Der Atem des Feuers (eBook)

Drachenlied 1
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2015 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-15801-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Atem des Feuers -  Daniel Arenson
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Ihr Atem ist so heiß wie Feuer, doch gegen das Licht der Sonne sind sie machtlos!
Im uralten Reich Requiem besitzen die Menschen eine phantastische Fähigkeit: Sie verwandeln sich in Drachen. Doch der Frieden des verschneiten Landes steht auf dem Spiel, als aus dem Süden ein Feuersturm auf die Drachen trifft: Unverwundbare Phönixe, bestehend aus Flammen, versuchen Requiem zu zerstören. An ihrer Spitze steht Solina, die alle Drachen auslöschen will. Bis auf einen: Elethor hat Solina einst geliebt - um ihre rasende Wut zu löschen und sein Volk zu retten, muss er sich einem Abenteuer stellen, das ihn weit von Requiem fortführt und mit seinen unheimlichsten Ängsten konfrontiert.

Der Kanadier Daniel Arenson ist glühender Fan von »Dungeons & Dragons«, dem »Herrn der Ringe« und »Star Wars«. Müsste er sich entscheiden, wäre er lieber Hobbit als Elf, eher Stark als Lennister und mehr Ravenclaw als Hufflepuff. Als Autor veröffentlichte er im Selbstverlag bereits vier Trilogien aus dem »Requiem«-Universum. In den USA haben sich seine Bücher mehr als 400.000 Mal verkauft und sind Fantasy-Bestseller.

Mori

Mori stand auf der Festungsmauer, als sie den Phönix aufsteigen sah.

Der Feuervogel erhob sich über dem schneebedeckten Horizont, die Flügel ausgebreitet wie Sonnenstrahlen. Allem Anschein nach war er riesig – so groß wie ein Drache, womöglich noch größer. Mori erschauerte. Der Wind fuhr in ihren Umhang, es roch nach Feuer, die Luft war viel zu warm für den Winter. Hinter ihrem Rücken ergriff sie den sechsten Finger an ihrer linken Hand, ihren Glücksfinger. Ihre zahme Maus klammerte sich an ihre Schulter, auch sie hatte die flammende Kreatur erblickt.

»Orin«, flüsterte Mori mit bebenden Lippen. Sie wollte lauter rufen, wollte den Alarm auslösen, ihren Bruder und die Wachen herbeirufen … doch die Angst versiegelte ihre Lippen, während die endlosen Wälder zu ihren Füßen im Frost erstarrten.

In der Ferne drehte die anmutige und schöne Gestalt des Phönix ihre Kreise und stieg höher hinauf. Er schien aus nichts als Feuer gewoben zu sein und zog eine Welle aus Funken hinter sich her. Trotz der Entfernung hörte Mori sein Rufen, das wie das Krächzen eines vielfarbenen Vogels aus dem Süden klang.

Mori wollte fliehen. Ihr fielen all die Geschichten ein, die ihre Brüder erzählt hatten, furchtbare Geschichten von Greifen, die Requiem angegriffen und Millionen ihres Volkes getötet hatten. Selbst in Drachengestalt könnten wir sie nicht aufhalten, hatten ihre Brüder gesagt und wie Greifen gekreischt, woraufhin Mori schluchzend weggerannt war und sich versteckt hatte.

»Doch das ist lange her«, flüsterte Mori, deren Finger jetzt zitterten. Auch der Glücksfinger. Es war Hunderte Jahre her, dass die Greifen über sie hergefallen waren. Inzwischen war Requiem so mächtig geworden, dass kein Feind ihm etwas anhaben konnte. In Nova Vita, der schönen Stadt im Norden, lebten fünfzigtausend Vir Requis, und jeder von ihnen konnte sich Schuppen und Flügel wachsen lassen, um als Drache aufzusteigen und sie zu verteidigen.

Aber, so hielt sie es sich vor Augen, Nova Vita lag weit im Norden, so viele Flugstunden entfernt, dass sie gar nicht daran denken mochte. Hier im Süden, im kalten und einsamen Castellum Luna, verweilten nur fünfzig Vir Requis. Ihr Bruder Orin. Einige Soldaten. Und sie … Prinzessin Mori, ein achtzehnjähriges Mädchen mit einem überzähligen Finger, einer zahmen Maus und genügend Angst, um daran zu ersticken.

Sie kniff die Augen zusammen und spähte zum Horizont. Der Phönix erhob sich kreisend gen Himmel wie eine Kerzenflamme, die sich vom Docht losgerissen hat. Sein Lied wurde vom Wind herangetragen. Moris Maus zupfte sich an den Schnurrhaaren, huschte unter ihren Umhang und verschwand in der Tasche. Mori war neidisch auf ihre kleine Freundin – wie oft wünschte sie sich, ebenfalls so einfach verschwinden zu können.

»Vielleicht ist er ja gar nicht böse«, flüsterte sie. »Vielleicht wird er uns gar nichts tun, Pip.«

Ohne Pip, ihre geliebte Maus, wäre sie längst verrückt geworden. Es war so einsam hier unten im südlichen Hinterland. So … so kalt und abgelegen, alles an diesem Ort machte ihr Angst. Nova Vita fehlte ihr. Sie vermisste die marmornen Säulen, die so anmutig zwischen den Birken der Stadt aufragten, ganz anders als die rohen Backsteinmauern dieses Außenpostens. Sie vermisste ihren Vater, den König, ihre Freundin Lady Lyana, die Minnesänger und Priester, die Gaukler und Geschichtenerzähler. Doch vor allem vermisste sie die Bibliothek von Nova Vita, den gewölbten großen Raum mit so vielen Büchern, dass sie am liebsten ihr ganzes Leben dort verbracht hätte.

Warum hatte ihr Vater sie ausgerechnet hierhergeschickt? Warum brauchte Requiem noch eine weitere Siedlung? Nova Vita sollte doch genügen. Das hatte Mori ihrem Vater zu erklären versucht, doch er hatte nur davon gesprochen, dass Requiem sich vom Angriff der Greifen erholen und sich wieder bis zu den alten Grenzen ausdehnen müsse. Noch dazu werde ihr die Luft im Süden guttun und ihr Mut verleihen und … Mori hätte am liebsten geweint. Keine dieser Begründungen überzeugte sie, und bislang war sie auch um keinen Deut mutiger geworden. Wenn überhaupt, dann war beim Blick auf die kalten Steinmauern, auf die froststarrenden Wälder und den Feuervogel ihre Angst nur gewachsen.

Wie sie so dastand, unbeweglich vor Ängstlichkeit, entzündete sich der Horizont. Aus weit entferntem Nebel stieg ein orangefarbenes Glühen auf, das seine Ranken über den weißen Himmel ausbreitete; es sah aus wie ein Sonnenaufgang im Süden. Der verschneite Wald färbte sich rot, der Geruch von Feuer stieg Mori in die Nase, und ihr wurde schwindelig. Flammen knisterten, und endlich fand sie ihre Stimme wieder.

»Orin!«, rief sie von der Mauer hinab. »Feuer, Orin! Der Wald brennt!«

Doch was sie vor sich sah, war kein Waldbrand. Und auch keine irdischen Flammen. Unzählige Phönixe breiteten ihre Schwingen aus. Unzählige Feuerschweife stiegen kometengleich auf. Der Horizont war von einem Heer aus zornentbrannten Feuervögeln entflammt, von Boten des Unheils. Das Gekreisch und das Kriegsgeräusch wurden lauter. Die Wolken selbst fingen Feuer, der Wald erzitterte, das Eis schmolz, die Bäume barsten.

»Orin!«, schrie Mori. Sie wollte ihre Magie einsetzen, die Magie von Requiem. Sie wollte sich Schuppen und Flügel wachsen lassen, Feuer spucken und sich wie ein Drache erheben. Doch sie konnte nur auf diesen Mauern stehen, ein Mädchen, starr vor Angst, mit einem Glücksfinger, einer kleinen Maus und Tränen in den Augen.

Waffen klirrten, Schwerter wurden gezückt, Stiefel trampelten. Orin erklomm die Mauer, seine Männer folgten ihm. Sie stellten sich auf der Brustwehr ins Glied, und ihr Geruch drang zu Mori herüber: der Duft von Öl, Leder, Schweiß und Geborgenheit. Ihr Bruder legte einen Arm um ihre Schultern und betrachtete die flammenden Vögel, die im Süden aufgetaucht waren. Er war ein stattlicher Mann, zehn Jahre älter als sie. Sein braunes Haar und die grauen Augen ähnelten den ihren, doch sein Gesicht war ungleich härter, seine Seele ungleich stärker. Seine Rüstung war dick und sein Schwert schwer, und Mori hing an ihm. Er war Orin Aeternum, der Sohn des Olasar, Kronprinz Requiems, und er war der stärkste Mann, den sie kannte.

»Was ist das, Orin?«, flüsterte sie.

Seine Männer, allesamt kräftig und in Stahl gekleidet, beugten sich mit düsterem Blick über die Brüstung. Ihr Atem erzeugte Rauchwolken, und Frost bedeckte ihre Bärte. Sie waren die besten Krieger Requiems, die hierhergeschickt worden waren, um diesen südlichen Außenposten, die Grenze und Mori zu verteidigen. Ihre Hände umklammerten die Griffe ihrer Schwerter. Orin starrte mit ihnen, seine Miene verfinsterte sich.

»Ich weiß es nicht«, sagte er sanft. »Aber wir werden es herausfinden.« Seine Stimme wurde lauter. »Ihr Männer Requiems! Wir fliegen!«

Er warf den Kopf zurück, streckte die Arme aus und setzte seinen Zauber ein, die Magie der Sterne Requiems. Silberne Schuppen umschlossen ihn. Flügel entfalteten sich auf seinem Rücken, Finger wurden zu Klauen, und in seinem Mund wuchsen Fangzähne. Schon bald erhob er sich über die Mauern, ein fünfzehn Meter langer, Feuer speiender, silberner Drache. Seine Männer verwandelten sich ebenfalls. Auch ihnen wuchsen Schuppen und Flügel. Fünfzig Drachen, aus deren Mäulern das Feuer züngelte, stiegen in die Luft auf.

Mori atmete tief ein und bereitete sich ebenfalls für die Verwandlung vor. Sie konnte nicht zu einem solch stämmigen, starken Drachen werden wie diese Kämpfer, doch auch ihre Schuppen waren hart, ihre Atemstöße heiß und ihre Flügel schnell. Viele hielten sie sogar für den schnellsten Drachen Requiems. Und dennoch warf Orin, als er sich von der Mauer abgestoßen hatte, einen stechenden Blick über die Schulter zurück.

»Bleib hier, Schwester!«, rief er ihr zu. Seine Flügel wirbelten den dichten Schnee auf. »Geh in die Halle, verriegele das Tor und bleib dort, bis ich zurück bin!«

Damit stieß er einen Flammenstrahl aus und fauchte so laut, dass sein Schreien in Moris Ohren dröhnte. Die anderen Drachen flogen an seine Seite, überall glitzerten Schuppen und flammte heißer Atem auf. Mori sah ihnen zu und drückte hinter ihrem Rücken den elften Finger.

Hilf ihnen, Glücksfinger!, betete sie. Aus der Ferne drang das Kreischen der Phönixe zu ihnen. Sie kamen näher.

Nun konnte sie die Vögel besser erkennen. Ihre Körper waren aus geschmolzenem Feuer gewebt, das wie Stürme auf der Sonne aufgewickelt war. Ihre Schnäbel waren weiß und lodernd, ihre Augen verwirbelte Sterne. Bei jedem Flügelschlag schossen Flammen aus ihrem lodernden Gefieder. Die Hitze traf Mori sogar über diese Entfernung hinweg. Der Wald unter ihnen triefte, der geschmolzene Schnee lief in Bächen in Richtung der Festung, auf der Mori stand. Zehntausend Feuervögel waren am Himmel, vielleicht noch mehr. Die fünfzig Drachen sahen dagegen winzig aus – wie Staubkörnchen in einem Ofen.

»Verschwindet, Kreaturen des Feuers!«, brüllte Orin ihnen mit donnernder Stimme entgegen. Seine Flügel fachten ihre Flammen an. »Bleibt unseren Grenzen fern!«

Die Phönixe kreischten und stürzten auf ihn hinab.

Mori sah entsetzt zu und drückte ihren Glücksfinger so fest, dass sie fürchtete, er könne abreißen. Die Phönixe fuhren ihre lodernden weißen Krallen aus. Flammen umspielten ihre Flügel, und ihre Augen leuchteten wie Sterne. Die Feuervögel rasten in die Drachen hinein und hüllten sie in Flammen.

»Orin!«, rief Mori. Sie konnte ihn kaum noch...

Erscheint lt. Verlag 20.7.2015
Reihe/Serie Drachenlied-Trilogie
Übersetzer Jörn Pinnow
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel A Dawn of Dragonfire. Dragonlore 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Abenteuer • Christopher Paolini • Drachen • eBooks • Eragon • Fantasy • Helden • High Fantasy • High Fantasy, Drachen, Phönix, Helden, Pans Labyrinth, Christopher Paolini, Eragon, Abenteuer, Fantasy • Pans Labyrinth • Phönix
ISBN-10 3-641-15801-X / 364115801X
ISBN-13 978-3-641-15801-9 / 9783641158019
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