Die stille Bestie (eBook)

Thriller | Hart. Härter. Carter ? Die Psychothriller-Reihe mit Nervenkitzel pur

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
448 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1092-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die stille Bestie -  Chris Carter
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Profiler Robert Hunter vertraut nur wenigen Menschen. Eigentlich gibt es nur einen, für den er immer seine Hand ins Feuer legt. Lucien Folter, seinen Freund aus Studientagen. Beide können Menschen besser lesen als jeder andere. Hunter vertraute Folter seine engsten Geheimnisse an. Bis dieser plötzlich verschwand. Jetzt kommt ein Anruf. Die Körperteile unzähliger Mordopfer sind aufgetaucht, grausige Trophäen. Angeklagt ist Lucien Folter. Und er will nur mit einem reden: Robert Hunter ...

Chris Carter, geboren 1965, studierte in Michigan forensische Psychologie und beriet viele Jahre die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, an den Schauplatz seiner Thriller-Serie um Detective Robert Hunter.

Chris Carter, geboren 1965, studierte in Michigan forensische Psychologie und beriet viele Jahre die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, an den Schauplatz seiner Thriller-Serie um Detective Robert Hunter.

1

»Morgen, Sheriff. Morgen, Bobby«, rief die rund­liche, dunkelhaarige Kellnerin mit dem kleinen Herz-Tattoo am linken Handgelenk von ihrem Platz hinter dem Tresen. Sie brauchte gar nicht erst auf die Uhr zu sehen, die rechts neben ihr an der Wand hing. Sie wusste auch so, dass es kurz nach sechs war.

Jeden Mittwochmorgen, ohne Ausnahme, betraten Sheriff Walton und sein Deputy Bobby Dale Noras Truck Stop Diner am Rande des Städtchens Wheatland im südöst­lichen Wyoming, um ihren Hunger auf Süßes zu stillen. Man munkelte, dass es in Noras Diner die beste Pie von ganz Wyoming gab. Jeden Tag ein anderes Rezept. Mittwochs war Apfel-und-Zimt-Pie an der Reihe – Sheriff Waltons Lieblingssorte. Er wusste, dass die erste Ladung um Punkt sechs Uhr aus dem Ofen kam, und es gab einfach nichts Köstlicheres als den Geschmack von frisch gebackener Pie.

»Morgen, Beth«, grüßte Bobby zurück, während er sich das Regenwasser von Jacke und Hose wischte. »Ich sag’s Ihnen, da draußen haben sich alle Schleusentore geöffnet«, setzte er noch hinzu und schüttelte sein Bein aus, als hätte er in die Hose gemacht.

Sommerliche Regenschauer waren im Südosten Wyomings nichts Ungewöhnliches, doch das Unwetter an diesem Morgen war das bislang heftigste der Saison.

»Morgen, Beth«, sagte nun auch Sheriff Walton. Er tupfte sich Gesicht und Stirn mit einem Taschentuch trocken und ließ dann den Blick flüchtig durch den Gastraum des Diners schweifen. Zu dieser frühen Stunde, noch dazu bei strömendem Regen, herrschte deutlich weniger Betrieb als sonst. Nur drei der fünfzehn Tische waren besetzt.

Am Tisch unmittelbar neben der Tür saßen ein Mann und eine Frau und frühstückten Pancakes. Sie mochten etwa Mitte zwanzig sein, und der Sheriff vermutete, dass ihnen der zerbeulte silberne VW Golf gehörte, der draußen auf dem Parkplatz stand.

Am Nachbartisch saß ein großer, verschwitzter Mann mit kahlrasiertem Schädel. Er brachte gut und gerne hundertsechzig Kilo auf die Waage, und die Berge an Essen, die er vor sich stehen hatte, wären ausreichend gewesen, um zwei sehr hungrige Menschen satt zu machen. Vielleicht auch drei.

Der letzte der drei Fenstertische war von einem großen, grauhaarigen Mann mit buschigem Hufeisenschnurrbart und krummer Nase belegt. Seine beiden Unterarme waren mit verblassten Tätowierungen bedeckt. Er war bereits mit dem Frühstück fertig und hing nun schlaff auf seinem Stuhl, spielte mit einer Zigarettenschachtel und sah nachdenklich vor sich hin, als habe er eine schwierige Entscheidung zu treffen.

Sheriff Walton zweifelte keine Sekunde lang daran, dass diesen beiden Männern die zwei großen Trucks draußen gehörten.

Am Ende des Tresens schließlich saß ein adrett gekleideter Mann irgendwo zwischen vierzig und fünfzig, trank schwarzen Kaffee und aß einen Donut mit Schokoladenglasur. Sein Haar war kurz geschnitten und wohlfrisiert, sein modischer Bart akkurat gestutzt. Er blätterte in einer Ausgabe der Morgenzeitung. Ihm musste der dunkelblaue Ford Taurus gehören, schätzte Sheriff Walton.

»Sie kommen gerade richtig«, sagte Beth und zwinkerte dem Sheriff zu. »Ich habe sie eben aus dem Ofen geholt.« Sie deutete ein Schulterzucken an. »Als ob Sie das nicht ganz genau wüssten.«

Der Duft von frischer Apple Pie mit einem Hauch Zimt erfüllte das Lokal.

Sheriff Walton grinste breit. »Wir nehmen das Übliche, Beth«, sagte er und setzte sich an den Tresen.

»Kommt sofort«, antwortete Beth, ehe sie in der Küche verschwand. Sekunden später kam sie mit zwei dampfenden, extragroßen Stücken Pie garniert mit Honig und Sahne zurück. Sie versprachen Genuss in Vollendung.

»Ähm …«, sagte der Mann am anderen Ende des Tresens und hob zaghaft den Finger wie ein Schüler, der sich im Unterricht meldet. »Gibt es davon noch mehr?«

»Reichlich«, antwortete Beth und lächelte ihn an.

»In dem Fall hätte ich auch gern ein Stück.«

»Ich auch«, rief der dicke Truckfahrer von seinem Tisch aus und winkte. Er leckte sich bereits die Lippen.

»Und ich auch«, sagte der Hufeisenschnurrbart, der seine Zigarettenschachtel wieder in der Jackentasche verschwinden ließ. »Das riecht verdammt lecker.«

»Es schmeckt auch lecker«, bekräftigte Beth.

»Lecker beschreibt es nicht mal ansatzweise«, erklärte Sheriff Walton und wandte sich zu den Tischen um. »Es ist ein Gefühl, als wären Sie gestorben und in den Himmel gekommen.« Dann riss er ganz unvermittelt die Augen auf. »Ach du heilige Scheiße«, murmelte er und rutschte von seinem Barhocker.

Das Verhalten seines Vorgesetzten ließ Bobby Dale herumfahren. Er folgte dem Blick des Sheriffs. Durch das große Fenster hinter dem Tisch, an dem das junge Pärchen saß, sah er die hellen Frontscheinwerfer eines Pick-ups, der direkt auf sie zuhielt. Der Wagen schien außer Kontrolle geraten zu sein.

»Was zum Teufel …«, sagte Bobby und stand ebenfalls auf.

Auch die anderen Gäste drehten sich zum Fenster. Entsetzen spiegelte sich in ihren Gesichtern. Der Pick-up kam auf das Diner zugerast wie eine zielsuchende Rakete. Der Fahrer machte keinerlei Anstalten, auszuweichen oder zu bremsen. Sie hatten zwei, maximal drei Sekunden, dann würde der Wagen durch die Scheibe krachen.

»ALLES IN DECKUNG!«, brüllte Sheriff Walton – aber das hätte er sich sparen können. Die Leute waren instinktiv von ihren Plätzen in die Höhe gefahren und versuchten verzweifelt, sich in Sicherheit zu bringen. Bei seiner momentanen Geschwindigkeit würde der Pick-up die Front des Gebäudes durchbrechen und vermutlich erst vor der Küche ganz hinten im Lokal zum Stehen kommen. Dabei würde er alles zerstören oder töten, was ihm in die Quere kam.

Im Diner brach ein Tumult aus Schreien und hektischer Bewegung aus. Den Gästen dämmerte, dass die Zeit nicht reichen würde.

KRIIIIEEEETSCH-BUMMMM!

Das Geräusch des Aufpralls war ohrenbetäubend wie eine Explosion und ließ den Boden unter ihren Füßen erzittern.

Sheriff Walton war der Erste, der danach den Kopf hob. Es dauerte einige Sekunden, bis ihm klar wurde, dass der Pick-up, aus welchem Grund auch immer, nicht durch die Fensterscheibe des Diners gerast war.

Stirnrunzeln, gefolgt von Verwirrung.

»Sind alle wohlauf?«, rief er schließlich, während er sich hastig nach den anderen umsah.

Aus den Ecken des Raums drang bejahendes Murmeln.

Der Sheriff und sein Deputy verloren keine Zeit. Sie rappelten sich auf und stürzten ins Freie. Die anderen folgten einen Herzschlag später. Der Regen war in den vergangenen Minuten noch stärker geworden. Er fiel in dichten Schleiern vom Himmel und behinderte die Sicht.

Durch einen glücklichen Zufall war der Pick-up wenige Meter vor dem Eingang des Diners durch ein tiefes Schlagloch gefahren, hatte dadurch scharf nach links abgeschwenkt und das Gebäude um einen knappen Meter verfehlt. Dabei hatte er zunächst das Heck des dunkelblauen Ford Taurus gestreift, ehe er frontal in ein kleines Nebengebäude gerast war, in dem sich die Gästetoiletten sowie ein Lagerraum befanden. Man konnte von Glück sagen, dass sich zu dem Zeitpunkt niemand darin aufgehalten hatte.

»Verdammter Mist!«, stieß Sheriff Walton hervor. Sein Herz jagte. Der Pick-up war nur noch ein zerbeultes Wrack, und das Nebengebäude sah aus wie von einer Abrissbirne getroffen.

Der Sheriff stieg über die Trümmer hinweg und war als Erster beim Truck. Darin saß nur eine Person, der Fahrer – ein grauhaariger Mann, vielleicht Ende fünfzig. Sheriff Walton kannte den Mann nicht, war sich jedoch sicher, den Truck noch nie in Wheatland oder Umgebung gesehen zu haben. Es war ein alter, rostiger Chevy 1500 aus den frühen Neunzigern, ohne Airbags, und obwohl der Fahrer einen Sicherheitsgurt getragen hatte, war der Aufprall viel zu heftig gewesen. Der vordere Teil des Trucks, einschließlich des Motorblocks, war zusammengeschoben und in die Fahrerkabine gedrückt worden. Armaturenbrett und Lenkrad hatten den Fahrer in seinem Sitz eingeklemmt. Sein Gesicht war blutüberströmt und von den Glassplittern der Windschutzscheibe zerfetzt. Eine Scherbe hatte ihm sogar die Kehle aufgeschlitzt.

»Gottverdammich!«, zischte Sheriff Walton durch zusammengebissene Zähne, als er bei der Fahrertür ankam. Er musste nicht erst nach dem Puls des Mannes fühlen, um zu erkennen, dass er den Unfall nicht überlebt hatte.

»O mein Gott!«, hörte er Beth wenige Meter hinter sich mit zitternder Stimme ausrufen. Sofort drehte er sich um und hob in einer abwehrenden Geste die Hand.

»Beth, kommen Sie nicht näher«, befahl er energisch. »Gehen Sie wieder rein, und bleiben Sie drinnen.« Sein Blick glitt zu den Gästen, die ebenfalls auf den Truck zugeeilt kamen. »Das gilt für Sie alle. Gehen Sie zurück ins Diner. Das ist ein Befehl. Der ganze Bereich hier ist für Sie tabu, haben Sie verstanden?«

Alle blieben stehen, doch niemand kehrte um.

Der Sheriff hielt nach seinem Deputy Ausschau und sah ihn weiter hinten neben dem Ford Taurus stehen. In Bobbys Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Entsetzen und Furcht.

»Bobby«, rief Sheriff Walton. »Ruf einen Krankenwagen und die Feuerwehr, schnell!«

Bobby rührte sich nicht vom Fleck.

»Bobby, komm zu dir, verdammt noch mal! Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ich will, dass du dich ans Funkgerät hängst und den Krankenwagen und die Feuerwehr rufst, und zwar ein bisschen plötzlich.«

Doch Bobby stand weiterhin da wie angewurzelt. Er sah aus, als müsse er...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2015
Reihe/Serie Ein Hunter-und-Garcia-Thriller
Ein Hunter-und-Garcia-Thriller
Übersetzer Sybille Uplegger
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Andreas Gruber • Blutrausch • Cody McFadyen • Hunter und Garcia • Internet • Los Angeles • Lucien Folter • Michael Robatham • Michael Robotham • Mord • Profiler • Psychokiller • Psychothriller • psychothriller bücher bestseller • Robert Hunter • Serienkiller • Spannung • Thriller • USA
ISBN-10 3-8437-1092-9 / 3843710929
ISBN-13 978-3-8437-1092-3 / 9783843710923
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