Tanz der Wölfe (eBook)

Mercy Thompson 7 - Roman
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2015 | 1. Auflage
448 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-15261-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tanz der Wölfe -  Patricia Briggs
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Mercy Thompson ist zurück - ein neues Abenteuer für die coolste Gestaltwandlerin aller Zeiten
Mercy Thompson ist ohne Zweifel die heißeste Automechanikerin in den ganzen Tri-Cities, und sie hat die außergewöhnliche Gabe, sich in eine Kojotin zu verwandeln. Doch Mercys Leben gerät aus den Fugen, als ihr Gefährte Adam, der Alpha des mächtigsten Werwolfrudels der Stadt, entführt wird - zusammen mit seinem ganzen Rudel, den Wölfen, die inzwischen zu Mercys Familie geworden sind. Mercy setzt alles daran, ihre große Liebe und das Rudel zu retten, und kommt dabei einer gewaltigen Verschwörung auf die Spur. Einer Verschwörung, die das Leben aller Gestaltwandler in Nordamerika bedrohen könnte.

Patricia Briggs, Jahrgang 1965, wuchs in Montana auf und interessiert sich seit ihrer Kindheit für Fantastisches. So studierte sie neben Geschichte auch Deutsch, denn ihre große Liebe gilt Burgen und Märchen. Mit ihrer Mystery-Saga um die Gestaltwandlerin Mercy Thompson stürmt sie regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten. Nach mehreren Umzügen lebt die Autorin heute in Washington State.

1

Wir hätten mit dem Transporter kommen sollen«, verkündete meine Stieftochter. Sie klang wieder wie sie selbst, auch wenn ihre Miene immer noch ein wenig angespannt wirkte.

»Wir sollten überhaupt nicht hier sein«, murmelte ich, während ich gegen die Heckklappe drückte. Mein Golf bot eine Menge Laderaum für so ein kleines Auto. Dabei waren wir nur zwanzig Minuten hier gewesen. Ich kaufe ständig bei Walmart ein und komme nie mit so viel Zeug raus. Wir waren sogar vor dem großen Mitternachtsverkauf aufgebrochen. Und trotzdem … hatte ich jetzt all dieses Zeug. Und das meiste davon war nicht im Angebot gewesen. Wer tut so etwas?

»Ach, komm schon«, spottete sie betont gut gelaunt. »Es ist Schwarzer Freitag, da geht jeder einkaufen.«

Ich hob meinen Blick von der widerspenstigen Heckklappe meines armen, überlasteten Autos, um mich auf dem Parkplatz des Home Depot umzuschauen. »Offensichtlich«, murmelte ich.

Home Depot hatte am Schwarzen Freitag, dem Tag nach Thanksgiving, nicht bis Mitternacht geöffnet, aber der Parkplatz war riesig und gab sich redliche Mühe, den Massenandrang von Walmart aufzufangen. Auf dem Parkplatz des Supermarktes selbst hätte nicht mal mehr ein Fahrrad Platz gehabt. Ich hätte nie vermutet, dass im Einzugsgebiet der Tri-Cities so viele Leute lebten – und das hier war nur einer von drei Walmarts und derjenige, von dem wir angenommen hatten, er wäre am wenigsten überlaufen.

»Als Nächstes sollten wir zu Target fahren«, sagte Jesse. Der nachdenkliche Ton in ihrer Stimme jagte mir einen kalten Schauder über den Rücken. »Sie haben das neue Dread Pirate’s Booty 4 zum halben Preis. Verkaufsstart sollte heute um Mitternacht sein. Es gab Gerüchte über Produktionsengpässe vor Weihnachten.«

Codpieces and Golden Corsets: Dread Pirate’s Booty 3, besser bekannt als CAGCDPBT – ich mache keine Witze, wenn man die Buchstabenkombination nicht zehnmal hintereinander unfallfrei aussprechen konnte, galt man nicht als wahrer Spieler – war das Lieblingsspiel des Rudels. Zweimal im Monat schleppten sie ihre Laptops und ein paar Computer zu uns, bauten sie im Versammlungsraum auf und spielten bis zum Morgengrauen. Bösartige, fiese Werwölfe, die im Internet Piratenspiele spielten – die Sessions waren immer ziemlich intensiv. Es wunderte mich ein wenig, dass wir keine Leichen gefunden hatten – noch nicht.

»Gerüchte über Engpässe, die zufällig kurz vor dem Schwarzen Freitag durch die Presse geistern«, moserte ich.

Jesse grinste. Ihre Wangen waren vom kalten Novemberwind gerötet, und ihre gute Laune wirkte nicht mehr so aufgesetzt wie direkt nach dem Anruf ihrer Mutter während des Thanksgiving-Dinners. Sie hatte Jesses Besuch an Weihnachten abgesagt. »Zyniker. Du verbringst zu viel Zeit mit Dad.«

Also fuhren wir auf der Suche nach Piratenschätzen quer über die Straße zum Parkplatz von Target, der sich in einem ähnlichen Zustand befand wie der von Walmart. Anders als Walmart hatte Target nicht durchgehend geöffnet. Vor dem Markt drängelten sich die Leute, um darauf zu warten, dass die Türen um Mitternacht aufschwangen. Das dauerte meiner Uhr zufolge noch zwei Minuten. Die Schlange begann bei Target, schlängelte sich vor dem Schuhladen und der Zoohandlung entlang und verschwand in der Dunkelheit neben dem Einkaufszentrum.

»Sie haben noch nicht geöffnet.« Ich wollte nicht denselben Weg nehmen wie all diese Leute. Ich fragte mich, ob die Soldaten im Bürgerkrieg sich wohl so gefühlt hatten, wenn sie über einen Hügel schauten und die Truppen der Gegenseite sahen, grimmig und kampfbereit. Diese Streitmacht hier schob Kinderwägen statt Kanonen, doch in meinen Augen wirkte sie nichtsdestotrotz bedrohlich.

Jesse musterte meine Miene und kicherte bösartig.

Ich zeigte mit dem Finger auf sie. »Damit kannst du gleich aufhören, Missy. Das ist alles deine Schuld.«

Sie blinzelte mich fröhlich an. »Meine Schuld? Ich habe doch nur gesagt, dass es Spaß machen könnte, loszuziehen und die Sonderangebote zu nutzen.«

Und ich hatte gedacht, es wäre eine gute Möglichkeit, sie von den gebrochenen Versprechen ihrer Mutter abzulenken, die immer mit einer guten Portion Schuldgefühlen aufgeladen waren. Mir war nicht klar gewesen, dass Shoppen am Schwarzen Freitag (obwohl es meiner Uhr zufolge, zumindest für die nächste Minute, immer noch Donnerstag war) ungefähr dem Sprung auf eine Granate gleichkam. Ich hätte es trotzdem getan – ich liebe Jesse, und langsam erfüllte das Ablenkungsmanöver seinen Zweck –, doch es wäre schön gewesen, vorher zu wissen, wie übel es werden würde.

Wir folgten langsam den anderen Autos, die ebenfalls nach einem Parkplatz suchten, und kamen schließlich direkt vor dem Laden vorbei, wo die Einkaufenden lauerten, zusammengekauert und bereit für den Angriff. Im Laden näherte sich ein junger Mann in dem traurigerweise passenden roten Target-Shirt langsam den Türen, die das Einzige waren, was ihn vor den angreifenden Horden schützte.

»Er wird sterben.« Jesse klang ein wenig besorgt.

Die Menge fing an zu schwanken wie ein chinesischer Neujahrsdrache, als der Mann langsam die Hand ausstreckte, um den Schlüssel im Schloss zu drehen.

»Ich möchte auf keinen Fall mit ihm tauschen«, stimmte ich zu, während der Junge sich nach erfüllter Mission sofort umdrehte, um zurück in den Laden zu rennen, die Horde aus geifernden Käufern dicht auf den Fersen.

»Ich werde da nicht reingehen«, erklärte ich bestimmt, als eine alte Frau einer anderen alten Frau den Ellbogen in den Magen rammte, weil diese versucht hatte, sich an ihr vorbeizuschieben.

»Wir könnten immer noch ins Einkaufszentrum«, meinte Jesse nach kurzer Überlegung.

»Das Einkaufzentrum?« Ich zog ungläubig die Augenbrauen hoch. »Du willst ins Einkaufszentrum?« Es gab die verschiedensten Einkaufszentren in den Tri-Cities, und zusätzlich auch noch ein Factory-Outlet, doch wenn man einfach von »dem Einkaufszentrum« sprach, meinte man gewöhnlich die große Mall in Kennwick. Die jeder, der am Schwarzen Freitag einkauft, garantiert als Erstes aufsucht.

Jesse lachte. »Mal ehrlich, Mercy. Kitchenaids sind im Angebot, hundert Dollar billiger. Darryls ist kaputtgegangen, als meine Freundinnen und ich damit Brownies gemacht haben. Mit meinem Babysitting-Geld habe ich gerade genug, um ihm zu Weihnachten eine neue zu schenken, wenn ich das Ding hundert Dollar billiger bekomme. Wenn wir die Küchenmaschine kriegen, bin ich bereit, dieses Experiment für beendet zu erklären.« Sie warf mir einen kläglichen Blick zu. »Wirklich, es geht mir gut, Mercy. Ich kenne meine Mutter; ich hatte damit gerechnet, dass sie absagt. Es ist sowieso lustiger, Weihnachten mit dir und Dad zu verbringen.«

»Nun, wenn das so ist«, meinte ich, »warum gebe ich dir nicht einfach hundert Dollar, und wir sparen uns das Einkaufszentrum?«

Jesse schüttelte den Kopf. »Nö. Du bist noch nicht lange Teil dieser Familie, also kennst du noch nicht alle Regeln. Wenn man ein Spielzeug kaputtmacht, muss man es ersetzen, und zwar vom eigenen Geld. Also auf zum Einkaufszentrum.«

Ich seufzte hörbar, während ich aus dem Regen des Target-Parkplatzes hinausfuhr und auf die Traufe des Columbia-Einkaufszentrums zuhielt. »Auf in den Kampf. Wir werden uns gegen die Horden aus Müttern und Furcht einflößenden alten Drachen durchsetzen.«

Jesse nickte heftig und hob ein imaginäres Schwert. »Und mag sich wahren, wer zuerst Halt! ruft, soll zur Hölle fahren.«

»Ich fordere dich heraus, vor Samuel Shakespeare falsch zu zitieren«, erklärte ich, und sie lachte.

Die Stiefmutterrolle war neu für mich. Manchmal ähnelte es einem Drahtseilakt – auf einem eingefetteten Seil. So sehr Jesse und ich uns auch mochten, wir hatten mitunter Probleme. Doch sie jetzt lachen zu hören, sorgte dafür, dass ich unsere Chancen hoffnungsfroher einschätzte.

Das Auto vor mir hielt plötzlich an, und ich trat auf die Bremse. Der Golf war ein alter Gefährte aus meinen Teenagerjahren (die schon lange zurücklagen), den ich behielt, weil ich ihn einfach liebte – und weil ich als Automechanikerin arbeitete und es die beste Werbung war, ein altes, billiges Auto wie den Golf am Laufen zu halten. Die Bremsen funktionierten wunderbar, und das Auto stoppte rechtzeitig – mit noch ungefähr zehn Zentimetern Abstand.

»Ich bin wirklich nicht die Erste, die Macbeth missbraucht«, sagte Jesse und klang dabei ein wenig atemlos – allerdings wusste sie auch nicht, dass ich die Bremsen erst letzte Woche erneuert hatte, weil ich zufällig die Zeit dafür gehabt hatte.

Ich sog missbilligend die Luft durch die Zähne, während wir darauf warteten, dass irgendein feiger Fahrer ein paar Autos vor uns es endlich wagte, nach links auf die Schnellstraße abzubiegen. »Das Schottische Stück. Man sagt ›Das Schottische Stück‹. Du solltest es besser wissen. Es gibt Dinge, die man nie beim Namen nennt, wie Macbeth, die Steuerbehörde und Voldemort. Nicht, wenn du es heute Abend noch zum Einkaufszentrum schaffen willst.«

»Oh«, meinte sie mit einem fiesen Lächeln in meine Richtung. »An so etwas denke ich nur, wenn ich in einen Spiegel blicke und sorgfältig darauf achte, weder ›Candyman‹ noch ›Bloody Mary‹ zu sagen.«

»Weiß dein Vater, welche Art von Filmen du schaust?«, fragte ich.

»Mein Vater hat mir zum dreizehnten Geburtstag Psycho geschenkt. Und ich bemerke, dass du nicht fragen musst, wer der Candyman ist. Welche Art von Filmen schaust du,...

Erscheint lt. Verlag 15.6.2015
Reihe/Serie Mercy-Thompson-Reihe
Übersetzer Vanessa Lamatsch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Frost Burned - Mercy Thompson 7
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Fantasy • Gestaltwandler • Mercy Thompson • Patricia Briggs • Romantasy • Urban Fantasy • Urban Fantasy, Gestaltwandler, Werwölfe, Mercy Thompson, Patricia Briggs • Werwölfe
ISBN-10 3-641-15261-5 / 3641152615
ISBN-13 978-3-641-15261-1 / 9783641152611
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