Alien Wars - Sterneninvasion (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
448 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-15348-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alien Wars - Sterneninvasion -  Marko Kloos
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Angriff!
Anfang des 22. Jahrhunderts ist die Welt restlos überfüllt: Die Menschen leben auf allerengstem Raum zusammen, die Lebensmittel sind knapp - die Tagesration eines Erwachsenen besteht aus 2000 Kalorien Sojamehl -, und jeder, der es sich leisten kann, lebt längst auf einem anderen Planeten. Davon träumt auch der junge Andy Grayson. Um endlich von der Erde wegzukommen, tritt er der Army bei, die sich gerade auf einen interstellaren Krieg mit einer feindlich gesinnten Alien-Spezies vorbereitet. Und ehe er sichs versieht, landet Andy auf einem weit abgelegenen Kolonialplaneten der Erde - im härtesten Bootcamp des Universums ...

Marko Kloos wurde 1971 in Deutschland geboren und ist dort auch aufgewachsen, bevor er nach Amerika übersiedelte. Er arbeitete u.a. als Soldat, Verkäufer und IT-Administrator, bevor er seine Leidenschaft für Fantasy und Science Fiction zu seinem Beruf machte und Autor wurde. Er lebt mit seiner Frau und den gemeinsamen zwei Kindern in New Hampshire.

1

ABSCHIEDE

»Du solltest dich auch noch von deinem Vater verabschieden«, ruft meine Mom aus der Küche.

Ich sehe von meinem E-Reader auf und werfe einen Blick rüber. Sie nimmt gerade eine Schale mit einem Fertiggericht aus dem Minibackofen, heißt, sie kriegt das verschmitzte Lächeln, mit dem ich sie mustere, nicht mit. Ich widme mich wieder der Lektüre des Untergangs der Pequod, was ich im Moment viel interessanter finde.

»Hast du mich gehört, Andrew?«

»Ja, hab dich gehört. Ich hab dir bloß nicht zugehört.«

»Lass doch diese Haarspaltereien. Willst du ihm denn nicht noch ›Auf Wiedersehen‹ sagen, bevor du abreist?«

»Wieso zum Teufel sollte ich? Er wird sich doch eh nur wieder die Birne zugedröhnt haben.«

Mom kommt mit dem Fertigfutter an den Tisch und stellt die Schale schwungvoll vor mich hin.

»Leg das Ding bitte beim Essen weg.«

Ich stoße einen Seufzer aus und drücke die Off-Taste.

»Deine Ausbildung wird ein paar Monate dauern, Andrew. So schnell, wie der Krebs bei ihm voranschreitet, wirst du ihn vielleicht gar nicht mehr sehen.«

»Gut«, sage ich.

Mom sieht mich mit einem Gesichtsausdruck an, den man als eine Mischung aus Trauer und Zorn bezeichnen könnte. Und für einen Moment glaube ich fast, sie will mir eine Ohrfeige geben – etwas, das sie nicht mehr getan hat, seit ich zehn war. Dann wird ihr Blick wieder sanfter, und sie sieht aus dem Fenster. Der Regen prasselt in Strömen auf das Beton-Hamsterlabyrinth unserer Sozialwohnungs-Kolonie mit der amtlichen Kurzform PRC. Ich hasse Regentage – die Nässe verstärkt den Gestank nur noch. Urin und verrottender Müll: der Duft des Gettos.

»Er ist immer noch dein Vater«, sagt sie. »Du wirst keine Gelegenheit mehr bekommen, mit ihm zu sprechen. Wenn du dich jetzt nicht von ihm verabschiedest, wirst du es eines Tages bereuen.«

»Du hattest ihm sogar die Nase gebrochen, als du ihn verlassen hast«, erinnere ich sie. »Dich hatte der Krebs doch auch nicht allzu sehr tangiert. Wieso zum Teufel sollte ich jetzt viel Trara darum machen?«

»Das war vor sieben Jahren«, versucht Mom sich zu rechtfertigen. Sie zieht einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzt sich. »Seitdem ist viel geschehen. Er war stolz auf dich, als ich ihm von deinem Zulassungsschreiben erzählte, musst du wissen.«

Sie sieht mich an, und ich versuche ihren Blick zu ignorieren, während ich den Deckel von der Aluschale abziehe. Die Geschmacksrichtung des Tages ist Huhn mit Reis. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, aus dem verarbeiteten Protein in der Basisration eine schmackhafte Mahlzeit zu zaubern. Ich stochere mit der Gabel im Ersatz-Hühnerfleisch herum. Dann blicke ich auf und sehe, dass Mom mich noch immer mit diesem niedergeschlagenen Ausdruck ansieht, den sie immer aufsetzt, wenn sie mir ein schlechtes Gewissen einreden will. Ich erwidere ihren Blick für einen Moment und zucke schließlich die Achseln.

»Na schön, ich werde mich noch von ihm verabschieden«, sage ich. »Und wenn ich unterwegs ausgeraubt und getötet werde, hoffe ich, dass du dich wenigstens schlecht fühlst.«

Mein Zimmer ist gerade groß genug für mein Bett, den Schreibtisch und eine Kommode. Die Einrichtung besteht aus Edelstahl und ist am Boden verschraubt, damit wir sie nicht wegschaffen und als Schrott verhökern können. Die Kommode ist nur halb voll; ich habe halt nicht so viele Klamotten, um sie ganz zu füllen.

Ich öffne die oberste Schublade und werfe den E-Book-Reader auf den kleinen Kleiderstapel. Letztes Jahr habe ich ihn für eine Schachtel mit alten Randfeuerpatronen eingetauscht, und der Typ, mit dem ich den Deal machte, hielt mich für einen kompletten Vollidioten. Die Aufkleber mit der Aufschrift »Schuleigentum« lassen sich nämlich nicht entfernen – aber die Sozialpolizei interessiert sich sowieso nicht für Schuleigentum. Wenn sie ihre Razzien durchführen, suchen sie nur nach Waffen und Drogen. Ich könnte den E-Book-Reader auch verstecken, aber die Bullen werden misstrauisch, wenn sie gar nichts Illegales finden.

Während ich durch das Apartment zur Haustür gehe, steckt meine Mutter den Kopf aus der Kochnische.

»Andrew?«

»Ja, Mom?«

»Es ist Sonntag. Gehst du noch bei der Lebensmittelausgabe vorbei und holst deine Wochenration ab?«

»Ich fahre doch morgen zur Grundausbildung. Ich könnte die Rationen gar nicht mehr essen.«

Mom sieht mich nur an, und sie macht fast den Eindruck, als ob sie sich schämen würde. Dann begreife ich, worum es ihr wirklich geht, und ich zucke die Achseln.

»Ich werde meine Ration abholen, Mom.«

Sie öffnet den Mund, um noch etwas zu sagen, aber ich drehe mich um und schließe die Tür hinter mir. Ihre Antwort geht im hohlen Scheppern der zufallenden Tür unter.

Der Aufzug in unserem Trakt des Gebäudes ist wieder einmal defekt. Ich öffne die Tür zum Treppenhaus neben dem Aufzug und lausche. Die Treppen sind ein beliebter Treffpunkt für die verschiedenen Rudel von Nachwuchs-gangstern, die in den beengten Räumlichkeiten gern Leute überfallen. Die Sozialpolizei taucht nur in nennenswerter Stärke auf, wenn sie eine Drogen- oder Waffenrazzia durchführt; ansonsten halten sie sich von den Apartmentgebäuden fern. Wir haben zwar Überwachungskameras auf jeder Etage, aber die meisten sind defekt. Niemand interessiert sich für die Belange von Sozialhilfeempfängern.

Unser Apartment ist im elften Stock eines dreißigstöckigen Gebäudes. Ich gehe die Treppe runter, wobei ich drei oder vier Stufen auf einmal nehme. Schnelligkeit geht vor Sicherheit. Unten angekommen, halte ich wieder inne und lausche. Dann öffne ich die Tür zur Eingangshalle und verlasse eilig das Gebäude, um meine Waffe zu holen.

Waffenbesitz in Sozialwohnungen ist illegal, aber es hat trotzdem fast jeder eine. Ich bewahre meine nicht im Haus auf, weil stichprobenartige Kontrollen durchgeführt werden und Mom ausrasten würde, wenn sie sie fände. Also verstecke ich sie in einem wasserdichten Rohr, das in einem Spalt der großen, mobilen Müllverbrennungsanlage des Gebäudes steckt. Es ist ein super Versteck – dort schnüffelt keiner rum, und der Container steht auch immer am selben Ort. Andererseits bin ich so immer eine leichte Beute, bis ich das Gebäude verlasse. Ich vergewissere mich, dass niemand in der Nähe ist, und gehe zum Müllcontainer rüber.

Jedes Mal wenn ich die Hand in die Spalte stecke, rechne ich damit, ins Leere zu greifen. Und jedes Mal wenn die Hand sich um das kühle Metall der magnetischen Metallbox schließt, stoße ich erleichtert den Atem aus. Ich öffne den Deckel und nehme die Waffe heraus. Es ist ein alter Revolver, vor über anderthalb Jahrhunderten hergestellt. Es ist nur ein Sechsschüsser, funktioniert dafür aber auch mit Munition »Marke Eigenbau«, die viel gängiger ist als Originalmunition. Meine knappen Munitionsreserven bestehen hauptsächlich aus Messinghülsen, die ich mit Bleischrot befüllt habe. Revolver sind beliebter als Pistolen, weil bei ihnen keine Ladehemmung auftreten kann.

Ich stecke den Revolver in die Hose, direkt hinter den Hüftknochen, wo die Waffe durch die Spannung des Hosenbunds fixiert wird. Es ist riskant, mit einer illegalen Waffe herumzulaufen, aber es ist noch riskanter, sich unbewaffnet in der Sozialwohnungs-Kolonie zu bewegen.

Und ein Gutes hat der Regen doch. Die meisten Leute bleiben nämlich zu Hause – sogar die Räuber. Wenn es regnet, sind die Straßen draußen beinahe friedlich. Ich ziehe mir die Kapuze der Jacke über den Kopf und betrete die Straße.

Innerhalb von fünf Minuten bin ich nass bis auf die Knochen. Man könnte auch trockene Füße behalten, wenn man die Markisen und Gebäudevorsprünge als Schutz nutzt, aber ich werde gern nass. Türeingänge und andere dunkle Orte in der Nähe von Gebäuden sind außerdem gefährlich. Wenn man an einem solchen Ort vorbeigeht, an dem sich Nachwuchsgangster versteckt haben, ist die Reise vorbei. Ich wurde im letzten Jahr zweimal fast ausgeraubt, und deshalb bin ich ausgesprochen vorsichtig.

Das Apartmentgebäude meines Vaters befindet sich fast am anderen Ende des PRC. In der Nähe ist eine Station des öffentlichen Nahverkehrs, aber ich käme dort nicht rein, ohne dass die Waffenscanner am Eingang anschlagen würden. Also gehe ich zu Fuß.

An diesem Ort bin ich aufgewachsen. Ich bin auch noch nie aus der Boston-Metroplex herausgekommen. Morgen beginnt die Grundausbildung, und wenn ich nicht durchfalle, werde ich diesen Ort auch nie wieder sehen. Ich lasse mein vertrautes Umfeld zurück und alle meine Bekannten. Und ich kann es kaum erwarten.

Nach dem dritten Summton öffnet Dad die Tür. Ich habe ihn zuletzt vor über einem Jahr gesehen, und im ersten Moment bin ich geschockt, wie sehr er sich seitdem verändert hat. Sein Gesicht ist eingefallen. Als er noch jünger war, war er ein stattlicher Mann, aber der Krebs hat bereits den Großteil seiner Substanz aufgefressen. Er hat schreckliche Zähne. So schlimm, dass ich fast zurückgewichen wäre, als er den Mund zu einem Lächeln öffnet.

»Na sieh mal einer an«, sagt er. »Bist gekommen, um Auf Wiedersehen zu sagen, was?«

»Mom hat mich geschickt«, sage ich.

»Natürlich hat sie das.«

Wir sehen uns für ein paar Augenblicke an, und dann dreht er sich um und geht ins Apartment zurück.

»Dann komm doch rein.«

Ich betrete den Flur seines Apartments und schließe die Tür hinter mir. Dad geht ins Wohnzimmer und lässt sich mit einem Seufzer auf...

Erscheint lt. Verlag 15.6.2015
Reihe/Serie Alien Wars
Übersetzer Martin Gilbert
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Terms of Enlistment
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Aliens • eBooks • Military SF • Military SF, Raumschiff, Aliens • Raumschiff
ISBN-10 3-641-15348-4 / 3641153484
ISBN-13 978-3-641-15348-9 / 9783641153489
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