Im Zeichen der Finsternis (eBook)

Die Erleuchtete 3 - Roman
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2015 | 1. Auflage
512 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-16157-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Zeichen der Finsternis -  Aimee Agresti
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In New Orleans konnte Haven Terra einen Angriff des Bösen gerade noch abwehren - und das nur, weil sie als angehender Engel besondere Kräfte besitzt. Doch der Schock sitzt tief: Denn auf der anschließenden Flucht entführten die Abgesandten der Hölle Havens große Liebe Lance. Durch ihn planen die Dämonen, die Welt endgültig ins Dunkel zu stürzen, denn für ihre Revolution müssen sie in Paris einen Engel opfern: Lance. Gemeinsam mit ihrem Freund Dante eilt Haven nach Frankreich, um Lance zu retten und das Böse aufzuhalten. In der geheimnisvollen Stadt der Lichter kommt es zum alles entscheidenden Kampf ...

Aimee Agresti ist Journalistin und Autorin. Sie schreibt regelmäßig für 'US Weekly' und führte bereits zahlreiche Interviews mit verschiedenen Berühmtheiten. Zudem erschienen ihre Beiträge in 'People', der 'Washington Post', 'Mademoiselle' und dem 'New York Observer'. Mit ihrer Trilogie um Haven Terra, 'Die Erleuchtete', eroberte sie die amerikanische Romantasy-Gemeinde im Sturm. Aimee Agresti lebt in Washington, D.C.

1

Ich kann nicht fassen,
dass er das riskiert hat

Lance. Der Klang seines Namens schmerzte, er ließ Zorn in mir aufsteigen, der sofort von einem Gefühl des Scheiterns verdrängt wurde. Meines Scheiterns. Die anderen hatten begonnen, wild durcheinanderzureden, sie stellten Hypothesen auf, schmiedeten Pläne und brüllten gegen den laut heulenden Wind und den in dicken Tropfen auf uns herabprasselnden Regen an. Keiner von uns hatte den Kampf der Nacht unversehrt überstanden: Unsere zerfetzten und durchnässten Klamotten klebten an unseren lädierten, von Blutergüssen übersäten Körpern. Wunden und Schrammen zeichneten unsere Haut, Verbrennungen von unserem Zusammentreffen mit den Gesandten der Unterwelt. Aber wenigstens waren wir hier. Wir hatten es geschafft.

Lance. Auf die anderen achtete ich kaum. Ich konnte es nicht ertragen, ihnen zuzuhören. Aber ich spürte Lucians Blick auf mir. Es goss wie aus Kübeln, und das gleichmäßige Rauschen des Regens blendete alles und alle anderen aus. Mir war ja nicht einmal bewusst, dass ich in der Royal Street von New Orleans immer noch mit zerkratzten Knien auf dem Asphalt kauerte, bis Lucian schließlich nach meiner Hand griff und mich schweigend hochzog. Ich sah ihn nicht an.

Lance. Was sie wohl gerade mit ihm machten? Was würden sie dem Jungen antun, den ich liebte, nur um mich zu quälen?

»Hier, sieh mal!« Dante schob mir sein Handy hin, das geheimnisvolle Mobiltelefon, von dem Lance und ich auch eins hatten, und über das wir hin und wieder rätselhafte Nachrichten erhielten. Ich schaute nicht hin, sondern starrte auf die Glut, die immer noch an der Stelle rot glomm, wo der Fürst Lance gepackt und ihn in einen Feuerring gebannt hatte, um mit ihm zu verschwinden. Ich stellte mir vor, dass sie wohl in der Unterwelt wieder sichtbar geworden waren, und ich malte mir aus, welche Schmerzen und Qualen Lance erwarteten. Ich erschauerte.

»Ich kann nicht fassen, dass er das riskiert hat«, murmelte Lucian mit gepresster Stimme, und auch sein Blick fixierte die Stelle, an der eben noch der Fürst gestanden hatte.

Und das alles war meine Schuld. Ich hatte es nicht verhindert, hatte Lance nicht beschützt. Meinetwegen war er nun fort. In Gedanken ging ich die Szene immer wieder durch, ließ zu, dass sich die Erkenntnis bohrend in mir breitmachte, unternahm nichts gegen den Schmerz. Das war die Strafe für meine Selbstzufriedenheit. Ich hatte nicht zu schätzen gewusst, was vor meiner Nase lag, und viel zu viel als selbstverständlich hingenommen. Wie oft findet man jemanden, der einen versteht, der das Gleiche durchmacht wie man selbst und einen trotz aller Fehler liebt? Diesen Menschen muss man festhalten, so fest wie möglich, wenn man ihn gefunden hat. Schließlich waren Lance und ich nicht wie andere Menschen. Selbst bevor wir wussten, dass wir Engel waren, waren wir nicht wie alle anderen gewesen. Aber wir waren einander sehr ähnlich. Und wir funktionierten zusammen viel besser. Deshalb würde ich ihn zurückholen. Ich würde ihn finden, es musste einfach einen Weg geben.

Mein Herz pumpte Zorn durch meine Adern, der mich aktivierte und den lähmenden Schock durch wütende Entschlossenheit ersetzte. Es war, als sei ein Funke entfacht worden, und ohne Vorwarnung rannte ich los. Ich schüttelte Lucian, der mich zurückhalten wollte, einfach ab und raste in die Villa. Trotz des Gewitters und des Kriegs der Teufel war die Party immer noch in vollem Gange. Irgendwie war es den Feiernden mit den Mardi-Gras-Masken gelungen, unbeirrt weiterzumachen: Seit im Ballsaal im ersten Stock der Sturm durch das kaputte Oberlicht hereinwehte, war der Spaß einfach ins Erdgeschoss verlegt worden. Es schien so, als hätten all diese Menschen die Gewalt um sie herum akzeptiert und beschlossen, das Beste daraus zu machen. Sie wippten im Takt der Musik, nippten an ihren Gläsern, brüllten einander ins Ohr, um sich über den Lärm hinweg zu verständigen, und lächelten wie sorglose Nachteulen, die noch Stunden vor sich hatten, um sich auf angenehme Weise die Zeit zu vertreiben. Solange der Strom nicht ausfiel und genug zu trinken da war, würde sich an ihren Plänen nichts ändern.

Ich drängte mich weitaus rücksichtsloser durch die Menge, als eigentlich nötig war, sodass hier und da ein Glas runterfiel und Damen in High Heels sich irgendwo festhalten mussten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann sauste ich die Treppe zum mir nur allzu vertrauten Wandteppich mit der bourbonischen Lilie hinauf. Lucian hatte seit unserer Ankunft vor ein paar Monaten in New Orleans diesen Ausweg aus dem dunklen Reich, dem er so gerne entfliehen wollte, regelmäßig benutzt. Und vor nicht allzu langer Zeit waren auch Lance und ich durch diesen Gang der Unterwelt entkommen, in jener grauenhaften Nacht, in der wir der Krewe gefolgt waren, den Vertretern des Bösen hier in New Orleans. Wir hatten herausfinden wollen, wie wir sie besiegen konnten. Dabei waren wir zu weit gegangen, wir waren in der Welt der Teufel gelandet, und nur mit viel Glück war uns die Flucht gelungen. Heute Abend dagegen waren wir so nahe dran gewesen, die zweite unserer drei Engelsprüfungen zu bestehen. Beinahe hätten wir die Flügel bekommen, für die wir doch so hart gearbeitet hatten. Von uns Engeln in der Ausbildung hatte eine starke Kerngruppe heute Abend den Kampf gegen die tödlichen Kreaturen gewonnen – mein Sandkastenfreund Dante, seine neue Liebe Max, die liebliche Drew, Südstaatenschönheit Emma und ein sehr ungewöhnliches Pärchen, nämlich die typisch amerikanische Sportskanone Tom und Goth River. Erst in den letzten Sekunden des Kampfes hatten wir einen der unseren verloren.

Jetzt erreichte ich den ersten Stock des Herrenhauses und fegte den Wandteppich so heftig beiseite, dass ich ihn beinahe heruntergerissen hätte. Ich war bereit, mich in die Tiefe zu stürzen, hinab zu unbekannten Schrecken und zu Lance. Aber dann hielt ich wie erstarrt inne. Denn da war kein Abgrund mehr, in den ich mich hätte werfen können. Ich tastete die Wand ab, meine Hände erkannten die glatte Oberfläche jedoch nicht wieder. Die Wand schien massiv. Eigentlich hätte mich das nicht wundern sollen: Am Tag der Metamorphose mussten die Dämonen mit ihren neuen Rekruten vor Mitternacht zurückkehren, bevor die Portale zur Unterwelt hinter ihnen versiegelt wurden, wie man mir so oft eingebläut hatte. Aber mein blutendes Herz wollte das nicht akzeptieren. Ich musste es einfach versuchen.

»Haven!«, rief Lucian unten aus dem Eingangsbereich, und seine sonst so seidenweiche Stimme klang angespannt. Wieder flammte das Bild des Fürsten mit Lance in seiner Gewalt in meiner Erinnerung auf und ließ das Blut in meinen Adern brodeln. Verzweiflung drohte mich zu übermannen. Ich wollte ihn zurückholen. Sofort.

Erneut setzte sich mein Körper in Bewegung, bevor mein Verstand hinterherkam, und ich rannte dieselben maskierten Gestalten um wie kurz zuvor. Dann schoss ich so dicht an Lucian und Dante vorbei, dass ich ihre Schultern streifte, und ließ die ganze Gruppe hinter mir zurück, als ich wieder in den Sturm hinausraste. Ich trotzte dem Wetter auf dem Weg zu den einzigen uns noch bekannten Portalen: den Gräbern auf Saint Louis Number One, dem Friedhof, auf dem Lance und ich die dunklen Rituale der Teufel beobachtet und uns sogar in eine der Gruften aus glattem Marmor geschlichen hatten, die nach dort unten führten. Ich hörte, wie sich die ganze Gruppe in Bewegung setzte, mir durchs knöcheltiefe Wasser folgte und dem Unrat auswich, der durch die Luft geschleudert wurde. Meine Freunde kamen hinterher und brüllten dabei, ich sollte stehen bleiben. Ich ignorierte ihre Stimmen einfach.

Als ich die Tore am Eingang entdeckte, wurde ich sogar noch schneller, stieß mich ab und flog über das schmiedeeiserne Hindernis, so wie andere über eine Pfütze hopsten. Irgendetwas hatte sich heute Abend verändert. Die Kraft, die plötzlich in jedem Muskel, jeder einzelnen Zelle meines Körpers steckte, hatte ganz neue Dimensionen erreicht, jede Bewegung fühlte sich an wie eine Stichflamme.

Ich raste zur Gruft hinüber, die Lance errichtet hatte, und dachte daran zurück, wie ich ihm von Weitem dabei zugesehen hatte. Damals hatte er mit seinen breiten Schultern und kräftigen Rückenmuskeln die schweren Marmorplatten so mühelos transportiert, als wären sie aus Karton. Jetzt versanken meine Füße bei jedem Schritt in Matsch und Kies, während die Bilder aus meiner Erinnerung wie Schnappschüsse vor meinem inneren Auge aufblitzten: wie Lance mich in die Villa gejagt hatte, als das Gift der Teufel von mir Besitz ergriffen hatte. Wie er nach dem Schweberitual, das mich wieder von dem Gift befreit hatte, mit starken Armen meinen leblosen Körper hochgehoben hatte. Unser Spaziergang im Botanischen Garten, als wir uns ausgesprochen hatten. Unser Kuss zu Beginn der Parade vor so vielen Stunden, als wir uns einen Moment, einen klitzekleinen Augenblick lang, erlaubt hatten, die allgemeine Aufregung und Begeisterung zu genießen. Und dann kam mir auch noch unser erster Kuss in den Sinn, bei dem mir gar nicht klar gewesen war, dass ich ihn geküsst hatte. Während der Eröffnung des Lexington Hotels hatte es so einige Geheimnisse gegeben, und wir waren einander im Dunkeln näher gekommen und dann gemeinsam in eine Liebesgeschichte gestolpert.

Ich hielt auf den hinteren Bereich des Friedhofs zu und schlug immer wieder Haken, wenn ich hier oder da eine andere mir bekannte Gruft entdeckte. Dann rammte ich die Schulter gegen diejenigen Grabmäler, aus denen einst vor meinen Augen Dämonen gekrochen waren. Aber da regte sich nichts. Endlich erreichte ich die Überreste von...

Erscheint lt. Verlag 20.7.2015
Übersetzer Sonja Hagemann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Initiate
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Dämonen • Dorian Gray • eBooks • Engel • Engel, Paris, Teufel, Dämonen, Dorian Gray, Seelenfänger, Romantasy, erste große Liebe • erste große Liebe • Fantasy • Frankreich • Paris • Romantasy • Seelenfänger • Teufel
ISBN-10 3-641-16157-6 / 3641161576
ISBN-13 978-3-641-16157-6 / 9783641161576
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