens auch waren und so eifersüchtig sie auch auf ihre Unabhängigkeit und jeweiligen Interessen achteten – hatten sie erst einen Kriegshäuptling bestimmt und wurde dieser von Belphor durch die Schamanin bestätigt, wurde die Wahl für gewöhnlich akzeptiert.

Diesmal jedoch war es anders. Die Frau seufzte, während die erregten Stimmen um sie herum immer lauter und die Atmosphäre zunehmend feindseliger wurde.

»Das Letzte, was Hellanden jetzt brauchen kann, ist, dass wir unsere Kräfte schwächen, indem wir uns auf einen Bruderzwist einlassen!«

Die Schamanin hob den Kopf und sah zu dem Sprecher hinüber. Sie zuckte zusammen, als sie den scharfen Blick bemerkte, mit dem er sie musterte. Im nächsten Moment glättete sich die Miene des Mannes wieder.

Branwulf Koldark deutete lächelnd auf die Frau. »Immerhin ist Frahnja eine Tochter Lokhs. Es scheint mir nicht klug, eine Tochter von Belphors Gefährten zu beleidigen, indem wir ihr unterstellen …«

»Pah! Sie ist nur eine Besessene, und sie hat schon Nimgurd …«

»… dass sie irgendwelche politischen Interessen vertritt und den Wurf der Runen beeinflusst hat, um einen ungerechtfertigten Anspruch auf den Hohen Stuhl zu unterstützen«, fuhr Branwulf unbeeindruckt fort. »Jeder von uns weiß, was eine solche Tat für Folgen hätte. Nicht nur, dass die entsprechende Person gepfählt würde, sie müsste sich noch dazu im Hellführ Belphors Zorn stellen.«

Er wandte sich an Olbart, der unter reichlich spöttischen Zurufen von der Bank stieg. »Hast du nicht selbst die Weisheit der Schamanin in höchsten Tönen gelobt, als Nimgurd dich zum Proviantmeister unserer Armee bestellte? Und hat deine Frau nicht Frahnja gebeten, den Segen Belphors zu beschwören, auf dass ihr endlich mit einem Kind beschenkt würdet?«

»Ein Geschenk, das Korgh von Rüngart überbracht haben soll!«, brüllte ein anderer Häuptling, und dröhnendes Gelächter brandete auf.

Olbart fuhr herum, krebsrot im Gesicht. »Für diese Beleidigung wirst du zahlen!«, schrie er wütend.

»Ha, das ist mir der Spaß wert zu sehen, wie dich der Schlag trifft!« Der Mann griff in seine Gürteltasche und zog eine Kupfermünze heraus, die er durch den Raum in Richtung Olbart warf. »Hier hast du einen Kronn. Das genügt als Wiedergutmachung. Schließlich weiß ganz Hellanden, dass deine Frau …«

»Schluss damit!«, schrie ein älterer Häuptling, erhob sich und schlug mit einem knorrigen Gehstock so fest auf den Tisch, dass die Humpen tanzten. »Das Schicksal von Hellanden steht auf dem Spiel, und ihr …!«

»Ganz recht, und wie es aussieht, hat Egkhild Belphors Gunst auf ihrer Seite«, unterbrach ihn Branwulf, immer noch lächelnd. Dann deutete er mit einem Arm auf die vielen leeren Stühle am Tisch. »Und offenbar auch die Unterstützung fast der Hälfte unserer Häuptlinge.« Er lächelte weiterhin, aber der Blick seiner schwarzen Augen wurde plötzlich eisig. »Unser Feind steht außerhalb unserer Grenzen, nicht innerhalb, vergessen wir das nicht. Wir haben gerade erst, durch die heimtückische Tat des Drachenfürsten von Alghor, unseren Kriegshäuptling verloren. Prakuhl hat dank der Tapferkeit unserer Männer seinen Verrat zwar augenblicklich mit dem Leben bezahlen müssen, aber wir können es uns nicht leisten, lange und unter viel Blutvergießen um Nimgurds Nachfolge zu streiten. Warten wir ab, welche Schritte Egkhild unternimmt, um Nimgurds Tod zu rächen.« Er deutete auf die Schamanin. »Versagt die Warkyria, können wir immer noch Lokhs Tochter auffordern, die Runen ein zweites Mal zu werfen.«

»Ich sage, sie soll es auf der Stelle tun!«, rief Olbart und deutete mit dem Finger auf Frahnja. »Es kann nicht mit rechten …«

»Und wenn sie noch so oft wirft, die Runen werden dich niemals als Kriegshäuptling bestätigen, weil wir dich niemals auf den Hohen Stuhl …«

Die Schamanin bückte sich und schob die Runen vorsichtig in die Mitte des gewebten Tuchs. Dann faltete sie sorgfältig die vier Ecken übereinander und band das Ganze mit einer ledernen Schnur zu einem Beutel zusammen. Den schob sie in die Tasche ihres Fellmantels und ging langsam zur Tür, ohne dass die Männer auf sie achteten. Sie zwängte sich durch die schweren Fellvorhänge, die als Abtrennung zu der winzigen Diele dienten, wo sie die pelzgefütterte Kapuze ihres schweren Fellmantels aufsetzte. Die Knochen, Metallplatten und Perlen an ihrem Mantel klapperten und klirrten leise, als sie die schwere Außentür öffnete und hinaustrat.

Draußen schien die eisige Luft...

Erscheint lt. Verlag 16.2.2015
Reihe/Serie Die drei Prophezeiungen
DIE DREI PROPHEZEIUNGEN
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Abercrombie • Abercrombie, Prophezeiung, Schwert, Schwertkämpfer, Drachen, Götter, Arena • Arena • Drachen • eBooks • Fantasy • Götter • High Fantasy • Prophezeiung • Schwert • Schwertkämpfer
ISBN-10 3-641-14384-5 / 3641143845
ISBN-13 978-3-641-14384-8 / 9783641143848
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